Gleich was erfreuliches vorne weg: Über die vergangenen Monate versuchte ich des Öfteren unter Mithilfe von Skipperkollegen
meine SSB/KW-Funkanlage in Betrieb zu nehmen. Dieser Tage sprach ich nun, auf den Tipp von Jeff, meinen Nachbarlieger Daniel von der Maluhia auf dieses bei mir noch offene Problem an.
Und gerne war er bereit mir zu helfen und kam später auf die KYORY herüber. Beim ersten small-talk erzählte er mir, dass auch er bereits 60 Lenze zähle (hätte ich ihm nie gegeben) und
früher als American Airlines-Pilot unterwegs gewesen sei. Aber schon von Kindsbeinen an segelt er, wie auch die meisten anderen Skipper-Kollegen die ich auf dieser Langfahrt kennenlerne. Bereits
seit 19 Jahren ist er im Besitz seines Katamarans, den er übrigens vorbildlich im Schuss hält. Er erzählt mir dann nochmals von seinen Autopilot-Problemen während dem letzten Drittel der
Pazifik-Überquerung, die er abwechselnd mit seiner Frau Kim am Steuer verbrachte. Dabei hatten die beiden während einigen Tagen und Nächten mit hohen anrauschenden Wellen zu kämpfen. Aber soweit
sei alles gut gegangen, wobei einzig die bei einem Kat von unten leider stetig an den Bootsrumpf schlagenden Wellen das schlafen nicht gerade vereinfacht hätten. Aber was solls, wir halten uns ja
mit unseren Booten eh mehrheitlich in den Buchten auf.
Aber ich hatte nun an diesem Tag meinen grossen Aufsteller, denn nach drei Stunden Tests und Instruktionen durch Daniel konnte ich auch diese Pendenz mit dem aktivierten "ICOM IC-M700"-Funkgerät
endlich erfolgreich abhaken. Das einzige was mich im Moment noch abhält, mit dieser Funk-Anlage nun auch wirklich zu üben ist der doch grosse Amp-Verbrauch beim senden. Dabei erinnert mich die
Anlage jeweils daran, dass beim senden die Batterien mit min. 12.6V geladen sein sollten. Da aber meine Batterien derzeit mehr als angeschlagen sind, ist diese V-Vorgabe im Moment selten
einzuhalten. Wie schon an anderer Stelle festgehalten habe ich ja eingeplant meine Batterien-Satz in den nächsten Monaten, vermutlich dann erst in Tahiti, auszutauschen.
Zwischenzeitlich sind nun Daniel&Kim sowie Jeff&Kathy mit ihren Booten zur beachbarten Insel Tahuata gesegelt, um dort einige Tage in einer der schönsten und ruhigsten Buchten der
Marquesas zu verbringen. Dabei hatte ich noch mit Jeff vereinbart, dass auch ich in ca. drei Tagen dort eintreffen werde, um mit seiner offerierten Unterstützung mein Kabelproblem im Mast-Top
anzugehen. Jeff&Kathy werden dann weiter nach Fatu Hiva runter segeln, während Daniel&Kim ihren Kat über die
nächsten zwei Monate in Tahuata vor Anker liegen lassen. Dies aber unter Aufsicht eines befreundeten Skipper-Paares. Die
beiden fliegen dann zurück in die Staaten um Daniels Vater zu besuchen, der als 86jähriger gesundheitlich angeschlagen
ist.
Aber verflixt, einmal mehr macht mir die KYORY -Technik einen Strich durch die weitere Törn-Planung! Aber der Reihe nach: Um den Lade-Zustand meiner Batterien nicht unter 12.4V fallen zu
lassen, starte ich so 2x pro Woche für zwei oder drei Stunden die Maschine. Auch lasse ich dann das einte oder andere mal den Watermaker mitlaufen. Das ging bis anhin auch immer reibungslos, bis
ich dieser Tage mühe hatte den Diesel zu starten. Ich mass diesem Problem noch keine grosse Beachtung bei und ging eigentlich davon aus, dass dies mit den nicht voll aufgeladenen Batterien im
Zusammenhang stehen müsste. So liess ich auch vor drei Tagen den Diesel, nach wieder erfolgten Startschwierigkeiten, während gegen drei Stunden laufen. An dieser Stelle kann ich noch festhalten,
dass ich eigentlich vor jedem Start und nach dem abstellen der Maschine einen Kontrollblick in den Motorraum werfe. So auch diesmal vor dem Start wo noch alles Okay war. Aber infolge eines kurzen
Besuches von Chris auf der KYORY verpasste ich die Kontrolle nach dem switch-off des Motors. Vorgestern Morgen wollte ich, bei einem Ladezustand der Batterien von 12.5V, einen kurzen
Starttest vornehmen. Aber, nach dem abdecken der Bodenplatten über dem Motor verstand ich die Welt nicht mehr! Sprachlos schaute ich mir die Sauerei in der Auffangwanne unter dem Diesel an:
Sicher hatten sich darin 8Ltr. Wasser angesammelt und und aus dem Luftfilter tropfte immer noch Wasser in die Auffangwanne! Nach meinem gleich erfolgten Zungen-Geschmackstest war es für mich
schwierig abzuschätzen ob es sich nur um Salzwasser und/oder auch Süsswasser handelt. Also jetzt auch das noch, ein mit diesem Ausmass vermutlich kapitaler Schaden! Und bald wurde mein erster
Eindruch mehr als nur bestätigt. Nach dem Abbau des Luftfilters, - war voll mit Wasser - und des Ventildeckels sowie Kontrolle der Ölstandsanzeige - die mit entsprechendem Wasseranteil in der
Ölwanne über-über-voll anzeigte - wusste ich, dass der ganze Motorblock voll Wasser sein muss Nach dem abpumpen des Wassers aus der Auffangwanne kontaktierte ich per Telefon umgehend Vincent, den
"fliegenden" Motorenmech und Elektriker vom Fluplatz Hiva Oa, der hier in diesen Tagen auf drei weiteren Yachten als Motorenmechaniker gefragt ist. Ich konnte ihn dann gestern Morgen um 0800 mit
dem Dingi an Land abholen. Vincent war mir gleich sympathisch und natürlich hatten wir neben dem segeln, auch er besitzt ein 7m-Boot, va mit der Fliegerei ein gemeinsames Thema. Er ist nämlich
Besitzer eines älteren Privatflugzeuges. Leider kann er mit seinem fliegenden Oldtimer derzeit nicht in die Luft abheben, da am Bugfahrwerk ein gebrochenes Teil ersetzt werden muss. Leider ist
dieses Teil nicht mehr lieferbar und er hat es nun in eigener Regie anzuertigen. Vincent, ein Franzose aus Perpignan, lebt seit ein paar Jahren auf Hiva Oa, ist mit einer Polynesierin verheiratet
und hat zwei Töchter. Mich interessieren einfach immer wieder die Menschen dahinter, die ich auf dieser Langfahrt kenenlernen darf. Ob das nun Einheimische oder meine Langfahrtensegler-Kollegen
um mich herum sind.
Aber nun wieder zurück zu meinem Motoren-Problem. Kaum hat sich Vincent die Bescherung näher angeschaut, kann er mir nur bestätigen was ich schon wusste - "KYORY, we have a problem!" Das
erste nachdem er mich fragte war, ob ich eine Zylinderkopf-Dichtung an Bord habe, weil es hier in Polynesien unmöglich sei eine solche zu organisieren. Aufgrund meines vor drei Jahren noch in
Kilada ähnlichen Problems hatte ich vorgesorgt und ein entsprechendes Gasket-Kit für meinen Motor angeschafft. Da Vincent diesen Vormittag noch einen anderen Termin einhalten musste, fuhr ich ihn
zurück zur Pier um ihn dann um 1300 dort wieder abzuholen. Wir vereinbarten, dass ich zwischenzeitlich das See- und Süsswasser aus dem Motor ablasse, damit wir nachmittags zusammen den
Zylinderkopf ausbauen konnten. So kam es dann auch, nach dem entfernen der Lichtmaschine bauten wir die Nockenwelle, den Abgassammler und den Wärmetauscher mit dem Abgasmischer aus. Dabei fand
Vincent unter der Nockenwelle ein loses 2x2cm dünnes Edelstahlplättchen, welches im Ventildeckel abgebrochen war. Wir glauben aber beide nicht, dass dies mit ein Auslöser für das entstandene
Problem ist. Ja und nach dem Ausbau des Zylinderkopfes waren keine Unklarheiten mehr da, denn auch die Motorblock-Hohlräume über den Kolben waren voll mit Wasser. Aber was für eine Ursache hat
schlussendlich zu diesem Desaster geführt? Nach Meinung von Vincent konnte aufgrund der verletzten Zylinderkopf-Dichtung das Wasser durch den Motorblock und dann va auch durch den Zylinerkopf
nach aussen fliessen. Ich bin dann mit dem folgenden Vorschlag von Vincent einverstanden: Er schickt den Zylinderkopf mit dem Flug vom nächsten Sonntag nach Tahiti, um bei einer dort ansässigen
Spezialfirma die Zylinderkopffläche plan zu überschleifen. In ca. 10 Tagen sollte der Zylinderkopf wieder hier eintreffen. In der nächsten Stunde widmete sich Vincent noch der
Motorblock-Oberfläche, die er reinigte und mit 400er Sandpapier wieder sauber schliff. Und ich baute aus dem Wärmetauscher das Rohrbündel aus, das sich noch gut präsentierte. Nach der späteren
Reinigung werde ich es wieder mit neuen Gummiringeneinbauen. Auch den Sewwasserpumpen-Impeller baute ich aus. Dieser war auch noch i.O. und och setzte ihn wieder ein. So fuhr ich dann gegen 1700
Vincent mit dem schweren Zylinderkopf zurück zur Pier. Mir verbleibt nun noch das Absaugen des in die Auffangwanne unter dem Motor geleiteten mit Frostschutz vermischten Süsswassers (11Ltr.)
sowie dess mit Wasser verschmutzten Öls (10Ltr.) aus der Motoren-Ölwanne. Und was mich bei solchen Aktionen immer am meisten angurkt ist das enstandene Puff im innern des Bootes. Diesmal vor
allem auch in der Bugkabine, da ich dort unter der Matratze die Motor-Ersatzteile gelagert habe. Aber das kommt eigentlich gerade zum richtigen Zeitpunkte, denn ich kann nun gleich die Bugkabine
für den baldigen Besuch von Sandra freimachen.
Nun wird natürlich vorerst auch nichts aus meinem geplanten Treffen mit Jeff in der nahen Tahuata-Bucht, wo wir zusammen mein Kabel-Problem im Mast-Top angehen wollten. Auch hoffe ich, dass in
den nächsten zwei Wochen kein Wetterumschwung mit sich hier in der Bucht aufwühlender See eintritt - und meine beiden Anker weiterhin gut halten! Denn ohne Motor kann ich bei zB ausgebrochenem
Anker kein neues Ankermanöver einleiten! Nun, das gleiche Probleme hat hier in der Bucht auch noch Chris mit seiner Sagacious, da sich sein ausgebauter Perkins-Motor noch in der
Werkstatt bei Vincent befindet. Aber wir sind ja beide positiv denkende Segler!
Heute kann ich auch bereits meine noch offene Frage, ob ich die Zyklon-Saison (Mitte November - Mitte April) in der Gegend von
Tahiti oder hier in den Marquesas verbringe, wie folgt beantworten: Ich verbleibe während diesen fünf Monaten nun definitiv hier in den Marquesas! Die Gründe dazu habe ich bereits im letzten
Blog-Beitrag über Hiva Oa detailliert aufgeführt. Auch die sich nun infolge des Motorenproblems verzögernden Besuche der Nachbarinseln sowie die so langsam schrumpfende Zeitspanne zum absegeln
der Tuamotus nach Tahiti mit mal geplanter Weiterfahrt bis nach Tahiti, haben mit zu diesem Entschluss geführt. Dabei werde ich mich wie bis anhin, aufgrund solcher schon öfters eingetretener
Verzögerungen, auch weiterhin nicht unter irgendwelchen Druck oder Stress setzen. Also kann ich diese "Überwinterungs-Monate" hier nun locker angehen und auch planen was ich in dieser Zeit, neben
dem in diesen Monaten auch weiterhin möglichen segeln zwischen den Inseln, erledigen und angehen kann. Ich werde im nächsten Blog-Beitrag mal eine Liste mit all den noch offenen Pendenzen
erfassen. Dabei denke ich natürlich nach erfolgreicher Motorenreparatur und dem etwaigen Austausch der Kabel in den Mast-Top hinauf, va an den auf Mitte Oktober geplanten längeren Aufenthalt
meiner Tochter Sandra auf der KYORY!
Nach meiner gestrigen Handy-Kontaktaufnahme mit Erwin&Jrmina von der Red Harlekin tauschten wir kurz unsere
aktuellen News aus. Dabei konnte ich die beiden über mein aktuelles Motoren-Pech sowie über meinen Entscheid bezüglich "Überwinterung" der KYORY-Crew informieren. Demgegenüber konnten
sie vor zwei Tagen den defekten Hydraulik-Zylinder an der Ruderanlage auf Nuku Hiva erfolgreich ersetzen. Sie brechen nun in diesen Tagen zu ihrer Überfahrt zu den Tuamotus auf, um dann
irgendwann im November Tahiti zu erreichen. Dort werden sie wie geplant ihren Kat gut verzurrt von Dezember bis Februar in Raiatea an Land stellen, um in der Zwischenzeit einen Besuch in die
Schweiz zu unternehmen. Somit verschiebt sich unser Wiedersehen um einige weitere Monate ins Jahr 2016 hinein. - Auch dies ist eine der unglaublichen Langfahrten-Geschichten! Dabei werde ich den
für diesen Wiedersehens-Moment in meiner Kühlbox gelagerten Chämpus weiterhin nicht anrühren!