Am Freitag, 15. Mai 2015, verflixt es geht diesmal wirklich viel zu früh weg von den Kunas, weiter auf die 65sm-Nachtetappe nach Portobello. Punkt 16:00 bin ich soweit, der Motor ist bereits warm gelaufen, und es geht bei weiterhin bewölktem Himmel und 8kn Wind Anker auf. Das einziehen der ausgelegten 55m Kette geht in sauberem Wassere ohne Probleme vor sich. Bei jeweils eingezogenen 10m Kette ging ich runter zu dem in der Bugkabine platzierten Ankerkasten, um die Kette ein bisschen grossflächiger zu verteilen. Ich will ja beim Anker-Prozedere in Portobello es nicht wieder mit einer verwickelten Kette zu tun haben. Und schon tuckere ich mit der KYORY hinaus durch den San Blas Channel in Richtung Westen nach Colon, der östlichen Einfahrt zum Panama-Kanal. Auf der ersten Seemeilen, noch unter Motor, habe ich wie immer in dieser Start-Phase noch einige Arbeiten zu erledigen: Ankerwinsch abdecken, das Dingi auf Deck platzieren und während meinem Job bei der 3fachen Ankerfixierung begleiten mich vor dem Bug wieder mal drei junge Delfine! Gegen 17:30 drehe ich bei holpriger Fahrt in den Wind um das Gross ins zweite Reff zu setzen und am Wind rolle ich noch die Genua auf etwa 80% aus. Nun kann ich den Motor abstellen und die 15.2kn NE-Wind bringen uns bei rauen Wellen von derzeit gegen 3m bei Raumschotkurs auf etwa 5kn speed. Ich habe ja beim absegeln dieser Etappe auch nicht vor allzu schnell zu sein, denn ich will doch erst bei Sonnenaufgang in Portobello vor Anker gehen. Um 19:45 erschreckt mich bei einem Nickerchen ein weiterer fliegender Fisch bei seiner Landung auf meiner Brust! In den folgenden Stunden segeln wir durch eine sehr dunkle Nacht und der Wind geht auf etwa 10kn und die Wellen auf 2m zurück. Der Baro hat sich unter einer Temperatur von 27° bei soweit beruhigenden 1011 hP eingependelt und die KYORY zieht auf 215° weiter in Richtung Colon zu. Und dann, um 02:30 bricht wie aus dem Nichts heraus, der bis anhin stärkste auf dieser Langfahrt von mir erlebte Squall über die KYORY herein! Von ohrenbetäubendem Donnern begleitet, zucken die Blitze gefährlich nahe, mit vereinzelten Einschlägen in die See, rund um die KYORY ein und mir präsentiert sich eine wirklich gespenstische Szenerie. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass neben allzu gfürchigen Wellen wir Segler nur noch vor einem weiteren Naturereignis grossen Respekt haben - und das wäre ein Blitz der in den Mast einschlägt! Denn das ist leider schon vielen Seglern, vor allem auf GFK-Yachten, gerade hier in der Umgebung des Panama-Kanals passiert, wobei jeweils die gesamte Elektronik mit den Geräten und Kabeln vebratet werden kann. Aber auch ich darf mich trotz faradayschem Käfig nicht in allzu grosser Sicherheit wiegen, denn es hat auch schon Stahlboote erwischt. Meine back-up Navigationsgeräte verstaue ich deswegen auch immer als Vorsichtsmassnahme im Backofen! Gerne hätte ich in diesen Stunden einige sicher eindrücklichen Bilder geknipst - aber ich getraute mich nicht, Poseidon noch zusätzlich heraus zu fordern. Wir segeln über die kommenden zwei Stunden durch eine „Waschküche“ mit einem weiteren Squall. Die dabei immer mehr krängende KYORY beruhigte ich bei 28kn Wind mit dem reduzieren der Genua auf 50%. Auf das einziehen des Gross um ein weiteres Reff verzichtete ich vorerst unter diesen Bedingungen. Denn ein solcher Squall dauert normalerweise nicht länger als 20Minuten. Normalerweise! Aber erst um 04:30 hören diese böigen Gewitter auf, so überraschend wie sie auch gekommen waren. Uff, gut gemeistert, da kann ich ja wieder ein bisschen durchatmen. An der Segelstellung verändere ich auch weiterhin nichts, haben mich doch der Bäru und der Knurri unter diesen harten Bedingungen bestens unterstützt. Aber um 06.10 erwischt mich bei einem Kurs von 146° nochmals ein Squall mit einer Windstärke von sogar 30.5kn. Diesmal wohl ohne Blitz und mit nur weit entferntem Donner, aber bei 4.5kn speed schäumt und gurgelt die See bei null Sicht nur so über mein Deck. Wohl pflüge ich mit der KYORY Blind durch die See in den Morgen hinein, aber mit einem stetig wachsamen Auge auf die AIS-Plotteranzeige gerichtet. (Später konnte ich übrigens nach dem Anker ab in Portobello feststellen, dass meine Luken auch wirklich dicht sind!) Nun hoffe ich einfach, dass mir wenigstens bei der Einfahrt in die Bahia de Portobello wieder bessere Sicht zu Teil wird. Und so kommt es auch, dieser starke und kurze Squall ist vergessen als ich diesen Samstag, 16. Mai um 07:30, bei wohl noch anhaltendem Nieselregen aber sonst guter Sicht unter Motor im NE der Bucht von Portobello vor Anker gehe. Bei 14.5m Tiefe lasse ich auch hier 55m Kette ausrauschen. So, nun gibt es im Cockpit als erstes nach diesem abschliessend wilden Ritt mein Müsli-Zmorge. Dabei stelle ich fest, dass ich mich hier in einer absolut ruhigen Ankerbucht aufhalte. Es geht kein Wind und auch stört mich kein Schwell, einzig fallen hie und da aus dem bedeckten Himmel ein paar Regentropfen!
Diesen Samstag, 16. Mai 2015 wird nach dem aufklarieren der KYORY auch gleich
das Dingi zu Wasser gelassen. Unter leichtem Nieselregen düse ich umgehend in 10 Minuten zum Dingi-Anlegesteg und schlendere in das von Christoph Kolumbus am
2.11.1502 erstmals besuchte Städtchen. Später wurden von The City of San Felipe de Portobello, wie der Ort damals genannt wurde, zu einem neben Cartagena wichtigsten Hafen, um all die
„eingesammelten“ Tonnen von Gold und Silber aus Zentral- und Südamerika nach Sevilla in Spanien zu verschiffen. Wo dann dieses mit entsprechendem Blutvergiessen unter den verschiedensten
Bevölkerungsgruppen geraubte Edelmetall, nun begleitend mit grossem Freudentaumel zwischen der spanischen Krone und der katholischen Kirche aufgeteilt wurde. Aber irgendwie mussten ja damals wie
heute diese „kleinen“ Kirchen und Dome im Vatikan und im weiteren Europa zum glänzen gebracht werden, um die eigenen Gläubigen noch mehr beeindrucken zu können. - Sorry, und wieder einmal konnte
ich es nicht lassen, meine Meinung klar auszudrücken! Und dies im Wissen, dass ich keine Besserung versprechen kann!
Nun aber wieder zurück in dieses heute heruntergekommene und sehr ungepflegte Städtchen Portobello, wo es eigentlich wirklich nichts zu bewundern gibt. Als einer der wenigen hier sich bewegenden
Weissen werde ich eigentlich gar nicht beachtet und werde auch von niemandem angequatscht. Erwähnen möchte ich aber schon, dass ich mich hier sehr sicher fühle. Nach wenigen Minuten befinde ich
mich bereits im Zentrum und alles präsentiert sich hier wirklich sehr verfallen. So auch das alte Custom House und die umliegenden Häuser. Also wirklich, die könnten hier von den Kunas noch
einiges lernen und übernehmen! Auch von all den Häusern rund herum präsentieren sich einzig zwei Restaurants in einem einigermassen freundlichen Äusseren. Aber, was mir bereits an einer neben der
Strasse aufgestellten Plakattafel aufgefallen ist: In der Kirche San Felipe soll hier ein bekanntes Wahrzeichen, der „Black Christ of Portobello“ zuhause sein! Also wirklich, diese Idee
eines schwarzen Jesus kann ich gut nachvollziehen, denn die Geschichte der Menschheit begann ja vor aber Millionen Jahren im Herzen des schwarzen Afrika! Aber das kommt mir trotz allem schon ein
bisschen Spanisch vor und so muss ich mir das gleich mal anschauen. Somit betrete ich also nach Jahren, aus reinem Gwunder
wieder mal eine Kirche, um heraus zu finden
mit was da der „allmächtige“ Vatikan gereizt wird. Hier ist also das Heim dieser Holzstatue mit dem schwarzen Jesus von Nazareth. Und Ende Oktober jeden Jahres wird
hier zu seinen Ehren ein Festival of the Black Christ zelebriert. Denn diese heilige Statue wird hier weit über die Grenzen von Panama hinaus, aufgrund ihrer zugeschriebenen Wunder, sehr
verehrt. - Und ich kann mir ein schmunzeln einfach nicht verkneifen: Was sagen wohl unsere stock konservativen Katholiken zu einem schwarzen Jesus!
So, das ist es mal fürs erste an diesem nieselnden Samstag. Ich gehe wieder zurück in Richtung Dingi-Pier und suche um 12:30 das dort vor dem Pier stehende
Pescado-Restaurant auf. Ich gönne mir eine Seafood plate mit wirklich vorzüglichem Octopus an einer Garlisauce, Reis, Kartoffeln und einem kleinen Salat mit einem kühlen Cerveza - und das zu USD
(oder auch CHF) 13.50! Nach 14:00 entere ich wieder die KYORY, genehmige auf der Badeplattform eine Dusche und schreibe im Word an diesen Blog-Texten weiter. Später gönne ich mir noch
ein Nickerchen bevor ich mir so gegen 18:00 ein kleines Früchten/Yogi-Znacht zubereite. Anschliessend lese ich einige weitere Seiten im Kindle und wechsle um 22:00 in den Schlaf des Gerechten.
Und da hier in dieser Bucht wirklich kein laues Lüftchen weht oder ein kräuseln über dem Wasser festzustellen ist, sowie auch vom Städtchen her kein Laut zu hören ist, schlafe ich diese Nacht
wirklich ausgezeichnet! Einziger Unterbruch um 02:30, weil ich infolge eines Regenschauers wieder mal die Moskitonetz/Luken-Aktion durchziehen muss.
Sonntag, 17. Mai 2015, gehe ich es nach dem aufstehen um 06.45 gemütlich an und nach dem Frühstück bereite ich die morgige Flautenetappe, will heissen ohne
Besegelung, über 20sm zur Shelter Bay Marina von Colon vor. Dabei nehme ich noch kurz telefonischen Kontakt mit der Marina auf. Ich bekomme dabei die Anweisung kurz vor der Einfahrt durch die
Breakwater- wall mich über den Kanal 74 im Marina Office zu melden. Bezüglich meinem auf Montagnachmittag 15:00 vereinbarten Lifttermin sollte eigentlich nichts im Wege stehen. Okay, soweit ist
also für morgen alles klar und da es bereits 11:00 vorbei ist bereite ich mir einem weitere Mixed-Salad zu. Denn das noch in Cartagena eingekaufte Grünzeug
und seine Früchten müssen infolge Data-check bald aufgegessen werden! Draussen blinzelt die Sonne hinter den Regenwolken hervor und ich tuckere um 12:30 ein weiteres Mal nach Portobello, um heute
einen noch ausgedehnteren Spaziergang durch dieses Bezirks-Hauptstädtchen zu unternehmen. Auf halbem Dingi-Weg entdecke ich die hier vor Anker liegende La Paloma die ich doch gleich mal
aufsuchen muss. Erwin von der Red Harlekin hat mir nämlich schon vor Monaten den La Paloma-Skipper Ferdinand vermittelt, der mir gerne mal meine KW/SSB-Anlage instruiert hätte.
Aber erstens repariert er gerade für einen anderen Skipper den Outboarder und da ich bereits morgen meinen Lifttermin in Colon habe muss ich auf seine offerierte Hilfe leider, leider verzichten.
Es hat also nicht sollen sein und so verabschiede ich mich bald wieder von den beiden und fahre weiter auf Portobello zu. Bei meinem heutigen wandern neben der Strasse auf das Zentrum zu, fallen
mir die Info/Warntafeln bei einem in die Bucht einströmenden Tsunami auf. Dabei werden die Bewohner angewiesen bei einem etwaigen eintreffen einer solchen Naturgewalt so schnell wie möglich die
angrenzenden Höhenzüge zu erklimmen!
Hinter der Kirche besuche ich die im 1760 von den Spaniern erbaute San Fernando Fort Battery-Verteidigungsanlage mit seinen heute auf dem Boden herum
liegenden 14 Kanonen. Dann ziehen mich laute Reggae-Töne noch ein bisschen weiter ans Westende des Städtchens, wo neben dem vergammelten Friedhof der Tschuttiplatz liegt. Es tschutten der FC
Black Portobello gegen den FC Pop Naranjo und das Spiel wird immerhin von etwa 200 eher ruhigen Zuschauern begleitet. Tore fallen auf diesem Pflotschacker
keine und auch die beiden Mannschaften sind für mich schwierig auseinander zu halten, da vermutlich das Geld für einheitliche Leibchen und Shorts fehlen. Ich ziehe weiter durch das sich wirklich
traurig präsentierende Städtchen, komme an kleinen vergammelnden Parks vorbei und um 15:30 Uhr finde ich mich schon wieder am Dingi-Pier ein. Bei der Rückfahrt tuckere ich noch durch das
grössere, näher bei Portobello liegende Ankerfeld weiterer Segelyachten. Aber ich konnte keine Yacht ausmachen, die ich schon auf meiner Langfahrt angetroffen hätte. Zurück auf der KYORY
klariere ich bereits das Boot für die morgige Kurz-Etappe nach Colon auf. Nach dem auch das Dingi wieder an der Decksreling verzurrt ist, gibt es eine Rasur und auch gleich noch eine Dusche. Dann
lege ich mich für ein Nickerchen ein weiteres Mal auf die Backskiste. Gegen 18:00 gibt es noch den Rest des mittäglichen „Salat-Buffets“, das noch mit Sardinenfilets aufgepept wird! - Schmunzel,
schmunzel! Nach dem Essen widme ich mich noch im Detail den Kanal-Infos für den bald anstehenden Kanal-Transit. Nach 20:00 ziehe ich mich wieder zum Lesen in die Koje zurück. Und kurz nach 22:00
gönne ich meinem Körper den wohlverdienten schlaf.
Es
ist Montag, 18. Mai 2015, ich erwache um 07:15 und stelle erstaunt fest, dass sich die KYORY bei wechselndem Wind um 180° gedreht hat. Nach dem Frühstück spule ich auch heute das vor dem
Anker auf durch zuführende Programm, inzwischen auch mit dem neuen Dingi, problemlos ab. Und Punkt 10:00 geht es nach dem Anker auf-Ablauf bei bedecktem Himmel und Windstille hinaus auf die
See. Auf zu meinen letzten 20sm im Atlantik! Einfach verrückt welche unvergesslichen und eindrücklichen Abenteuer ich bis anhin über die vergangenen 21 Monate auf dieser Langfahrt erleben durfte.
Dies aber auch unter Berücksichtigung der begleitenden „Lehrplätzen“ was die Technik und den Unterhalt meiner KYORY betrifft! Aber eines kann ich hier in aller Deutlichkeit ein weiteres
Mal festhalten: In keiner Minute meiner nicht immer einfach so an mir vorbei gegangenen Monate, ob auf See oder an Land, hätte ich ans aufgeben gedacht! Und ohne meinen härte Grend, meiner
Durchsetzungskraft und der unendlichen Geduld hätte ich es vermutlich, erst recht nicht mit meinen 68 Jahren, wohl kaum soweit nach Westen geschafft! Somit halte ich mich auch weiterhin, egal was
auf mich und die mir wirklich treue und seefeste KYORY - den sie kann ja für all den vorgefallen Scheiss wirklich nichts dafür - zukommt, an meinen euch inzwischen allseits bekannten
Leitspruch: „Niemals, niemals aufgeben!“
So, nach diesem klaren Skipper-Statement wieder zurück auf die Überfahrt von Portobello nach Colon. Seit der Ausfahrt aus der Bucht begleitet mich übrigens auf BB
die Katemba aus Ft. Lauderdale/Florida und auf STB holt eine weitere Yacht immer mehr auf. Und wir drei avisieren vermutlich das gleiche Ziel mit der Shelter Bay Marina an. In diesen
Tagen bin ich übrigens schon das einte oder andere Mal auf Ft. Lauderdale gestossen. Für mich noch spannend, weil ich dort im 1983/84 einen Englisch-Kurs belegte und meine Tochter Sandra
vermutlich mit recht behauptet sie sei Amerikanerin - da sie
einige Monate später
im 1984 in der Schweiz das Licht der Welt erblickte!? - Schmunzel, schmunzel! Auch befinden sich derzeit meine Seglerfreunde Sybille&Bo in Ft. Lauderdale, die
dort versuchen Ihre SYBO an neue Eigner zu bringen. Viel Glück! Aber ich befinde mich nun hier im Mai 2015 kurz vor der Ost-Einfahrt zum Panama-Kanal und die KYORY und ich werden
vom Atlantik nochmals tüchtig geschüttelt und gerührt. Der Wind steigt auf gegen 20kn und die Wellen nehmen nochmals auf über 2m zu. Dies weil wir etwa 3sm vor der Küste, mit Tiefen zwischen 20
und 30m, auf Colon zu halten und sich dabei die Wellen entsprechend aufstauen können. Es vermehren sich Änderungen der Windrichtung und vereinzelt bekommen wir ihn voll auf die Nase. Was mir und
vor allem der KYORY nicht so passt, weil bei dieser stampferei nicht von einer idealen Ölschmierung- und Kühlung des Dieselmotors ausgegangen werden kann. Aber um 12.30 nimmt der Wind
etwas ab und die Wellenhöhe geht zurück auf 1.5m womit wieder ein bisschen Ruhe einkehrt. Inzwischen befindet sich auch die Yacht auf STB auf gleicher Höhe mit mir, wobei ich feststellen kann,
dass sie eine Schweden-Flagge führt, aber den Bootsnamen kann ich nicht eruieren. Zwei sm vor der grossen Breakwater-wall melde ich mich über Funk bei der Marina und ich erhalte die Anweisungen,
über den Kanal 12 beim ACP die Clearence für die Breakwater-Durchfahrt einzuholen und mich beim Erreichen des Innerhafens wieder auf dem Marina-Kanal 74 zu melden. Das klappt dann alles bestens.
Ich bekomme die Anweisung die beiden mich begleitenden Yachten als erste in die Marina einfahren zu lassen, da sie ihre reservierten Plätze an den schwimmenden Fingerdocks einnehmen werden. Somit
drehe ich im Frachter-Ankerfeld noch eine kleine Runde, habe dabei genügend Zeit meine Fender auszusetzen, bevor ich direkt in das auf STB gleich nach der Marina-Einfahrt befindliche Liftbassin
eindrehen kann. Dort warten schon sehnsüchtig vier Marineros auf mich, um gegen 14.45 die hier schon lange überfällige KYORY auf STB am Bassinrand festzuzurren. Yuppi, wieder habe ich
mit dem Festmachen in der Shelter Bay Marina einen grossen Pflock auf meiner Langfahrt eingeschlagen! So, als erstes begleitet mich die Marina-Assistentin Estefania ins Office, um die
Anmelde-Formalitäten erledigen zu können. Und im von vier Mitarbeitern bestückten Office spenden sie mir ein verständlicherweise sympathisches und fröhliches Halli-Hallo, da ich es doch noch
geschafft habe, in diesem „Jahrzent“ in die Shelter Bay Marina einzulaufen! - Schmunzel, schmunzel! Speziell freute ich mich dabei, John den Marina-Manager kennen zu lernen, der ja bis vor vier
Jahren die mir bestens bekannte Club Nautico Marina in Cartagena geführt hatte! Auch mit Edwin Chaves gab es eine herzlich Begrüssung, da ich mit ihm über die vergangenen Monate am meisten Kontakt über e-mail hatte. Leider verlor ich mich hier in den nächsten Minuten beim einten und anderen Gespräch. Nachdem ich dann auch noch die Formalitäten
erledigt hatte, traf ich mich anschliessend am Liftbassin mit Victor den Haul out-Chef. Da es bereits gegen 16:00 zu ging und ich die KYORY nicht einfach auf den Kiel stellen und seitlich
abstützen lasse, entschied sich Victor mich erst morgen früh um 08:00 auszuwassern. Zur Erinnerung, in Kilada/GR ersetzte ich während den Umbaujahren meinen Schwenkkiel durch einen
angeschweissten Kurzkiel. Und bei all meinen inzwischen erfolgten Haul outs liess ich immer den Unterboden der KYORY auf zwei Böcke abstützen um so die "griechisch/albanischen"
Schweissnähte am Kiel nicht unnötig unter Druck zu setzen. Zuerst hatte auch hier Victor mühe meinen Beweggründen zu folgen, meinte dann aber dass dies kein Problem sei. Also war für heute mal
Feierabend und als erstes genehmigte ich mir auf der Badeplattform - in Badehose - eine Dusche und zog endlich frische Kleider an! Anschliessend unternahm ich einen ersten Info-Rundgang auf dem
Marina-Gelände. Und dieser erste positive Eindruck bestätigte mir die vielen von Seglerkollegen erhaltenen Infos über diese gut geführte Marina. Diese im Westen von Colon sich befindliche Marina
liegt übrigens auf dem Gelände des ehemaligen Ft. Sherman Flugplatzes des U.S. Militärs. Das Marina-Gelände ist vollkommen umgeben von einem grossflächigen Nationalpark. Vom schwimmen im Wasser
der Marina-Anlage inklusive des Liftbassins wird dringend abgeraten, da sich hie und da Krokodile neue Jagdgründe suchen! Für mich war das nichts neues,
da ich mich ja schon im 2008, während meiner Frachterreise Rund-um-die-Welt, über drei Tage nach dem Kanal-Transit von Westen her hier aufgehalten hatte. Jetzt aber wieder zu den Marina-Infos.
Die Anlage umfasst fünf grosse Schwimm-Fingerdocks und zwei feste Docks sowie die Travellift-Anlage. An Gebäulichkeiten finde ich bei der Liftanlage eine neue grosse Halle, wo bald auch an
grösseren Booten im Trockenen entsprechende Unterhaltsarbeiten durchgeführt werden können. Angebaut ans Marina Office ist ein wirklich schön eingerichtetes Restaurant und darüber befinden sich im
Shelter Bay Hotel mit Lounge 11 grössere Zimmer. Dann liegt zwischen dem zweiten Gebäudekomplex mit Minimarkt, Shipchandler (mit leider nur einer kleinen Auswahl an Boots-Zubehören), Gym-Center,
Laundry und dem Repair Office ein Swimming Pool mit einem Sprudelbad. Das grosse Marina-Umgelände ist aufgeteilt in einen grossen abgeschlossenen Platz mit abgestellten Yachten, einem Platz für
Segler die selber an ihren Booten arbeiten möchten sowie einem Platz mit Booten an denen nur die werkseigenen Angestellten arbeiten. Nun habe ich mir mal einen ersten Überblick geschafft und um
18:15 brutzle ich mir auf der KYORY wieder mal Spiegeleier auf meine spezielle Schweizer Art. Anschliessen benütze ich natürlich die Möglichkeit ins Internet einzusteigen und mal die
Posteingänge durchzulesen, wobei ich deren Beantwortung auf später verlegen muss. Denn um 20:30 finde ich mich übermüdet in der Koje ein und knipse gleich die Lichter aus!
Es ist Dienstag, 19. Mai 2015 und ich bin seit 06:30 auf den Beinen. Mein Müsli-Zmorge habe ich bereits hinter mir und werde nun gleich die Logge gegen den
Blindstopfen austauschen um beim Haul-out nicht etwa mit dem vorderen Traggurt das Logge-Rädchen einzudrücken. Das gelingt mir auch diesmal nur mit einer kleinen Dusche, der ich aber mit einigen
Lappen erfolgreich entgegen getreten bin. Dann versorge ich bereits einige der ausgehängten Fender, bevor um Punkt 08:00 Victor seinen gestern noch vorbereiteten Liftkran in Betrieb nimmt.
Langsam platziert er mit dem Kran die zwei Traggurten unter die weiter nach vorn gezogene KYORY und zieht die Gurten ein bisschen an. Dann zieht er sich das T-Shirt aus, legt sich die
Taucherbrille um und springt mit einer dicken Leine ins Wasser. Es war zu spät ihn zu fragen, was es den nun mit den Krokodilen hier so auf sich habe. Okay, lassen wir das mal, er wird ja wohl
wissen was er sich zumuten kann. Unterdessen hat Victor vorbildlich mit dieser Leine die beiden Gurten miteinander verbunden. Dies würde beim anheben der KYORY verhindern, dass einer der
Gurten raus flutschen könnte. Also vorbildlich wie Victor das Haul out angeht! Und nach einer Stunde steht die KYORY bereits wie von mir gewünscht auf zwei Böcken und seitlich gut
abgestützt auf dem Hartplatz vor der neuen Halle. Dort steht die KYORY sehr sicher und erst noch durch die Halle gut geschützt vor etwaigen starken Winden. Natürlich inspiziere ich
umgehend mein Unterwasserschiff und es präsentiert sich alles wie ich es erwartet hatte. Das in der Grenada Marine vor bald einem Jahr aufgetragene Antifouling „Interlux Micron 66“
präsentiert sich immer noch in einem wirklich ausgezeichneten Zustand. Aber leider sehe ich mich bestätigt was den Primer und das Antifouling am Edelstahl-Ruder betrifft - das meiste hat sich
abgelöst und in die See verabschiedet. Nun muss ich mich dieser Tage nur noch entscheiden, ob ich auf anraten meines International-Farbberaters das Ruderblatt nur auf Hochglanz polieren soll oder
nach gröberem anschleifen wieder primern und ein Antifouling aufziehen will. Einzig überrascht bin ich von der Abnützung meiner 12 am Rumpf und Ruder verschraubten Zinkanoden sowie der
Propeller-Anode, die sich um über die Hälfte der Masse reduziert haben. Was natürlich auch für die Notwendigkeit und Platzierung solcher Anoden, va an einem Stahlschiff, betrifft. Leider kann die
standardgemäss eingeplante Hochdruckreinigung des Unterwasserschiffes nicht durchgeführt werden, da die Anlage nach technischem Defekt erst morgen wieder eingesetzt werden kann. An dieser Stelle
möchte ich noch anfügen, dass ich unter normalen Umständen eigentlich frühestens in einem Jahr hätte auswassern müssen um ein neues Antifouling aufzutragen. Da ich aber aufgrund der abgefallenen
Farbe am Ruder und dem dadurch stetig starken Bewuchs zu kämpfen habe, entschloss ich mich dieses Übel noch vor der ersten grossen Südsee-Etappe von Grund auf zu lösen. Aber natürlich nütze ich
diese Möglichkeit aus und trage auch gleich zwei neue Antifouling-Schichten auf das ganze Unterwasserschiff auf. Und zum austauschen der Zinkanoden komme ich ja auch gerade im richtigen Moment.
Nach dem Lunch schraube ich alle Anoden ab und suche im Repair Office Estefania auf, damit sie mir in Panama City
entsprechende Ersatz-Anoden organisieren kann. Mit ihr und Edwin bespreche ich auch gleich noch die hier möglichen Lieferungen von Antifouling. Dies habe ich übrigens begleitend auch schon vor
Monaten mit meinem International-Farbberater aus Bremen mittels Mail-Kontakt vorbesprochen. Aufgrund der hier möglichen Lieferungen von Antifoulings sowie den überhöhten Preisen die von 385 USD
für eine Gallone „Islands 44 Plus“ von Sea Hawk bis zu 580 USD für eine Gallone „Micron 66“ oder „Pacific Plus“ von Interlux, habe ich mich wie folgt entschieden: Da ich immerhin für einen 2fach
Anstrich 5 Gallonen benötige und das Sea Hawk „Islands 44 Plus“ über mein altes „Micron 66“ aufgetragen werden darf, bestellte ich also das Sea Hawk-Produkt, was mir dabei eine Einsparung von
gegen 1‘000 USD bringt. Auf dem Rückweg zur KYORY drehe ich noch einige Runden im Swimming Pool und im Verlauf des Abends beantworte ich erste dringende Mails. Um 18:30 bereite ich mir
einen grossen Teller Spaghetti Carbonara zu und überarbeite meine Pendenzenliste „Panama vor dem Kanal-Transit“. Und gegen 21:00 ziehe ich mich bereits wieder zum schlafen in die Koje
zurück.
Am Mittwoch, 20. Mai bin ich um 07:00 bereits wieder unterwegs und bald klopft auch schon der Marinero Luiz an den Rumpf. Er
frägt nach, ob es Okay ist, wenn er gleich die noch offene Hochdruckreinigung des Unterwasserschiffes vornimmt. Logo, kein Problem und das macht er auch vorbildlich. Anschliessend will er den
Rumpf mit 180er Sandpapier von Hand anschleifen, um ihn für das spätere Auftragen der neuen Antifouling-Schichten
vorzubereiten. Das will ich aber nicht, weil nach meiner Meinung dieses sanden mit gleichzeitigem nachwaschen erst kurz vor dem ersten Antifouling-Auftrag vorgenommen werden sollte. Auch die noch
dazugekommene Estefania akzeptiert das so. Anschliessend suche ich das Office auf und lasse mich vom Marina-Manager John bezüglich der Organisation meines Kanal-Transit beraten. Für das
selbständige und manchmal auch nervenaufreibende organisieren aller Behörden-Besuch und sonstigen Aufgaben drüben im Hafen von Cristobal können gerne bis zudrei Tage drauf gehen. Somit entscheide
ich mich, da ich meinen Marina-Aufenthalt hier eh nicht in die Weite ausziehen will, mich vom Agenten Erick Galvez begleiten zu lassen. Dies machen übrigens fast alle Yachtis so und bezahlen für
diesen Service gerne deren 350 USD. Ich werde ihn nun mal dieser Tage kontaktieren um alles Weitere mit ihm zu besprechen. Ich kaufe im Mini-Market noch einige Früchten, Getränke und Brot ein und
gönne mir gegen Abend einige weitere Runden im Swimming Pool! Am Abend schreibe ich weiter an meinen Blog-Beiträgen und gegen 21:30 suche ich die Koje auf wo ich nach wenigen Kindle-Seiten bald
einschlafe.
Am Donnerstagvormittag, 21. Mai baue ich nach meinem Zmorge als erstes den Bugstrahl-Propeller aus, putze ihn und auch den
Ruderkanal. Anschliessend kratze und schmirgle ich über Stunden in mühseliger Arbeit an den beiden Ruderflächen, um den restlichen alten Primer mit dem Antifouling abzutragen. Nach dem Lunch putze ich den Bronce-Propeller und poliere ihn nach. Übrigens erwarte ich hier noch ein UPS-Paket vom Boots-Zubehörlieferanten SVB aus Bremen, das spätestens in fünf Tagen bei mir eintreffen sollte. Somit steht eh schon mal fest, dass
ich frühestens gegen Ende Mai den Kanal-Transit vornehmen kann. Dies im Wissen, dass der Juni für die lange Überfahrt über die Galapagos zu den Marquesas immer noch OK ist!
Und in den nächsten Minuten ziehen immer gfürchigere dunkle Wolken von Colon zu uns hinüber. Ich drehe meine Lukenverschlüsse
feste zu und das Gewitter kann kommen. Es fängt schnell stark an zu Regnen und ab 15:00 blitzt und donnert es wie verrückt während einer vollen Stunde direkt über der Marina. Als ich mal kurz
meinen Kopf ins Cockpit hinaus strecke gab es gleich so einen lauten Chlapf, dass ich anschliessend meine überstrapazierten Ohren reiben und ausblasen musste. Und es ist immer das gleiche, auch
ihr kennt das, kaum löste sich das Gewitter auf, herrscht wieder absolute Ruhe und eitler Sonnenschein - wie wenn nichts anderes gewesen wäre! Ich besuche anschliessend noch das Repair Office auf
und erkundige mich über den aktuellen Stand meiner Zinkanoden, aber Estefania hat noch nichts aus Panama City gehört. Auf dem Rückweg zur KYORY drehe ich meine heutigen Runden im
Swimming Pool und um 18:00 ist wieder Zeit mir was zum Essen zuzubereiten. Nach einem Pilzgericht an weisser Sauce über Teigwaren-Spiralen suchen meine Finger wieder die richtigen Tasten, damit
ich im Word endlich mal meine Blog-Texte abschliessen kann. Aber anschliessend gönne ich mir noch über eine Stunde in meinem Krimi, bevor ich so um 22:00 in einen ruhigen Schlaf falle. - Ond
Tschüss!