Von
all diesen vergangenen oder aktuellen Erlebnissen erzähle ich wieder mal der Reihe nach. Am 18. und 19. September bauten Vincent und ich auf der KYORY den Motor zusammen, wobei übrigens
der in Papeete nachgeschliffene Zylinderkopf genau am Tsunami-Nachmittag wieder bei mir eingetroffen war! Und am Samstag konnte ich gegen 1000 einen ersten Startversuch vornehmen und prompt gab
der Diesel auch ein erstes positives Lebenszeichen von sich. Wohl stampfte er dabei vor sich hin, aber ich machte Vincent auf irgendein mir unbekanntes Geräusch aus dem Motorinneren aufmerksam.
Vincent löste nach einer Weile der Unschlüssigkeit eine nach der anderen Vorglühkerzen und stellte dabei fest, dass beim fünften Zylinder wirklich irgendwas nicht stimmte. Umgehend schaltete ich
den Motor aus und Vincent entfernte den Ventildeckel. Und was musste Vincent „himself“ dabei feststellen: Er hatte anlässlich der erfolgten Reparatur, beim abschliessenden einstellen der Ventile
den vordersten Kipphebel nicht richtig fest angezogen und die lose Mutter wäre bald abgefallen - und was dann hätte passieren können wage ich mir nicht mal im
Traum vorzustellen! Diese Episode war natürlich Vincent mehr als nur peinlich und nach Bereinigung dieses kleinen Problems schnurrte mein Diesel wieder ohne Nebengeräusche vor sich hin! - So, und
erst jetzt klatschten Vincent und vor allem ich überglücklich unsere Hände ab! Ich unterzog dann den Motor gleich mal einem gut 3stündigen und soweit auch problemlosem Testlauf und befüllte dabei
gleichzeitig die Batterien mit dringendem benötigtem „230V-Pfus“ auf.
Aber, es ist für mich auf dieser Langfahrt wirklich schon manchmal - oder ist es des Öfteren - zum verrückt werden. Es sollte einfach nicht sein,
dass ich mal für einige Zeit von technischen Problemen verschont bleibe! Denn als ich am Dienstagmorgen, nach einem weiteren Testlauf am Vortag den Motoren-Ölstand kontrollierte, musste ich
feststellen, dass wieder etwa 1 Ltr. Wasser und diesmal eindeutig Seewasser in den Motor eingelaufen war! - Wuf, nein ich Träume nicht und das war nun für mich wieder ein knallharter KO-Schlag!
Aber schnell stand ich wieder „auf den Füssen“ und vereinbarte umgehend mit dem durch das Phone „staunenden“ Vincent auf morgen 0800 einen weiteren Termin - um diesem Scheiss vielleicht doch
endlich auch mal richtig auf den Grund zu gehen! Aber eben, diese Ursachen-Forschung gestaltet sich auf einem Segelboot und erst noch im Niemandsland der Südsee nicht so einfach wie bei einem
Automotor - wo ich in dieser Situation zuhause einfach die nächste Garage aufsuchen würde! Und vermutlich ist der sonst einfach nur sympathische Vincent doch eher ein erfolgreicher Flugzeugmech
als ein Spezialist für zweikreisgekühlte Bootsmotoren!?
Hier für die technisch interessierten Leser eine Umschreibung dieser wirklich nicht so
einfachen Motorkühlung auf einem Segelboot: Zum ersten wird das Seewasser über ein Seeventil durch den anschliessenden,
etwa einen Meter über dem Motor dazwischen gesetzten Wasserfilter zum Motor geführt. Dieses Wasser wird dann mittels einer Impeller-Pumpe zum Wärmetauscher durch ein Rohrbündel geführt. Dabei
wird jeweils das stetig um das Rohrbündel fliessende Süsswasser des inneren Kreislaufes runter gekühlt. Weiter fliesst das Seewasser vom Wärmetauscher mit einem Umweg über das ZF-Getriebe - das
somit auch noch ein bisschen gekühlt werden kann - durch ein 65cm über dem Motor liegendes Schwanenhals-Entlüftungsventil zurück in den Auspuff-Mixer beim Motor. Dieses Lüftungsventil hat die
Aufgabe das zurück fliessen des verbrauchten Seewassers zu verhindern, da der Motor 25cm unter der Seewasserlinie platziert ist. Von da aus fliesst dann das Seewasser, zusammen mit den
Auspuffgasen, durch einen Wassersammler und einen Schalldämpfer in einem dicken Abgasschlauch, dann weiter über einen vor dem Borddurchgang hoch geführten Schwanenhals. Dann tritt das Wasser
durch einen etwa 40cm auf Backbord über der Seewasserlinie liegenden Austritt nach aussen in die See.
Nun sind aber in diesem Kreislaufsystem diverse Fehlerquellen möglich: So kann zB bei welliger See oder beim Segeln mit BB-Seitenlage, trotz Schwanenhals und Wassersammler im Auspuffsystem,
Wasser zurück in den Motor gedrückt werden. Oder aber das Entlüftungsventil ist durch irgendwas verstopft oder
funktioniert nicht mehr wie es sollte, womit auch von da über den Auspuffmixer Wasser in den Motor gelangen könnte. Und im Zusammenhang mit dem inneren Süsswasserkreislauf wäre es möglich, dass
durch einen Riss im Zylinderkopf Wasser in den Motor gelangt und/oder der einte oder andere Zylinderkolben inklusive seinen Ringen kaputt wäre etc. - das letztere kann aber ausgeschlossen werden,
ansonsten der Motor gar nicht mehr laufen würde.
Zusammen mit dem neuerlichen Besuch von Vincent haben wir dann am Mittwochmorgen den Motor, nach dem ausschrauben der Vorglühkerzen, richtig ausgeblasen. Dabei wäre es vielleicht ratsam gewesen die fünf Kerzenöffnungen mit Tüchern abzudecken - um mir das anschliessende reinigen der mit Öl verspritzten Salondecke zu ersparen! - Trotz all dem Scheiss: Schmunzel, schmunzel! Vincent setzte die Vorglühkerzen wieder ein und ich nahm einem weiteren Ölwechsel von 10 Litern 15W40 vor. Nach einem neuerlichen 2stündigen Testlauf schloss ich diesmal auf Anraten von Vincent, vor dem abstellen des Motors das Seewasser-Ventil, um sicher zu sein, dass wenigstens auf diese Weise kein Seewasser in Richtung Motor zurück fliessen könnte. Soweit verlief dieser und ein auch am Folgetag durchgeführter Testlauf ohne Probleme - das heisst ohne neuerliches Wasser im Motor! Aber trotzdem bleibt bei mir einfach eine Unsicherheit zurück und ich werde bei einem nächsten auswassern der KYORY, dies vermutlich erst im Frühjahr auf Raiatea, mal die ganze Auspuffanlage mit Wassersammler und Schalldämpfer zu einer genauen Kontrolle ausbauen. Natürlich bekommt man in solchen Situationen von vielen Skipper-Kollegen, mit ihren teilweise wirklich langjähgrigen Erfahrungen, wohlgemeinte Ideen und Tipps. So zB. auch vom Franzosen Olivier, der mir anhand seines Diesels 1:1 aufzeigt, was er nach den gleichen auf den Galapagos gemachten teuren Erfahrungen - mit Ausbau des Dieselmotors - in die Wege geleitet hat. Er hat dabei zwei zusätzliche Dreh-Ventile eingebaut womit er bei Standzeiten des Motors den Wasserzufluss vor dem Auspuffmixer sowie in der Leitung nach dem durchlaufen des Entlüftungsventil das Seewasser komplett vom Motor fernhalten kann. Dazu werde ich mir mal meine Gedanken machen. Aber nach jedem Motorstopp und neuerlichem Start - dies aber erst nach dem Entfernen von zwei schweren Bodenplatten - zwei weitere Ventile bedienen, also ich weiss nicht!? Dann machte mich noch Erwin von der Red Harlekin darauf aufmerksam, dass er bei einem ähnlich aufgetretenen Problem nun ergänzend die Zu- und Rücklaufleitung des Süsswassers (wären etwa drei Liter) zur Boiler-Beheizung mittels Ventilen schliessen könne. Diese Ventile sind bei mir schon hinter dem Motor in der Bilge eingebaut und ich werde dies mal zukünftig auch so machen. Dies sollte aber eigentlich bei mir kein Problem sein, da beim Süsswasser-Einfülldeckel der Überlauf in einem Schlauch zu einem 5 Ltr. fassenden Plastikkanister geführt wird. Und mit diesen gut gemeinten Tipps schliesse ich in diesem Blog-Beitrag auch das Thema „Ein Loch ist im Eimer, Karl-Otto…“ - äh, ich meine natürlich Wasser im Bootsmotor! Und die Auslagen dieser ganzen Motoren-Geschichte beliefen sich inklusive des planschleifens des Zylinderkopfes in Papeete auf total 600 USD.
Anlässlich seines heutigen Besuches machte mich Vincent noch auf den einheimischen Taucher Muhu aufmerksam, ein Mitarbeiter der Pension Relais-Moehau in Atuona. Bei
einem Besuch im Restaurant der Pension erklärte mir die Besitzerin, dass Muhu in diesen Tagen sehr viel mit Gästen draussen auf der See unterwegs sei und sich somit eine Kontaktaufnahme als
schwierig erweise. Da sie mir auch keine Handy-Nr. geben konnte oder wollte, gab sie mir den Tipp, doch an diesem Abend die Proben zu dem hier Ende Jahr stattfinden „Festival de arts des iles
Marquises“ aufzusuchen. Muhu sei nämlich der Leiter der örtlichen Festival-Gruppe, wobei alle aktiven Festival-Teilnehmer aus Atuona um etwa 1900 auf dem Sportplatz vor dem Schulhaus
eine weitere Probe abhalten würden. Ich verbrachte dann auch diesen späteren Nachmittag im Eliane am Notebook und nach dem verdrücken eines Hamburgers begab ich mich um 1830 zum Dorf-Sportplatz.
Übrigens bereiten sich die Hiva Oa‘ner
schon seit Wochen
auf dieses grosse zum zehnten male stattfindenden Kulturfestival vor. Dieses Festival findet alle vier Jahre auf einer der
Marquesas-Inseln statt - und diesmal ist vom 16.-19. Dezember Hiva Oa der Veranstalter. Dabei soll die Kultur der Marquesas bewahrt und gefeiert werden. Dazu eingeladen sind auch Delegationen aus
Tahiti, Samoa, Hawaii, den Osterinseln und New Zealand. Da werde ich natürlich mit weiteren Seglern und meiner Tochter Sandra - mit entsprechender Vorfreude auf ihre Ankunft nächster Woche
- dieses Festival sicher auch mitverfolgen. Leider war ich übrigens nach meinem Gespräch mit Muhu enttäuscht, da er derzeit kein einsetzbares Tauch-Equipment vor Ort hat, was frühestens im
Februar wieder der Fall sein wird. Okay somit muss ich also unter den ankommenden Seglern nach einem Taucher Ausschau halten.
Und mit dem einlaufen eines Katamarans hatten Kees und ich dann einige Tage später endlich Glück, da sich deren Skipper
Stéphane als erfahrener Taucher entpuppte! Als erstes nahm er sich am Montagnachmittag, 28. September, mit der Zucchini den „leichteren Fall“ von Anker-Entwirrung vor. Gegen 1700 war
dann dieser erste Anker-Salat gelöst und Kees Zucchini war wieder frei. Da aber jeweils gegen Abend vereinzelt die Haifische in unserer Bucht auf „Nahrungssuche“ unterwegs sind,
unternahm Stéphane bei mir keinen Tauchgang mehr. Wir vereinbarten, dass er nach seinem morgigen Familienausflug über die Insel, am Mittwochmittag sich der KYORY annehmen würde. Und so
tauchte dann am 30. September Stéphane ein erstes Mal unter die KYORY um vorerst auf meinen Wunsch hin gleich mal das Unterwasserschiff mit Kiel, Ruder und Propeller nach etwaigen Tsunami-Beschädigungen abzusuchen. Bald tauchte er wieder auf und konnte mir was diese Sache betrifft
Entwarnung geben. Da konnte ich also gleich ein erstes Mal tief durchatmen und es kam dabei ein dankbares Glücksgefühl in mir auf! Umgehend tauchte Stéphane wieder in die bereits nach zwei Metern
immer noch sehr trübe See. Nach etwa fünf Minuten stieg er wieder auf und brachte keine guten News mit. Die Hauptankerkette mit zwei mehrmals darum verwickelten Restleinen hätten sich um eine
genau vor der KYORY auf dem Grund liegende Barriere versteckt, die aus etwa 1.5 Meter breiten und mit Steinen befüllten Stahlnetzen bestehen würde. Und leider könne er noch keinen meiner
drei auf Grund liegenden Anker erspähen. Erschwerend komme noch dazu, dass die Ankerkette tief im Schlick vermutlich unter diesen Stahlnetzen durchführe. Auch habe er beim weiteren absuchen rund
um diese Stahlnetz-Barriere keinen Fortlauf der Ankerkette gefunden. Er schlägt mir vor, dass er bei einem weiteren längeren Tauchgang vorerst mal die Leinen um die Ankerkette entwirren werde.
Anschliessend will er dort wo die Ankerkette unter diese Stahlnetze verschwindet, mit einem starken Schneidewerkzeug sukzessive die etwa 3mm dicken Stahlnetzdrähte durchschneiden und die darin befindlichen Steine aus dem betreffenden Netzteil entfernen.
Sogleich tauchte Stéphane wieder ab und kam bald mit den zwei Leinenenden, vermutlich vom Zweit-und Heckanker an die
Oberfläche. Die Leine vom Zweitanker verband er mit der bereits von mir an einem Fender gesicherten Leinenstück. Auch die Heckankerleine konnte ich bis und mit etwa vier Meter Kette an Bord
nehmen und sichern. Aber leider musste mir Stéphane noch mitteilen, dass auch die 10m-Heckanker-Vorlaufkette irgendwie um diese verflixten Stahlnetze verwickelt sei. Dann verabschiedete er sich
für einen längeren Tauchgang - und erst nach gegen einer Stunde tauchte er wieder vor dem Bug der KYORY aus dem Wasser. Ich kann mich natürlich glücklich schätzen, dass Stéphane diesen
für ihn sicher anstrengenden Unterwasser-Job angenommen hat. Mit seinen neuen News machte er mir etwas Hoffnung, nachdem er eine bereits fast ganze Schneise durch das Stahlnetz hat schneiden
können. Dabei habe er nach dem Entfernen der Steine aus dem Netz tief im Schlick den weiteren Verlauf der Kette ertasten können und somit müsste eigentlich auch der Hauptanker hier irgendwo in
der Nähe im Schlick vergraben sein. Nach einer kurzen Verschnaufpause tauchte er wieder für fast eine Stunde ab. Und nach seinem neuerlichen Aufstieg sah ich gleich beim abziehen seiner Tauchermaske, dass er mir mit einem schmunzeln und erhobenem Daumen was Erfreuliches mitzuteilen hatte. So
war es auch, denn er konnte meinen Rocna-Hauptanker ausfindig machen und er fand noch einen weiteren Anker an einem Stück Kette. Inzwischen kam von der hinter mir liegenden Sagacious
Chris mit seinem Dingi dazu um uns bei der anstehenden Ankerbergung zu unterstützen. Chris kam an Bord und als erstes konnten wir soweit problemlos einen Anker an Leine und Vorlaufkette herauf
ziehen. Und zu unserer beiden Überraschung handelte es sich um das komplette Heckankergeschirr mit dem 20kg-Delta-Anker von Chris! Beim nachfolgenden kurzen Tauchgang löste dann Stéphane meinen
Hauptanker von der Kette, die wir an Deck sicherten und mit einer Leine konnten wir auch bald meinen 600 Euro teuren Rocna-Anker an Bord heben. Bravo Stéphane und vielen Dank, das hast du einfach
super gemacht! Bei seinem dann letzten heutigen Tauchgang sicherten wir noch eine weitere von ihm auf Grund gefundene Kette, muss die von meinem Heckanker sein, mit der wir die KYORY mal
so „verankerten“. Dann versuchten wir noch die Kette meines Hauptankers rauf zu ziehen und wirklich nach diversen kurzen Versuchen klappte auch dies und kurz nach 1700 hatte ich wieder die vollen 90 Meter Kette an Bord! Aber nun bitte Stéphane, raus aus dem Wasser, denn bald sind die Sharks
wieder auf Nahrungssuche! Wir vereinbarten, dass er morgen früh nochmals tauchen werde um vielleicht doch noch irgendwo da unten auf meinem zweiten Rocna-Anker und Delta-Heckanker zu stossen.
Aber fürs erste war ich natürlich sehr zufrieden und die KYORY lag nun, soweit zwar gut gesichert an der verknüpften Leine meines Zweitankers und an der Kette des Heckankers, aber immer
noch ein bisschen schräg gegen die Strömung zwischen den anderen sich im Schwell wiegenden Booten in dieser Ankerbucht.
Und so stieg dann Stéphane am Donnerstagmorgen um 0900 zu einem weiteren Tauchgang in die Tiefe. Als er nach etwa 30 Minuten
wir an der Oberfläche erschien konnte er mir gleich zu Beginn unserem heutigen „Abenteuer unter Wasser“ eine Freude bereiten. Denn er hatte meinen Zweitanker, fest verhakt im uns bekannten
Stahlnetz, ausfindig gemacht. Beim nachfolgenden Tauchgang löste er so gut es ging den Anker aus dem Stahlnetz und mit der Elektro-Service-Winsch konnte ich den Anker sukzessive an Deck ziehen.
Somit wurde ich wieder glücklicher Besitzer meiner zwei Rocna-Anker! Da hörte er mich den Spruch sagen: „Freude herrscht!“ Stéphane verlangte dann noch ein paar Meter einer Leine um einen
weiteren einem Segler verloren gegangenen grösseren Fortress-Anker zu bergen. Diesen Anker sicherte er sich verdientermassen gleich selber für seinen Katamaran. Bei seinem anschliessend letzten
Tauchgang versuchte er noch am Ende meines um die Stahlnetze gewickelten 10m-Kettenvorlaufs den Heckanker ausfindig zu machen. Aber nach diesem seinem letzten Tauchgang musste er mich enttäuschen
und mir bleibt nichts anderes übrig als diesen Delta-Anker abzuschreiben. Aber mit den 100 USD die ich Stéphane für seinen toll gemachten Job übergab konnte ich mir immerhin mein Ankergeschirr im
Wert von mindestens 1‘500 USD sichern! Damit verliess uns Stéphane nur kurze Zeit später, um mit seiner Crew auf dem Katamaran weiter zu den Tuamotus zu segeln. Und ich verband gleich
anschliessend den vorerst an einer Leine am Bugspriet gesicherten Hauptanker wieder mit der Kette. Auch den zweiten Rocna-Anker, den ich diesmal als Heckanker einsetzen werde verband ich mangels
einer Vorlaufkette mit einer dicken 50 Meter langem Leine und platzierte ihn auf der Badeplattform. Morgen möchte ich dann die derzeit noch mit dem Vorlauf des Heckankers gesicherten
KYORY ein wenig westlicher der Bucht mit dem vorbereiteten Hauptanker und dem Heckanker neu verankern.
Und gleich am Freitagmorgen machte ich mich bei mal nicht so starkem Schwell und mitlaufendem Diesel an die Arbeit. Als erstes
versuchte ich die 10m- Vorlaufkette am Bugspriet zu lösen und einige Meter an Bord zu ziehen, damit ich wenigstens 5m sichern und abflexen könnte. Dann wollte ich vor dem durchtrennen der Kette,
das in der See verbleibende Stück mit einem bereits vorbereitenden Fender markieren. Gut gedacht, aber die Strömung war stärker, und ich konnte die Kette nicht mehr halten und flutsch
rauschte sie mir, ohne Fender, aus den Händen auf den etwa gut 4m tiefen Grund. Somit trieb die KYORY nur am behelsmässigen Heckanker haltend plus/minus an ihrem Platz. Ich manöverierte
die KYORY mit genügend Abstand BB querab vor der Sagacious von Chris, der auch schon mit seinem Dingi angerauscht kam und ich liess bei einer Tiefe von 5m meinen Buganker mit etwa 35m Kette ausrauschen. Anschliessend setze Chris freundlicherweise mit seinem Dingi meinen 25kg Rocna als
Heckanker an etwa 40 Leine aus, die ich mit der Elektro-Service-Winsch noch einige Meter anzog. Da ich ja keine Vorlaufkette mehr zur Verfügung hatte, hängte mir Chris in der Mitte der
ausgelegten Leine ein Ankergewicht, damit niemand in die Leine fahren konnte. So, nun lag die KYORY wieder bestens verankert in der Atuona-Bucht. Und ich musste halt auch die um die
Stahlnetze auf Grund verhedderte 10m-Vorlaufkette abschreiben.
Den kommenden Montanachmittag verbrachte ich bei Vincent im etwa 10km von hier entfernten und auf 400m höhe liegenden *Gebirgs-Flugplatz" von Hiva Oa. Vincent ist
auf dem Flughafen der verantwortliche Chef-Mechaniker und schon mal im Blog erwähnt, ist er auch Ansprechpartner bei Motoren/Elektronik-Problemen für uns Segler und er repariert nebenbei zuhause
noch Automotoren. Während dem er mit einem Kollegen einen Kontrollcheck an einer unverwüstlichen 12plätzigen Twin-Otter De Havlland (heute Bombardier) erledigte erkundete ich in der
Zwischenzeit ein bisschen dieses über Jahrzente in der ganzen Welt erfolgreich eingesetzte Zubringer-Flugzeug. Auch begutachtete ich natürlich seinen im Hangar abgestellten 4plätzigen
Oldie-Tiefdecker, der auf noch auf den Austausch eines defekten Bugradteils wartet. Vincent ist nämlich stolzer Besitzer einer 43jährigen französischen SOCATA ST10, eines viersitzigen
Reiseflugzeuges mit einem Lycoming-Triebwerk von 200hp.
Anschliessend brachte er meinen, hinten auf seinem Pick-up transportierten Outboarder, der in den vergangenen Tagen zu stottern anfing, wieder in Schwung. Nach dem
Ausbau und reinigen des Vergasers und Austausch der beiden Zündkerzen düse ich nun wieder surfend in der Ankerbucht zwischen der KYORY, den anderen Booten und der Anlegepier herum. Und
zwischenzeitlich hat es sich so eingebürgert, dass ich bei Landausflügen immer an der kleineren Pier unterhalb der Tankstelle mein Dingi mit dem kleinen Heckanker sichere. An die etwas grössere
Pier lege ich an, wenn ich jeweils mit meinem 35Ltr.-Kanister Frischwasser abhole. Dies da ich in diesem trüben Wasser in der Bucht den Watermaker nicht einsetze.
Zwischenzeitlich ist übtrgens Kees mit seiner Zucchini als Zweimann-Crew mit dem Kanadier André vorerst mal über die Tuamotus nach Haiti aufgebrochen. Um dann anfangs November über Tonga seine letze Langfahrt nach
Auckland/New Zealand, seinem zuhause zu unternehmen.
Lieber Kees, viel Glück und immer genügend Wasser unter dem Kiel!
Und
während meinen weiteren Aufenthalten im „Eliane“ von Atuona verbrachte ich auf der Suche nach notwendigen Ersatzteilen unzählige Internet-Stunden an meinem Notebook. Irgendwann würde ich fündig
und konnte, nach einigen hin und her geschickten Mails, endlich bei PSA in Papeete einen neuen Satz von „Servicefreien“ Batterien mit 2x je 200Ah und 4x je 120Ah bestellen. Dies mit der
begleitenden Hoffnung, dass dann die Ausmasse und die Pool-Anordnung sowie auch das Produktionsdatum wirklich den übermittelten Angaben der PSA entsprechen. Denn vor allem sollten die Akkus den
Ausmassen entsprechen, da ich damals in Kilada drei Batterie-Boxen auf die Masse der alten Bosch-Batterien anfertigen liess. Zur Erinnerung: Dieser Akku-Austausch hängt ja mit dem im Panamakanal
durchgebrannten Bugstrahlruder mit begleitendem Kurzschluss der Batteriekabel zusammen, wobei leider auch die Batterien beschädigt wurden. Involviert ist dabei zusätzlich das
Vetus-Batterie-Trenngerät „BS1253“, das ich auch ersetzen muss. Und diese Internet-Suche nach einem Ersatz für dieses Vetus-Gerät verlangte von mir wiedermal eine immense Geduld. Denn als ich
dieses Gerät bei Vetus Schweiz bestellen wollte, wurde ich dahingehend informiert, dass dieses Gerät leider nicht mehr im Angebot geführt werde. Als Ersatz wurde mir empfohlen das neue „BS1503C“,
ein kombiniertes Trenn/Lade-Gerät und erst noch mit doppelten Ausmassen anzuschaffen. Bereits habe ich aber ein Ladegerät von Philippi erfolgreich im Einsatz
und im weiteren stellt mich dieses neue grössere Gerät vor ein schwer lösbares Problem beim Montageort mit begleitendem Austausch der Plus/Minus-Batteriekabel. Also versuchte ich am Hauptsitz von
Vetus in Holland sowie bei einigen Vetus-Händlern und Boots-Zubehörläden in Deutschland ein solches, übrigens von allen im vergangenen Jahr noch in ihren Katalogen aufgeführten „BS1253“
aufzutreiben. Aber all diese von mir kontaktierten Händlern erteilten mir Absagen und verwiesen mich eh mehrheitlich an meinen zuständigen Schweizer Vetus-Vertreter. Aber wie schon bei
vergangenen Kontakten mit Vetus Schweiz musste ich die traurige Erfahrung machen, dass man wohl am Verkauf interessiert ist - aber nicht an einer technischen Problemlösungsberatung. Dabei will
ich die alte auf Segelbooten speziell zu beachtende Weisheit „Never change a running system“ nicht einfach so über Bord werfen. Und wieder einmal lohnte sich meine Hartnäckigkeit! Denn anlässlich
eines Mailkontaktes anfangs dieser Woche mit dem grossen Schiffszubehör-Händler SVB in Bremen, fragte ich nebenbei nach diesem Battery Splitter. Der SVB-Mann versprach mir, bei einem ihm
persönlich bekannten Vetus-Händler nach zu fragen. Und noch gleichentags schickte er mir eine Mail mit der für mich erfreulichen Antwort, dass dieser
Vetus-Händler wirklich noch ein einziges altes „BS1253“ an Lager habe. Ich versuche nun dieses Gerät nach Kiel zu meinem Motoren-Mann Langmaack zu schicken, der mir dann auch dieses Teil in seine
noch ausstehende Ersatzteil-Lieferung für meinen Nanni-Motor integrieren kann. Dieser Versand folgt in der kommenden Woche in einem FedEx-Paket das ich aus Tax-Gründen hier an Vincent anliefern
lasse.
Meine Tochter Sandra, die nun am kommenden Mittwoch hier auf Hiva Oa eintreffen wird, hat bereits einiges Material für mich in ihrer
Reisetasche und muss natürlich dabei auf die vorgegebenen 23kg Freigepäck achten.
Die Batterien sowie die bei einem anderen Marineshop in Tahiti bestellte 8mm/6m lange Anker-Vorlaufkette und einer 8mm/25m langen Furlingleine wurden bereits am 8. Oktober in Papeete auf die
Taporo9 verladen, dies auch mit der Adresse von Vincent. Die Taporo9 sollte am kommenden Mittwoch hier in die kleine Bucht von Atuona einfahren. Oder vielleicht doch erst am Donnerstag, da ja
auch Sandra am Mittwoch hier ankommen wird! - Na ja, alles eine Sache der Organisation!? - Ha, ha! Die Kosten dieser Lieferungen belaufen sich inklusive der jeweiligen Frachtkosten auf:
1‘400 USD für die sechs Batterien, 200 USD für den Battery splitter, 220 CHF für die Furlingleine und Vorlaufkette sowie für die Nanni-Diesel-Ersatzteile 350
USD. - Ja, so ne Seefahrt ist nicht nur lustig, nein, sie reisst auch Löcher ins Portemonnaie!
Im weiteren streikt seit einigen Wochen eines meiner zwei Solarpanels, dh der einte Laderegler leuchtet stetig mit roter „Überlast“ auf. Dies
während der andere normal seinem Dienst nachkommt. Eine entsprechende Kontrolle mit einem austauschen der beiden Regler brachte nichts und so wird mir Sandra sicherheitshalber einen neuen
Laderegler zu 60 USD in ihrem Gepäck mitbringen.
Und dann sollt ich ja auch endlich mal die Reparatur meiner im Mast-Top verletzten Kabel angehen. Was wirklich keine leichte Aufgabe sein wird. Dies wegen der komplizierten Kabelführung durch die
Bootsdecke in den Mast sowie im Mast-Top. Chris schenkte mir übrigens dieser Tage ein 30m langes NMAE2000-Kabel, das ich vermutlich für das Garmin-Windanzeigesystem verwenden kann. Ich habe nun
noch eine Mail an meinen Kollegen Christian bei der Garmin Schweiz versandt. Dies mit Fragen zu einem weiteren aktuellen Problem, wie dem nicht mehr erscheinen der GPS-Anzeigen im Garmin-System.
Nun, im Wissen, dass mich bei der Kabel-Reparatur im Mast Jeff von der Mezzaluna gerne unterstützen würde, warte ich vermutlich mal seine Rückkehr hier in der Bucht ab. Denn spätestens
anfangs Dezember sollte er wieder hier eintreffen, weil auch er mit seiner Frau Kathy das grosse Spektakel des Kultur-Festivals nicht verpassen will.
Hier nachfolgend mal meine aktuelle KYORY-Pendenzenliste mit all den offenen Jobs:
- Lebensmittellager ergänzen und Lagerplätze neu
strukturieren/einteilen
- Bootsbereiche innen und auf Deck staubsaugen und feucht aufnehmen
- beim Niedergang/Treppe die Schutzgummis neu verkleben
- ein weiteres Mal den Wasserpass rund ums Boot putzen
- sowie auch den Dingi-Unterboden putzen
- den Bäru an der Badeplattform komplett abbauen, um jeweils nachts
das Dingi wieder am Davit aufzuhängen
- Transporträder am Dingi montieren
- Dieseltanks mittels meinen bei der Tankstelle jeweils aufgefüllten20Ltr.-
Kanistern wieder befüllen
- bei der Gasstation an der Tankstelle versuchen eine meiner
Gasflaschen aufzufüllen
- Gas-Fittings/Leitungen auf dem Boot kontrollieren
- im Elektrolyse-Batteriekasten destilliertes Wasser nachgiessen
- nach deren Anlieferung die sechs Batterien sowie das Batterie-
Trenngerät austauschen
- sowie die Heckanker-Vorlaufkette einsetzen
- Mast-Top-Zuleitungen von Garmin-Windanzeige, VHF-Antenne,
Ankerlicht und Verklicker-Lämpli teilweise ersetzen
- Solarregler austauschen
- dem Ausfall der Garmin-GPS-Anzeigen nachgehen, dabei auf Input
von Garmin Schweiz warten
- Kochherd ausbauen und reinigen
- 3mm-Holzplattenabdeckung im Mittelgang nach erfolgter Montage der
Mastkabel ersetzen
- drei sich gelöste Holzteile in der Bugkabine neu verleimen
- weitere Rostspots an beiden Seiten der Bimini-Befestigung an der
Sprayhood ausbessern
- bei einem Teil des Bimini/Verklicker-Fensters den Klettverschluss
ersetzen
- drei Spots an der Überwasser-Bordwand mit Filler ausbessern
- abgeblätterte weisse Farbe an der Hydraulikpumpe der Steuersäule
ganz weg schleifen und neu bemalen
- bei diversen Stellen an der Steuersäule Sikaflex austauschen
- Rodkicker am Mast neu vernieten (Monel)
- Genua nach verletzten Nähten kontrollieren
- den verlorenen Bootshaken ersetzen
Bei dieser langen Liste gilt es vor allem von euch „Landratten“ mit zu berücksichtigen, dass bei einem Segelboot auf Langfahrt solche Abnützungs-Schäden einfach zum täglichen Brot gehören. Dabei
habe nicht nur ich sondern alle anderen Skipper-Kollegen auch mit solchen und ähnlichen Problemen zu kämpfen. Und beklagen möchte ich mich ja eh nicht, denn wie schon erwähnt habe ich nun
zusammen mit Sandra, während dem „überwintern“ hier in den Marquesas genügend Zeit diese Liste soweit locker anzugehen und dann step-by-step abzubauen. Und all diese Arbeiten in diesem
unvergleichlich herrlichen mit täglichen so um die 28°schönen Marquesas Archipel zu erledigen entschädigt uns natürlich für viele dabei noch zu verlierenden Schweisstropfen! Auch die
nervenaufreibende Ersatzteilsuche und Anlieferung verschwindet dabei schnell wieder aus dem Hinterkopf. - Bei diesen erwähnten stetigen 28° hier in Hiva Oa gehen mir wieder mal meine längst
vergangenen Kilada/GR-Zeiten durch den Kopf: Vor allem die dabei in den Wintermonaten tiefen Temperaturen von so um die 0°C! - Ui, ui, ihr lieben Kollegen in der Ägäis oder bereits in der
Basimakopuloi-Werft, auch an diese Zeiten kann ich mich mit einem “Brrr!“ noch gut erinnern! - Schmunzel, schmunzel!
Aber es ist nun auf Langfahrt einfach so, unter dem Mitgefühl von „Geteiltes Leid ist halbes
Leid“ kämpfen eigentlich alle hier ankommenden Boote mit irgendwelchen Problemen. Von der Motoren-Hexe auf anderen Booten habe ich schon mal geschrieben. Dann liegen seit einigen Tagen zwei
weitere Boote hier in der Bucht, die exakt das gleiche Problem wie ich mit den Kabeln in den Mast-Top hinauf haben. Bei der einten Yacht handelt es sich um die schöne 2jährige 15m-Dufour vom
Franzosen Xavier, wobei das bei ihm gebrochene Rohr mit seinen Kabeln, je nach Schwell bei Tag und Nacht nur so im Mast rum tschäderet. Im Vergleich zu anderen Crew- Mitgliedern habe ich dabei
wenigstens keine Schlafprobleme.
Ihr seht nur schon an diesen Beispielen wie Komplex sich doch die ganze Technik auf unseren Booten präsentiert und wie wir vielfach auch gemeinsam, solch unsere Boote heimsuchenden Bobochen zu
beheben versuchen. Aber unsere Treffen zu abendlichen Sundowner‘n werden dabei nicht etwa weniger!?
An dieser Stelle wieder mal ein Sorry an die nicht so technisch interessierten Blog-Leser, denn meine Blog-Beiträge dieser Wochen enthalten wirklich gar ein bisschen viel Technik!? Aber
irgendwann segle ich ja bald wieder mal zusammen mit Sandra ein bisschen durch die Nachbarinseln, wobei unser „Heimathafen“ meistens hier die Bucht von Atuona sein wird. Und dann gibt es auch
endlich wieder es betzeli abenteuerlichere und bebilderte Geschichten aus diesem einfach traumhaften Marquesas Archipel!
Yuppi, am 14. Oktober 2015 entert meine Tochter Sandra die KYORY!
Das wichtigste in diesen Tagen ist nun aber für mich wirklich eine weitere "Stunde null", die am kommendem Mittwoch, 14.10.2015 / 1200 zu ticken beginnen wird: Zu diesem Zeitpunkt erwarte ich
nämlich meine Tochter Sandra hier auf dem Berg-Flugplatz von Hiva Oa. Sie wird aus einer ATR 42, einem robusten 50plätzigen Regional-Flugzeug aussteigen, um nach einer sicher
herzlichen Begrüssung eine Stunde später mit mir die KYORY zu entern! Aber, auch wenn sie todmüde ankommen wird, werde ich ihr gleich eine 8seitige Aufgabenliste in ihre Hände drücken,
wobei sie dann sicher mal für die ersten paar Wochen ausgelastet sein wird! - Schmunzel, schmunzel! Nein, natürlich bin ich kein Sklaventreiber und ich freue mich einfach riesig auf ihre Ankunft,
um dann über kommenden Monate zusammen mit ihr auf dem Boot zu werkeln, Ausflüge auf Hiva Oa und Segeltörns zu den nahen Inseln zu unternehmen um dann nach der Zyklonsaison ab April des nächsten
Jahres die weitere Südsee abzusegeln!
Liebe Sandra, nachfolgend schreibe ich zu deinem anstehenden KYORY-Besuch auf Hiva Oa - hier am heutigen Sonntagmorgen, 11.
Oktober 2015 - einen „offenen Brief“ an dich:
Liebe Sandra, mit deinem baldigen eintreffen ist mir natürlich bewusst, dass nun für dich wie für mich beim gemeinsamen Langfahrtenleben auf der KYORY einiges ändern wird. Für mich ist dann
vorerst mal das „Junggesellenleben“ vorbei und auch dir ergeht es sicher ähnlich. Wobei aber für dich dieser Wechsel in 36 Stunden von der behüteten Schweiz in die abenteuerliche Südsee, also mit
einer Lebensumstellung von Null auf Hundert, sicher die grössere Herausforderung darstellt! Und von heute auf morgen bist du weg von deinen lieben Freunden, den gemeinsamen Party- und
Discobesuchen sowie der sicheren Schweiz mit ihren vier Jahreszeiten. Auch du verzichtest also für eine längere Phase in deinem Leben auf dein behagliches zuhause, in einer Wohnung mit grossem
Platzangebot und die erst noch - welch „Luxus“ - mit einem Badezimmer ausgestattet ist! Demgegenüber heisst es für dich ab kommenden Mittwoch auf der KYORY: Duschen im Badeanzug auf der kleinen
Badeplattform! Dies erst noch mit der Anmerkung des Skippers nicht allzu viel Süsswasser zu verbrauchen …! Schmunzel, schmunzel! Auch das Wort „Rücksicht“ wird von uns beiden sicher wieder
vermehrt eingesetzt werden müssen. Nun, unser erster gemeinsamer Segeltörn vor Jahren in der Ägäis stimmt uns beide in dieser Hinsicht aber doch positiv, da unsere beider Wellenlängen
trotz Altersunterschied und Tochter/Vater-Beziehung nicht allzu weit auseinander liegen.
Hier noch einige weitere Stichworte zu unseren dabei gewichtigsten Herausforderungen: Da ist mal das Zusammenleben auf dem engen Platzangebot der gut 12m langen und 4.15m breiten KYORY. Die erst
noch mehrheitlich schaukelt und auf der man immer eine Hand fürs sich und fürs Boot einsetzen muss. Aber das weisst du ja schon alles und einen gewichtigen Pluspunkt ist in dir, du bist nämlich
auf der KYORY noch nie, auch bei heftiger See, von der Seekrankheit heimgesucht worden. Und das ist für das Leben auf einem sich auf der See bewegenden Objekt wirklich schon die halbe Miete! Und
neben dem soweit doch grosszügigen Platzangebot im Salon und im Cockpit kann sich jeder von uns jederzeit in seine Kabine - seiner Privatsphäre - zurückziehen. Wobei nach meiner Einschätzung die
Grösse der KYORY für einen Zwei-Personen-Haushalt eigentlich ideal ist. Auch werde ich darauf achten, dass wir bald zusammen einen soweit strukturierten Tagesablauf erarbeiten, wobei die
Befindlichkeiten von uns beiden berücksichtigt werden sollen. Dabei geht es ua um die abwechselnd zu erledigenden Jobs im Boots-Haushalt und Unterhalt. Dies natürlich auch unter
Berücksichtigung unserer jeweiligen Stärken und Schwächen oder von uns bevorzugten Arbeiten. Ob das nun zB das kochen, putzen, den Waschtag oder das
erledigen von Boots-Unterhaltsarbeiten betrifft. Trotz allem werden wir beide immer noch genügend Zeit haben uns unseren Freizeitaktivitäten und Hobbies zu widmen. Okay, zum Anfang
deines Bordlebens wird du sicher noch hie und da dein eigenes, gemütliches zuhause in der Schweiz herbei sehnen - aber vielleicht täusche ich mich ja!? Aber ich bin überzeugt, dass nun das
längere gemeinsam Leben an Bord der KYORY uns beide noch mehr zusammen schweissen wird! Denn endlich nach bald 30 Jahren haben wir Zeit uns als Tochter/Vater wieder näher zu kommen, wobei wir
sicher einiges nachzuholen und uns auch viel zu erzählen haben werden. Nützen wir dieses uns gegeben Geschenk, dies nach meiner Scheidung im 1987 - wobei du gerade mal drei Jahre alt warst - und
machen das Beste daraus! Es ist nun für uns beide wie eine Wiedergeburt, denn das erste Mal in unserem Leben sind wir länger als vier Wochen hintereinander zusammen - und das erst noch auf einer
Segelyacht in der Südsee! Das Leben ist doch so kurz und diese nun uns gegeben Chance, gemeinsam viel Zeit zusammen zu verbringen, ist zu kostbar um nicht in vollen Zügen und auchn mit
begleitendem Spass genossen zu werden!
Und eins kann ich dir versprechen, diese nun weitere gemeinsame Langfahrt bringt auch für dich viel Schönes und Unvergessliches
mit sich: Die Stille, die Einsamkeit und die Weite der See werden für dich neue Stellenwerte bekommen. Auch für dich, eine doch wirblige
junge Frau, wird nun die See der Platz sein, wo du vollkommen abschalten kannst und auch jegliches Zeitgefühl verlieren wirst! Begleitend wird sich dein Selbstvertrauen in deine Fähigkeiten auf
dem Boot von Tag zu Tag verstärken und du wirst dabei auch immer mehr Vertrauen in dich selber gewinnen. Und bald überqueren wir Ozeane, besuchen andere Kulturen auf verschiedensten Inseln. Wir
müssen uns dabei nie an eine festgelegte Route halten, ankern in irgendeiner Bucht und entscheiden ob wir dort einige Tage verbleiben wollen oder bald wieder weiter ziehen. Dies immer im
Bewusstsein, dass wir jederzeit Anker auf gehen können, wann immer wir wollen! Dabei wirst du das Fernsehen und deine Weekend-Parties bald vergessen und die Schönheit der Langsamkeit und Natur
entdecken! - Okay, über dein iPhone, oder was auch immer, wirst du sicher hie und da Verbindung zu deinen Freunden nach Hause aufbauen können!
Auch werden beim Segeln neben den sportlichen Aktivitäten mit viel Arbeit, vor allem auch der Geist und die Seele mit einbezogen und auch du wirst die Natur in intensivster Einzigartigkeit
erleben. Und eine der grössten Freuden wird auch für dich das Gefühl der vollkommenen Unabhängigkeit sein. Und nicht zu vergessen sind die des Öfteren um die KYORY sich tummelnden Delfine und
auch du wirst die Hilfsbereitschaft anderer Langfahrtensegler erfahren. Oder den Duft unseres Essens im Cockpit auch mal mit neuen Freunden, in
sternenklaren Mondnächten geniessen und dabei werden wir sicher viel zu Lachen haben. Auch wenn die See dann manchmal bedrohlich und unheimlich auf dich wirken wird, werden viele deiner
Träume wahr werden und du wirst ganz sicher mal unvergessliche und schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen! - Und zum Schluss, dir gegenüber schon mal erwähnt, hier noch in eigener Sache
ein PS:
Da du ja dein Sprachtalent nicht von mir geerbt hast, bin ich dir schon zum Voraus dankbar, wenn du beim teachen von Französisch oder auch Englisch ein bisschen streng zu mir bist! -
Kaoha Sandra im Land deiner Träume!