Wie immer vor einem endgültigen Aufbruch hatten es auch die letzten Tage hier in Cartagena noch in sich. Nachdem der abschliessende Sea-Trail (1:1-Test des
Garmin-Autopiloten auf See) mit Carlos/ITEC nun doch erst am Freitag, 8. Mai durchgeführt werden konnte, verschob ich mein Leinen los nochmals auf den Montag, 11. Mai 2015/08:30! Gerne wäre ich
schon am Sonntag los gesegelt, aber da stehen mir zum ablegen im Club Nautico leider keine Marineros zur Verfügung. Und die benötige ich, da meine eigenen Mooringleinen auf Grund befestigt sind.
Nun, all diese Leinen los-Verschieberei von Monaten - infolge der unprofessionellen Unterstützung seitens Garmin bei meinem AP-Problem - kann ich irgendwie vergessen, wenn dieser Sea-Trail mit
Carlos positiv verlaufen wird. Okay, ich mache es hier kurz: Es war für mich wie für Carlos eine grosse Freude, am 8. Mai um 10:00 und bei zum Glück soweit ruhiger See, dieses vorgegebene neu
konfigurieren des AP-Systems nach zwei Stunden erfolgreich abschliessen zu können! Verständlich, dass wir beide nach unserer Rückkehr in die Marina ausnahmsweise schon in der Mittagszeit mit
einem Cerveza einander zuprosteten um den erfolgreichen Abschluss dieses AP-Kapitels ein bisschen zu feiern! An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den sympathischen und genialen Techniker
Carlos - wer weiss, wann und wie diese ganze Geschichte ohne ihn ausgegangen wäre!? - So viel zum Abschluss dieser Garmin-Story hier in Cartagena und ich bin natürlich gespannt, wie sich dann
mein Knurri (Garmin-AP) ab kommendem Montag im Härtetest auf bewegender See verhalten wird!
Und ehrlich gesagt, ich war froh das einte oder andere noch ohne Zeitdruck hier in Cartagena angehen und erledigen zu können, vereinzelt auch Sachen, die ich für
Colon eingeplant hatte. So war ich weitere zwei male im Mast-Top - wobei mir mein Kletter-Gstältli aus längst vergangenen Kletterabenteuern in den Schweizer Bergen immer noch eine grosse Hilfe
ist - um das angefranste Genua-Fall zu kürzen und es mit einem Palstek am Schäkel der Rollanlage zu befestigen. Beim auswechseln des kleinen Verklicker-Lämpli hatte ich weniger Glück, denn das
zwischen meinen Zähnen parkierte Birnli fiel die 15 Meter runter aufs Deck und verschwand dann nach einem Hopser endgültig im Hafenbecken. Dies ist aber weiter nicht so tragisch, denn diese
Beleuchtung ist eher eine nice-to-have-Sache. Im Weiteren nähte mir der Segelmacher Renzo einen neuen UV-Cover für das Dingi, da der alte schon seit Monaten an der Sonne nur so dahin brösmelte.
Und seine Mitarbeiterin Monika nähte mir aus stärkerem Vorhangstoff einen neuen 2lagigen Moskitoschutz für den Niedergang. Dann musste ich noch feststellen, dass auch der BB-Salonluken-Rahmen neu
gestrichen werden sollte. Dabei unterstützte mich der zu einem Schwatz bei mir vorbei schauende Delki. Er kratzte, schliff und trug Filler auf, den ich später überschliff und neu bemalte. Dann
musste ich noch beim nahe gelegenen Shipchandler zwei 15m-Landleinen ersetzen sowie endlich mal ein 45m-Gross-Reservefall (wird am Mast über einen zusätzlichen Block dreifach geführt) besorgen.
Mein Skipperkollege Eugenio organisierte mir noch einen Second-hand Snatch-Block mit Schnappschäkel, um mir nächstens an der Vordeck-Fussreling einen Barberhauler zu montieren. Ich möchte damit
den Holepunkt für die Genuaschot weiter nach aussen bringen um so den Anströmwinkel für die Genua weiter zu verbessern. Auch füllte ich meine vier 20Ltr.-Reserve-Dieselkanister in die Tanks um,
damit ich sie und weitere vier Kanister in Panama wieder mit neuem Diesel befüllen kann. Usw.
Aber auch aus dem sozialen Gefüge der Cartagener Seglerfamilie gibt es abschliessend noch einige News: So erwarteten wir hier seit einigen Tagen Kevin, den jungen
Schweizer Marianne-Skipper, wieder zurück in der Marina. Er musste ja leider seine Tramperreise nach Peru in Venezuela abbrechen um nach Cartagena zurückzukehren. Dies weil erstens die
Marianne in den vergangenen Wochen wieder zweimal „ausgerissen“ war, um vermutlich das weitere Hafenbecken zu erkunden - oder anders ausgedrückt die Mooring-Verankerung hielt den
Naturgewalten nicht stand, wobei nun nach seinem checken des Mooring-Geschirrs noch unklar ist ob eventuell nicht auch böse Buben nachgeholfen haben!? Es war schon komisch, da im gleichen
Zeitraum aus diesem Anker/Mooring-Feld noch drei weitere andere Boote auf Slip gingen! Und zum zweiten wurde Kevin auch noch von Oscar enttäuscht, der während seiner Abwesenheit die
Marianne betreuen und beaufsichtigen sollte. Kurz entschlossen schmiss ihn Kevin vom Boot - ja, es menschelet auch in der Seglerfamilie. Aber alles hat auch seine positiven Seiten, denn
zum ersten Mal bewohnt Kevin nun die Marianne alleine und er geniesst das so richtig. Auch er führt in diesen Tagen diverse Unterhaltsarbeiten durch und freut sich bereits auf den Besuch
seiner Eltern, die ihn ab dem 17. Mai für drei Wochen besuchen werden. Dabei wird er sicher auch mal mit ihnen in die See stechen oder im Landesinneren den einten oder anderen Ort in diesem
faszinierenden Kolumbien aufsuchen. Seine Eltern, er Amerikaner und sie Schweizerin, hätte ich hier gerne noch kennengelernt. Am Tag nach seiner Rückkehr besuchte mich übrigens Kevin auf der
KYORY und ich freute mich, ihn nochmals vor meiner Abreise hier zu treffen. Begeistert erzählte er mir von seinen Erlebnissen während seines längeren Aufenthaltes in Medellin sowie vom
Landesinnern und den ihn beeindruckenden Bewohnern Venezuelas. Unterwegs traf er auf diesem Trip auch wieder seine „alte“ Freundin Adila - ob wohl auch so junge Liebe nicht rostet!? Aber
auch aus Venezuela hat er eine neue Liebe mitgebracht. Es handelt sich dabei um eine Quattro, eine kleine Gitarre, die er geschenkt bekam und mir gleich mal was vorspielte. Und wirklich die Töne
gefallen mir, so ein bisschen melancholisch. Wobei der hier allseits beliebte und humorvolle Kevin in vieler Hinsicht ein Naturtalent ist. Denn es ist ihm egal welches Instrument er in die Hände
kriegt, in kurzer Zeit kann er erfolgreich darauf spielen. - Kevin, ich wünsche dir viel Glück und spannende Abenteuer auf deiner weiteren Lebensreise!
Es ist Montag, 11. Mai 2015, mein "Absprung" aus Cartagena rückte in Riesenschritten näher. Alles Notwendige hatte ich schon am Vortag für mein Leinen los gegen 08:30
organisiert. Alberto putzte mir bereits um 07:00 die verdreckten Mooringleinen unter Wasser und kontrollierte mir nochmals das Ruder, den Propeller und die Logge. Ich entfernte das
230V-Landkabel, schloss alle Luken und erledigte dies und das gemäss meiner Ckeckliste. Um 08:00 kamen nochmals Renzo und Monika vorbei um leider letzte notwendige Anpassungen am
Niedergangs-Moskitonetz vorzunehmen. Dh ich musste mein Leinen los auf gegen 11:00 verschieben und informierte entsprechend Belli im Marina-Office. Dabei verabschiedete ich mich auch gleich schon
von Claudia und Edith, den beiden Perlen im Office des Club Nautico. Was solls, ich nützte diese zwei weiteren Stunden aus und suchte nochmals den nahen Carulla auf um zusätzlich frisches Gemüse
und Früchten einzukaufen. Bei meiner Rückkehr in die Marina verabschiedete ich mich noch von Kevin auf seiner Marianne, der sich gerade eine Morgendusche gegönnt hatte. Aber um 10:45 war
es soweit, mein Nanni-Diesel lief bereits einige Minuten auf Maschinentemparatur. Dann wurden mit Unterstützung von Belli, Kiko und Cali die Land- und Mooringleinen gelöst. Alles ging glatt vor
sich und ich konnte die KYORY problemlos aus der engen Anlegergasse hinaus in den Hafen steuern. Ein letztes winke-winke in Richtung Marina und über Funk verabschiedet sich noch mein
Seglerkollege Jonas und wünscht mir gute Fahrt. Bald umfahre ich die ersten Schifffahrtstonnen in Richtung Hafen-Ausfahrt - und es ist Wirklichkeit, die KYORY und ich sind wieder auf
See! Yuppi KYORY, auf geht’s zu den Kunas nach Porvenir!
Den Routenplan für diese Segeletappe von Cartagena nach Porvenir hatte ich mir bereits am Vortag ausgearbeitet. Aufgrund der eingesehenen Wetterdaten im PredictWind
und PassageWeather speicherte ich aus der „Weather 4D App“ im iPad über das Iridium/AxcessPoint-System die Daten der nächsten sechs Tage ab. Die von mir ausgewählte und mit Wegpunkten (WP)
im Kartenplotter erfasste Route weist 215sm aus. Das ergibt, bei wie immer von mir konservativ geschätzten 5kn/h speed, eine Etappen-Dauer von etwa 43 Stunden. Ich werde also nach dem Verlassen
von Cartagena, Montag. 11. Mai um 11:00, am Mittwoch früh des 13. Mai gegen 06:00 Porvenir in den San Blas erreichen. Über die zwei Tage und Nächte kann ich bei stetiger Bewölkung mit
durchschnittlich angenehmen 15kn Wind aus NE rechnen. Auch die Strömung kommt mal aus der gleichen Richtung mit Wellen von 1.5 bis auch mal 3m, was einen leichten Raumschotkurs
ergibt.
Nun aber wieder zurück zum bereits erfolgten Etappen-Start mit der Hafenausfahrt in Cartagena. Unter grauem Himmel fahre ich
durch die letzten beiden Schifffahrts-Tonnen und passiere bald die Kardinal-Tonne des Salmedina-Riff auf BB.
Gleich nach dem passieren des Salmedina-Riffs fahre ich in den Wind und setze das Gross ins 2. Reff und am Wind rolle ich die Genua auf ca. 80% aus. Ich trimme die
KYORY auf dem Kurs von 262° soweit es geht aus und nehme gleich den Bäru (Windsteueranlage) und unterstützend den Knurri (Autopilot) in Betrieb. Und wow, problemlos hält die Technik den
vorgegebenen Kurs, steuert uns durch den Nachmittag in Richtung nächstem WP! Um 16:00 bläst der Wind mit 20kn und die Wellen steigen auf über 3m. Somit wird es etwas ruppiger, aber die
KYORY segelt mit sogar herrlichen 6.7kn speed durch die See! Auch wenn es etwas holpert genehmige ich mir im Cockpit, bei natürlich immer aktivem AIS und eingestellter Eieruhr, meine
vorerst 30Min-Nickerchen wobei ich aber nie richtig wegtrete. Und um 19:30 werde ich sürmelig, will heissen, dass mir die Start-Seekrankheit ihre Aufwartung macht! Okay, im sprichwörtlichen Sinn
kotzt mich das an, dies aber immerhin im Wissen, dass ich es normalerweise nach einem Tag wieder überstanden haben sollte. Also schmeckt mir über die kommenden Stunden aber rein gar nichts mehr.
Ich kann nichts essen, sogar die Gedanken an Schoggi und gar Glace löst bei mir ein Würgegefühl aus. Übrigens erwähnte ich im letzten Blog-Beitrag, dass mich mein Bauchumfang derzeit nicht
unbedingt zufrieden stellt. Und so löst sich also auch dieses Problem in Luft auf. - Schmunzel, schmunzel! Aber trotz dieser kurzzeitigen Leidensphase herrscht bei der KYORY und mir
einfach eine grosse Freude und Zufriedenheit über die soweit doch problemlose Unterstützung des Knurri-Autopiloten - Natürlich purzeln mir verständlicherweise die Steine wieder mal nur so
von der Schulter!
Es geht weiter ruppig gegen Mitternacht zu, dies mit vermehrt begleitendem stampfen und rollen. Aber mit Unterstützung der
Technik, vor allem in Begleitung mit meiner blöden Unpässlichkeit, einfach genial für einen Einhandsegler. Um 00:30 hab ich einen AIS-Alarm. Der Frachter NS Corona hält aus NE kommend mit
Kollisionskurs auf mich zu. Bei 2sm Distanz will ich ihn gerade über VHF anfunken um ihn zu bitten auf BB auszuweichen, da ich mit der KYORY doch gerade so richtig schön am düsen bin. Aber der
Frachter-Steuermann kommt mir zuvor, zu meiner Überraschung unternimmt er von sich aus eine eindeutige Kursanpassung um 60° nach BB! Eine so klare Kurskorrektur habe ich bis anhin auf der ganzen
Langfahrt von einem Dickschiff noch nie erlebt. Das teile ich auch gleich über Funk dem Steuermann, es ist der 1. Offizier, auf der NS Corona mit. Gerne nimmt er mein Merci entgegen mit der
Bemerkung, dass sei für ihn jeweils vor allem in raueren Seegebieten selbstverständlich, da übrigens auch er Segler und somit doch ein Sportskollege von mir sei! Für mich wieder ein
eindrücklicher Moment von vorgelebter Seemannschaft auf hoher See! Und ich genehmige mir weiterhin auf der Lee-Backskiste meine Nickerchen, die ich zwischenzeitlich aufgrund der AIS-Übersicht auf
gegen eine Stunde - aber ohne einzuschlafen - ausweitete. Bei etwa 26° ist die Temperatur immer noch erträglich und ich trage nur Shorts und ein T-Shirt. Dazwischen lehne ich mich wieder hie und
da über die Reling, wobei ich wirklich nicht nach Delfinen Ausschau halte!? Ich versuche hier mal wieder die Geräusche
zu beschreiben, wenn ich da so mit geschlossenen Augen vor mich hin döse: Zum einen sind es die Schläge der Reffleine im Grossbaum, die je nach Windeinfall auf mein Lattengross, unter Zug steht
oder leicht nachgibt. Dann höre ich das zirpen der drei Propellerblätter meines Windgenerators, je nach Windstärke stärker oder schwächer. Auch bekomme ich mit, dass je nach Windeinfall und
erfolgter Korrektur, die Bäru-Windfahne in eine neue Stellung umfällt. Dies begleitend mit dem stetigen leicht hörbaren knurren meiner Knurri-Autopiloten-Hydraulikpumpe - dies natürlich nur, wie
auf dieser Etappe, wenn sie zugeschaltet ist. Verständlicherweise lausche ich aber um einiges lieber den meine KYORY vorantreibenden Gesängen von Wind und Wellen zu. So liebe ich zB die
Melodien des dumpfen pfeifenden Windes um den Mast und die Wanten und Stagen. Oder meine Sinne nehmen schon frühzeitig das heran rauschen der nächsten Welle auf, wobei ich auf das einschlagen
oder poltern an die Bordwand oder das Heck warte, um dann das gurgeln und verzögerte rauschen der Welle unter dem Unterwasserschiff hindurch zu begleiten. Und je nach Wellenhöhe kommt dann noch
beim stampfen das einschlagen des Buges in das nachfolgende Wellental hinzu. Aber wichtig für euch zu wissen, dass mich all diese Geräusche heute zu keinem Zeitpunkt mehr stören oder mich sogar
vom schlafen abhalten könnten. Im Gegenteil, meine Hirnzellen würden mir melden, dass beim Ausbleiben eines dieser Geräusche irgendetwas nicht stimmt, oder etwas fehlt. Dabei ist für mich mit Abstand die grösste Herausforderung auf diesem Segelabenteuer, die auf See tägliche Auseinandersetzung
und das umgehen mit diesen Naturgewalten!
Zwischenzeitlich erreichten wir mal eine Geschwindigkeit von 7.8kn und bei den unter dem Rumpf durchrauschenden grösseren
Wellen luft oder fällt die KYORY jeweils um einige Grad an oder ab, aber der Knurri bringt uns dabei schnell wieder auf die gegen 270° West
zurück. Ich will ja nichts verschreien, aber ich gehe mal davon aus, dass der Knurri wirklich wieder der alte ist! Mit anhaltender Windgeschwindigkeit zwischen 15-20kn rauschen wir weiterhin mit
meistens über 5kn speed in den Dienstagmorgen vom 12. Mai hinein, wobei die Schiffsbewegungen, infolge Rückgang der Wellenhöhe auf etwa 1.5m, um einiges angenehmer geworden sind. Mit 24° wurde es
noch ein bisschen kühler und ich verschiebe meinen Nickerchen-Platz hinein auf den Salonboden. Natürlich auch weiterhin mit je nach Fahrtenabschnitt eingeschalteter Eieruhr von 20-, 30-oder auch
60Min., zu der ich noch eine kleine Story erzählen kann: Als ich gestern eine über die letzten Monate in der Pantry offen gelagerte mechanische Eieruhr wieder aktivieren wollte, passierte nach
der Zeiteinstellung rein gar nichts. Das innere mit der Feder muss wohl in der Salzluft korrodiert sein und eine Reparatur ist nicht möglich. Also weg damit in den Abfallsack und auf die
Einkaufsliste für Panama kommen nun noch zwei Eieruhren dazu. Soweit war aber dies für mich auf dieser Etappe kein Problem, habe ich doch eine zweite dieser lauten Tic-Tac-Uhren in Reserve und
die konnte ich gestern auch problemlos aktivieren.
Also wenn wir weiterhin so gut vorankommen werden wir wie eingeplant +/- morgen früh in Porvenir vor Anker gehen. Der weitere
Dienstag geht schnell vorbei und wir segeln bald problemlos in die Nacht des Mittwoch, 13. Mai hinein. Übrigens begleitet mich seit dem Start in Cartagena ein stetig vollkommen bedeckter, trüber
Himmel und alles präsentiert sich weiterhin grau in grau! Dann passiert es bei einem weiteren eingeplanten 60Min.-Nickerchen um 21:00 - zum ersten Mal bin ich auf dieser Etappe eingeschlafen,
bevor mich die Eieruhr wieder in den Segleralltag zurückholte. Und weil es meinem übermüdeten Körper so gut tat, wiederholten ich diese 1Stunden-Schlafsequenzen gleich noch drei weitere Male.
Dann stellte ich nach Mitternacht noch eine leichte Verbesserung meines Befindens fest und ich bereitete mir eine Mango zu - meine eindeutige Nr. 1 unter den tropischen Früchten! Somit kann ich
also auch meine Sürmeliphase ad acta legen!
Um 04:00 reduziere ich die Segelgarderobe mit dem Gross in 1. Reff und dem einrollen der Genua auf etwa 60%. Dies damit ich nicht bereits schon vor der aufgehenden
Sonne in meinem Ankerplatz eintrudle. Und um 06:10 ziehe ich die Segel ein und steuere unter Motor mit etwa 3.5kn den San Blas Channel nach Porvenir an. Um 08:30 klappt es beim zweiten
Ankerversuch und die KYORY tümpelt hinter dem kleinen Flugfeld von Porvenir vor sich hin. Beim ersten Ankerversuch ergab sich im Ankerkasten noch ein ghörsch und die Kette rauschte
dadurch nicht aus. Dies ist mir bis anhin so noch nie passiert. Lehre daraus: In Zukunft wird vor dem Anker ab-Prozedere auch noch der Kettenkasten entsprechend kontrolliert. Nun liegt also die
KYORY, leider um drei Monate verspätet, in diesem schmalen Pass zwischen dem Flugfeld und einem nahen Korallenriff hinter dem Heck leicht wippend vor Anker. Da ich aber auch diesmal den
Rocna-Anker, bei einer Tiefe von 14.5m ganze 55m Kette gesteckt, wieder feste in den Sandschlick reingezogen habe, gehe ich davon aus, dass er die KYORY auch am Platz halten
wird.
Trotz dieser anstrengenden Segeletappe gibt es keine Pause und es geht gleich ans aufklarieren, einem Riggcheck sowie mit dem
über Bord werfen von wieder acht auf Deck gestrandeten fliegenden Fischen. Dann lasse ich das Dingi zu Wasser und montiere den Outboarder. Da ich auf dieser Etappe keines meiner
Kleideungsstücke gewechselt hatte und mir auch keine Dusche gönnte bin ich nun doch ein kleiner stinker geworden! Also raus aus den Kleidern, runter auf die Badeplattform unter die
herrliche warm/kalte Dusche! So, und schon schmeckt es auf der KYORY fast wieder Frühlingshaft - fast?, weil ich nun gleich noch meine Shorts uns die T-Shirts wasche und zum trocknen an
die Reling hänge! Unterdessen ist es 11:30 und ich suche auf dem kleinen Eiland, nach einer 5Min.-Dingi-Fahrt, den Custom und die Immigration auf. Porvenir besteht übrigens nur aus dem
Flugfeld mit einer Baracke, dem Zollhäuschen mit angebautem kleinen Militär-Stützpunkt, einem Kuna-Museum, einem kleinen Restaurant mit Hostel und etwa vier von Kunas bewohnten Hütten. Und ich
mache nun, frisch geduscht und umgezogen, als erstes dem Custom meine Aufwartung. Anstatt einem 3monate-Visum stellt man hier nur noch 1jährige Visa au. OK, ist mir auch recht und ich bezahle
dafür 100 USD. Dann geht es zum Immigration-Beamten, der mir das Permit/Zarpe auch für ein Jahr ausstellt. Dafür rechne ich nochmals mit einer Gebühr von etwa 50 USD. Aber auf zwei
Pagado-Papieren stehen dann total 201.70 USD! Auch auf mein zweimaliges nachfragen gibt es nichts zu rütteln, dass einklarieren in Panama kostet mich also total 301.70 USD! Die nebenbei
anfallenden 40 USD (je 20 USD für Boot und ein Crew-Mitglied) bezahle ich der Vertreterin des „Congresso General Kuna“ zum Abschluss dann noch so gerne. (Übrigens habe ich ein paar Tage später in
einem Seglerbuch gelesen, dass ein Einhandsegler im 2008 im Vergleich zu mir nur total 94 USD berappen musste! Und beim späteren nachfragen beim Port Captain in Colon, wurde mir von ihm diese
schon seit einiger Zeit in Kraft getretene Regelung bestätigt. Ja, ja die Zeiten haben sich wirklich geändert!) Aber
verständlicherweise trage ich nie mehr als etwa 100 USD auf mir, nur heute waren es mal 170 USD - und trotzdem waren es zu wenig! Somit musste ich nochmals zur KYORY zurück tuckern um mir den
Inhalt des kleinen Geldbeutels ergänzend aufzustocken. Nun, diese Beamten tun ja nur ihre Pflicht und dann waren erst noch alle hilfsbereit und sehr freundlich. Also zum einklarieren in Panama
kann ich Porvenir nur empfehlen. Nach einem kurzen Insel-Rundgang verschob ich mich wieder zurück auf die KYORY. Ich bereitete mir einen Mixt-Salad zu, reinigte anschliessend die
Steuerstand-Gerätebox (die Salzkristalle müssen jeweils an so heiklen Orten schnell wie möglich entfernt werden) und montierte die Kettenkralle. Auf das entfernen der Salzrückstände auf Deck und
Reling verzichte ich vorerst mal, dies in der Hoffnung, dass es eh bald mal regnen kommt! Im Weiteren checke ich noch meine Bilge und dabei vor allem den Motor bezüglich Wasser- und Ölstand.
Soweit ist alles OK, wenn da nur nicht unter dem Motor eine ölige Schraube liegen würde!? Verflixt nochmal, wo kommt den die her? Da ich auf die Schnelle am Motorblock kein offenes Schraubenloch
finde, verschiebe ich diese Sucharbeit auf später. Und so gegen 17:00 komme ich todmüde zu ein wenig dösen im Cockpit. Anschliessend lese ich noch einige Infos über die Lebensweise der Kunas und
setze meine Moskitonetze. Bald ziehe ich mich in den Salon zurück und bereite mir ein Mango/Yogi-Znacht zu. Nach 20.00 suche ich bereits meine Koje auf, lese noch einige Krimi-Seiten und nach
einer Stunde fällt mir bereits das Kindle-e-book mitten aufs Gesicht - also Zeit um den Kindle aus zu schalten und kurz darauf bin ich schon weggetreten! Ähm, es ist 03:15, aber deutlich höre ich
es, tropf, tropf aufs Deck und schon gehen diese Tropfen in einen Regenschauer über! Verflixt nochmal, nichts wie raus aus der Koje, Netze einsammeln, Luken schliessen - und weiter schlafen! Aber
trotzdem kommt mir dieser regenschauer gerade recht, so wird wenigstens das Boot vom Salz befreit.
Und zu meiner Überraschung erwache ich am Donnerstagmorgen, 14. Mai, erst um 07:30 und dies bei herrlichem Sonnenschein. Ja, ja, der Körper nimmt was er braucht! Und
ich auch, dh dass ich bald vor meinem Zmorge-Müsli mit einem heissen Kaffee im Cockpit sitze. Dann führe ich noch das Logbuch nach, was jeweils bei welliger See und wenn ich begleitend noch
unpässlich bin, auf Fahrt meistens nicht möglich ist. Ich trage dann die wichtigsten Ereignisse einfach auf Logbuchartigen Einzelblättern nach. Gegen 11:15, bereits habe ich den Lunch mit einem
Mixed-Salad hinter mir, steuere ich mit dem Dingi die benachbarte Kuna-Insel Wichubhualu an. Aber vorab möchte ich euch doch schon noch einige Hintergrundinfos zu diesem Indianerstamm mit heute
noch etwa 55‘000 Mitgliedern vermitteln. So lebten schon deren Vorfahren in den Darién Mountains und auf den in den Buchten vorgelagerten kleinen Riffinseln. Aber auch die Kuna mussten im 17. und
18. Jahrhundert viele Überfälle der spanischen Conquistadores erleiden, die dieses Gebiet der Kuna Yala als Basis für ihre Attacken auf das reiche Portobello und Nombre de Dios benützen. Nach
blutigen Kämpfen der sich zur Wehr setzenden Kunas im Jahre 1750 trafen im 1785 die Spanier von Gross-Kolumbien mit dem Kuna-Häuptling eine Vereinbarung, zukünftig in Frieden miteinander
umzugehen. Als dann im 1903 die Republik von Panama ausgerufen wurde gab es natürlich mit deren repressiven Politik wieder grossen Ärger. Als dann im 1915 Panama einen Gouverneur für Kuna Yala
auf der Insel Porvenir einsetzten rebellierten die Kunas. Dabei töteten am 21.2.1925 die Kunas Behördenmitglieder und Polizisten aus Panama sowie auch Kunas aus gemischten Ehen. Nach
dieser blutigen Rebellion rief der Kuna-Häuptling Cacique eine totale Unabhängigkeit aus unter dem Namen aller Kunas,
die „Republic oft he Kuna“! Da liess sich natürlich Panama nicht gefallen und wollten umgehend mit Militär in Kuna Yala einmarschieren. Einzig eine schnelle Eingreiftruppe der USA Navy konnte ein
Gemetzel verhindern. Und es ist kaum zu glauben, seit diesem Zeitpunkt leben Panama und die Kunas wirklich in Frieden nebeneinander her. Am 4.3.1925 erklärten sich die beiden Parteien
einverstanden, dass Kuna Yala wohl ein Teil der Republic of Panama ist, aber unter den Konditionen, dass Panama die Gesetze, die Tradition und die Kultur in der „Comarca de Kuna Yala“
akzeptieren. Dabei ist Kuna Yala wohl ein Teil von Panama, wird aber autonom durch den Kuna General „Congreso“ regiert. Und seit 1925 ist es per Kuna Yala-Gesetz den Kunas nicht erlaubt
Ehen ausserhalb des Stammes einzugehen - oder sie werden aus dem Stamm ausgewiesen. Natürlich ergibt dies auch ein genetisches Problem und auf den ca. 340 Kuna Yala umfassenden Inseln trifft man
inzwischen auf viele Albinos. Der Tagesablauf eines Kunas beginnt um einiges vor dem Sonnenaufgang. Mit ihren Einbaumbooten (ulus) paddeln sie gegen eine Seemeile zum Festland. Dann folgt meist
noch ein mehrstündiger Anstieg zu Fuss zu ihren Arbeitsplätzen in den fruchtbaren Plantagen mit Bananen und anderen Früchten sowie Zuckerrohr. Um etwa 13:00 ist das das Tagespensum beendet und
sie kehren zurück auf ihre Inseln. Den Rest des Tages erholen sie sich, gehen Fischen oder unternehmen einen kleinen Segeltörn mit ihrer Familie in den ulus. Am Abend besuchen sie den
allabendlich im grossen Versammlungshaus abgehaltenen „Congreso“ oder versinken in der Hängematte. Dass die Kunas schon mal was vom Burn out-Syndrom oder auch nur Stress gehört haben, kann ich
mir nicht so recht vorstellen. Und ob sie wie wir unter den verschiedensten Krebsarten leiden konnte ich nirgends eruieren. Aber vermutlich eher nein. Die Kuna Yale leben in einer Gesellschaft
der mütterlichen Erbfolge entsprechend. Die Männer sind für das verdienen der Dollar zuständig, gehen ihren Arbeiten nach und bauen an den Hütten. Für alles andere sind die Frauen zuständig, so
zB auch für das verwalten des Geldes, aber auch für das fegen und reinigen der Inselgassen. Die Kunas heiraten eher bereits in frühen Jahren - und meistens wählt dabei die Frau den Mann aus!
Dabei verlassen übrigens die meisten Männer die Insel auf der sie geboren wurden und ziehen auf eine andere der erwähnten 340 Inseln. Diese malerischen, traditionellen und sehr gepflegten Kuna
Dörfer auf diesen kleinen Inseln wirken wie Ansichtspostkarten aus dem Paradies auf mich. Die einfach gebauten Hütten haben Dächer mit speziellen Palmblättern die im Jungel ausgesucht werden und
etwa 15 Jahre halten. Und diese Dächer lassen auch in der Regenzeit nicht einen Tropfen ins Innere der Hütten durch. Die Wände sind aus Bambus und der Boden aus gestampftem Sand (dat).
Dabei wird nur was die Natur gibt verbaut, es finden sich nirgends Nägel, Schrauben oder sonstige kommerzielle Befestigungen. Die Wohnräume sind sparsam eingerichtet, ohne irgendwelche Holzmöbel
und schlafen tun alle in den Hängematten (kachi). So Schlafen in einem nur mit Molas abgetrenntem Raum der Mann und
seine Frau zusammen. Daneben gleich die Kinder und durch eine Wand getrennt die Schwiegereltern. In einem kleineren Anbau befindet sich die Küche (mastuedi), wobei alle Speisen auf dem offenen
Feuer zubereitet werden. Grössere Familien besitzen mehrere solcher Hütten. Und wer die Hütte direkt am Wasser stehen hat, kann sich glücklich schätzen, denn dann befindet sich das kleine
(pipigua) Plumpsklo nicht unweit von der Wohnstätte direkt über dem Wasser (daimar). Die Kunas die das Zentrum bewohnen, müssen dann halt immer einen kleinen Umweg zu ihrem „Gemeinschafts-WC“
unter die Füsse nehmen! In solch kleinen auch über dem Wasser aufgestellten Bretter- oder Wellblechverschlägen werden auch vereinzelt Schweine (cina)
gehalten.
Nun werde ich also über die nächsten Stunden mal in das Leben der mit ca. 200 Kunas bewohnten kleinen Insel Wichubhuala
(Wichubwala) eintauchen. Dabei übersetze ich vereinzelte Wörter, wie bereits in den vorherigen Zeilen, in die wirklich spezielle Kuna-Sprache in Klammern (). Bereits nach etwa 15Min. erlaube ich
mir bei einer kleinen Pier eines Fischers mit meinem Dingi anzulegen. Der Kuna heisst mich im bedeckten Vorraum seiner Wellblechhütte freundlich willkommen. Hier stellt seine Frau (ome) noch
Kunsthandwerke zum Verkauf aus. Dann kommt auch gleich seine Tochter (punolo) mit ihrem kleinen Bruder (macigua) und einem Hund (achu) dazu. Ich frage den eine Fisch(ua)reuse reparierenden
Mann (macharret) ob ich das Dingi vor seinem Haus vertäuen darf. Mit einem Lachen (ale) begrüsst er mich als Freund (ai) und
meint das sei schon okay und ich soll mir nur die Insel (tupu) anschauen gehen. So gehe ich durch das Haustürchen hinaus ins Dorf, das eigentlich jeden Quadratmeter der Insel bedeckt. Durch enge
gepflegte Gassen suche ich mir erst mal einen Weg ins Zentrum des Dorfes. Auf dem Weg dorthin kaufe ich einer Kuna noch eine kleine Stickerie mit einem farbigen Natur-Sujet von 28x21cm zu 7 USD
ab. Dann werde ich hie und da von lachenden Kindern aber auch älteren Bewohnern angehalten, gegen Bezahlung von 1 USD doch von ihnen ein Foto zu knipsen! Und warum das? Als vor einigen
Jahren Kunas Panama City aufsuchten mussten sie zu ihrer Überraschung feststellen, dass in Kunsthandwerk-Shops nicht nur ihre Molas (kunstvoll und farbig zusammengenähte Stoffstücke) sondern auch
Ansichtskarten mit ihrem Konterfei zu je 1 USD an die Touristen verkauft werden! Und da kann auch ich gut nachvollziehen, dass nun die Kunas zu Hause in ihren Dörfern mehrheitlich nur noch gegen
diesen kleinen Obolus fotografiert werden wollen! Nach wenigen Sekunden befinde ich mich bereits im Zentrum mit dem „Congreso“-Versammlungshaus und der „Chicha“, wo etwa zweimal im Jahr
„berauschende“ spirituelle Rituale durchgeführt werden. Der „Congreso“ findet eigentlich jeden Abend für die Dorfbewohner statt. Dabei werden an den Chief (sailas) Anträge gestellt,
Entscheidungen gefällt oder es werde gemeinsam sacrale Lieder oder vergangene Schlachten mit den Spaniern besungen. Dies
ist dabei ein wichtiger Teil der mündlichen Überlieferung der Kuna Yala-Geschichte von Generation zu Generation. Erwähnenswert finde ich noch, dass im „Congreso“ vor dem Chief in der ersten Reihe
immer die Frauen sitzen und erst dahinter deren Männer! Gleich nebenan befindet sich noch eine Krankenstation und ein von der Republic of Panama geschenktes Schulgebäude. Die Mehrheit der
Bewohner haben übrigens keine Personalausweise und nur der Chief, wie in der heutigen Zeit der Häuptling genannt wird, sowie auch der Lehrer haben eine Namenliste der hier auf der Insel lebenden
Familien. In der unmittelbaren Umgebung finde ich noch einen kleinen Mini-Einkaufsladen, wo man sich mit dem wichtigsten eindecken kann. Für eine Cola-Büchse bezahle ich dort 1 USD. Das
Trinkwasser wird den Kunas gratis in grösseren Flaschen abgegeben. Alle Bewohner die ich auf meinem Insel-Rundgang antraf waren durchwegs freundlich und hatten mehrheitlich ein Lächeln im
Gesicht. Ich bin überzeugt, auch wenn ich nur eine kurze Zeit Gast auf dieser Insel war, dass die Kunas mit ihrem bereichernden Leben in Symbiose mit der Natur wirklich glücklich sind. Nachdem
ich noch einige weitere Ecken der Insel durch schlendert habe fahre ich um 15:30 mit dem Dingi wieder zurück zur KYORY. Anschliessend dämmere ich im Cockpit so vor mich hin und
verarbeite meine Eindrücke des vergangenen Besuches. Dabei geht mir durch den Kopf, dass gerade ein Naturmensch wie Kevin hier bei den Kunas sehr nahe an seine Vorstellung des zusammen Lebens in
einer Gemeinschaft kommen wird. Und so wie ich ihn kennengelernt habe, gehe ich davon aus, dass es für ihn mal sehr
schwierig sein wird, dieses einfach traumhafte Fahrtengebiet der Kuna Yala (San Blas Islands) wieder zu verlassen! Zurück in der Wirklichkeit meldet sich bei mir ein Hungergefühl und ich bereite
mir eine dicke Tomatensuppe mit Wursträdchen zu. Dazu genehmige ich mir seit langem wieder mal ein Bierchen. Anschliessend bereite ich die für morgen eingeplante Nachtetappe nach Portobello vor.
Diese anstehenden 65sm sollte ich bei wieder 10-15kn NE-Wind, begleitend mit möglichen Squalls, in etwa 15 Stunden schaffen, womit ich so am frühen Samstagmorgen in die Bucht von Portobello
einlaufen könnte. Dann lege ich wieder meine Moskitonetze aus und ziehe mich um 20:00 zum Lesen in die Koje zurück. Und gegen 23:00 schalte ich den Kindl aus und schlafe umgehend
ein.
Bereits haben wir Freitag, 15. Mai 2015 und heute Nachmittag möchte ich so um 16:00 Anker auf gehen, um durch die Nacht nach Portobello weiter zu segeln. Um 06:30
blinzle ich ausgeschlafen an meine Kojendecke und wenige Minuten später sitze ich vor meinem Standard-Zmorge, dabei habe ich heute mal gar keine Lust auf Kaffee. Anschliessend widme ich mich
meinem Rätselraten: „Wo hat denn mein Diesel eine Schraube verloren?“ Und erst nach über 30 Minuten suche konnte ich dieses Rätsel endlich lösen. Eine der fünf Schrauben an der vorderen
Motorblock-Aufhängung hatte sich gelöst und wurde bei der stetigen Schaukelei auf der vergangenen Segeletappe von Cartagena nach Porvenir sukzessive raus geschüttelt bis sie in die Bilge fiel!
Somit werde ich auf meiner Checkliste diesen Punkt noch in kürzeren Abständen überprüfen. Dann nahm ich wieder mal meinen EcoTec-Watermaker in Betrieb, wobei mich die produzierte Wasserqualität
nicht zufrieden stellen konnte. Ich habe in Colon eh noch einen notwendigen Wechsel aller drei Wasserfilter eingeplant. Nach der Lunch time gestattete ich mir ein Nickerchen auf der Backskiste,
bevor ich die Vorbereitungen zum Anker auf anpackte. Das sind ua: Den Dingi-Outboarder mit dem Kran wieder an der Reling festmachen, den Benzintank, das kleine Ankergeschirr und das Sitzbrett
rauf aufs Boot. Anschliessend mit einem Fall das Dingi wieder auf Deck heben und an der Reling festlatschen. Die beiden Segel zum aufziehen vorbereiten, Kettenkralle entfernen, Luken schliessen
usw.