Müde stand ich bereits wenige Minuten nach meiner Ankunft unter der Dusche und erfrischt ging ich den kurzen Weg zur Marina-Rezeption um meine Anmeldung zu
erledigen. Und der erste Eindruck täuschte mich nicht, diese sich im Besitz von Dieter&Jana befindende Marina, mit einem integrierten Bungalow Resort, ist ein wirkliches Bijou unter den bis
anhin aufgesuchten Marinas! Alles ist in Top-Qualität erstellt und bestens unterhalten. Und auch die Mitarbeiter, egal in welcher Funktion diese auf der ganzen Marina/Resort-Anlage tätig sind,
alle sind freundlich und vorbildlich geschult. Diese Kompliment vermittelte ich dann gerne Dieter&Jana abends beim Sundowner an der Bar! Anschliessend lasse ich es mir bei einem
Tunfisch-Filet mit Reis und Gemüse gut gehen und ziehe mich so gegen 22:00 müde in meine Koje zurück. Am Donnerstag, auch hier ein Feiertag, lasse ich die KYORY noch am Landstrom
anschliessen und durchforsche mit der Kamera dieses ruhig gelegene Marina-Resort. Und welche Überraschung, was bekomme ich da am späteren Nachmittag noch vor die Linse: Es besuchen mich mit einem
Miet-Motorrad Bo&Sybille, die mit ihrer Sybo in der True Blue Bay, ca. zwei Meilen südlich von St. George’s liegen. Das müssen wir natürlich gleich im gemütlichen Restaurant
begiessen. Sie wollten hier eigentlich beim Marina-Mechaniker einen second hand-Aussenborder auswählen - aber eben, auch er zieht einen Feiertag ein! Die beiden erzählen mir dann noch, dass sie
nun mit der Sybo definitiv zur Isla Margerita/Venezuela runter segeln wollen, bevor sie dann zu unserem nächsten Treffpunkt in die ABC-Inselwelt weiter ziehen. Also ist dies gleichzeitig
unser zwischenzeitlicher Abschiedstrunk bevor wir vermutlich auf Bonaire oder dann halt erst auf Curaçao unser nächstes Wiedersehen feiern werden. Herzlich verabschieden wir uns voneinander und
sie tuckern mit ihrem Motorrad wieder den Hügel hinauf. Nach einer erfrischenden Dusche in der "Västra-Banken" schreibe ich an meinen Website-Texten weiter. Den frühen Abend verbringe ich wieder
im Resort-Restaurant und dabei schmeckt die mir später ausgewählte Frutti di Mare-Pizza, begleitend mit einem kühlen Carib-Bier, wieder ausgezeichnet. Ich lebte mich hier wirklich schnellstens
ein und fühle mich durchwegs wohl.
Am Freitag suche ich das ca. 10km entfernte Städtchen St. George’s auf, um endlich das mir von Sandra aus der Schweiz zugestellte Fedex-Päckli abzuholen. Vom Resort
aus geht es vorerst während 30Min. zu Fuss über zwei Hügel zur Hauptstrasse, wo ich umgehend einen Kleinbus besteigen kann, der mich für 2.50 EC$ (0.85 CHF) durch eine abwechslungsreiche grüne
Landschaft nach St. George’s bringt - laute Karibikmusik als dreingabe! Es ist die Hauptstadt des Inselstaates Grenada und es
leben hier etwa 25.000 Carribbean und es darf kein Haus höher als eine ausgewachsene Palme gebaut werde. Gleich angekommen bummle ich an den Fischerbooten der Carenage entlang und schnell
merke ich, dass auch hier die Uhren um einiges langsamer tiucken als in Europa. Dieses herrlich um kleine Hügel im satten Grün stetig gewachsene Städtchen gefällt mir auf Anhieb und es ist für
mich das reizvollste Städtchen in der südlichen Karibik. Besonders entlang der Carenage, dem alten Hafenviertel mit seinen alten viktorianischen Kolonialbauten und den den typisch westindischen
Holzhäuschen in zarten Pastelltönen von Rosa, Blau und Gelb. Ich statte dem Fort George einen Besuch ab, da man von hier oben aus einen schönen Rund-um-Blick auf die Häuser, mit ihren
traditionell rot gestrichenen Wellblechdächern, in dieser immergrünen Landschaft mit dem angrenzenden Meer hat. Anschliessend schlendere ich ins lebhafte Zentrum der Esplanade hinunter. Auf den
Gewürzmärkten mit ihrem Duftgemisch von Zimt, Nelken und Muskat mischt sich schon mal der süssliche Duft von Marihuana unter. Dazwischen organisiere ich mir bei einem ATM-Geldautomaten noch ein
Bündeli EC$’s. Dass ich dann hier in diesem Menschen-Getümmel mit grossem Lachen wieder auf James&Claire treffe überrascht mich langsam gar nicht mehr! - Really, we live on a small world! Sie
liegen hier in der Mt. Hartman Bay vor Anker und werden auch bald mal zur Grenada Marine aufbrechen. OK, unsere Wege trennen sich vorerst wieder und mir fällt immer mehr auf, dass Grenada die
sauberste Insel ist, die ich in der Karibik bis anhin besucht hatte. Ich sehe keine Abfälle, keine leeren Pet-Flaschen etc. auf oder neben den Strassen. Dieser Eindruck begleitet mich auf allen
in den Folgetagen vom Phare Bleu-Resort aus unternommenen Ausflügen. - Und das "Tüpfli uf’s i" ist noch die vorbildlich organisierte Abfall-Beseitigung im Resort selbst. Pet-Gebinde,
Glasflaschen, Blechdosen, Karton und sonstiger Abfall wird getrennt in grossen Kübeln gesammelt. Das habe ich seit meiner Ankunft in der Karibik so noch nie gesehen, was natürlich ein Verdienst
von Jana&Dieter ist - einfach typisch Schweizerisch! Dann visiere ich in St. George’s als nächstes Ziel das Fedex-Büro an um endlich mein Päckli in Empfang zu nehmen. Die noch mir vor zwei
Tagen per Mail angedrohten Tax-Kosten über 680 EC$ (225 CHF), kann ich dann immerhin auf 186.30 EC$ (60 CHF) runterhandeln. Die hübsche Custom-Schönheit, im 1.OG des Fedex-Gebäudes, lässt sich
von mir anhand der Inhaltsliste überzeugen, dass ua das Kindle-e-book, ein Iridium-Satelliten-Connector, 500gr Bündnerfleisch, zwei Aromat-Nachfülltüten und die eigentlich für die
Silence-Crew bestimmte Kleinbildkamera sowie einem Haarschneider - alles für mich bestimmte Geburi-Gschänkli sind! Dabei muss ich aber schon noch festhalten, dass mich dieser
Fedex-Transport mit einem Warenwert von 900 CHF sage und schreibe 600 CHF gekostet hat. - Ich finde das, auch unter Berücksichtigung der Flugdistanz und der kurzen Transportzeit von einer Woche
trotzdem überrissen! Aber was sage ich mir jeweils in solchen Situationen: Wenn ich es nicht ändern kann lasse ich es sein und rege mich nicht weiter auf! So, nun bin ich noch auf der Suche nach
Druckerpatronen für meinen HP-Printer, was hier in St. George’s nach meiner Einschätzung sicher ein schwieriges Unterfangen werden wird. Ich erlaubte mir am Fedex-Schalter beim sympathischen
Mitarbeiter nachzufragen, ob es hier in der City eventuell einen PC-Shop mit dem Verkauf solcher Patronen gibt. Trotz dreier wartender Kunden hinter mir nahm er das Handy und wählte ein paar
Nummern durch. Entschuldigend wandte ich mich dabei an die Fedex-Kunden hinter mir. Aber mit einem Lächeln meinten diese Caribbean - No problem my friend! Nachdem ich dem Fedex-Mann noch die
mitgebrachte alte HP-Kartonhülle übergab wurde er bereits beim zweiten Anruf fündig. Er übergab mir sein Phone und der Gesprächspartner am anderen Ende überraschte mich mit der Bemerkung, ich
solle hier einfach am Fedex-Schalter warten, da er mich in einigen Minuten dort treffen und abholen werde! - Habe ich ihn mit seinem Caribbean-english wirklich richtig verstanden? Musste ich,
denn nach bereits 10Min. tauchte er auf und nahm am Schalter zwei grössere Fedex-Pakete in Empfang. Mit meinem Schweizer Sackmesser öffnete er gleich das erste und dann das zweite Pakete und wow,
präsentierte er mir, welch ein Zufall, die von mir so gewünschten Printer-Patronen! Dann meinte er „So das hätten wir also, nun können sie noch mit mir zum bezahlen der Cartridge’s in meinen
PC-Shop fahren“. Ich entschied mich nach der Ankunft in seinem Laden dann gleich je zwei dieser Patronen zu erwerben. - Diese Fedex-Begegnung und unglaubliche Hilfsbereitschaft der Caribbean bei
ähnlichen Situationen steht stellvertretend als Beispiel für alle von mir besuchten Karibik-Inseln! Meine Hochachtung haben diese einfach liebenswerten Carribean, die uns Gästen jederzeit mit
einem begleitenden Lächeln ein herzliches hello schenken! Auch stellte ich über die vergangenen Wochen fest, dass sie sich auch untereinander nie aggressiv verhalten, fluchen oder sonst irgendwie
laut werden! Wenn ich mich da zum Vergleich an meinen mehrjährigen Aufenthalt in Griechenland zurück versetze, ja da könnten die Griechen von den Carribean ein grosse Stück vom diesem Kuchen
abschneiden!
Anschliessend gehe ich noch ein bisschen auf Foto-Safari, bevor ich gegen 15:00 wieder einen Kleinbus der Linie 2 zurück in die Phare Bleu Marina besteige - um dortb ja den WM-Vorrunden-Match
Schweiz-Frankreich nicht zu verpassen! Nach etwa 20Min. erreichen wir bei der Gospel Church von Calivigny die Haltestelle mit der Abzweigung zum Phare Bleu
Resort und ich steige aus. Kaum laufe ich einige Meter diese Nebenstrasse den ersten Hügel hinunter hält neben mir ein Pick-up, mit einem Aussenborder hinten drauf, der mir gleich einen Lift bis
ins Resort gibt. Ich erkenne im Fahrer dann schnell den Mechaniker vom Phare Bleu Marina-Service. Und was er mir erzählt ist doch einfach wieder zum schmunzeln: Er war gerade in der True Blue
Bay, um meinen Bekannten Bo&Sybille den hinten auf der Pritsche liegenden Aussenborder zu verkaufen. Leider müsse er aber nochmals mit ihm auf den Prüfstand, da er nicht zuverlässig seinen
Dienst tat. So, bald ist 18:00 und Sabrina von der Rezeption hatte mir bereits am Vormittag für diesen WM-Match freundlicherweise einen Resort-Bungalow reserviert, da im Restaurant nur ein
Werbe-TV hängt. Übrigens hat es im Moment keine weiteren Schweizer in der Marina, also bin ich der einzige Nati-Fan und ich suche, bewaffnet mit einem Plastiksack und darin enthaltenen zwei
Bierdosen, einem Sandwich und einem Mars-Riegel den Bungalow No. 3 auf. OK, ich gebe es zu, nach 20Min. und beim Zwischenresultat von 2:0 für die Franzosen verlasse ich den Bungalow schnell
wieder durch den farbigen Blumen- und Palmengarten um auf die KYORY zurück zu kehren. Dort angekommen setze ich mich gleich wieder an den Laptop um weiter an meinen Texten zu schreiben.
Irgendwann später lese ich im Internet, dass die Schweiz 2:5 verloren hat! Nicht so schlimm, in fünf Tagen folgt nochmals eine Chance um sich gegen Ecuador für den weiterverbleib an dieser WM zu
qualifizieren. Später habe ich dann im Restaurant noch eine leckere Fischsuppe gegessen und mir mit einem Bier - oder waren es zwei - die Fussball-Niederlage vergessen gemacht.
Über die nächsten fünf Tage erledigte ich, bei übrigens immer kurzfristigen Regenschauern mit vereinzelten Böen von über 20Kn, noch diverse normale Serviceaufgaben
und Pendenzen: Ich liess ua das am Davit hängende Dingi zu Wasser und parkierte den Aussenborder am Heckkorb. Dann putze ich vom Dingi aus das sich über der Wasserlinie am Rumpf wieder fest
gesaugte Grünzeug ab. Das Dingi parkierte ich als Zwischenlösung mal wieder auf dem Vordeck. Dazwischen sass ich auch einige Stunden am Laptop, setzte Texte in den Website-Blog ein oder schrieb
am Reisetagebuch weiter. Samstagabends wollte ich noch mit grosser Vorfreude ein Konzert von „Sabrina & the Navigators“ im Prickly Bay-Restaurant besuchen. Leider musste ich dann feststellen,
dass sie va als Pausenfüller bei einem Hip-Hop-Wettbewerbs-Event engagiert waren - wobei Hip-Hop definitiv nicht meine Lieblingsmusik ist. Also sucht ich bald wieder die KYORY auf. Na
ja, vielleicht habe ich die Chance diese groovige Soul-Band, von Dieter gemanagt und am Akkordeon jeweils begleitet, doch noch einmal in der Phare Bleu zu hören und zu sehen. Vorsichtshalber habe
ich mir mal einen Chip bei Sabrina organisiert, wobei darauf einige ihrer Musik-Highlights sowie ein Film über deren Schweizer Tournee vom vergangenen Juli abgespeichert sind. Dann ist auf der
KYORY wieder mal einen Innenputz fällig gewesen und auch einige Leinen müssen mit Süsswasser gespült werden. Von zwei beim Nachbarlieger im Einsatz befindlichen Tauchern lasse ich mir
gleich noch das Logge-Rädchen von Müschelis befreien und als Zugabe putzen die beiden auch noch den Propeller und das Bugstrahlruder. Im weiteren entfernte ich mit dem Rigger Dave den am
Grossbaum angeschlagenen und schon arg gebeutelten Lazyjac. Er nähte mir einem neuen 5m-Reisverschluss ein und rüstete ihn mit drei neuen Mast-Bandbändsel nach. Und natürlich suchte ich noch das
einte oder andere Mal dass Resort-Restaurant. Was sich in diesen Tagen eindeutig gelohnt hat, habe ich doch wieder es betzeli Gewicht zugelegt. Dann besuchte ich am Mittwoch nochmals St. George’s
um diverses für die Pantry und das Boot einzukaufen. Diese Einkaufstour absolvierte ich mit einem Taxi, da ich doch um 16:00 den WM-Match der Schweizer Nati gegen Equador ja nicht verpassen
wollte. Und es hat sich doch gelohnt, unsere Nati gewann verdientermassen mit 3:0 - womit dieses Schweizer Märchen in die nächste Runde geht! Das wäre dann am 1. Juli, während meinem Aufenthalt
in der Grenada Marina. Dabei verspricht mir übrigens der Wetterbericht für diese morgige Überfahrt eine wieder etwas ruhigere See, dies nach diversen hier kurz hintereinander durchgezogenen
Gewittern.