Montag, 29.9.2014, drei Tage vor meinem Abflug am 2. Oktober nach Bogota kam noch eine sehr ausgefüllte Zeit auf mich zu, wobei ich mir aber trotzdem immer wieder
die einte oder andere Verschnaufpause gönnte! So schaute ich mir noch den neuen Denzel Washington-Film „The Equalizer“ an. Gute Schauspieler, spannender Thriller und erst noch ein Happy End. Oder
ich schaute dem einten oder anderen Cruisingship beim anlegen oder ablegen zu. So kurz vor Saison-Eröffnung Ende Oktober liegen bereits jetzt schon immer etwa zwei dieser grossen fahrbaren Hotels
hinter mir an der grossen Pier. Oder ich erwarte jeweils mit grossem Interesse Mike, wenn er mit seinen Gästen vom fischen zurück kommt. Heute konnte er zwei grosse Wahoo zu 11 und 16kg, ein Mahi
Mahi und zwei Barracudas präsentieren. Am 30. 9. suchte ich das kleine Immigration-Office im Port Oranjestad auf, da ich bezüglich meinem Aruba-Visa bis Ende Dezember einige Fragen hatte. Dabei
wollte ich vor allem abklären, ob ich ohne Probleme die Insel nun für fast drei Wochen verlassen konnte, ohne dass das Visa verfallen würde. Leider waren alle Beamten in der einiges ausserhalb
gelegenen Zentrale des kleinen Port Barcadera im Einsatz. Nun wäre es für mich eigentlich selbstverständlich gewesen mit einem Taxi nach Barcadera zu fahren. Aber der mit mir sprechende
Beamte meinte nur, ich solle hier etwa 20Min. warten, es würde dann ein Officer von Barcadera rauf in den Port kommen. Und wirklich fuhr nach einer halben Stunde ein Officer vor und
nach Einsicht in meine Papiere versicherte er mir, dass ich bei meinem Kolumbien-Abstecher keine Visa-Probleme zu erwarten hätte. Ich solle dann einfach bei der Rückkehr ein neues
Embarkation-Paper ausfüllen. Doch einfach genial diese Hilfsbereitschaft! Anschliessend gönnte ich mir in einer Hotel-Anlage eine Ganzkörper-Massage und besorgte mir noch auf anraten meines
Segelfreundes Kai zwei Medis zur etwaigen Eindämmung der möglicherweise auch mich heimsuchenden Chikungunya-Infektion während meiner Kolumbien-Reise. Weiter ging es in ein Copy-Center wo ich mir
von verschiedenen Dokumenten (wie Pass, ID, Visa, Flugticket, Hostel-Vouchers, Boots-Flaggenschein) Farbkopien erstellen liess. Dann wollte ich noch auf einer Bank einige USD in Kolumbien-Pesos
wechseln, wobei aber die hier ansässigen Banken keine solchen Wechselgeschäfte abwickeln.
Weiter ging es am 1.10. um 13:30 mit dem schon einige Tage vorher vom Marina-Office kommunizierten verschieben der KYORY in einen angrenzenden Marina-Teil.
Dies weil hier die meisten Plätze für die anstehende Hauptsaison bereits vergeben oder vorreserviert sind. Dabei waren neben Sanders und einem Marina-Marinero auch Sybille und Bo, die ja während
meiner Abwesenheit so alle drei Tage mal die KYORY durchlüften werden. Diese Verschieberei ging problemlos über die Bühne und die KYORY ist nun hinten an zwei Bojen mit drei
Leinen verbunden und ist mit vier Leinen vorne an der Pier bestens festgemacht. Übrigens hat zwei Liegeplätze neben mir vor 10 Jahren eine US-Segelyacht festgemacht, und dies bis heute immer noch
an den gleichen sechs Festmacherleinen. Und auf der anderen Seite von mir liegt wieder, die auch vor einigen Tagen umparkierte FELINA meiner US-Freunde Denis and Co. Dann übergab ich
heute noch im Office einen Wäschesack für die Laundry und suchte später, nach einem 1stündigen Fussmarsch, im Ostende der Stadt den „My Computer“-Shop auf. Leider führt dieser mir von Xiomara
empfohlene Shop nur Reparaturen durch, wobei die Ersatzteile (meistens aus den USA) von mir selbst besorgt werden müssten. Ein Mitarbeiter gibt mir dann aber eine Adresse eines HP-Shops auf der
Westseite von Oranjestad, der mir möglicherweise die benötigten Teile in Miami bestellen würde. Da ich bereits morgen nach Kolumbien fliege, verschiebe ich diesen Besuch auf Ende Oktober. Gegen
Abend tausche ich wieder mal über Skype aktuelle Infos mit meinen Schweizern Freunden Roland und Jürg (ist derzeit mit seiner MELANIE von Mallorca nach Alicante unterwegs) aus. Es ist
immer wieder schön vertraute Schwyzerdütsch-Stimmen zu hören.
Vorwort zu meiner immer näher rückenden Kolumbien-Reise!
An dieser Stelle möchte ich vorsorglich festhalten, dass ich in diesem Kolumbien-Reisebericht teilweise wieder sehr weit ausholen werde, so zB mit Beschreibungen
von Persönlichkeiten, Künstlern und auch Drogenbaronen und Rebellen die diesen Staat in der traurigen Vergangenheit prägten. Dies im positiven wie auch im negativen sowie im alten und im euen
Kolumbien. Ich glaube, dass diese Randgeschichten wichtig sind, um vor allem auch das heutige Kolumbien besser verstehen zu können. Natürlich fehlen dabei auch wieder die kleinen mir so
aufgefallenen oder mir passierten Geschichten nicht. - Schmunzel, schmunzel!
Und abschliessend muss ich erwähnen, dass es sich bei diesem nachfolgenden Text eigentlich um eine Erstfassung für mein Buch „Mit der KYORY Rund-um-die-Welt.“
handelt. Da ich nun aber in meinen bereits wieder 30° heissen Aruba-Tagen einfach keine Lust und Laune habe, diesen Text zu komprimieren um daraus einen „um Welten“ kürzeren Text für die
KYORY-Homepage zu kreieren, bleibt es halt bei diesem detaillierten Reisebericht! Sorry about that!
Es ist Donnerstag, 2.10.2014, nach meinem z’Morge sollte ich bis zum Abflug um 19:25 (Einfindung am Airport aber bereits um 16:25! - Ha, ha, gohts no!) noch den
Watermaker spülen und mit einem Chemikalien/ Wassergemisch stilllegen, ein bisschen das Boot aufräumen und den Wäschesack im Office abholen. Ja, und dann sollte ich auch noch meinen Rucksack mit
dem nötigsten für meine 18tägige Kolumbien-Trip packen! Okay, um es kurz zu machen, ich kam dann in den kommenden Stunden doch noch ein bisschen den Stress zu spüren. Ich, der es gewohnt ist,
auch solche Situationen doch eher gemächlich anzugehen! Nun, es war die Arbeit mit dem Watermaker, die einfach nicht so wollte wie es hätte sein müssen. Zweimal flog mir der Wasser-Zufuhrschlauch
weg und so kamen einige Liter Süsswasser in die Bilge, die ich wieder mit Unterstützung des Wasserschüfelis, einem Schwamm und Lappen trocken kriegte. Aber wie immer geht halt der Zeiger der Uhr
erst recht vorwärts und nicht zurück! Wie Sand rannen mir die Minuten nur so durch die Hände und auch das vereinzelte Fluchen mit begleitendem Lachen brachte mich nicht gross weiter. Um 14:00
entschied ich mich, die Watermaker-Übung abzubrechen und räumte noch die Innenräume auf und schloss alle Luken. Anschliessend holte ich noch meine Wäsche ab und gegen 16:00 stopfte ich noch
diversen Sachen, ua auch Kleider für kältere und wärmere Tage, in den Rucksack. Ist es doch zB im auf dem 2.600 MüM gelegenen Bogota nachts nur etwa 10° warm (im 2007 wurden sogar -10° gemessen)
- und wie ich gelesen habe, kennen die Kolumbianer auch keine Heizungen! Aber irgendwie klappt es immer und kurz nach 17:30 bringt mich ein Taxi zum nahe gelegenen Flughafen und ich musste dann
eh bis um 19:00 warten bis der Avianca-Airbus bestiegen werden konnte! Kein Problem, ich habe ja nun immer mein Kindle/e-book dabei.
Aber jetzt geht’s los! Von 0 MüM in Aruba hinauf zur auf 2.600 MüM gelegenen 10Mio.-Stadt Bogota, Besuch des bezaubernde Anden-Städtchens Villa de Leyva,
eine Höhenwanderung zum auf 3.700 MüM gelegenen Kratersees im Nationalpark Iguaque und der Rückfahrt nach Bogota.
Es ist Donnerstag, 2. Oktober 2014 und um pünktlich 14:25 hebe ich auf Meereshöhe vom Flughafen Aruba mit einem Avianca-Airbus A319 ab, um in gut 1.5 Stunden im
nahen Bogota/Kolumbien auf einer Höhe von 2.600 MüM zu landen. Es war ein problemloser Flug, ausser den normalen Hopsern, und ich konnte mich fast die ganze Zeit in einen weiteren Michael
Crichton-Thriller im Kindle vertiefen. Eigentlich hätte ich dabei meine Ruhe gehabt wenn der neben mir sitzende ca. 10jährige Junge nicht ewig so nervös auf seiner Mini-Playstation rumgedrückt
hätte. Nach einer guten halben Stunde holte ich aus meinem Klein-Rucksack das 4teilge Holz-Pyramiden-Puzzle heraus, klappte bei ihm mit einem Lächeln demonstrativ sein Sitz-Essbrett runter. Mit
offenem Mund knipste er seine Playstation aus, schaute mich verwundert an und verstand erst mal die Welt nicht mehr. Da ich seine spanische Muttersprache nicht beherrsche erklärte ich ihm mit
Zeichensprache was es nun mit diesen vier Holzteilchen auf seinem Essbrett auf sich hat. Da sprach mich die etwa 14jährige neben ihm am Fenster sitzende Schwester in English an und so tauschten
wir erstmals unsere Namen aus. Ihr Name war Andrea und er hörte auf den Namen Pedro. Und nun begrüssten mich auch noch ihre Eltern, die gleich in der Reihe vor uns sassen. Andrea fungierte nun
als Dolmetscherin und erklärte Pedro dieses eigentlich auf den ersten Blick einfache Zusammensetzspiel. Pedro war ab sofort mit grossem Eifer und begleitender Unterstützung seiner Schwester
dabei, diese kleine Pyramide aufzubauen - und ich konnte in aller Ruhe in meinem Buch weiter lesen.
Hie und da schielte ich zu den beiden Kids rüber und musste wegen ihren noch nicht so erfolgreichen Baukünsten, aber auch wegen ihren spanischen Diskussionen mehr als öfters schmunzeln. Die beiden zeigten aber wirklich eine grosse Ausdauer und ich musste ihnen 2x, natürlich ohne dass sie die Lösung sahen, die Pyramide zusammensetzen. Dabei schüttelten sie immer wieder ihre Köpfe und konnten einfach nicht nachvollziehen, warum sie es noch nicht geschafft hatten. Aber als es dann die beiden bis kurz vor der Landung immer noch nicht geschafft hatten, gab ich dem Bernhardiner-Blick von Pedro nach und zeigte ihm die Lösung auf. Mit grosser Freude wollte er seine Baukünste noch schnell seinen Eltern vorzeigen, aber die Stewardess drückte ihn sanft zurück in seinen Sitz und auch er musste den Seatbelt einklinken. Bald darauf berührte der Airbus bereits um 20:15 die Landepiste in Bogota ich stellte noch meine Uhr um eine Stunde auf die Lokalzeit zurück. Beim Verlassen des Flugis verabschiedete ich mich noch von dieser sympathischen Kolumbianer-Familie, die noch nach Medellin weiter fliegen mussten. Es folgte eine schnelle Zoll-Abfertigung und vor dem Flughafengebäude stelle ich mich in die Warteschlage, um hoffentlich bald ein Taxi in die City zu besteigen. Dabei spüre ich zum ersten Mal, dass es hier mit 13° wirklich Scheiss-Kalt ist und ich ziehe mir mal die Regenjacke über! Nach kurzer Wartezeit sitze ich in einem Kleintaxi das mich in die etwa 10Km entfernte Altstadt Candelaria zu meinem Hostel „The Cranky Croc“ transportiert. Während der Fahrt kam ich umgehend mit dem Fahrer ins Gespräch und erzählte mir, dass er um gut für seine 5köpfige Familie, mit drei Kids zwischen 12 - 18 Jahren, schauen zu können, er die Nächte hindurch als Taxifahrer unterwegs sei und tagsüber ein kleines Lunch-Restaurant führe. Der Durchschnittslohn eines Kolumbiers liege etwa bei 700.000 Pesos (tönt nach viel Geld) was in etwa 360 Schweizer Franken entspricht! Nach gut 20Min. erreichen wir die Candelaria, aber leider benötigt er dann noch über 15Min. um nach zwei maligem Rückfragen bei Fussgängern mich vor dem in einer Nebengasse liegenden Hostel auszuladen. Ich habe in diesem Backpacker-Hostel im Voraus ein Zimmer mit Dusche/WC (32 CHF p/Nacht, inkl. Frühstück) reservieren lassen. Eigentlich wollte ich hier, gleich um die Ecke, im Hostel „La vieja Suiza“ des Schweizers Tobias absteigen, aber ich musste noch von Aruba aus feststellen, dass dieses Hostel derzeit nicht geöffnet ist. Nun, ich werde mal in den nächsten Tagen dort vorbei schauen. Hier am Empfang wird beim einchecken eine Passkopie erstellt und kurze Zeit später befinde ich mich bereits in einem kleinen, verdammt nochmal Arschkalten Zimmer! Und wirklich, es gibt keine Heizung und der Hostel-Spruch vom Owner Andy kann für mich ja auch nicht die Lösung sein: „Feeling cold: Do some bloody exercise before you go to bed! Or if you feeling hot: Get into bed with someone cold!“ - Ha, ha! Also ich finde es gar nicht lustig! Verflixt, ich habe wohl neben der Regenjacke eine Jeans, ein langärmliges Hemd, Unterleibchen, drei dickere T-Shirts, ein Kurz-Pyjama, drei Paar Socken und einen Harley-Schal eingepackt, das ich alles über die letzten Monate gar nie brauchte - aber eben keine lange Unterwäsche oder ein langärmliges Pyjama mit langen Hosen oder einen dicken Pullover! Somit verziehe ich mich gegen 22:00 mit einem zusätzlichen T-Shirt und Socken bewaffnet unter die dicke Bettdecke. Aber ein richtiges Wärmegefühl kommt nicht auf. Na ja, irgendwann erreicht mich doch der Schlaf des Gerechten - aber leider befällt mich dann in der Nacht auch noch ein hartnäckiger Pfnüsel.
Am Freitag, 3.10.2014 stehe ich mit einem ein bisschen stürmischen Kopf um 07:30 auf, gönne mir eine heisse Dusche und Rasur, um mich anschliessend ziemlich dick
vermummt, in den Gemeinschaftsraum zum Frühstück zu bewegen. Ich entscheide mich für Rührei, Toastbrot mit Butter und Konfi sowie einer heissen Schoggi. Ich setze mich zu einem Tisch mit zwei
Tramper-Pärchen aus Deutschland (Studenten vor sowie nach dem Studium) und schon werden die ersten Infos zu „Woher? Wohin? Wie lange auf Reise?" usw. ausgetauscht. Dabei bin ich mit meinen vielen
um Jahre zurück liegenden Tramper-Erlebnissen und Erfahrungen sowie meiner aktuellen Reisegeschichte, für diese jungen Leute ein interessanter Gesprächspartner. Aber wie das in solchen
Backpacker-Hostels ist, zwei verlassen uns bereits heute und ein anderes Paar morgen. Und im Gegenzug suchen wieder andere dieses Hostel auf, wobei übrigens die meisten Backpacker so um die sechs
Monate in Zentral- und Südamerika unterwegs sind, vereinzelte auch bis zu einem Jahr und länger. Gegen 09:00 gehe ich zurück auf mein Zimmer, packe meinen Rucksackinhalt aus und verstaue die
Sachen in dem kleinen mir zur Verfügung stehenden Wandschränkli. Ein erster Blick gegen den Himmel bestätigt mir, dass nun eine kompakte Wolkendecke über Bogota liegt, die dann im Verlaufe des
Tages vereinzelt die Sonne durchlassen wird. Die Temperatur bewegt sich am frühen Morgen bei so 12°! Gegen 10:00 durchforsche ich auf Schusters Rappen erst mal die nähere Umgebung der Candelaria
und bewege mich dann auf der Avenida Jimenez sukzessive zur grossen und stets lebendigen Einkaufs- und Flanierstrasse Calle 7 zu. Ich orientiere mich kurz auf meinem kleinen Stadtplan-Ausschnitt
und markiere mir das Museo de Arte Moderno und das Planetario, die sich beide beim aktuell noch höchsten Hochhaus von Bogota befinden. Deren Lage ist nur etwa 1Km von der Kreuzung Calle 7/Av.
Jimenez entfernt. Nun das Planetarium entspricht in etwa dem in Luzern, also nichts neues. Das Kunstmuseum spricht mich schon eher an, mit der Ausstellung einheimischer Maler des 18. Jahrhunderts
und Fotoaufnahmen aus dem 19. Jahrhundert. Das interessante und spannende bei dieser Ausstellung ist, dass gleich neben der gemalten Bildszene eine entsprechende Fotokomposition mit in etwa der
gleichen Bilddarstellung, aber mit zeitgenössischen Sujets, hängt.
Nach dem bereisen der Karibischen Inselwelt über die letzten Monate ist natürlich für mich der Besuch dieser 10Mio.-Metropole eine Riesenumstellung. Aber ich habe
keine Probleme damit und geniesse intensiv dieses pulsierende Stadtleben. Zur Einwohnerzahl, die aufgrund der Wasser- und EW-Anschlüsse geschätzt ist, muss ich aber ergänzen, dass mindestens 3
Mio. dieser Einwohner in den Favelas oder den Slums unter ärmlichen Verhältnissen hausen. Dabei ist Kolumbiens Sozial- und Gesellschaftsordnung seit 1994 in sechs Klassen gegliedert. Sie reichen
von Klasse 1, der ärmsten Gesellschaftsschicht bis hinauf zur Klasse 6, der reichen Oberschicht. Knapp 90 Prozent der Kolumbianer leben in den ersten drei sozialökonomischen Klassen. Diese
Einteilung bringt mancherlei Vorteile. So betragen die Kosten für Elektrizität, Wasser, Bildung, Grundversicherung und Internet in den unteren Klassen nur einen Bruchteil dessen, was die
Oberschicht zahlen muss. Und wenn ich richtig informiert bin, sind all diese Angebote für die Klasse 1 ohne Kostenfolge. Gegen den heutigen Freitagabend bevölkern auf das Wochenende hin immer
mehr Stadtbewohner das Zentrum um die Calle 7, die vollkommen vom Verkehr befreit ist. Strassenmusikanten, Schauspieler und Händler bevölkern diesen lebendigen Strassenzug und an jeder Ecke
werden die verschiedensten Verpflegungsmöglichkeiten angeboten. Aufgrund der nicht zu übersehenden Polizei- und auch Militär-Präsenz fühle ich mich als Tourist, wie übrigens auch die Kolumbianer,
jederzeit sicher. Diese Ordnungshüter darf man jederzeit ansprechen und um Auskünfte bitten und ohne Ausnahme sind alle mit einem Lächeln jederzeit hilfsbereit. Es kam hier, wie auch auf der
weiteren Reise öfters mal vor, das ich von diesen Ordnungshütern freundlich auf meine Herkunft angesprochen wurde, nicht dass es zu ihrer Kontrollaufgabe gehört hätte - nein, sie interessierten
sich einfach für uns fremdländischen Besucher ihres Heimatlandes, auf das die Kolumbianer übrigens sehr stolz sind! Dabei möchte ich aber schon noch erwähnt haben, dass ich aufgrund meiner vielen
in früheren Jahren unternommenen Tramperreisen mich schon aufmerksam und vorausschauend durch solche Menschenmassen bewege. Wobei ich mein jeweils notwendiges Geld, eine Kreditkarte und eine
Passkopie in einem Halstäschli immer unter dem Hemd trage.
Gegen 18:00 kehrte ich, nach einem kurzen Besuch in einem kleinen Restaurant mit dem Verzehr eines Burgers, wieder zurück im Hostel, wobei ich die beiden
„Haus-Securities“, den Hund Morocho (Blacky) und die Katze Mono (Blondy) schlafend vorfand. Das sind mir Wächter!? - Schmunzel, schmunzel!
Aber nun kommen leider ein paar Stunden auf mich zu, auf die ich noch so gerne verzichtet hätte! Aber wieder mal der Reihe nach: Eigentlich verspürte ich schon den
ganzen Tag über ein leises Kopfweh, dass sich nun in Sekundenschnelle im ganzen Kopf ausbreitete. Ich werfe meine ersten Kopfwehtabletten den Rachen hinunter und dies immerhin erst zum dritten
Mal in diesem Jahr. Schon nach einer weiteren Stunde, ich legte mich zwischenzeitlich ins Bett, steigerten sich diese Kopfschmerzen an ein Limit, das so langsam nur noch schwer auszuhalten war.
Die Schmerzen am Hinterkopf und Stirne waren nun nur noch im Sitzen oder Stehen einigermassen auszuhalten. Und nochmals schmiss ich eine Ladung Tabletten runter, die auch diesmal keine Besserung
brachten. So gingen weitere Stunden vorbei, ich versuchte es noch mit einem anderen Medikament, und ich konnte dieses verdammte Kopfweh einfach nicht besiegen. Da ich schon mal vor über 35 Jahren
eine ähnliche Geschichte im Föhngebiet von San Francisco durchmachte, ging ich davon aus, dass doch irgendwann der Schmerz ein wenig nachlassen würde. Also nahm ich diese Schmerzen, soweit dies
möglich ist, ruhig an und wartete auf Besserung. Ja, und so nachts um 01:00, nach über 5 Stunden stummen Jammerns und der Einnahme von 8 Tabletten liess das Kopfweh soweit nach, dass ich wieder
im Bett liegen konnte! Ab Mitternacht entschied ich mich nun die ganze Geschichte ohne weitere Einnahme von Medikamenten durchzustehen und ich fand dann auch immer wieder ein bisschen
Schlaf.
Am Samstagmorgen, 4.10.2014, kroch ich bereits gegen 07:00, ziemlich gerädert und immer noch mit stürmischem Kopf, aus dem Bett und stellte mich nach kneippscher
Vorgehensweise unter die Dusche. Nach einem Müsli-Brunch machte ich mich nach 09:00 wieder auf den Weg in die City auf. Trotz anhaltend brummendem Kopf freute ich mich wieder auf die freundlichen
und aufgestellten Kolumbianer, wobei ich mich in dieser 10Mio.-Stadt wirklich immer wohl fühlte. Natürlich machte ich mir in den vergangenen Stunden so meine Gedanken, was wohl diese starken
Kopfschmerzen ausgelöst haben könnte. War es wohl der rasante Höhenunterschied von 0 auf 2.600 MüM mit begleitendem Temperatursturz von 30° auf 10° runter? Oder spielte eine Rolle, dass ich nicht
die neue auf Lanzarote noch erstandene Brille mitnahm, sondern das Vorgängermodell mit ein bisschen schlechteren Gläsern? Nun, ich hoffe einfach, dass dieses Kopfweh bald vorbei ist.
Nichtsdestotrotz schlenderte ich in gemächlichem Tempo wieder zur Calle 7 hinunter. Diesmal schlug ich aber den Weg zur Plaza Bolivar mit den Regierungsgebäuden ein. Nachfolgend vorab aber noch
die Lebensgeschichte von Simon Bolivar, auch als „El Libertador“ (Der Befreier) betitelt, der mich in den kommenden Tagen durch ganz Kolumbien hindurch stetig begleiten wird: Geboren wurde er am
24.7.1783 in Caracas/Venezuela und verstarb am 17.12.1830 in Santa Marta/Kolumbien. Seine Ausbildung zum humanen politischen und militärischen Strategen wurde vor allem auf seinen längeren Reisen
durch Europa von folgenden ihn beeindruckenden Persönlichkeiten beeinflusst: Seinem Privatlehrer Simon Rodriguez, Napoleon Bonaparte sowie Alexander von Humboldt. Simon Bolivar war wirklich mehr
als nur ein eindrücklicher Unabhängigkeitskämpfer und ist verständlicherweise Nationalheld vieler von ihm und seinen Truppen befreiten lateinamerikanischen Staaten. Das sind Venezuela, Kolumbien,
Panama, Ecuador, Peru und Bolivien. Somit gibt es in Südamerika neben dem Staat Bolivien eine grosse Anzahl von Ortschaften und Städten die Bolivars Namen tragen. Auch die UNESCO verlieh übrigens
in den Jahren 1983 - 2004 jeweils den Simon Bolivar-Preis für herausragende Verdienste die im Einklang mit den Zielen Bolivars zur „Freiheit, Unabhängigkeit und Würde der Völker und zur Stärkung
einer neuen internationalen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ordnung beitragen!“ Simon Bolivar war wirklich einer der grössten Freiheitskämpfer, der nicht in Vergessenheit geraten darf!
Nun wieder zurück zu meinem Besuch des Regierungsviertels. Der Plaza Bolivar, eingerahmt von den wichtigsten Regierungsgebäuden, ist wirklich sehr beeindruckend. An dem viereckigen Platz grenzen
aneinander auf der einen Seite die Kathedrale und das ehemalige Kloster, dann das Nationale Capitol und das Stadthaus des Stadtpräsidenten sowie der neue und moderne Justizpalast - der übrigens
von den Einheimischen nur Bunker genannt wird. Etwa 500 Meter hinter dem Capitol befindet sich noch der Präsidentenpalast. Dieser Zugang ist aber heute rundum abgesperrt, da auf der Plaza Bolivar
eine kleinere Demonstration stattfindet.
Hier noch die im 1985 viel Blutzoll gekostete Geschichte zum neuen Justizpalast, die eng mit dem Drogenbaron Pablo Escobar verbunden ist: Pablo Escobar, 1949 - 1993,
war der grösste kolumbianische Drogenhändler. Durch gross angelegten und erstmalig in der Kriminalgeschichte industrialisierten Drogenschmuggels wurde er zu einem der reichsten Menschen der Welt.
Allgemein wird er als der mächtigste und brutalste Drogenhändler angesehen der je gelebt hat. In seinen besten Jahren soll er bis zu 1.5 Mio. USD am Tag verdient haben. Im 1989 war Escobar mit
einem geschätzten Privatvermögen von gegen 3 Mia. USD der siebtreichste Mann der Erde und kontrollierte 80% des internationalen Kokainmarktes! Er zeichnete sich durch unvorstellbare Grausamkeit
und Skrupellosigkeit aus, die ihn schnell an die Spitze des Medellin-Kartells brachten. Auch liess er sich in diesen Jahren mal bei Wahlen als Staatspräsident aufstellen und versprach, sollte er
gewählt werden, alle Mia.-schweren kolumbianischen Staatsschulden aus seiner Privatschatulle zu begleichen! Aber was war nun im 1985 im alten Justizpalast von Bogota vorgefallen? Die von Escobar
unterstützte Untergrundorganisation M-19 erstürmte damals mit brutalen Mitteln den Justizpalast. Diese Bewegung nahm dabei 11 Richter als Geiseln fest um ua die Freiheit einer grösseren Anzahl
inhaftierter Rebellen zu erpressen. Das liess sich der damalige Staatspräsident Betancur nicht gefallen und setzte die Armee mit Gewehren und Kanonen gegen die Geiselnehmer ein. Nach erbitterten
und brutal geführten Kämpfen wurden alle sich im Gebäude befindlichen Guerillakämpfer sowie die 11 Richter und viele Soldaten getötet. Und nach Beendigung der Kampfhandlungen war das
Justizgebäude nur noch ein Trümmerhaufen und wurde anschliessend neu aufgebaut! Dies war dann auch die letzte grosse Aktion der M-19-Gruppierung, die anschliessend Verhandlungen mit der Regierung
aufnahm, da sie sich nicht mehr in der Lage sah, weiterhin solch spektakuläre Aktionen durchzuführen. Seit 1991 ist die M19-Bewegung als Alianza Democratica nun die dritte Kraft im
kolumbianischen Parlament! Und derzeit ist übrigens auch ein ehemaliger Guerillero Stadtpräsident von Bogota! Nun noch kurz zum Ende von Pablo Escobar: Er starb er als ihn eine US/Kolumbianische
Elite-Einheit im 1993, im Alter von 44 Jahren, bei einer Razzia in Medellin erschossen. So, nun schliesse ich diese kolumbianische Räubergeschichte definitiv ab und widme mich wieder dem heutigen
zivilisierteren Kolumbien.
Gegen Samstagmittag, 4.10.2014, finden sich neben den erwähnten Demonstration nun doch immer mehr Besucher auf der Plaza auf. Das weiterhin kühle Wetter bedeckt die
Plaza mal mit weniger dann wieder vielen Wolken und es fallen auch ein paar Regentropfen. Ich bin schjon beeindruckt von den um diesen geschichtsträchtigen Platz erstellten Gebäude und Paläste.
Zum neben der Kathedrale befindlichen Klostergebäude muss ich noch folgendes anfügen: Nach dem die Spanier, die natürlich auch damals mit der katholischen Kirche eng liiert waren, von Bolivar zum
Teufel gejagt wurden, annektierte der neue Staat Kolumbien alle Klöster des Landes und nahm sie in seinen Besitz. Nun befinden sich in mehr oder weniger all diesen prunkvollen Gebäuden Schulen
und Universitäten des kolumbianischen Staates sowie vereinzelt auch Hotels. Ich finde dies eine wirklich nachahmenswerte Idee, die man doch auch in Europa so umsetzen könnte!? - Ui, ui! Da bin
ich wieder mal in ein Fettnäpfchen…! Okay, nach diesem eindrücklichen Besuch am Schalthebel der Macht nun endgültig zurück zu meinem Stadtrundgang. Ich spaziere wieder auf der Calle 7 zurück in
Richtung der Av. Jimenez und da ich immer noch vom Kopfweh geplagt werde und sich auch eine gewisse Müdigkeit bemerkbar macht, schlage ich gegen 15:00 den Weg zurück ins Hostel ein. Dort verzog
ich mich gleich wieder unter die Decke und döste einfach so vor mich hin.
Um 17:00 suchte mich dann Holger im Hostel auf, der mich und zwei weitere junge Frauen auf den ersten 12 Tagen dieser Rundreise begleiten wird. Punkt 18:00 holten
wir dann in einem nahen Hotel noch Dana und Sandra ab, um in der Calle 7 ein kolumbianisches Restaurant aufzusuchen. Ich hatte infolge meines Brummschädels noch keine Lust auf spezielles Essen
und bestellte zu einem Mineralwasser ein grösseres Stück Pizza Funghi. Während dem Essen konnten wie uns dann ein bisschen näher kennenlernen: Dana ist Wienerin, ca. 35jährig, arbeitet im
Kredit-Backoffice einer Raiffeisenbank und Sandra, Tirolerin, ca. 30jährig, arbeitet als Controllerin. Holger, ca. 40jährig, war in jungen Jahren auch viel als Backpacker unterwegs und ist
dann vor 18 Jahren in Kolumbien ansässig geworden. Zwischenzeitlich besitzt und bewirtschaftet er in der Nähe von San Augustin eine mittelgrosse Kaffee-Plantage und hat einige Kühe auf der Weide
rund ums Haus. Während seinen Abwesenheiten betreut jeweils eine Nachbarsfamilie seine Vierbeiner, wobei sie dann die täglich gemolkene Milch behalten und auch weiterverkaufen dürfen. Da mich
weiterhin mein Kopfweh plagte, klinkte ich mich bereits um 20:30 aus der Runde aus um im Hostel endlich zusätzlichen Schlaf zu finden. Bei der Rückkehr treffe ich im Gemeinschaftsraum noch auf
Franziska und Jochen aus Lübeck, bereisen nach erfolgreichem Uni-Abschluss für sechs Monate Kolumbien, Venezuela, Ecuador und Peru. Dann setzt sich auch noch Michael, ein junger Fluglotse aus
Frankfurt zu uns, der für einen Monat Kolumbien bereist. Mit meiner Koptweh-Entschuldigung verabschiede ich mich aber bald aus der Runde und verziehe mich definitiv wieder unter die Decke.
- Und ja, es ist immer noch Saukalt in Bogota!
Also, ab heute Sonntag, 5.10.2014 sind wir also nun zu viert unterwegs und wir befinden uns bereits auf unserem ersten gemeinsamen Ausflug. Um 09:000 besteigen wir
die nur in kurzer Entfernung oberhalb meines Hostels liegende Standseilbahn, die uns auf den 3.200MüM liegenden Aussichtsberg Montserrate fahren wird. Gleich neben an befindet sich noch eine
Kabinen-Luftseilbahn - beides Installationen der ehemaligen Brown, Boveri & Cie. (BBC) aus Baden/Schweiz, die 1988 mit der schwedischen ASEA zur ABB fusionierte. Damit werde ich also hier in
Kolumbien wieder mal an meine 4jährige Lehrzeit in den 1960er Jahren bei der BBC Baden erinnert. Nach wenigenn Minuten Fahrzeit steigen wir auf dem Montserrate aus und uns bietet sich eine
grandiose Aussicht auf die 10Mio.-Stadt Bogota, mit den unglaublichen Ausmassen von 25 x 38Km! Zum Vergleich, die Schweiz hatte im 2013 8 Mio. Einwohner, Österreich 8.5 Mio. und Kolumbien
weist total 50 Mio. Einwohner aus! Bogota liegt in einer fruchtbaren Hochebene der Anden und ist rundum eingebettet in die Gebirgszüge der Kordilleren. Wir durchschlendern noch bis zum Top den
lebendigen Touristen-Markt und besteigen dann zum runter gondeln die Luftseilbahn.
Unweit der Talstation der Montserrate-Bergbahn betreten wir das gut bewachte Smaragd-Geschäft von Dona Gloria, einer einfache Frau, die sich in diesem harten
Business einen Namen und auch viel Geld erarbeitet hat. In den Innenräumen werden Smaragde von 300 USD bis zu einigen Hunderttausend USD angeboten und anhand einer Modellanlage erklärt eine
Mitarbeiterin, wie die Smaragde im Tag- und Untertagabbau gewonnen werden. Nein, auch ich erstand keinen dieser sicher schön geschliffenen Smaragde. Anschliessend durchwanderten wir die
Candelaria und kamen durch die älteste und schmalste noch vorhandene Altstadtgasse zu einem kleinen Platz mit einem Kirchlein, wo im Jahre 1539 die die Stadt Bogota gegründet wurde. Wir ziehen
weiter zu einem ehemaligen Gebäude der Bank von Bogota, das wie einige andere Bankgebäude heute ein Museum, das Museo Botero, beherbergt. Dies ist einer der heutigen Höhepunkte und wir bewundern
dort die Kreativität dieses kolumbianischen Künstlers, der teils nachdenkliche aber auch witzige Gemälde und Skulpturen geschaffen hat. Fernando Botero, geboren 19.4.1932, ist bis anhin weltweit
der einzige Künstler, der sich schon zu Lebzeiten ein Riesenvermögen ansparen konnte. Er ist für mich wirklich einer der genialsten und vielseitigsten Künstler überhaupt! Dann besuchen wir gleich
um die Ecke das kolumbianische Münz-Museum mit der ältesten Prägepresse. Und weiter geht es ins Museo del Oro (Goldmuseum). Hier befindet sich eine Sammlung von 30.000 Gegenständen aus Gold und
mehr als 20.000 Stücken aus Knochen, Stein, Keramik und Textilien. Aus 13 präkolumbischen Kulturen bewundern wir kreative Schmuckgegenstände und folgen derer Verarbeitung. Und immer wieder stösst
man auf sitzende Schamane, die in permanenter Ekstase und Trance dargestellt sind. Ja, die Kolumbianer dürfen wirklich stolz auf ihr Goldmuseum sein. Gegen 15:00 sind wir zurück in der Calle 7
und genehmigen uns ein Kaffee und was Süsses. Nach 16:00 trennen sich unsere Wege und wir suchen unsere Bleiben auf. Ich lege mich nochmals für etwa zwei Stunden hin und begebe mich anschliessend
in ein nahe gelegenes Restaurant mit kolumbianischen Spezialitäten. Ich wähle, zu derzeit immer noch Mineralwasser, eine reichhaltige Platte mit Ossobuco aus. Und dies war wirklich
ausgezeichnet zubereitet, auch wenn ich nicht alles wegputzen konnte. Und mit Freuden darf ich zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass meine Kopfweh-Geschichte beendet ist und ich mich wieder als
der „Alte“ fühle! Gegen 22:00 liege ich bereits wieder im Bett meines weiterhin kühlen Zimmers.
Am Montag, 6.10.2014, ging ich um 08:30 zum z’Morge ins nahe Hotel von Dana und Sandra, da sich in meiner Hostel-Küche noch niemand eingefunden hatte. Um 09:00
fahren wir bei angenehmen Wetterbedingungen in einem geräumigen Taxi nach Zipaquira um dort die berühmte Salzkathedrale zu besichtigen. Es ist eine komplett unter Tag, 180 Meter unter dem
Berggipfel, von Bergbaumineuren in leeren Stollen und nach Vorgaben eines Künstlers, aus Salz gebaute Kirche. Im 1992 musste die erste, im 1954 erbaute Kathedrale, wegen Einsturzgefahr für
Besucher geschlossen werden. Zwischen 1991 - 1995 wurde dann von den Mineuren diese neue dreischiffige Kathedrale in den Salzberg gebaut. Sie ist 120 Meter lang und 26 Meter hoch und an den
Decken wölben sich ihre in den salzhaltigen Felsen gesprengten Kuppeln. Es können zahlreiche monumentale Kreuze bewundert werden sowie ein Kreuzweg mit 14 Stationen. Vieles wird mit teilweise
kitschigen Lichteffekten angestrahlt. Es ist übrigens die einzige von mir besuchte Kathedrale oder Kirche auf dieser Kolumbien-Rundreise. - Mein inneres weigert sich ja seit Jahren, all dies
vielen Götzentempel, schön verziert mit dem den Mayas, Inkas usw. in ganz Südamerika geklauten Gold, auch noch zu bestaunen! Übrigens wird gleich nebenan in diesem Berg weiterhin Salz abgebaut.
Nach dieser eindrücklichen Besichtigung dieser Kathedrale fahren wir zum Lunch in die Stadt hinein, bewundern auch diese Plaza Mayor und begeben uns ins Obergeschoss eines Restaurants das sich
gleich hier an der Plaza befindet.
Um 12:00 fahren wir weiter und machen noch einen kurzen Halt bei einer kleinen Brücke, wo die letzte erfolgreiche Schlacht der Truppen von Simon Bolivar gegen die
Spanier stattfand. Alljährlich werden unter Pomp und Getöse auch hier Erinnerungen aufgefrischt - wie etwa bei uns in der Schweiz mit den jährlichen Festivitäten zur Erinnerung an die Schlacht
mit unserem Winkelried bei Sempach! Bald besteigen wir wieder unser Taxi und nähern uns immer mehr Villa de Leyva, mit etwa 12.000 Einwohner, das zu einem der schönsten noch erhaltenen
Anden-Städtchen von ganz Südamerika gilt. Auf unserer Fahrt dahin erinnerte mich die Gegend mit ihren Bergen, Wäldern und grünen Wiesen ein bisschen an die Schweiz. Kurz vor dem eindunkeln
erreichen wir das Zentrum und als erstes parkiere ich meinen Rucksack im Hostal Paulino. Es ist eine lieblich renovierte und auch sehr ruhig gelegene Anlage. Um 18:00 treffen wir uns an der Plaza
Mayor, in einem kolumbianischen Restaurant, zu einem wirklich feinen Abendessen mit butterweichen Rindsfilets, zu dem wir auch ein Glas guten Roten kredenzen! Gegen 22:00 schlendern wir durch die
Gassen zurück in unsere Hostels. Das Städtchen liegt übrigens etwas nördlich um die vier Autostunden von Bogota entfernt auf gut 2.100 MüM und wurde schon früh zum nationalen Denkmal ernannt und
blieb so vor modernen Bauten verschont. Deshalb gibt uns heute Villa de Leyva einen unvergleichlichen Eindruck von Architektur und Ambiente der kolonialen Zeit. Die nur einstöckigen Häuser mit
ihren Ziegeldächern und vor allem das jahrhundertalte Kopfsteinpflaster mit den grossen Steinen sind alleine schon zum staunen - und natürlich für Highheels eher ungeeignet! Ja, und dann ist da
vor allem noch die riesige Plaza Mayor, die mir ihren Ausmassen von 120 x 120 Metern auch die grösste in ganz Südamerika ist! Beim Anblick dieses Platzes kann ich nachvollziehen, dass diese Plaza
immer wieder als Kulisse für historische Filme benützt wird. Ich geniesse es einfach durch die engen Gassen zu schlendern und auf der Plaza die Leute zu beobachten. Villa de Leyva ist für mich
einer der romantischsten und wunderschönsten Orte die ich auf dieser Reise besuchte.
Am Dienstag, 7.10.2014 begebe ich mich bereits um 07:30 mit Holger in einem Taxi zur ausserhalb des Städtchens gelegenen Bus-Station. Heute wollen wir zusammen im
nahen Nationalpark Iguaque zur auf einer Höhe von 3.700 MüM gelegenen Krater-Lagune de Iguaque aufsteigen. Da gemäss Holger die ca. 45Min. dauernde Zufahrt am Schluss hinauf in den Parkeingang
nur über einen vielfach ausgewaschenen steinigen und teilweise steilen Landweg führt, bemüht er sich für uns zwei ein Geländefahrzeug mit Allradantrieb zu organisieren. Leider ohne Erfolg und
nach einigen Diskussionen erklärt sich einer der Taxifahrer mit einem dieser kleinen gelben Taxis bereit, uns da rauf zu transportieren und abends da oben auch wieder abzuholen. OK, ich kann ja
diese Strassen-Situation nicht einschätzen und Holger akzeptiert mit Falten auf seiner Stirne das Angebot des Taxifahrers. Nun, der Taxifahrer muss es ja wissen und wir besteigen das Taxi und
fahren die ersten paar Kilometer auf einer Asphaltstrasse, auch wenn der Fahrer dabei immer wieder grösseren Löchern ausweichen muss. Nach etwa 30 Min. zweigt das Taxi ab in die von Holger
erwähnte, noch etwa 2km lange Zufahrtsstrasse zum Parkeingang. Ich meine zu Holger, dass nach meiner Einschätzung auch ein 4-Rad betriebener Jeep seine mühe hätte diesen Weg zu bewältigen. Und da
will unser Taxifahrer rauf fahren, also da fliegt doch nach wenigen Minuten ein Rad weg, oder die Achse bricht oder die Ölwanne bekommt ein Loch. Von unseren Bedenken kommt der Fahrer zum Glück
nichts mit, denn hochkonzentriert peilt er jeden abzufahrenden Meter und jeden Stein an und schätzt ein, wo und wie er die Gefahrenstellen umfahren will. Und wirklich, wenn es auch des Öfteren
unter dem Kaninen-Fussboden so richtig tschätteret, wir kommen stetig Meter um Meter bergan. 2x drehen in steilen Abschnitten noch die Räder durch, aber der Fahrer schafft es beide Male wieder
anzufahren. Und wirklich nach weiteren 20 Min. über diesen Holperweg kommt das Gebäude des Parkeingangs auf 2.500 MüM in unser Blickfeld. Wir, nein, der Fahrer hat es wirklich geschafft und
per Handschlag gratulieren wir ihm zu diesem Husarenstück! Was er stolz und lächelnd zur Kenntnis nimmt! Bei einem Blick die hohen Berge hinauf müssen wir feststellen, dass sich auf etwa 3.000
MüM eine graue Wolkenbank über die Kordilleren schiebt. Ich hoffe einfach, dass sie uns keinen Regen bringt und nächstens wieder verschwindet. Nun, inzwischen ist es bereits 09:45 und spätestens
um 10.00 müssten sich die letzten im Parkbuch eintragen haben, da später niemand mehr zu dieser Tagestour einsteigen darf. Da für diese Tour, rauf und wieder runter, mindestens 7 Stunden
eingesetzt werden, sollten alle Wanderer sich bis abends 17:00 wieder zurück melden. Wenn einer fehlt würde ein Suchtrupp losgeschickt. Also ziehen wir beide gleich los. Die ersten zwei Drittel
werden wir gemäss Holger vorerst bei angenehmer Wander-Temperatur durch Wald- und Bambus-Passagen angehen und das Schlussstück führt dann oberhalb der Baumgrenze bei viel kaltem Wind bis zum
Kratersee. Gegen 11:00 erreichen wir vorerst mal das Parkzentrum mit einem grossen Massenlager und Restaurant. Wir wandern daran vorbei und steigen immer höher, wobei wir zwischenzeitlich bei
3.200 MüM angelangt sind. Mit Freude stellen wir fest, dass sich die tief hängende Wolkendecke langsam auflöst und uns nun eigentlich beim weiteren Anstieg keine Wolken oder gar Regen in die
Quere kommen sollten. Aber dafür spüre ich langsam die doch ein bisschen dünner werdende Luft, mache mal eine Pause mehr als Holger, aber soweit komme ich noch gut bergan. Kurz nach 12:00 sind
über der Baumgrenze angelangt, wobei es jetzt auch noch einen steinigen und steilen Abschnitt zu überwinden gilt. Die Wolken haben sich mehrheitlich verzogen und hie und da sendet uns die Sonne
ein paar wärmende Strahlen. Hier oben bläst nun aber ein kühler Wind und wir ziehen die Regenjacken über. Uns wird nun ein grandioser Ausblick auf zwei Seiten in entfernte Täler unter uns
geboten. Bei knapp 3.700 MüM geht es endlich nicht mehr so steil bergan und wir folgen dem Kraterrand. In zügigem Schritt geht es vorbei an den vielen unter Naturschutz stehenden Pflanzen, die
auf dieser Höhe pro Jahr nur um etwa 1.5cm wachsen. Bald erhaschen wir einen ersten Blick auf die nur wenige Meter unter uns liegende Lagune. Um Punkt 13.00, nach einer Wanderzeit von genau 3
Stunden haben wir diese 1.200 Höhenmetern geschafft. Wir setzen uns vor der Lagune de Iguaque auf ein kleines Felsplateau und halten unser Picknick ab. Und an diesem Ort soll nun laut der
Musci-Indios die Wiege der Menschheit sein. In diesem 105 Meter tiefen Kratersee soll laut der Mythologie die Mutter der Menschheit, mit Namen Bachué, aus dem Wasser gestiegen sein. Eine weitere
Geschichte erzählt man von einer Indio-Frau die mit ihrem Sohn durch die Anden gewandert ist und hier mit ihm an dieser Lagune weitere Kinder gezeugt haben soll. Bald haben wir unser Picknick
beendet und machen uns um 14:00 auf den Rückweg. Es geht zügig voran und wir kommen um 15:30 beim Zentrum-Restaurant vorbei, wo wir uns eine kurze Pause gönnen und einen heissen Kräutertee
trinken. Nach wenigen Minuten brechen wir wieder auf und erreichen um 16:15 die Parkranger-Hütte an unserem Ausgangspunkt. Somit ist für mich, mit dieser anstrengenden und unvergesslichen
Wanderung, ein weiteres grosses Kolumbien-Erlebnis erfolgreich zu Ende gegangen. Danke Holger! Wir lassen uns vor der Hütte in zwei weiche sitze fallen und warten auf unseren Taxifahrer der uns
um 17:00 wieder abholen sollte. Und mit einer kleinen Verspätung trifft er auch wieder bei uns ein und die Rückfahrt über den bekannten Holperweg verlangt vom Fahrer wieder die gleiche
Konzentration wie bereits am Vormittag. Kurz nach 18:00 lädt er uns vor dem Hostel ab und um 19:30 treffen wir uns mit Dana und Sandra, die tagsüber ein leichteres Frauenprogramm unternommen
hatten. Wir entscheiden uns heute Abend bei einem Italiener zu essen und meine Spaghetti Marinare waren dabei wirklich vorzüglich. Um 23:00 gehen wir zusammen zurück in unsere Hostels und ich
muss nicht speziell erwähnen, dass ich diese Nacht ruhig und tief schlafen konnte!
Am Mittwoch, 8.10.2014 durchstreife ich am Vormittag bei aufgelockerter Bewölkung für ein Fotoshooting nochmals alleine dieses unvergleichlich schöne
Anden-Städtchen. Nach meiner Rückkehr ins Hostel packe ich meinen Rucksack und um Punkt 13:00 fahren wir vorerst mit einem Kleinbus nach Tunja um dort in einen grösseren und bequemeren
Überlandbus zurück nach Bogota zu fahren. Gegen 19:00 erreichen wir den grossen Bus-Bahnhof von Bogota und ein Taxi bringt mich innert 30 Min. in mein Hostel in der Candelaria. Anschliessend
zieht es mich wieder, trotz einsetzendem Regen, in die Calle 7. Aufgrund des nun immer stärker werdenden Regens treibt mich der Hunger ins nächstbeste Restaurant - und das ist diesmal ein
McDonalds. Nun, das Menue mit einem McNifica, Pommes und Coke erinnert mich an alte Tramper-Zeiten. Nun schiffet es aber was das Zeug hält und da ich nur mit Jacke und Mütze, aber ohne
Regenschirm unterwegs bin, suche ich um mir die Zeit zu vertreiben eine nahe gelegenes Juan Valdez Café auf - das Café mit dem besten Kaffee von ganz Kolumbien. Ich bestelle mir einen Cappuccino
mit einem Stück Kuchen, der sogar mir dann aber doch zu süss war. Ach, was solls, um 21:30 streiche ich durch den Regen den Häusern entlang zurück ins Hostel. Apropos Regenschirm, den hätte ich
vielleicht in Aruba doch einpacken müssen. Nun, ich könnte hier an jeder Ecke noch einen solchen erstehen, aber als Optimist für eh schönes Wetter brauche ich doch keinen Regenschirm - was, wenn
ich an die kommenden Tage denke, vielleicht doch eine Fehlentscheidung war!? Bald bin ich wieder zurück in meinem kalten Zimmer und hänge als erstes die nassen Sachen zum Trocknen auf -
meine Geox-Laufschuhe werden wohl bis morgen früh definitiv nicht trocken sein! Und da ich morgen früh eben zeitig aus den Federn muss, packe ich schon mal die meisten Sachen in den Rucksack und
verziehe mich gegen 23:00 unter die Decke und finde zum Glück schnell meinen Schlaf. - Und vor allem von Kopfweh wirklich keine Spur mehr!
Nun geht es weiter zu präkolumbischen Ausgrabungsstätten in San Augustin, auf eine schmerzvolle Reittour und zu einem Besuch im Canyon des Rio
Magdalena.
Am Donnerstag, 9.10.2014, weckt mich um 06:15 mein Handy-Alarm und bei 12° krieche ich ungern unter der noch ein bisschen warmen Decke hervor. Und ich Warmduscher
stehe trotzdem innert Sekunden pickelhart unter die Dusche! Ja, und heute steige ich wirklich mal in noch feuchte Laufschuhe. Um 07:00 verlasse ich das Hostel und treffe mich mit Holger, Dana und
Sandra um in zwei Taxis zum Bus-Bahnhof zu fahren. Zu viert brauchen wir mit unserer Bagage immer zwei Wagen, da diese Klein-Taxis hier mehrheitlich mit Gas betrieben werden und somit im
Kofferraum ein grosser Gastank platziert ist. Nach einem gemeinsamen z’Morge im Bus-Terminal besteigen wir um 08:30 einen wieder bequemen Überlandbus. Heute steht unsere längste und sicher auch
härteste Busfahrt an. Sie führt uns bei einer Fahrzeit von über 9 Stunden über Espinal und Neiva vorerst nach Pitalito. Es war eine abwechslungsreiche und teilweise abenteuerliche Fahrt, die
durch Gebirge und über Pässe und durch Täler, sogar mit Reisanbau, führte. Vorerst gelangten wir in das um einiges wärmere Melgar, auf nur 500 MüM, bevor es wieder in die Berge und über Espinal
nach Neiva an der Tatacoa-Wüste vorbei ging. Während einem über mehrere Stunden dauernden Abschnitt durch einen Nationalpark war es bei vielfachen Regenschauern sehr holprig, pflotschig und
dadurch kamen wir nur sehr langsam vorwärts. Holprig, weil eben Strassen durch Nationalparks nicht asphaltiert werden dürfen! Und immer wieder hat man die unendliche Weite und Grösse Südamerikas
vor sich - einfach ein beeindruckender Kontinent! Einiges vor Neiva stossen wir wieder auf den grossen Rio Magdalena an dem wir nun einige Zeit entlang fahren werden. Um 18:00 erreichen wir
endlich Pitalito. Bei Regen und einsetzender Dämmerung steigen wir um in einen Jeep, der uns in einer knappen Stunde und kurvenreicher Fahrt nach San Augustin hinauf bringt. Und gegen 19:00 haben
wir es nach total 10 stündiger Fahrerei endlich geschafft, wir sind im wieder etwas kühleren auf 1.600 MüM liegenden Bergdorf San Augustin, auch ein UNESCO-Weltkulturerbe, angekommen. Von hier
aus werden wir die nächsten drei Tage vor allem bei Besuchen von präkolumbianischen Grabstätten verbringen. Der Fahrer lädt mich vor der Finca El Maco aus und ich beziehe ein härziges und schön
eingerichtetes Häuschen mit allem notwendigen. Die Frauen logieren gegenüber in einer sogar noch etwas eklusiveren Hotelanlage. Wir vier treffen uns um 20:30 zum gemeinsamen Spaghetti
Carbonara-Plausch im El Maco-Restaurant. Infolge unserer verständlichen Müdigkeit, nach dieser kräfteraubenden Busfahrt, ziehen wir uns bald in unsere Gemächer zurück. Ich bin hier übrigens
in der Finca-Anlage von René Suter, eines vor 20 Jahren hier gestrandeten Zürchers, gelandet - und ich kann in diesem Land ein weiteres Mal Schwyzerdütsch schnörre. Die Schweizer sind übrigens
die vierstärkste Ausländerkolonie in Kolumbien und haben sich hier mit ihrem Qualitätsbewusstsein auch einen sehr guten Namen geschaffen. René lebt mit seiner Frau und seiner 10jährigen Tochter
auf der Finca-Anlage. Als gelernter Feinmechaniker arbeitete er am Anfang seines Kolumbien-Aufenthaltes im einten oder anderen Industriebetrieb, bevor er anfing nebenbei den Backpackern
Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten. Aufgrund der grossen Nachfrage entstand dann sukzessive die heutige Anlage, die er noch stetig mit weiteren Lodges ausbaut. Dieser schön und ruhig gelegene
Park liegt an einem Hang, leicht erhöht über San Augustin und ist ein kleines Bijou!
Heute Freitag, 10.10.2014, fahren wir um 08:30 nach dem Frühstück mit dem Taxi in den nahen archäologischen Park. Es ist die archäologische Hochburg Kolumbiens und
gleichzeitig eine der wichtigsten und eindrucksvollsten Ausgrabungsstätten Südamerikas. Hier lebte ein aus dem Amazonasgebiet eingewanderter Indiostamm zwischen 200 v. Chr. und 900 n. Chr. Wie
hier und auch an anderen archäologischen Stätten Kolumbiens fand man nur Grabstätten unter Erdhügeln, aber keine Gebäude oder Pyramiden. Benannt wurden sie aufgrund des Fundortes als
präkolumbische San Augustin-Kultur. Diese beeindruckenden Grabstätten fanden natürlich unter den Archäologen ein grosses Interesse, die übrigens im Jahre 1857 vom Italiener Agostino Codazzin
entdeckt wurden. Aber erst der deutsche Konrad Theodor Preuss legte in den 1920/30er Jahren die ersten Grabstätten frei und unternahm erste wissenschaftliche Untersuchungen. In den Folgejahren
wurden über 300 dieser überlebensgrossen monolithischen Steinskulpturen ausgegraben. Und trotzdem ist bis heute nur wenig über diese rätselhafte Kultur bekannt, da sie zB auch keine
Schriftzeichen gekannt hatten. Die Grabstätten waren meistens für den verstorbenen Schamanen bestimmt, der in einem Sarkophag unter einem etwa 5 Meter tiefen Erdhügel beerdigt wurde. Auf der
östlichen Seite (gegen den Sonnenaufgang) wird jeweils ein solches Grab durch zwei Statuen seiner Beschützer bewacht, während zwischen ihnen auf einer grösseren Statue die Person des Schamanen
dargestellt ist. Es wurden vereinzelt auch Gräber freigelegt in denen vermutlich auch reiche Stammesangehörige auf diese Weise beerdigt wurden. Rund um San Augustin sowie im Norden von
Kolumbien befinden sich noch einige weitere dieser Ausgrabungsstätten von anderen Indio-Stämmen, wobei wir einzelne noch aufsuchen werden. Um 12:30 fahren wir zurück in unsere Fincas um vor einem
weiteren Abenteuer noch was zu essen.
Ui, und jetzt um 13:30 gibt es für harte Cowgirls und Cowboys kein kneifen mehr, wir besteigen unsere PasoFino-Pferde. Wie werden auf einer dann leider leicht
verregneten Reittour - übrigens begleitet von Pacho, vom Besitzer der Pferde - an Plantagen von Kaffee, Mais, Zuckerrohr und Tomaten entlang weitere archäologische Stätten besuchen. Dabei
bewunderten wir auch Steinmonolithe im grossen und überwältigenden Canyon des Rio Magdalena, des mit 1538 km längsten Flusses von Kolumbien. Der Rio Magdalena entspringt übrigens etwas südlich
von San Augustin in den Kordilleren am Fusse eines erloschenen Vulkanes und mündet im Norden bei Barranquilla ins Karibische Meer. Aber nun noch zu den Leiden eines seit Jahren nicht mehr auf
einem Pferd gerittenen Schweizer Cowboys. Nach fast 5 Stunden auf dem harten Sattel der eigentlich friedlichen und gehorsamen Princess (der Name meines PasoFino) wusste ich wieder, wo sich das
Steissbein an meinem Arsch befindet! Denn nach meinem letzten Reitausflug vor über 50 Jahren ist einiges Wasser den Rio Magdalena hinunter gelaufen und leider setzte sich bei mir in der
Zwischenzeit, und erst noch am gewichtigsten Ort für einen Reiter, auch kein Fettpolster an! Aber Pickelhart, wie auch Sandra und Holger, schafften wir es mit gegenseitig motivierenden Sprüchen
doch noch bis vor unsere Fincas. Dana bestieg fast zum Ende dieses Reitausfluges, mit schmerzendem Hintern und feuchten Augen, lieber wieder ein Taxi, das sie zurück in ihr Hostel brachte. Kurz
bevor es eindunkelte stiegen wir restlichen tapferen Reiter um 18:30 Uhr runter von unseren treuen Vierbeinern. Und ich wollte nur noch eines, so schnell wie möglich unter die Dusche und den doch
auch ein bisschen wunden Arsch pflegen! - Schmunzel, schmunzel! Aber trotz ein wenig Hauteinbusse hat mir dieser Reitausflug Spass gemacht. - Nein, ich bin auch wirklich kein
Masochist!
Im Finca-Restaurant bestellte ich anschliessend zu einem Bier eine Pizza Marinara. Den gerade ins Restaurant eintretenden Pacho lade ich auch gleich zu einem Bier
ein - und natürlich erkundigt er sich mit einem schmunzeln nach dem Wohlbefinden der europäischen Hintern!? - Ha, ha! Anschliessend setze ich mich noch in den WiFi-Raum bevor ich um 23:00
übermüdet ins Bett falle. Und zum Glück schlafe ich ja seit Jahrzenten nicht mehr auf dem Rücken! - Schmunzel, schmunzel!
So, nachdem nun bereits die erste Hälfte meiner Rundreise vorbei ist, kann ich hier schon mal folgendes festhalten: Kolumbien ist einfach beeindruckend, ich treffe
nur auf hilfsbereite, aufgestellte, freundliche und vor allem auch arbeitssame Menschen, die trotz stetig kühler Umgebung und auch bei Hitze schon morgens früh bis zum eindunkeln ihren Arbeiten
nachgehen. - Dies im Vergleich zu Griechenland, wo die Männer vielfach den ganzen Tag in den Kaffees rumsitzen, jammern und nach Brüssel und Berlin die hole Hand ausstrecken! - Es ist enfach so!
Ich bereise hier eine traumhaft schöne und noch intakte Natur mit vielseitiger Flora und Fauna. Auch fühle ich mich jederzeit sicher und das betzeli Regen mit den auf den Höhen ein wenig tieferen
Temperaturen schadet ja meiner Gesundheit auch nicht! Ich bin bis anhin von dieser Reise wirklich rundum begeistert und freue mich auf die restlichen 10 Tage!
Und weiter geht am Samstag, 11.10.2014, meine spannende Rundreise durch das lateinamerikanische Kolumbien. Nach einem weiteren Müsli-z’Morge treffen wir uns vor der
Finka und besteigen einen Wagen um nochmals die weitere Umgebung von San Augustin zu erkunden. Dana, trotz Schmerzmitteln, und auch ich würden es eigentlich begrüssen, uns heute nicht allzu lange
auf dem harten Sattel, oder ist es doch ein Autositz, aufhalten zu müssen! - Ha, ha! Aber wir fahren erstmal hinunter in den Magdalena-Canyon zur engsten Stelle des Rio Magdalena, wo das einte
felsige Ufer nur 2 Meter vom andern Ufer auseinander liegt. Holger erklärt wie es hier jeweils nach einigen starken Regentagen tobt, wenn aus den Kordilleren nur so die tosenden Wassermassen mit
allerlei Gerümpel durch diese Enge stürzen und sich der Wasserlevel gefährlich hoch anhebt. Die Fahrt führt uns bald wieder in die Höhe ins etwa 30km entfernte Isnos wo wir vorerst in der Mitte
des Dorfes eine weitere Grabstätte aus der präkolumbischen Zeit aufsuchen. Gefunden wurde diese Grabstätte vor Jahren durch Zufall. Man wollte einige Senkungen des Dorf-Fussballplatzes wieder
einebnen und stiess dabei auf ein erstes dieser Gräber. Und so kam natürlich innert Tagen ein archäologisches Team vor Ort, die dann in den folgenden Wochen einige weitere bis anhin noch
unentdeckte und auch nicht geschändete Grabstätten freilegen konnten. Es ist auch der einzige Ort wo man in eine Grabstätte hinunter steigen kann und sich eine solche Grabhöle anschauen kann. -
Übrigens tummeln sich die Isnos-Kids nur 20 Meter von dieser Grabstätte entfernt auf einen neuen Tschuttiplatz! Auf den Steinskulpturen einer weiteren Grabstätte lässt es sich erahnen, wie
farbenfroh diese Figuren und Gräber wohl mal ausgesehen haben könnten. Auf Figuren und Grabwänden lassen sich, wie teilweise auch in Mexico, wohl noch kleine Farbflächen erkennen, sind aber
meiner Meinung nach mit entsprechender Skepzis zu beurteilen. Dies als va noch Holger folgenden dummen Buben-Streich erwähnte: Vor Jahren wurden mal in einer Nacht- und Nebelaktion zwei dieser
Figuren mit diversen Tönen von aggressiven Lackfarben eingepinselt! Die Archäologen brauchten dann Monate um diese Lacke wieder aus dem teilweise porösen Steingut wieder zu entfernen. Und ja, was
ist nun heute noch Lackfarbe oder eben sonst was!? Auf der Fahrt zu einer weiteren Grabstätte besuchen wir noch ausser Programm einen eindrücklichen Markt, wobei auch die Kolumbianer ihren Spass
hatten. Hier genehmigte ich mir im Dorf zusammen mit Holger was kleines zum Lunch. Ich bestellte zu einer Cola eine gefüllte Teigtasche, die etwas Fleisch beinhaltete und noch kurz aufgewärmt
wurde. So nach zwei herzhaften Bissen schmeckte mir diese Teigtasche ein bisschern komisch. Ich klappte sie auf und was sah ich, richtig grusige scharz und grün verfärbte Innereinen! Wäck!
Scheisse, was habe ich nun von dem Zeug schon runtergeschluckt!? Auch wenn mir nun übel wird, ich schaffe es nich zu kotzen und hoffe, dass wenigstens die Cola den Magen ein wenig durchputzen
kann! Nach diesem Stopp, den ich so schnell wie möglich vergesse, geht es zu einer weiteren, ca. 5km südlich von Isnos gelegenen archäologischen Stätte mit Einzel- und Massengräbern. Hier
bestaunen wir, bei einsetzendem Regen, auf eines an einem Hang künstlich in Hufeisenform angelegten zeremoniellen Zentrums einer Indio-Kultur aus den Jahren 100 v. Chr. bis 600 n. Chr. Vor den
Gräbern der verstorbenen wurden monumentale Figuren, die grösste misst 7 Meter, aufgestellt. Diese wie immer mit den vier über-grossen Zähnen im Mund, die an Jaguare erinnern sollen. Dies war nun
die letzte der von uns besuchten und uns auch beeindruckenden präkolumbischen Grabstätten. Zum Abschluss des heutigen Ausfluges machen wir noch einen Abstecher zum Rand des Magdalena-Canyons und
bestaunen auf einer über dem Abgrund liegenden Plattform, eine alte LKW-Brücke, den tosenden 130 Meter hohen Wasserfall El Mortino. Auf der Canyon-Wand gegenüber sieht man eine grosse
Abbruchstelle, wo mal vor Jahren, während einer länger andauernden Regenphase, Tonnen von Gestein in die Tiefe stürzten und sich dadurch im Flussbett ein grosser Stausee bildete. Niemand der
damaligen Zuschauer, auch nicht die Polizei und das Militär, wären auf die Idee gekommen, dass sich da eine grössere Naturkatastrophe anbahnt. Noch hätte man frühzeitig den Damm sprengen oder
zumindest die Talbewohner alarmieren können, was aber nicht geschah. Dann irgendwann brach der Staudamm und riesige Wassermassen (wir Bergvölker aus Österreich und der Schweiz kennen das)
stürzten sich eines Nachts ins Tal hinunter. Alle nahe ans Magdalena-Ufer gebauten Wohnhütten wurden samt ihren Bewohnern weggeschwemmt und es waren gegen 150 Tote zu beklagen. Wir erreichten
gegen 16:00 wieder unsere Fincas und ein weiterer vielseitiger Ausflugstag in den Anden neigte sich dem Ende entgegen. Ich legte mich ein bisschen hin und las einige Seiten im Kindel, bevor ich
mich gegen 18:00 im Finca-Restaurant an einem feinen Curry-Geschnätzelten erfreute, bei dem mir Pacho wieder Gesellschaft leistete. Draussen regnete es als ich mich gegen 22:00 bereits wieder ins
Bett verkroch. San Augustin liegt wohl 1.000 Meter tiefer als Bogota, aber trotzdem lege ich bei etwa 18°, über die Daunendecke eine zusätzliche Wolldecke. - Ich gebe es gerne zu, ich bin und
bleibe halt ein Gfrörli!
Aufenthalt in der Stadt Popayan, mit Auflösung des Rätsels um den legendären Goldschatz von El Dorado, als "Wanderarbeiter" auf einer Kaffee-Plantage, in einer
anderen Welt auf dem Indio-Markt des Guambiano-Stammes in Silvia und ein verrückter Nachmittag in der Salsa-Schule von Swing Latino in Cali.
Am Sonntag, 12.10.2014, verlassen wir um 09:00 mit einem Kleinbus San Augustin um in die legedäre Stadt Popayan zu gelangen. Vorerst fahren wir wieder über die
kurvenreiche Strasse ins Tal nach Pitalito hinunter. Anschliessend geht es vorerst in Richtung Norden durch herrlich schöne und wilde Landschaften bis nach Gigante. Weiter geht es über La Plate
durch die zerklüfteten Anden und auf über 3.000MüM, nach gut 4 Stunden Fahrzeit erreichen wir auf 1.700MüM die 250.000 Einwohner zählende Stadt Popayan. Der Fahrer lädt mich vor dem Hostel
Caracol aus, das Urs gehört, auch wieder einem Schweizer, der aber das Hostel einem Pächter übergeben hat. Auf 15:00 treffen wir uns zu einem ersten Rundgang durch die „Weisse Stadt“ Popayan. In
der Altstadt mit den Häuser-Grundmassen von 120x120 Meter müssen die Fassaden jedes Jahr mit weisser Kalkfarbe neu gestrichen werden. Dabei stellt jeweils die Stadtverwaltung die Farbe gratis zur
Verfügung, aber die Anstreichkosten muss der Hausbesitzer tragen. Auch sind Strassenlaternen nur an den Hausfassaden erlaubt und elektrische Leitungen dürfen zB keine in der Luft über die
Strassen von Haus zu Haus gezogen werden. Und die Werbereklamen über den verschieden Einkaufshops dürfen nur in Silber oder Gold abgefasst sein. Wir durchstreifen heute die um die Plaza Mayor
schön erhaltene Altstadt und bewundern die koloniale Architektur. Leider wird Popayan des Öfteren von Erdbeben heimgesucht, da genau hier in der Nähe sich zwei tektonische Platten übereinander
schieben und auch die West- und Zentral-Kordilleren hier zusammen treffen. Ein letztes grosses Erdbeben richtete hier im 1983 grosse Schäden an. Unter dem damals auch verschütteten Frauenkloster,
indem heute eine Fakultät der Uni untergebracht ist, fand man per Zufall einen unterirdischen Tunnel - der zu einem 600 Meter entfernten Männerkloster führte! - Ja, wohin denn sonst!? In Nischen
dieses Tunnels habe man übrigens diverse Skelette von Kleinkindern gefunden!? Holger erzählte uns dann noch, dass zB damals in diesem geschlossenen Frauenkloster nur einmal im Jahr sich jeweils
eine ausgewählte Ordensschwester sich auf dem Kirchturm, also ausserhalb des Klosters begeben durfte, um die bekannte Osterprozession von Popayan mit zu verfolgen. - Solche Vorschriften rufen
doch zwischendurch richtig nach ein wenig Spass bei den 600m entfernten stattlichen jungen Mönchen!? - Schmunzel, schmunzel! Ja, ich weiss, aber ich kann es nun mal einfach nicht lassen, hie und
da ein wenig zu spöteln! Popayan ist übrigens heute eine bekannte und beliebte Universitätsstadt mit gegen 40.000 Studenten. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass bis anhin 12 kolumbische
Staatspräsidenten hier geboren wurden. Morgen werden wir uns diese einten oder anderen beeindruckenden Gebäude auf einem speziellen Rundgang noch vertiefter anschauen dürfen. Als nächster Punkt
nehmen wir uns die Besteigung des etwa 100 Meter hohen Aussichtshügels von Popayan vor, um die Aussicht auf die Stadt zu geniessen. Als Highlight des heutigen Tages ist für mich aber noch der
Besuch der über Kolumbien hinaus bekannten traditionellen Bäckerei der 94jährigen Dona Chepa! Alle Ladenbesucher die Lust haben, dürfen sich im Hause umsehen. Da ist ua im Parterre der
Verkaufsladen, angrenzend das Wohn- und Schlafzimmer von Dona Chepa, dann folgen der mit Holz befeuerte Backofen, die Küche und da sitzt sie auch schon auf einem grossen Sessel und hält Hof!
Während einige ihrer 11 Kinder, teilweise auch schon über 70jährig, ihren Arbeiten nachgehen sitzt die rührende und aufmerksame Dona Chepa in ihrem Stuhl und begrüsst jeden Besucher, der sich bis
in die Küche vorwagt, mit einem warmen Handschlag - und sie signalisiert auch jedem, dies mit einem leichtem Zug in ihrem Arm, dass sie dann auf ihrer linken Wange ein Küsschen erwartet!
Natürlich war auch ich so frei und als ich ihre Frage nach meinem Herkunftsland mit Suiza beantwortete meinte die Grandame mit verschmitzten Augen und einem Lächeln „Ach sie glücklicher junger
Mann, da würde ich am liebsten gleich mit kommen!“ - Natürlich stolzierte ich mit geradem Rücken aus dieser Bäckerei, im Gewissen, dass ich beim weiblichen Geschlecht immer noch so meine Chancen
habe! - Schmunzel, schmunzel! Beim Ausgang konnten wir an der Ladentheke noch einige dieser wirklich speziellen Gebäcke probieren und auf zurufen von Dona Chepa wurde mir noch ein Plastiksack
voll Gebäck mit gegeben. Einfach beeindruckend und zu Herzen gehend, wie diese lieben und lebensfrohen Kolumbianerinnen und Kolumbianer auf uns Touristen zugehen!
Bald ist 18:30 und wir kehren zu unseren Hostels zurück und vereinbaren, dass wir uns um 19:30 im stadtbekannten Restaurant von Chantal, einer Schweizerin aus
Monthey, zum Abendessen treffen. Die ca. 55jährige Schweizerin führt dieses Restaurant mit ihrem französischen Ehemann schon seit Jahren mit grossem Erfolg. Ich stehe im Hostel nur kurz unter die
Dusche, ziehe mich um und mische mich an diesem Sonntagabend, bei übrigens 17°, unter die Einheimischen und flaniere durch die Strasse zur Plaza Mayor und lausche vor der grossen Kathedrale noch
einer Indio-Musikgruppe zu bevor ich mich zum nahen Restaurant begebe. Und dieser Besuch bei Chantal hat es in sich, denn während meine Reisegspähnli sich zarte Rindfilets schmecken lassen
stochere ich, typisch Schweizer, in einem kolumbianischen Käsefondue! Wow, das schmeckt ja auch ohne Schweizer Käse wirklich gut! Natürlich fehlt für mich zum Schluss auch die Eiscreme nicht!
Anschliessend besuchten wir noch die Salsa-Bar nebenan, aber mir war die Musik zu laut und um 23:00 verabschiedete ich mich in Richtung meinem Hostel, wo ich direkt das Bett ansteuerte. -
Übrigens hatte ich seit meinem gestrigen reinbissen in die verseuchte "Teigtasche" keine Nachwehen zu überstehen! Da hatte ich vermutlich nochmals Dusel gehabt!
Am Montag, 13.10.2014 treffen wir uns nach dem z’Morge um 09:00 bei der Plaza Mayor und wir haben das Vergnügen mit dem ehemaligen Polizeichef von Popayan, der heute Vormittag als unser Fremdenführer amtet, auch hinter für Touristen normalerweise verschlossene Türen zu schauen. Es handelt sich übrigens um einen sehr sympathischen Menschenfreund, der es sich mit seiner Frau zur Lebensaufgabe gemacht hat, neben ihren eigenen vier Kindern, jeweils vereinzelte Findelkinder in ihrer Familie gross zu ziehen. Bis heute sind das bereits 14 solcher Kinder gewesen, wobei er fünf davon in europäische Länder zur Adoption freigeben konnte. Und mit allen habe seine ganze Familie immer noch sehr gute und enge Kontakte. Übrigens hätten er und seine Frau gerade vorletzter Woche wieder ein kleines Mädchen, das nach einer Frühgeburt auf eine Kirchentreppe gelegt worden sei in ihre Obhut genommen. Allergrössten Respekt vor dieser Familie! Auf unserem Stadt-Rundgang führte er uns dann vor allem in Gebäude und Räume der verschiedenen Uni-Fakultäten, die ja als meistens ehemalige Kloster mit schönen Innenhöfen ausgestaltet sind. Natürlich konnte er uns mit seiner Erzählkunst auch vieles aus alten Zeiten zu diesen Gebäuden erzählen. Wie immer in solchen Momenten geht die Zeit viel zu schnell vorbei und gegen 12:00 machen wir uns ein weiteres Mal auf den Rückweg zu unseren Hostels. Wir vereinbaren noch, dass wir uns nach dem anstehenden nachmittäglichen Ausflug so um 19:30 wieder im Schweizer Restaurant treffen werden.
Eine wichtige Geschichte aus dem alten Kolumbien fehlt aber noch!? Es ist die geheimnisumwobene Geschichte von "El Dorado!" Somit erzähle ich euch nachfolgend nun
noch die wahre Geschichte von "El Dorado". Diese Legende sitzt zwar immer noch in einigen Köpfen von Schatzsuchern fest, die von einer sagenhaften Stadt irgendwo in den Andentälern träumen, in
der ein aus unendlich viel Gold bestehender Schatz vergraben sein soll. Aber von diesem Schatz träumte schon der im Jahre 1537 die Stadt Popayan gegründete spanische Eroberer Sebastian
Belalcazar. Er war von Quito/Ecuador kommend auf dem Weg weiter nach Norden unterwegs, um eben diesen legendären Goldschatz von El Dorado zu finden. Aber vergebens! Leider entwickelte sich dann
diese Geschichte ein bisschen anders und auch die Archäologen haben übrigens dieses Thema schon vor langer Zeit ad acta gelegt.
Die eigentliche Legende von El Dorado erzählt, dass der jeweilige Muisca-Häuptling in Begleitung von vier Priestern auf einem Holzfloss zur Krater-Lagune von
Guatavita kam. Die Lagune liegt etwa eine Aufofahrstunde von Bogota entfernt bei La Cualera. Diese heilige Lagune war dann jeweils Schauplatz eines Zeremoniells, mit dem die Uhreinwohner die
Göttin des Wassers Chie anbeteten. Dabei tauchte dann der mit viel Goldstaub (eben El Dorado -> der vergoldete) bedeckte Häuptling, zusätzlich besbeschwert mit weiteren Goldschätzen, die ihn
als Opfergabe und Anbetungssymbol begleiteten, ins tiefe Wasser. Da die spanischen Eroberer diese Geschichte immer öfters zu Gehör bekamen, machten sie sich später auf, um diesen wertvollen
Goldschatz zu suchen. Diese Suche endete dann, aufgrund von Vermutungen soweit erfolgreich, dass später in einer ersten von Philip II befohlenen Plünderung 14 Goldladungen aus der Lagune
herausgeholt und nach Spanien verschifft wurden.
Kommen wir nun aber noch von der Legende zur Realität: Einen kleinen Teil des Schatzes von El Dorado konnte um einiges später die kolumbianischen Zentralbank, über
einen Zeitraum von gegen siebzig Jahren, bergen und dieser Schmuck ist heute in den Räumen des Goldmuseums von Bogota ausgestellt. Dazu gehört vor allem das berühmte Muisca-Floss, ein Zeuge
dieses Rituals der Uhreinwohner auf dem Wasser der Lagune von Guatavita!
Bereits um 13:00 holt uns Manuela, eine ca. 35jährige Schweizerin aus Regensdorf, mit ihrem Jeep bei der Plaza von Popayan ab. Sie entführt uns für einige Stunden
auf ihre ca. 15km entfernte kleine Hazienda mit Kaffeplantage. Diese Fahrt führt uns in Richtung NE in die nahen Berge, wo sich auf einem abgeflachten Hügel ihr Heimetli mit einigen Unterständen
für die Kaffeeverarbeitung befinden. Weiter steht auf dem Grundstück ein kleines Blockhaus, das von einer für sie auf der Plantage mitarbeitenden Familie bewohnt wird. Gleich angrenzend befinden
sich an einem nicht so steilen Berghang ihre ca. 8.000 Kaffeebäumchen, vereinzelt mit Stauden und Bäumen von Fruchtbananen vermischt. Manuela lebt hier mit ihrer kolumbischen Freundin Ana, und
zusammen pflegen und bewirtschaften sie diese kleine Kaffeeplantage. Und ich befinde mich hier zum ersten Mal in meinem Leben auf einer solchen Plantage. Unter der Führung von Manuela können wir
nun über die folgenden Stunden jeden Schritt ab der Ernte bis zum trinken des durch uns fertig gerösteten Kaffees mit verfolgen. Mit einem kurzen Spaziergang durch einen Teil der Plantage geht es
los und immer wieder informiert uns Manuela mit ihrem breiten Fachwissen über die verschiedenen Produktionsabläufe. Nun, eins ist für uns schnell klar, die Kaffee-Herstellung ist eine komplexe
Angelegenheit, in die vor allem viel Zeit für die verschiedenen Prozesse eingesetzt werden muss. Ich könnte es nun an dieser Stelle jetzt kurz machen und festhalten, dass vom setzen der Pflanze
bis zur fertigen braunen Kaffeebohne sechs Schritte notwendig sind. Aber wenn sich schon Manuela über einen ganzen Nachmittag die Mühe nimmt uns was über die Kaffee-Herstellung beizubringen, bin
ich der Meinung dass sie dies nicht vergebens getan hat und ich nun diese sechs Schritte hier niederschreibe. Und wer sich nicht dafür interessiert, überspringt halt einfach diesen nachfolgenden
Abschnitt:
1. Anbau: Da die Pflanze anspruchsvoll für ihre Anbaubedingungen ist, kann nur in wenigen Regionen der Welt hochwertiger Kaffee angebaut werden. Die Sträucher
benötigen dauerhaft warmes Klima zwischen 13 - 30°, einigen notwendigen Regen und gut beschaffener Boden, der mit selbst gezüchtetem Naturhumus gepflegt wird. Eine aus einem Samen entstandene
Pflanze kann nach etwa sechs Monaten auf der Plantage gesetzt werden. Die Pflanze bringt nach ca. vier Jahren für eine Phase von bis zu 15 Jahren den vollen Ertrag. Mit Beschnitt werden die
Bäumchen gegen 2 Meter hoch, tragen weisse Blüten und im reifen Zustand rote Früchten.
2. Ernte: Die Früchten werden jedes Jahr abgeerntet und hier geschieht das nach der „Pick-Methode“. Dabei werden nach und nach nur jeweils die reifen Früchten
handverlesen geerntet. Also ein sehr aufwändiges Verfahren mit grossem Arbeitsaufwand. Der Ertrag eines Strauches liegt bei etwa 2kg Bohnen, wozu aber 10kg gewonnene rote Kaffeefrüchten notwendig
sind.
3. Aufbereitung: Die Früchten müssen nach der Ernte so schnell wie möglich weiter verarbeitet werden. Unter Aufbereitung versteht man dabei, aus der gewonnen Frucht
durch entfernen von Haut, Fruchtfleisch und weiteren zwei Häutchen sowie dem Entzug von Wasser, die rohe Kaffeebohne zu erhalten. Manuela setzt hier für diesen Prozess die Wasseraufbereitung ein.
Dabei werden die Früchten direkt nach der Ernte in Wasser gereinigt und durch Schwemmen vorsortiert. Danach werden Haut und Fruchtfleisch beim maschinellen Durchlauf durch einen sogenannten
„Entpulper“ entfernt und die Früchten zur Fermentation (enzymische Umwandlung organischer Stoffe) in Behälter geschwemmt. Nach etwa 20 Stunden werden die Früchten gereinigt und in grossen Sieben
getrocknet.
4. Schälen: Die Kaffeefrucht ist nach dem Fermentieren und trocknen immer noch mit einem Silber- und Pergamenthäutchen umgeben. Diese lassen sich nun mittels eines
Gebläses leicht von der Kaffeebohne entfernen.
5. Sortieren: Vor dem Rösten werden die immer noch weissen Kaffeebohnen nach Grösse und Qualität sortiert.
6 Rösten: Der letzte Arbeitsprozess ist das Rösten. Dabei erhält man durch entsprechende Temperatur und Dauer der Röstung einen individuellen Geschmack. Bei ihr geht
dieser Röstvorgang etwa 45 Min. Je dunkler übrigens die Röstung, desto bitterer ist das Endprodukt. Nach gut 30Min. haben sich, die nach der Röstung auf einem grossen Sieb verstreuten Bohnen
abgekühlt und können in die zum Export bestimmten 60kg-Kaffeesäcke abgefüllt werden. Man unterscheidet generell die helle, mittlere, starke, doppelte und italienische Röstung sowie die spanische
Mischröstung torrefacto.
Während uns Manuela dieses Wissen bei den jeweils entsprechenden Arbeitsstationen beibrachte, durften wir aktiv bei den Schritten Schälen, Sortieren und Rösten
selber Hand anlegen. Vorher aber bewirtete uns Ana noch mit einem heissen Kaffee, aus länger im Haus gelagerten Kaffeebohnen. Und für mich schmeckte dieser Kaffee, vielleicht ein bisschen bitter,
wie ich es gewohnt bin. Als sich dann die von uns gerösteten Kaffeebohnen abgekühlt hatten, holte Ana eine Schale voll dieser Bohnen und servierte uns davon nach wenigen Minuten nochmals eine
Tasse heissen Kaffee. Ja, und ich schmeckte da für mich wirklich einen Unterschied, ein qualitativ wirklich guter Kaffee. Übrigens kommt der weltbeste Kaffee mit aus einem Gebiet bei San
Augustin, über dem Hang des Rio Magdalena hatte doch ein dortiger Kaffeeanbauer vor zwei Jahren den Weltmeistertitel für den besten Kaffee gewonnen.
Nach dieser fünf Stunden intensiver und interessanter Kaffee-Schulung bedankten wir uns bei Manuela und Ana recht herzlich für diesen wirklich abwechslungs- und
lehrreichen Nachmittag auf ihrer Plantage. Manuela brachte uns um 18:00 mit dem Jeep wieder zurück nach Popayan. Auf der Rückfahrt erwähnte sie noch, dass es hie und da nicht so einfach sei, sich
als Frau in diesem Männergeschäft durchzusetzen. Sie und Ana spielen sogar mit dem Gedanken die Plantage eventuell zu verkaufen. Vorerst wollen die beiden aber eh mal für einige Monate oder auch
länger in die Schweiz fliegen und dort für einige Monate eine Arbeit anzunehmen. Während dieser Abwesenheit wird die auf dem Gelände wohnhafte Familie zur Plantage schauen, wobei sie als
Belohnung zur Hälfte am erzielten Gewinn beteiligt sind. Und ob nun in der Schweiz der Preis von ca. CHF 5.00, soll ja wieder um 7% angehoben werden, für eine Tasse Kaffee gerechtfertigt ist,
lässt sich für mich immer noch nicht eindeutig klären. Es ist ja immer das gleiche, auch beim Produkt Kaffee bekommt der Plantagen-Besitzer nur einen kleinen finanziellen Anteil für seine
wirklich arbeits- und zeitintensive Arbeit.
Nach einer kurzen Dusche mit Tenüwechsel machte ich mich um 19:00 wieder auf den Weg zu unserem zweiten Besuch im Schweizer Restaurant. Heute entschied ich mich für
ein Rindsfilet und es war wirklich Butter-Butterweich und einfach nur köstlich. Die Filets wiegen hier 400gr (!) und die Kosten betragen, inklusive Beilagen mit Reis und Gemüse sowie vorab einem
feinen Mixtsalad mit genialer Knoblisauce, sage und schreibe nur umgerechnet 14 Schweizer Franken! Ist doch logisch, wenn ich mir auch heute nach diesem Festschmaus wieder mein Eiscreme mit Sahne
leisten kann! - Schmunzel, schmunzel. Da wir ja morgen wieder weiter reisen verabschiedeten wir uns ganz herzlich von Chantal und langsam auch von Popayan. Vor Mitternacht war ich wieder zurück
im Hostel und packte noch vor dem schlafen gehen meine Siebensachen für die morgige Reise.
Heute Dienstag, 14.10.2014, ging es um 08:00 mit einem Kleinbus vorerst während 1.5 Stunden Fahrzeit über viele Kurven weiter nach Silvia und anschliessend noch nach
Cali. Als erstes besuchten wir den einmal wöchentlich stattfindenden und wirklich authentischen Markt beim Indio-Stamm der Guambianos in den Markthallen von Silvia. Angrenzend an dieses Dorf, das
auf 2.800 MüM in den Anden liegt, leben auf ihre traditionelle Weise immer noch rund 25.000 Indios. Es ist der grösste von noch sechs hier in der weiteren Umgebung lebenden Indiostämmen. Ihr
Reservat ist ein von den Indios autonom verwaltetes Gebiet mit eigener Gerichtsbarkeit. Einzig bei etwaigen Gewaltverbrechen, wie Mord würde die kolumbianische Justiz beigezogen. Es dürfen sich
übrigens bei den Guambianos nur Stammesangehörige in ihrem Reservat aufhalten und auch Ehen dürfen nur mit Stammesangehörigen eingegangen werden. Neben Spanisch sprechen sie ihren typischen
Chibcha-Dialekt. Sie leben mehrheitlich von der Landwirtschaft und halten Tiere die der Fleischversorgung dienen. Ihren ursprünglichen Glauben haben sie mit den christlichen Einflüssen vermischt.
Aber immer noch haben sie zB ihren El Duende, ein Kobold, der über die Kartoffelfelder wacht und den Kusimansig, der alle Betrunkenen anfeindet. Auffallend ist der Gemeinschaftsgeist. Die gleiche
Kleidung soll soziale Unterschiede wettmachen. Ob Strassenarbeit, Arbeit auf dem Feld etc., alles wird von ihnen zusammen verrichtet. Wir Touristen werden auch angehalten keine Fotos von den
Indios aufzunehmen, oder dies höchstens wenn man von ihnen vorher die Erlaubnis eingeholt hat. OK, ich machte dann doch hie und da auf Nachfrage oder auch im versteckten die einte oder andere
Aufnahme. Denn diese hier in ihren farbigen Trachten nur so herum schwirrenden oder mit ihren Stammesangehörigen immer wieder einen Schwatz suchenden Indios, sind schon einige Sujets wert.
Und wie schon erwähnt, kleiden sich alle Guambianos gleich. Die Männer tragen einen grauen oder auch schwarzen Filzhut, ein oranges Halstuch, Lederstiefel und den königsblauen Rock. Die Frauen
tragen weisse Röcke, königsblaue Ponchos und dazu ein Tuch und einige Ketten sowie einen schwarzen Filzhut. Diese eher kleinwüchsigen Indios kommen mit Ihren Chivas, das sind alte bunte und
offene Lastwagenbusse, und ihren prallvollen Säcken, gefüllt mit Zwiebeln, Kartoffeln und noch vielem mehr zum Markt ins Dorf hinunter. Auf unserem Rundgang durch die grossen Markthallen mit den
farbenfrohen Indios fanden wir somit mehrheitlich Produkte, welche für das tägliche Leben bestimmt sind. Rundherum um die lebendigen Hallen wird alles Mögliche auf diese popigen Chivas verladen,
die dann wieder in ihr Reservat zurückfahren. Auf der Plaza Mayor verfolge ich das Treiben der Kinder, wo die Guambiano-Familien in Grüppchen zusammen sitzen und vermutlich den neusten Tratsch
austauschen. Auch diese faszinierende Anden-Region, mit ihren saftigen grünen Wiesen erinnert mich wieder ein wenig an unsere bergige Schweiz.
Um 11:00 fahren wir bei herrlichem Wetter bereits wieder weiter die Strassenkehren hinunter in die Ebene des Caucaflusses. Nach drei Stunden Fahrzeit auf der gut
ausgebauten Panamericana gelangen wir über Santander in die 2.5Mio.-Stadt Cali, die auf 1.000 MüM liegt. Übrigens misst die gesamte Länge der Panamericana, dieser Nord/Süd-Verbindung von Alaska
hinunter nach Feuerland, total 26.000km! Cali, als drittgrösste Stadt Kolumbiens, empfängt uns mit „fast“ schon tropischer Wärme von 23°. Nun, wir beziehen umgehend unsere Hostels wobei ich im
ruhig gelegenen Iguana untergebracht bin.
Gegen 15:00 suchen wir in dieser weltbekannten Salsa-Metropole die Salsa-Schule „Swing Latino Cali“ von Luis Eduardo Hernandez (wegen seiner Herkunft nur „El
Mulato“ genannt) auf. Aber eigentlich wollte ich diesen Ausflug sausen lassen, in der Annahme, dass dies ja eher was for young people sein würde. Da ich aber nicht der Spielverderber sein wollte,
war also auch ich dabei. Okay Leute, nun muss ich wirklich gestehen, es wurde dann für mich mit eines der Highlights dieser Kolumbien-Rundreise! Also ich hatte ja bis anhin keine Ahnung von Salsa
und von der Bedeutung dieses Tanzes für Kolumbien und dann erst recht für Cali. Hier dazu das wichtigste: Kolumbien lebt für Salsa und nicht wenige sehen in dieser Musik die Seele Lateinamerikas.
Egal, ob aus Freude oder aus Schmerz, überall im Land tanzen die Menschen und Cali ist die Hauptstadt und Zentrum dieser Musik und des Tanzes. Die Schritte und der ganze Tanzstil sind einfach
wahnsinnig schnell, intensiv und sehr körperbetont. Es muss eine riesen Herausforderung für alle mit steifen Hüften sein - ähm, ich glaube nicht, dass ich da der einzige wäre!? Und nun befinden
wir uns in der grössten und auch erfolgreichsten Salsa-Schulen Südamerikas, eben der „Swing Latino Cali“, die der sich aus den Slums empor gearbeitete „El Mulato“, geschaffen hat! Wir vier
„Weissen“ Touristen durften uns dann im Einverständnis von Luis bei den anstehenden Proben im grossen Tanzsaal zu einigen anwesenden Mamis von Tänzerinnen setzen. Und wir spürten, dass wir
wirklich bei allen Anwesenden herzlich willkommen waren. Was wir nun während den kommenden drei Stunden miterleben durften war einfach „Rüüdig verrockt“ - pure sinnliche Lebensfreude zu
Salsa-Rhythmen! Während hinter uns in einem kleineren Raum der Salsa-Nachwuchs erste Schrittfolgen übte ging hier im grossen Saal regelrecht die Post ab. Wir durften mit verfolgen, was es heisst
auf solch hohem Niveau Mitglied seiner Profi-Tanztruppe zu sein. Die Tänzer und Tänzerinnen holen sich hier unter den Fittichen von Luis jetzt noch tagtäglich den letzten Schliff für einen
grossen Auftritt am kommenden Samstag, bereits in vier Tagen, im grössten Hotel von Cali. Nun, eigentlich sind es zwei Tanzgruppen, aufgeteilt in eine mit den mehr erfahrenen langjährigen Tänzern
und eine zweite durchmischte Gruppe mit vor allem jüngeren nachstossenden Talenten. Beides sind bezahlte Profi-Truppen und trainieren normalerweise täglich, am Vormittag drei Stunden und am
Nachmittag drei Stunden in diesem Salsa-Tempel. Heute will Luis die ganze Samstags-Show inklusive den vielen Kostümwechseln, begleitend mit Playback-Musik, durchspielen. Um es vorweg zu nehmen,
ich habe während diesem Training mit meiner Kamera einige Filmchen aufgenommen und ich hoffe, dass die einten oder anderen Sequenzen gut rübergekommen sind. Ihr könnt aber auch schon mal auf
Youtube eine der vergangenen Shows anschauen! So zB: Swing Latino Cali / Salsa El Mulato / Salsa with Jennifer Lopez and Marc Anthony usw. Ich versuche nun zu beschreiben, was sich da vor meinen
Augen über die nächsten Stunden auf der Bühne so alles abspielte: In atemberaubender Geschwindigkeit fliegen die Tänzer nur so über die Bühne. Ihre Füße bewegen sich so schnell, dass ich
die Schrittfolge eigentlich nur in TV-Zeitlupe nachvollziehen könnte. Dabei sind vor allem die Gruppenvorführungen schwindelerregend und suchen mit ihrer Synchronisation ihres gleichen. Da werden
die Tänzerinnen, und es sind nicht nur zierliche dabei, in ihren glitzernden Kostümen meterweit in die Luft auf die Seite oder über die Köpfe nach hinten geschleudert oder menschliche Pyramiden
aufgebaut. Was dort auf der Bühne geschieht ist kein Tanz mehr, das ist Akrobatik, eine Performance auf höchstem Level. Aber wir sind ja hier erst bei den pickelharten Proben und noch nicht bei
der „Bitte immer Lächeln“-Vorführung vom kommenden Samstag! Das heisst, man hört hie und da einen kurzen Schrei eines Mädchens, meistens aus Schmerzen, wobei sie sich zwischendurch mit einer Hand
den Hals, einen Arm oder ein Bein massieren. Aber auch der Maestro Luis ist nicht immer zufrieden, fährt die Musik öfters wieder um einiges zurück und lässt eine Tanzfolge oder einen
Akrobatikteil eins, zwei oder drei Mal wiederholen - bis die kaputten Tänzer nicht mehr wissen, ob sie lieber stehen oder liegen sollen! Denn auf der Bühne bemerke ich viele um Luft ringende
Tänzer, die dann schon auch mal motzen. Dann bemerkt Luis ganz ruhig, „OK Leute, dann geht nach Hause, den Lohn dieses Monats könnt ihr euch gleich ans Bein streichen!“ Oder einer oder zwei der
langjährigen Tänzer erlauben sich, ihm mit erregter Stimme mittzueilen, dass seine Idee so nicht umgesetzt werden könne und sie eine andere und vielleicht bessere Idee für diese oder jene
Tanzsequenz hätten. Dann kommt die ruhige Stimme von Luis: „Gut, dann übt mal schön, ich muss eh schnell raus. Aber wenn ich wieder zurück bin wird entschieden wie es gemacht wird. Und vergisst
dabei eins nicht: Den definitiven Entscheid fällt nur einer, nämlich ich“! Wenn ich so diese beiden Müsterchen erzähle, muss ich aber schon festhalten, dass dies alles immer von Luis und den
Tänzern mit einem Lächeln quittiert wird. Ich will damit sagen, dass man den Zusammenhalt dieser eingeschweissten Truppe regelrecht spürt. Dies auch wenn man sie beobachtet, wie sie auf und neben
der Bühne miteinander umgehen und füreinander da sind.
Ich unterhalte mich übrigens während diesem Tanztraining hie und da mit dem Mami einer 15jährigen Tänzerin, die wie sie mir erzählt, nach Jahren mit viel schwitzen
und vergossenen Tränen, nun seit drei Jahren der Profi-Nachwuchstruppe angehöre. Ihrer Tochter ist während den laufenden Proben noch was Lustiges passiert. Der Absatz eines ihrer Tanzschuhe ist
weggeflogen und sie tanzte noch etwa eine Stunde mit nur einem Schuh weiter, bevor sie sich dann entschied auch auf den zweiten Schuh zu verzichten und nur in ihren Socken zu tanzen. Erwähnen
muss ich noch, dass wenn eine der beiden Tanzgruppen auf der Bühne steht, sich jeweils die andere Gruppe umzieht um dann in anderen farbenfrohen und glitzernden Anzügen auf die Bühne zurück zu
kehren. Wobei diese Kostümwechsel neben, hinter und auch teilweise vor uns stattfinden und vereinzelte Nacktheit für die Tänzer zum Job gehört und nicht beachtet wird - natürlich ist das auch bei
den anwesenden Touristen so!? Nun, drei Stunden lang diesen Tänzern bei ihrer Probe zuschauen macht langsam müde und wir entscheiden uns in einer Pause diesen Salsa-Tempel zu verlassen. Aber im
Gegensatz zu uns, haben die beiden Profi-Tanzgruppen noch nicht Feierabend. Denn ob man es glaubt oder nicht, nun ist auf 19:00 noch die Lifeband, die die Truppe am Samstag musikalisch begleiten
wird, hier eingetroffen und stellt ihre Instrumente auf der Bühne auf. Und hinter mir bestätigt das Tanzgirl-Mami, dass nun in den kommenden zwei Stunden nochmals die ganze Show unter Lifemusik
geprobt wird. - Ui, nei, jetzt tun mir aber dies Tänzerinnen und Tänzer schon ein bisschen leid! Aber was solls, es sind ja Profis, und wir bedanken und verabschieden uns herzlich von einigen
Beteiligten der „Swings Latino Cali“! Wir begeben uns gleich in ein Aussichts-Restaurant mit Blick über Cali zum Nachtessen. Und dabei haben wir natürlich nur ein Thema: Diese verrückte
Salsa-Truppe von „El Mulato“, die wir nicht so schnell vergessen werden! Sicher ist es nun auch für euch nachvollziehbar, dass die Tanztruppe von „El Mulato“ in den vergangen Jahren alljährlich
die meisten der zu vergebenden Salsa-Weltmeistertitel, in jeweils fünf Kategorien, einheimst! Um 22:30 bin ich dann aber bereits wieder in den Federn - wobei mir immer noch heisse Salsa-Musik in
den Ohren rauscht!
Am heutigen Mittwochvormittag, 15.10.2014, unternehmen wir zusammen nach dem z’Morge einen kleinen Stadtbummel. Nach dem vielen Salsa von gestern Nachmittag wollen
wir heute noch bei Tag etwas mehr von dieser stets pulsierenden Stadt kennenlernen und machen uns auf ins Zentrum Calis. Wir schlendern auch hier vorbei an mehreren kolonialen Gebäuden und
Kirchen, über die zentrale Plaza de Caycedo bis zum Teatro Municipal, dem Stadttheater. Bei einer Strassenhändlerin erstehe ich, mit beratender Unterstützung von Holger, einige CD’s mit Musik
bekannter Sänger und Bands der Salsa-Szene, aber auch kolumbische und mexikanische Volksmusik - dies zu 1 USD pro CD! Dann folgen wir weiter dem Flusslauf des Rio Cali, der die Stadt in der Mitte
teilt. Wir schlendern bei der Kathedral La Ermita über eine schöne Brücke in den Parco Simon Bolivar. Sitzbänke laden uns zum kurzen Verweilen ein, Strassenhändler bieten ihre Souvenirs an und
ein paar junge Skater zeigen ihre Kunststücke. Aber die Zeit geht wieder im Fluge vorüber und dem Wortspiel entsprechend müssen wir bald in unseren Hostels das Gepäck abholen, um gegen 14:00 zum
Flughafen hinaus fahren, wo uns wieder ein Airbus über Bogota nach Santa Marta fliegen werden. Und auf dem Flughafen heisst es nun auch Abschied von Holger nehmen, der uns in über die vergangenen
Tage in spannender und eindrücklicher Weise viele Schönheiten seines Kolumbien, vor allem mit seinen vielen detaillierten Ausführungen um einiges näher brachte. Holger, danke für alles und viel
Glück und Erfolg in deiner weiteren Zukunft!
Flug von Cali über Bogota nach Santa Marta, der ältesten Stadt Südamerikas, Besuch des traumhaft schönen Tayrona Nationalparks an der Karibik-Küste und
Aufenthalt im Städte-Highlight Cartagena mit anschliessendem Rückflug über Bogota nach Aruba.
Und so besteigen wir, Dana, Sandra und ich am Mittwoch, 15.10.2014, um 15:45 einen Avianca-Airbus A320, der uns in einer Stunde nach Bogota fliegt, wo wir zum
Inland-Bereich des Flughafens wechseln müssen. Gegen 19:30 fliegen wir mit einem weiteren Avianca-A320 nach Santa Marta in den Norden von Kolumbien. Um 21:00 landen wir bei schwülen 28° in dieser
an der Karibikküste liegenden Stadt, mit etwas über 0.5Mio. Einwohnern. Nach der Landung werden wir von der bezaubernden und erfrischenden Juliana, Kolumbianerin aus Cartagena, in Empfang
genommen. Sie wird während den restlichen Kolumbien-Tagen unsere Begleiterin sein. Gegen 22:00 befinde ich mich bereits im Hostel Aluna und nach dem abstellen meines Rucksackes auf dem Zimmer,
begebe mich noch umgehend in die belebte Altstadt um zu einem Serveza einen Teller Spaghetti Bolognese zu essen. Aber bald überkommt mich nach dem Essen die Müdigkeit und ich schlendere direkt
ins Hostel zurück. Santa Marta, diese 1525 von einem spanischen Conquistador gegründete Hafenstadt, liegt in der nördlichen Ecke von Kolumbien und ist die älteste Stadt von ganz Südamerika. Die
Stadt besitzt ein einzigartiges architektonisches Kulturerbe, welches an die grossen Zeiten des Bananenbooms erinnert. In der Nähe der Stadt verstarb übrigens am 17.12.1830 auch der
unvergessliche Freiheitskämpfer Simon Bolivar. Im südosten der Stadt erhebt sich die Sierra Nevada mit ihren zwei über 5775 Metern höchsten Bergen Kolumbiens. Wobei aber der am karibischen Meer
verlaufende Tayrona-Nationalpark ganz klar das Bijou im vielfältigen touristischen Angebot ist und zu einem der bekanntesten und schönsten Parks von ganz Südamerika zählt. Und im Hochgebirge
lassen sich immer noch versteckte archäologische Spuren der präkolumbischen Tayrona-Kultur, wie zB die alte Stätte der Ureinwohner Ciudad Perida (verlorene Stadt), mit ihren geheimnisvollen
Terrassen und wunderbar angelegten Wegen aus der Zeit vor der spanischen Kolonisation erforschen. Hier beheimatet sind immer noch indigene Volksstämme mit ihrer tiefgründigen, kosmischen
Weisheit.
Am Donnerstag, 16.10.2014, fahren wir um 09:00 zusammen, inklusive eines in der Nähe des Tayrona-Nationalparks aufgewachsenen Führers, in einem Kleinbus gegen
Norden, wo wir nach einer guten Stunde Fahrzeit den nordöstlich gelegenen Park-Eingang El Zaino erreichen. Gleich geht es los und wir gelangen nach einem ersten Wanderstück, mit ein bisschen rauf
und runter, durch eine grüne dick bewachsene Vegetation zu einem Parkzentrum. Auf dem Weg dorthin bietet uns ein ca. 10jähriger Indio-Junge, von seinem Bruder oben in den Palmen abgeschlagene
Kokos-Nüsse an und ich kaufe ihm eine für 1.000 Pesos ( 50 Rappen) ab und trinke sie gleich aus. Anschliessend zerkleinert er sie noch mit seiner Machete und wir haben auf dem weiteren Weg noch
was zu knabbern. Unser Führer versucht übrigens mit ihm zu kommunizieren, aber er verstand kein spanisch. Im Parkzentrum zweigen wir dann gleich ab zu einem wirklich wunderschönen Strand mit
herrlich warmen Wasser und direkt dem Strand vorgelagerten Korallenriffen. Es folgen vereinzelte Lagunen und Buchten, die jeweils durch übergrosse rundliche Felsen voneinander getrennt sind.
Diese Strände sind eingerahmt von einer unberührten und üppigen Natur und gehören zu den schönsten der Welt - was ich nur bestätigen kann. Irgendwie erinnern mich diese Strände mit diesen grossen
Felsen an die während meinem Asien-Aufenthalt im 1979 besuchte Thai-Insel von Ko Samui, die sich mir damals auch noch als unberührte Natur präsentierte. Und wenn sie nicht gerade wie jetzt Siesta
hätten, könnte man hier grosse Papageienschwärme sowie auch heulende Kleinaffen hören und beobachten. Na ja, vielleicht machen sie sich noch später bemerkbar.
Wir entscheiden uns dann nach weiteren, auch viel im Sand gelaufenen Minuten einen längeren Badeaufenthalt hier in der kleinen Bucht von La Biscina San Felipe einzulegen. Eigentlich wollten wir zur noch eine weitere Stunde entfernte Bucht von San Juan gelangen, aber das Wandern durch Sand macht müde. Ach ist das herrlich, sich einfach in diesem angenehm warmen und kristallklaren Wasser ein bisschen treiben zu lassen und zu schwimmen. Um 12:30 brechen wir wieder auf und machen nach einer knappen Stunde Wandern einen verdienten Stopp in einem Restaurant, wo ich mich mit einer feinen Lasagne verwöhne. Auf dem weiteren Rückweg wählen wir den schmalen manchmal mehr als nur hautengen Trampelpfad der sich hier häufig unterwegs befindlichen Transportpferde. Auf diesem ca. 1.5stündigen, teilweise durch sumpfiges Dschungelgelände führenden Pfades können wir dann doch noch kurz ein paar dieser kleinen Affen beaugapfeln. Aber noch interessanter ist es jeweils so eine bis 10 Pferde umfassende Transport-Karawane zu beobachten, wobei ich noch erwähnen muss, dass in diesem Nationalpark keine Fahrzeuge betrieben werden dürfen. Diese mit Kisten oder Säcken voll beladenen Pferde sind nicht mit einander verbunden, trotten also ohne Führung dem ihnen vermutlich bekannten Weg durch den Dschungel zum nächsten Domizil zu oder sie machen auch mal eine Pause um sich mit Grünzeug zu stärken. Etwa 15Min. später kreuzt uns dann noch am Schluss der Führer auf seinem Pferd dieser langgezogenen Transport-Karawane. Zweimal müssen wir eine dieser V-förmig nach oben verlaufenden schmalen Pfade von vereinzelt über 50m Länge durchqueren. Sollte uns nun aber dabei eines dieser Pferde entgegenkommen bliebe uns nichts anderes übrig als wieder vor dem Pferd zurück zu laufen. Unser Führer meint zwar, dass jeweils der Pferdeführer ein lautes Signal von sich gebe um eine entgegenkommende Karawane zum abwarten auf der anderen Seite zu bewegen. Na ja, ich weiss nicht, bei diesen längeren Abständen der Pferde. Nun, wir kamen ohne Probleme wieder an unserem Ausgangspunkt an und fuhren, mit unvergesslichen Eindrücken aus dieser paradiesischen Landschaft, wieder die gleiche Strecke mit dem Bus nach Santa Marta zurück. Wir bedankten uns bei unserem heutigen Führungsduo für ihre Detailinfos zu den Bewohnern sowie Flora und Fauna dieses Nationalparks.
Nach meiner Rückkehr putze ich meine dreckigen Wanderschuhe und nach einer kurzen Dusche begebe ich mich gegen 16:00 nochmals in die Stadt. Denn Santa Marta ist
nicht nur Sonne, Strand und Meer sondern hat noch einiges mehr zu bieten. Ich durchwandere das historische Zentrum, komme an der Kathedrale vorbei, erreiche die Uferpromenade und durch den Parque
Santander komme ich wieder zurück in die Strasse wo ich schon gestern Abend gegessen habe. Diesmal wähle ich ein anderes Restaurant aus und genehmige mir eine Fischplatte und esse dabei zum
ersten Mal ein Wahoo-Filet. Wow, das war aber wirklich exquisit! Nach 21:00 finde ich mich wieder im Hostel ein und nach dem ich meinen Rucksack wieder Reisefertig verpackt habe liege ich bald
übermüdet im Bett und schlafe innert Minuten tief und fest.
Es ist Freitag, 17.10.2014, und ein bequemer kleiner Sammelbus holt uns so gegen 09:00 an unseren Hostels ab, um uns an Barranquilla vorbei zu unserem heutigen Ziel
Cartagena zu fahren. Über eine nach Santa Marta fast nur schnurgerade und gut ausgebaute Strasse umfahren wir bald einmal im Osten Barranquilla. Diese viertgrösste Stadt Kolumbiens liegt an der
Mündung des Rio Magdalena und hat mit seinem grössten Hafen des Landes entsprechende Bedeutung. Die Einwohnerzahl bewegt sich bei etwa 1.5Mio. und die Stadt gilt als eine der weltweit
bekanntesten Karnevalshochburgen, hat aber sonst für den Touristen nicht viel zu bieten. Wir fahren zügig weiter, kommen noch an einem schweren Autounfall mit Toten vorbei und erreichen
problemlos, bei noch leichter Bewölkung und einer Temperatur von 28°, um 13:00 unsere Hostels in der Altstadt von Cartagena.
Cartagena weist gut 1Mio. Einwohner aus, die zum grossen Teil afrikanischer Abstammung sind. Wir vereinbaren, dass uns um 14:00 Juliana mit einem Taxi abholt, um mit uns als erstes den Aussichtsberg mit Kloster aufzusuchen, anschliessend der Befestigung San Felipe einen Besuch abzustatten und zum Schluss würden wir noch das historische Zentrum durchstreifen. Aber gerade hier an der kolumbianischen Karibik können wir unser Sightseeing-Programm nicht wunschgemäss durchziehen. Denn genau um 14:00 setzt ein Regenschauer ein, eine einzige dunkle Wolkendecke liegt über Cartagena und innert Minuten ist fast die ganze Stadt zu einer Höhe von etwa 30cm und mehr vollständig überflutet! Nun, die Bewohner und auch Autofahrer nehmen das gelassen und wir fahren mit unserem Taxi trotz diesem Scheisswetter mal zum Cerro de la Popa, einem der ältesten und schönsten ehemaligen Mönchskloster des Landes hinauf, um auf diesem Hügel die eigentlich als eindrückliche beschriebene Sicht auf die Bucht und Stadt von Cartagena zu geniessen. Also das mit der grossartigen Aussicht wird wohl heute bei diesen Wetterverhältnissen nichts und wir widmen uns dafür ein bisschen mehr dem alten Kloster. Anschliessend versuchen wir noch in das Fort San Felipe zu gelangen, das aber wegen dem Regenschauer aus Sicherheitsgründen geschlossen ist. So brechen wir an dieser Stelle unsere Besichtigungstour ab und begeben uns zurück in unsere Hostels und vereinbaren uns am Sonntagmorgen wieder zur gemeinsamen Fahrt in Richtung Airport wo Daina, Sandra und ich den Flieger nach Bogota besteigen werden, zu treffen. Den morgigen Tag wollen Dana und Sandra auf der dem Festland vorgelagerten Karibikinsel Rosario verbringen. Da ich in diesem Jahr schon einige ähnliche Inseln abgesegelt und bereist habe verzichte ich auf diesen Ausflug. Im Gegenzug freue ich mich auf Morgen, dies bei hoffentlich besserem Wetter, um nochmals den Aussichtshügel sowie das Fort San Felipe aufsuchen zu können sowie ausgiebig die Altstadt zu durchwandern. Ich klinke mich im Hostel noch kurz ins Internet ein und lese in meinem Kindle einige weitere Thriller-Seiten bevor ich um 18:30, bei nur noch leichtem Nieselregen, in der Altstadt die Beizenstrasse aufsuche und mir zu einem Bier eine Pizza con Funghi bestelle. Da ich nachts auch hier nicht gern alleine unterwegs sein möchte suche ich gegen 21:00 bereits wieder mein Hostel auf. Übrigens ist mir vor allem im Vergleich zu Bogota aufgefallen, dass ich hier in Cartagena auf den Strassen und grossen Plätzen eigentlich keine Polizisten oder Soldaten mit ihren Kalaschnikows zu Gesicht bekomme. Das erklärte mir Juliana am Nachmittag wie folgt: Cartagena, als Kolumbiens wichtigstes Touristen-Zentrum, verfolge im Vergleich zu Bogota eine andere Taktik die Sicherheit zu gewähr leisten. Dh, es sind auch hier viele solcher zur Sicherheit und Ordnung schauenden Polizisten wie auch Soldaten unterwegs, dies aber mehrheitlich in Zivilkleidung! Damit will man der vielfach von Touristen gehörten Einschätzung, Kolumbien wirke mit der Präsenz dieser vielen und verschiedenen Ordnungshüter wie ein Polizeistaat, subtil entgegenwirken. Und dies scheint mir eine Taktik zu sein, die aufgeht und von beiden Seiten richtig eingeschätzt wird. Nach dem weiterführen einiger zusätzlicher Seiten in meinem Kolumbien-Tagebuch nehme ich mir nochmals meinen Thriller vor und als gegen 23:00 mir der Kindle einmal mehr auf den Kopf fällt ist es Zeit zum schlafen!
Am heutigen Samstag, 18.10.2014, mache ich mich also auf, um auf eigene Faust Cartagena unsicher zu machen. Nach einem gemütlichen z’Morge mache ich mich auf den Weg
und schnappe mir bald ein Taxi, das mich nochmals für einen kurzen Fotostopp auf den Cerro de la Popa bringt. Auch wenn heute immer noch eine leicht Bewölkung über der Stadt liegt, fällt immerhin
kein Regen und die Belichtung zum fotografieren ist wenigstens um einiges besser als gestern. Der Taxifahrer bringt mich nun noch hinunter bis zum Fort San Felipe. Nach der Plünderung von 1585
durch Sir Francis Drake, erbauten die Bewohner zur Sicherheit und Stadtverteidigung diesen 11km langen Schutzwall mit dem riesigen Wehr San Felipe. Mit dem zweiten kleineren Fort San Jose war
somit damals die Einfahrt in die Hafenbucht nur noch schwer zu überwinden. Ich schlendere durch den Schutzwall nun tiefer in die Altstadt hinein, die als eine der schönsten und bestens erhaltenen
Kolonial-Städte Südamerikas gilt und von einer weitflächigen Bucht eingerahmt ist. Es ist verständlicherweise die Stadt Kolumbiens, die am meisten von Touristen besucht wird. Und nicht zuletzt
wegen der geografischen Lage ist Cartagena die sicherste und bestbewachte Stadt in Kolumbien. Ich gelange durch das komplett ummauerte alte Stadtzentrum mit dem Festungsring zur Kathedrale und
den vielen Palästen in andalusischem Stil, immer tiefer in den historischen Stadtkern hinein. Ich durchwandere weiter das Viertel der Händler, das Viertel der Handwerker sowie kleinen Leute
und lasse mich immer wieder mitnehmen von der Schönheit dieser vielen alten kolonialen Häuser mit ihren lieblichen Balkonen voll tropischer Blumenpracht. Daher ist es auch nicht verwunderlich,
dass Cartagena im 1984 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Natürlich ist auch das Nachtleben hier legendär, was natürlich mit den vielen Touristen, die hier auf Besuch kommen und
ausspannen wollen, nachvollziehbar ist. Mit dem Besuch des Hafens und den zwei Parkanlagen Marina und Centenario beende ich um 16:30, aufgrund meiner „rauchenden“ müden Füsse, diesen
Stadtrundgang und im Hostel falle ich erstmals einfach aufs Bett. Aber nicht lange, denn mein Körpergeruch vom vielen schwitzen zwingt mich unter die Dusche! Gegen 19:00 mache ich mich nochmals
auf den kurzen Weg in die San Andres-Beizenstrasse wo ich mir zum kühlen Bier ein kolumbisches Steak mit Reis und Gemüse genehmige. Und auch heute Abend bin ich um 21:00 wieder zurück im Hostel
und schreibe weiter, mit einigem Nachholbedarf, in meinem Tagebuch. Und auf Aruba wird dann all dieser Text, unterbrochen mit jeweils interessanten Fotos, in den Laptop rein getippt.
Apropos Fotos, bis anhin habe ich es auf dieser Reise auf 1.380 Bilder gebracht! Aber man muss dabei berücksichtigen, dass ja nach entsprechender Qualitäts-Auswahl einige Hundert davon wieder
gelöscht werden. Inzwischen ist es 22:15 und ich finde auch heute schnell meinen verdienten Schlaf!
Es ist Sonntag, 19.10.2014, und ich bin bereits eine Stunde bevor wir um 09:00 zum Flughafen fahren wollen in der Recepcion, um am WiFi-Terminal noch einige Post zu
erledigen. Kurz darauf kommt auch schon Juliana dazu und wir nützen die Zeit um noch ein wenig miteinander zu plaudern. Juliane ist übrigens nicht nur eine kolumbianische Schönheit, sondern sie
ist auch eine intelligente und erfrischend schlagfertige „freche“ (ist als Kompliment gemeint) 20jährige Frau! Sie beendet in knapp zwei Jahren ihr 5jähriges Wirtschafts-Studium an der Uni in
Bogota. Dazwischen hatte sie sich ein gutes Jahr in Hamburg aufgehalten und darum spricht sie auch ein wirklich ausgezeichnetes Deutsch. Von Hamburg aus besuchte sie damals einige weitere
deutsche Städte sowie auch Österreich und die Schweiz. Ja, und die Schweiz hat es ihr angetan, sie schwärmt mir nur so von der Landschaft, von Luzern, vom Pilatus und von Fondue und Raclette vor.
Ich glaube da haben wir Schweizer eine gute Botschafterin, die hier in Kolumbien sicher positive Werbung für unser Land macht - wie ich ja übrigens ab jetzt auch für ihr Heimatland Kolumbien!
Beachtenswert finde ich noch ihren damals, nach 1.5 Jahren Hamburger-Zeit, gefällten Entscheid nach Kolumbien zurück zu kehren. Es sei nämlich für sie eine schwierige Phase mit der Frage gewesen,
schaffe ich jetzt noch den Absprung zurück in mein Heimatland oder verbleibe ich hier auf dem alten Kontinent. Nun, zum Glück für sie und auch für Kolumbien entschied sie sich nach Hause zu
fliegen. Denn sie ist nach meiner Überzeugung genau eine dieser Personen, die als vorbildlich ausgebildete junge Menschen beim weiteren Aufbau ihres Heimatlandes in eine erfolgreichere Zukunft
mithelfen können. Juliana kann sich zB eine Aufgabe im Grossschifffahrtshafen von Cartagena in einer verantwortlichen Stelle gut vorstellen - und auch ich traue dies dieser selbstbewussten jungen
Frau wirklich zu! Übrigens hat sie ihrem etwas über 50jährigen Papi, ein ehemaliger Zahnarzt der heute als Selbständigerwerbender im Marketingbereich tätig ist, ein bisschen von meinem aktuellen
Segelabenteuer erzählt und seine Reaktion kam postwendend: „Okay, wenn dieser Schweizer Binnenländer das kann, ist dies nun ein weiterer Ansporn, für mich als jahrelangen Segler, so in etwa
gegen 10 Jahren mir doch noch meinen Traum von einer lang gehegten Weltumseglung zu erfüllen! - Wow, dies von Juliana zu hören freute mich natürlich speziell! Und ich wünsche natürlich ihrem Papi
schon heute, dass sein Traum in Erfüllung gehen wird! Vor dem Hostel-Empfang machte dann die Recepcionistin von uns beiden noch ein Erinnerungsfoto.
Aber der Zeiger der Uhr geht auf 09:00 zu und schon fährt unser Kleinbus vor. Umgehend steigen wir ein, holen noch Dana und Sandra vor ihrem Hotel ab und los geht’s
zu unserer letzten gemeinsamen Etappe zum Flughafen von Cartagena. Hier verabschieden wir uns dann von Juliana, bedanken uns bei ihr nochmals recht herzlich für ihre vielen uns vermittelten Infos
über die vergangenen drei Tage! So besteigen also Dana, Sandra und ich um 11:30 einen Lan-Airbus, der uns in 1.5 Stunden nach Bogota fliegt. Dort trennen sich auch unsere Wege und wir
verabschieden uns bei der Gepäckausgabe herzlich, da die beiden gegen Abend mit der Air France nach Paris und dann weiter nach Wien fliegen.
Und ich besteige am Airport von Bogota ein Taxi das mich in die in die City zur Candelaria hinein fährt. Bereits gegen 14.30 beziehe ich für eine letzte Nacht auf dieser Kolumbien-Rundreise mein Zimmer Nr. 5 im Cranky Croc. Den Empfang betreut heute, wie immer an einem Sonntag, die freundliche Studentin Laura. Sie absolviert hier in Bogota ein zweijähriges Zusatzstudium in Textil und jobt nebenbei in diesem Hostel. Ich bringe meine Sachen ins Zimmer, ziehe mir wieder, bei aktuellen 16°, ein paar wärmere Sachen über und steuere gleich wieder die Av. Jimenez runter in die am Sonntag natürlich wieder lebhafte und von Fussgängern verstopfte Calle 7. Dabei bewege ich mich, leider wieder bei wolkenverhangenem Himmel, als erstes gleich links zur Plaza Bolivar um vielleicht noch die Strasse in Richtung Präsidentenpalast hinunter gehen zu können. Heute stehen an diesem Check-Point zwei Soldaten und kontrollieren die Besucher mittels abtasten des Körpers, der Taschen und Rucksäcke nach Waffen. Nun, bei den friedlichen Kolumbianern und meiner Wenigkeit finden die natürlich nichts und wir haben vorerst freies weiter schlendern! Auf meinem weiteren Rundgang treffe ich vor einem Eingang eine Ehrenwache in alter Uniform aus dem 18 Jhdt. Und ob ihr es glaubt oder nicht, nicht ich sondern dieser Wachmann frägt mich, ob ich ihn fotografieren möchte!? Es ist wirklich kein joke von ihm - und natürlich, ja, gerne mache ich ein Foto von ihm! OK, als ich dann weiter auf dem Trottoir auf den voll abgeschotteten Präsidentenpalst zu komme, weist mich ein weiterer Soldat freundlich aber bestimmt an, doch hier nicht auf dem Gehsteig sondern auf der verkehrsfreien Strasse weiter zu gehen. Kein Problem, dann gehe ich halt wieder zurück zur Calle 7 und stürze mich ein letztes Mal in das bunte Treiben in diesem Viertel dieser Riesenstadt. Also geniesse ich nochmals dieses Feeling mit den hier zu tausenden zirkulierenden kolumbianischen Familien, den Händler, den fahrbaren Verpflegungsständen und den verschiedensten Strassenkünstler. Aber alles hat mal ein Ende und um 18:30 verziehe ich mich in das mir zwischenzeitlich bekannte bolivianische Restaurant und lasse es mir bei einem gegrillten Poulet-Brüstli und Bier nochmals gut gehen. Um 20:30 bin ich wieder zurück im Hostel und quatsche bei den WiFi-Terminals noch eine Tramperin an. Es handelt sich um Karin, einer ca. 25jährigen Schweizerin aus Schwyz, die seit über einem Jahr alleine (!) und ohne irgendwelche negativen Erlebnisse in Südamerika unterwegs ist. Wie sie mir noch erzählt, wird sie nächsten Sommer in die Schweiz zurück kehren. Hut ab vor Karin, dies ist eine wirklich mutige junge Frau! Ich verkrieche mich um 22:00 bereits wieder unter die kalte Bettdecke und finde irgendwann meinen verdienten Schlaf.
Nun geht also am Montag, 20.10.2014, meine Kolumbien-Rundreise hier in Bogota definitiv zu Ende. Ich begebe mich um 08:15 zum Frühstück, setze mich zu drei
schlaftrunkenen US-Trampern - die vermutlich letzte Nacht ein bisschen später als ich ihre Betten aufgesucht hatten. - Schmunzel, schmunzel. Gegen 09:30 packe ich zum letzten Mal meinen Rucksack
und verlasse mein mir zwischenzeitlich bestens bekanntes zuhause. Ich begebe mich, nur zwei Häuserblocks weiter, zu meinem eigentlich schon vor zwei Wochen vorgehabten Besuch, im Hostel mit einer
Klein-Bäckerei und einer Café-Ecke, beim Schweizer Tobias und seiner noch in der Schweiz kennengelernten Berliner Freundin Alex (Alexandra). Dabei zeigt mir dieser Besuch auf, wie flexibel man in
dieser 10Mio.-Stadt sein muss um gut über die Runden zu kommen. Ich fand Tobias hinter einer kleinen, mit unter Glas ausgestellten Süssigkeiten und unter den angebotenen Brotlaiben waren sogar
Vollkornbrote dabei! Ich bestellte bei ihm einen Kaffe mit Gipfeli und erzählte ihm, wie ich auf sein Hostel gekommen sei. Nun, es waren meine Freunde aus der Schweiz, Erwin und Jrmina os
Ämmebrogg, die sich seit über drei Jahren mit ihrem Katamaran "Red Harlekin" auf Langfahrt befinden: Nach ihrem bis anhin auch spannend verlaufenen Segelabenteuer, mit Leinen los im 1.2011 in
Kilada/GR, segelten sie weiter über Sète/F, zu den Kanaren, Cap Verden, nach Senegal, dann rüber nach Südamerika und befahren nun bereits die zweite Saison die grossräumige Karibik. Derzeit haben
sie übrigens ihre "Red Harlekin" in einer Marina im Rio Dulce von Guatemala „parkiert“. Die beiden werden dann in den kommenden Wochen ihren Kat wieder entern, um nochmals für eine weitere
Segelsaison in der Karibik zu verbleiben. Liebe Jrmina und Erwin: Alex, Tobias und ich lassen euch auf diesem Wege ganz herzlich grüssen, wobei sich die beiden noch sehr gut an euch erinnern
können. Übrigens machten mich erst Erwin und Jrmina auf einem ihrer Blog-Beiträge glustig auf diese Reise. Denn die beiden führten im letzten Herbst eine ähnliche Kolumbien-Rundreise durch. Danke
ihr beiden, es waren auch für mich unvergessliche Kolumbien-Wochen!
Tobias klinkte sich nun an der Theke aus und machte mit mir eine kleine Hausführung und erzählte dabei von den Anfängen seines Bogota-Aufenthaltes und dem nicht
immer einfachen Leben hier in Kolumbien. Auch er war mal mit Alex als Tramper in Südamerika unterwegs und wie das Leben so spielt, mietete er Im 2010 diesen alten Hausteil in der Candelaria von
Bogota. Mit einfachen Mitteln und Unterstützung von Alex und seines Schweizerfreundes Pascal bauten sie das Lokal um und am Schluss befanden sich darin eine kleine Bäckerei mit einem Café und
vier zu vermietenden Zimmern. Dies neben ihrer kleinen Wohnung im ersten Stock. Es gilt noch zu erwähnen, dass Tobias ausgebildeter Bäcker/Konditor ist und Pascal gelernter Schreiner sowie beide
in Mönchaltdorf, im Zürcher Oberland, aufgewachsen sind. Aus diesem Dreigestirn mit Alex sind alle etwa 30 Jahre jung. Im Moment befindet sich im Parterre eine einzige Baustelle: Im
Eingangsbereich entsteht eine grössere Café-Ecke mit etwa drei Tischchen, wird auch in Zukunft von Alex betreut, eine grössere Theke mit den verschiedensten Angeboten von Broten und
Konditoreiwaren und im hinteren Teil ist dann noch die Bäckerei sowie die weitere Technik mit grossen Kühlschränken etc. untergebracht. Dieser Tage ersetzt der Hausbesitzer im Parterre noch den
Holzboden, bevor mit Hilfe von Pascal dann als erstes die Trennwände hochgezogen werden. Spätestens im Dezember möchte dann Tobias seinen umgebauten Laden eröffnen. Die Kosten allein für die
Hausteil-Miete belaufen sich auf 1‘700 CHF im Monat. Tobias erklärt mir aber, dass er sich in den vergangenen Jahren bereits eine treue Kundschaft aufgebaut habe und er in der Umgebung bekannt
sei, für seine wohl teureren, aber mit sich qualitativ von der Konkurrenz abhebenden Produkten. Nun kommt noch Alex dazu und sie erzählen mir, dass sie heute Nachmittag beim Zivilstandsamt einen
Termin haben, da die beiden diesen Dezember Heiraten werden! Liebe Alex und Tobias ich wünsche euch schon heute dazu viel Glück und Erfolg, im privaten wie im geschäftlichen Bereich und dass bald
mal euer erstes Baby das Licht von Bogota erblickt! - Schmunzel, schmunzel! Herzlich verabschieden wir uns voneinander, da Inzwischen die Uhr bereits auf 12:00 zu geht.
Ein Kollege von Tobias bringt mich mit seinem Privattaxi, das gerade vor der Haustür steht, in einer Fahrzeit von gut 30 Min. zum internationalen Flughafen von
Bogota. Das einchecken geht problemlos vor sich und im oberen Stock verpflege ich mich noch mit einem McNifica bei McDonalds, wie immer mit Pommes und Coke. Und um 14:20 fliege ich wieder mit
einem Avianca-A319 in gut 1.5 Stunden die kurze, aber wieder holprige Strecke nach Aruba zurück. Mit einem zur Begrüssung warmen „Hola und herzlich willkommen auf Aruba!“ des Immigration-Officers
fühle ich mich auch hier gleich wieder wie zuhause. Bei mir steht übrigens auf der Imigracion-carta im Adressfeld jeweils nur SY KORY. Aber dies ist mit begleitender Erfassung einer
Tel.-Nr., hier die der Renaissance-Marina, auch diesmal kein Problem und wird vom Officer problemlos akzeptiert. Beim Gepäckband hole ich noch meinen Rucksack ab und um 17:30 (ich musste die Uhr
wieder um eine Stunde nach vorn drehen) besteige ich vor dem Flughafengebäude, bei wieder 30°, ein Taxi das mich in 15 Min. zur Marina fährt. Kurz nach 18:00 entere ich wieder meine
KYORY, die in alter Frische im Wasser dahin tümpelt!
Resümee zu meiner Kolumbien-Rundreise:
Nachfolgend mein kurzes Resümee über diese nun also bereits der Vergangenheit angehörende Kolumbien-Rundreise: Ich besuchte und erlebte ein einfach unglaublich
schönes, noch mit intakter Natur vielseitiges und jederzeit sicheres Land. Und Ausnahmslos begegnete ich nur überaus freundlichen und lebensfrohen Menschen. Wenn auch die Backpacker-Reisenden
derzeit noch überwiegen, wird dieses lateinamerikanische Land in den kommenden Jahren bestimmt noch mehr in den Fokus von Ferienreisenden rücken. Ich wünschte mir, dass dabei noch mehr Europäer
dieses wirkliche faszinierende Land auf einer ihrer Ferienreisen besuchen würden!
Zurück auf der KYORY in der Renaissance Marina geht das Leben auf Aruba weiter. Vorerst vor allem mit dem Schreiben des
Kolumbien-Blog-Beitrages.
Seit Montag, 20.10.2014/16:00 bin ich also wieder zurück in meinem zuhause KYORY. Dabei darf ich feststellen, dass sie aussieht wie wenn ich sie erst
gestern verlassen hätte! Das ist vor allem auch das Verdienst von Sybille und Bo, die ja während meiner Abwesenheit ein paar Mal die KYORY, vor allem um sie durchzulüften, aufgesucht
hatten. Sie mussten in dieser Zeit einzig eine durchgeraspelte Landleine ersetzen und das ausgerissene Elektro-Landanschlusskabel kürzen und neu verschrauben. - Sybille und Bo, vielen lieben Dank
für euren Hütedienst! Bereits am Tag darauf hatte ich die beiden zum Sundowner auf der KYORY mit anschliessenden z’Nacht in ein nahes Restaurant eingeladen. Natürlich war dabei, die die
beiden wirklich interessierende Kolumbienreise das grosse Thema. Ja und ich gewöhnte mich in den vergangenen Tagen so langsam wieder an das Leben auf einem Segelboot. Am Dienstag war ich beim
Chinesen einkaufen, um wieder meine Kühlbox mit Esswaren aufzufüllen. Auch meldete ich mich im Marina-Office bei Xiomara und Sanders zurück. Die ersten Tage kochte und verpflegte ich mich
meistens auf der KYORY. Aber dieser ewigen Schreiberei rufte der Rücken nach Bewegung und so ging ich auch wieder das einte oder andere Mal in eines der vielen Restaurants zum
Nachtessen. Und weiterhin werkelte ich hie und zur Abwechslung an der KYORY, aber im Hinterkopf flüsterte mir immer wieder eine Stimme zu „Wenn du jetzt nicht bald, deine wieder mal
mittels „hieroglyphischen Zeichen“ erfassten Kolumbien-Tagebuchtexte in den Laptop tippst - wird es mit der Zeit nicht einfacher, und begleitend sollten ja dazu auch noch ergänzenden Infos aus
dem Hirn abgerufen werden!?“ - Schmunzel, schmunzel! Aber verflixt noch mal, es ist mit mir in einer solchen Situation immer das gleiche, ich muss bei solch ausgedehnter Schreiberei einfach auch
die Lust dazu haben und einen gewissen Spassfaktor spüren! Nun, um es kurz zu machen, nach einigen Tagen war es geschafft und ich war froh dieses Schreiberei mit der Fotoauswahl abgeschlossen zu
haben. Das übertragen der Textblöcke sowie der Bilder war dann nochmals eine Arbeit, die vor allem meine ganze Konzentration erforderte. Aber auch diese Laptop-Arbeiten gingen irgendwann vorbei!
Wenn ich auch dazwischen, zum zweiten Male innert zwei Jahren den Laptop aus einer Höhe von 120cm auf den Salonboden schmiss. Dies weil ich hie und da während dem übertragen, den Laptop zur
besseren Internet-Verbindung, in die gegenüber vom Tisch sich befindliche Pantry stellte. Nur sollte man halt, erst recht in meinem Alter, sich über das auf dem Boden liegende Verbindungskabel
bewusst sein. - Als dies passierte, dachte ich nicht an schmunzeln, schmunzeln! Aber ich schafft es dann, nach einigem pöpperchen auf die beiden Festplatten, den Laptop wieder zum Leben zu
erwecken. - Ui,ui,ui, ich weiss, dass ich dabei viel Glück hatte und ich nun endlich den HP-Computershop aufsuchen sollte!
Und wie schon eingangs erwähnt, ist dieser Text aufgrund der späteren Verwendung für mein geplantes Buch halt zu dutzenden von A4-Seiten angewachsen. Dabei stinkte
es mir dann aber gewaltig, diesen ganzen Text auf einen für die Leser angenehmen Blog-Beitrag zu minimieren. Das freut vermutlich nicht alle meine Leser der KYORY-Reiseberichte, aber das
ist mir in diesem Fall halt wirklich egal! Sorry mit einem schmunzel, schmunzel! Ich hoffe nun einfach, dass dieser Reisebericht meines unvergesslichen Kolumbien-Aufenthaltes auch so euer
Interesse findet und ihr beim lesen auch hie und da ein bisschen mit mir fühlt und lacht - egal ob dies bei meinen humor- oder schmerzvollen Erlebnissen passiert!?