Nachdem wir noch einem über Taiohae wegziehenden Squall genügend Zeit zum „Schütten“ liessen, gingen wir am 15.2.2017 um 15:45 Anker auf um mit der KYORY
die im SE gelegene Controllers Bay anzusteuern. Unser Standardablauf sieht dabei wie folgt aus: Unter laufender Maschine bedient Sandra die Elektro-Winsch auf dem Vordeck und holt mittels der
Fernbedienung die Ankerkette Step-by-Step an Bord. Gleichzeitig sortiere ich unter Deck die von ihr rauf gezogene Kette im Ankerkasten, dies um ein „Gwuschel„ zu verhindern, damit die Kette in
der nächsten Anker Bay problemlos in die Tiefe rauschen kann. Heute benötigte Sandra zusätzliche 20 Minuten, da sie vor allem an den farbigen Ketten-Markierungen einiges zu bürsten hatte. Denn
über die vergangenen drei Wochen hat sich doch bereits wieder einiges an Bewuchs an den Kettengliedern festgekrallt. Übrigens holt sie sich dabei das zum Putzen notwendige Wasser mit einem an
einer Knopf-Leine befestigten Plastikkübel aus der See. Nur wenn wie heute passiert, sich der am Leinenende befestigte Schäkel am Kübel selbständig öffnet und sich somit auch der bereits volle
Kübel umgehend in die Tiefe der See verabschiedet - ist die Crew froh, wenn noch ein Reserve-Kübel an Bord vorhanden ist! - Schmunzel, schmunzel!
Nachdem der Anker an seinem Bugsprietplatz entsprechend fixiert und fest verzurrt ist, steuert Sandra die KYORY mit etwa 4Kn unter AP aus der Bucht hinaus.
Sie fährt weiterhin unter Motor der S-Küste von Nuku Hiva entlang, da auch der KYORY 5Kn Wind leider nicht zum Segeln reichen. Aber da eh keine zwei Stunden vorbei gehen, bis wir unser
heutiges Etappenziel in der Controllers Bay erreichen, ist das ja nicht so tragisch. Und bereits um 17:30 dreht Sandra in diese weit verzweigte Bay ein und visiert unsere Wunsch-Bay mit dem Namen
Hooumi an. Da entdeckt sie beim queren der grossen Bay noch vier weitere Segelboote, die in der Taipivai Bay vor Anker liegen. Während dem sie weiter auf die kleine Hooumi Bay zusteuert,
erblicken wir einmal mehr, unseren bald siamesischen Zwilling, die 130ft lange Dardanella, die übrigens im Besitz einer österreichischen Gräfin ist. Hinter diesem schmucken
Vergnügungsschiff dümpeln auch noch zwei Segelboote in dieser Bay. Wir ankern um 17:40 zwischen der Dardanella und den beiden Segelbooten auf 11m mit 40m Ankerkette.
Wir verbringen hier dann zwei erholsame Relax-Tage, mal bei Sonnenschein und mal bei Regen, ohne das Dingi zu Wasser zu lassen. Eigentlich gingen wir davon aus, hier
bei der Bay vorgelagerten Huck mit Mantas schwimmen zu können, aber bei der aufgrund der Regenfälle leider nicht so klaren See wurde bis anhin nichts daraus. Nun zu einem andern Thema, das uns
seit einigen Tagen viel Freude bereitet. Wie schon im vergangenen Blog-Beitrag erwähnt, haben wir seit unserem Taiohae-Aufenthalt das für uns kleine technische Wunderwerk Sailmail an Bord! Hier
nehmen wir uns nun die dafür notwendige Zeit, uns in dieses hilfreiche Info/Kommunikations-System einzulesen, um das erlernte auch gleich 1:1 umzusetzen! Dieses System wurde übrigens im Verbund
von Sailmail mit der deutschen Firma SCS/Pactor Mitte der 80er Jahre auf die Beine gestellt und stets weiter entwickelt. Nach einigen Fehlversuchen schaffte es auch ich Old man, mit Unterstützung
von Sandra, vertrauter mit dem System umzugehen. Damit ist nun die KYORY-Crew endlich in der Lage, dank unserer mit dem Pactor-Server verbundenen KW/SSB-Funkanlage - und dies erst noch
ohne WiFi/Internet-Zugang - auch auf hoher See Wetterdaten und sogar E-mails über Sailmail einzuholen und zu versenden. Vor allem die Möglichkeit über Sailmail auch kurze E-mails zu senden und zu
empfangen eröffnet uns natürlich eine ganz neue Kommunikations-Möglichkeit. Wir haben uns dann gestern, dies erst zum zweiten Mal, die Grib-Wetterdateien für unser gewünschtes Seegebiet, also in
diesem Fall für die nördlichen Marquesas Inseln eingeholt. Und diese Daten „prophezeien“ uns für die kommenden drei Tage NE- und ab Samstag sogar nur E-Winde mit maximal 15Kn. Aufgrund dieser
Daten entscheiden wir uns am kommenden Samstagmorgen Anker auf zu gehen, um dann auf dieser Etappe um die gesamte Ostküste von Nuku Hiva bis hinauf zur Anaho Bay zu segeln.
Auch am Samstagmorgen, 18.2.2017 geniessen wir im Cockpit unser reichhaltiges z’Morge. Anschliessend führe ich, wie immer vor dem Start zu einer neuen Etappe, einen
Motoren-check durch. Alles ist soweit Okay und ich spanne noch zusätzlich den etwas lockeren Dynawatt-Keilriemen nach. Um 09:30 geht es Anker auf und bald steuert Sandra wieder mit grosser Freude
die KYORY unter AP mit etwas über 4Kn aus der Hooumi Bay hinaus auf die See. Dabei umkurvt sie vor dem Eindrehen auf unseren gewünschten E-Kurs, noch routiniert den gemeinen nur etwa 2m
hohen Felszacken, der etwa eine halbe Meile vor der Ost-Huck der Bay-Ausfahrt aus der See ragt. Bei der heutigen Routenplanung haben wir uns entschieden, zusätzlichen Weg über die SE-Huck der
Insel hinaus nach Osten zu machen, um dann mit dem angesagten E-Wind von über 10Kn schön unter Halbwind nach Norden zu segeln. Aber auch hier in der Südsee sind die uns gelieferten Wetterdaten
eben hie und da auch nur „Prophezeiungen“! So passiert dies uns heute, da der Wind den ganzen Tag über, uns aus NE direkt auf die Schnauze bläst, statt wie versprochen aus Osten. Und dies erst
noch mit über 1.5m hohen Wellen aus Richtung NNE! Aber dies beeinträchtigt unsere aufgestellte Stimmung überhaupt nicht und Sandra steuert die KYORY weiterhin ruhig und locker, bei
einiges über 5Kn Speed die abwechslungsreiche Ostküste von Nuku Hiva hinauf. Bereits um 12:45 kann Sandra um die NE-Huck der Insel herum, nach dem queren der Hatavea Bay, auf die Anaho Bay
zusteuern. Es muss übrigens die schönste und unverfälschte Bay auf Nuku Hiva sein, denn noch in Atuona schwärmten unsere Langfahrtenfreunde, die bereits hier mal vor Anker lagen, nur so
davon!
Und nun wird während der Bay-Einfahrt auch noch unsere romantische Ader - die das Segeln vor allem auch mit Delfinen verbindet - aufgerufen! Denn es war wirklich ein
Traum, welch eindrückliche Show uns hier eine grosse Gruppe von über 3m langen erwachsenen Tümmlern ablieferten! Ich übernahm für Sandra in diesen Minuten das Ruder, damit sie vorne im Bugkorb
stehend dieses Spektakel bewundern und auch einige Bilder knipsen konnte. Dabei versuchte sie mittels den verschiedensten Tönen und Pfiffen, ähnliche wie sie von den Delfinen aus dem Wasser
hörte, mit diesen einfach einzigartigen und cleveren Säugetieren Kontakt aufzunehmen. Als wir dann immer seichteres Wasser erreichten, verabschiedeten sich diese treuen Gefährten unter lautem
Gepiepse. Aber als unvergesslichen Höhepunkt konnte Sandra, die in dieser Situation das Glück und eine ruhige Hand auf ihrer Seite hatte, den nachfolgenden Moment mit unserer Kleinbildkamera
filmisch aufnehmen. Denn kurz vor dem Erreichen unseres Ankerplatz katapultierte sich noch einer der Delfine so hoch aus dem Wasser wie wir beide es bis anhin auf See so noch nie gesehen hatten!
- Uff, Gänsehaut pur!
Und anschliessend an diese Showeinlage begeisterte uns das dann einfach auch noch traumhafte Szenario dieser Anaho Bay. Unsere Seglerfreunde haben wirklich nicht
übertrieben! Aber nun waren es doch genug Gefühle für heute, denn um 13:20 liessen wir, gleich hinter dem Reef, das direkt dem Strand vorgelagert ist, den Anker in die Tiefe fallen. Dies ohne
Probleme und als einziges Segelboot in dieser grossen Bay ankerten wir auf 10m und gaben 35m Kette aus. Dank des zwischenzeitlich sich doch noch nach Ost gewechselten Windes, sollten wir hier
während unserem über mehrere Tage eingeplanten Aufenthalt nicht gross von Swell geplagt werden!
Dann bereitete Sandra, zum heute ein bisschen verspäteten Lunch, eines ihrer Wunschgerichte, „es Raclette“ zu! Anschliessend liessen wir das Dingi mittels einem Reserve-Fall vom Deck ins Wasser
gleiten und lösten über das Aufzugssystem den Aussenborder von der Reling und setzten ihn am Dingi fest. Auch fixierte ich am Dingi-Spiegel die beiden Transporträder, um das Dingi hier ohne
grösseren Kraftaufwand den Sandstrand hinauf zu ziehen. Aber wir verschoben unseren ersten Landausflug aufgrund von zwei hintereinander über uns hinweg ziehenden Squall’s dann doch auf Morgen!
Sandra machte mich noch auf gleich hinter der KYORY einiges unter Wasser stehenden Korallenköpfe aufmerksam. Bei unseren, nach dem Regnen erfolgten Ausflug in die erfrischende See,
wollten wir nach den von Sandra gesichteten Korallen und deren Abstand unter dem KYORY-Kiel nachsehen. Leider war aber die hier nicht so tiefe See nach den Regenschauern noch um einiges
zu Trüb um entsprechende Details auszumachen. Dann schauen wir dann halt morgen nochmals genauer nach und wenn notwendig verschieben wir die KYORY halt ein bisschen mehr auf die
Bay-Mitte zu. Somit konnte Sandra nach dem Duschen die heute geknipsten Fotos und den Delfin-Film auf den Laptop übertragen und ich machte mich dann später daran am neuen Blog-Beitrag zu texten.
Ich halte mich übrigens daran die Orte und Namen immer in der marquesianischen Muttersprache zu schreiben, die noch von etwa 5‘500 Marquesern gesprochen wird. Dies stört dann verständlicherweise
schon mal den Lesefluss von unseren Blog-Leserinnen und Lesern. Aber mit Zeile um Zeile fällt es euch dann sicher leichter diese radebrechenden Worte auf der Zunge vergehen zu lassen!
Am Sonntag, 19.2.2017 machten wir während dem Morgenessen Bekanntschaft mit den um unser Boot kreisenden kleineren und grösseren Fischen. Diese mit ihren schwarzen
Kulleraugen und den auf und zu klappenden Mäulern traurig zu uns rauf guckenden Fische, bettelten nämlich nur nach unseren z’Morge-Essensresten! Und sobald Sandra nur einige wenige Brotreste ins
Wasser warf, war der Teufel los, wobei die grösseren rötlichen Fische gierig alles Essen für sich beanspruchten! So ist es in der Natur, der grössere und stärkere gewinnt! Natürlich herrscht hier
für uns beide ein striktes No-go was das Essen von in dieser Bay gefangenen Fischen betrifft. Dies weil alle in einem Reef lebenden Fische die sehr gefährliche Krankheit Ciguatera auf uns
Menschen übertragen. Und diese langwierige Krankheit kann uns sogar noch das restliche Leben lang plagen. Anschliessend unternahmen wir einen längeren Schnorchelausflug in der näheren Umgebung
unseres Ankerplatzes. Dabei gaben wir uns Entwarnung wegen den vermeintlich die KYORY beim schwoien eine Gefahr werdenden Korallenköpfe. Da diese sich gegen fünf Meter unter dem Boot
befinden und auch unser Anker sich gut eingegraben hat verbleiben wir vorerst an diesem Ankerplatz. Am Reef entlang schnorchelnd, das von den verschiedensten uns schon bekannten farbigen Fischen
bevölkert ist, begeisterte sich Sandra für eine grosse und bunt leuchtende Porzellan-Schnecke. Nach der Rückkehr zum Boot putzte Sandra, vorbildlich aus eigener Initiative, vereinzelte kleinere
Bewuchsstellen weg, die sich bereits wieder über dem KYORY-Wasserpass festgesetzt hatten. Wobei wir aber schon festhalten können, dass sich das in Atuona aufgetragene Antifouling sich
immer noch bestens präsentiert. Okay, es ist ja auch erst gut ein Monat seit diesem Haul-out vergangen!
Nach dem z‘Mittag mit einem Mixtsalad, erblickte Sandra auf einmal eine Segelyacht in die Bay einfahren. Bei der Annäherung gab es ein gegenseitiges Winke-Winke, denn es war die uns aus
Atuona-Tagen bekannte Leonor mit dem Skipper Christian und einem weiblichen blonden Crew-Mitglied. Nachmittags zog die KYORY-Crew wieder einige Faulenzer-Stunden ein - von denen
noch viele folgen werden - und nach dem Nachtessen waren wir im Cockpit noch am quatschten, als mit Eintreffen der Dämmerung Sandra hinter unserem Boot vier jüngere Delfine mit einem älteren
Gefährten erblickte. Über eine halbe Stunde lang jagten sie noch gemeinsam nach Futter und wir wurden bald wieder vom hier einfach herrlichen Sternenmeer eingelullt!
Am Montag, 20.2.2017 konnte ich während unserem Norgenessen Sandra motivieren, anlässlich unseres gleich anschliessenden ersten Beach-Ausfluges mit dem Dingi, eine
gemeinsame kleine Wanderung auf einen der nahen Hügel zu unternehmen. Diejenigen unter euch Leserinnen und Leser, die Sandra es betzeli näher kennen, können natürlich nachvollziehen, dass sich
Sandra „hell auf begeistert“ von meinem Vorschlag zeigte! - Schmunzel, schmunzel! Gegen 09:00 packten wir dann einige Sachen, wie Mineralwasser, Essriegel, Reserve-Shorts/Shirts sowie ich meine
Wanderschuhe und Sandra ihre Sportschuhe in den Rucksack. Und gleich ging’s los, runter mit dem Dingi ins Wasser und schon tuckerten wir durch die schmale Einfahrt auf den nahen Strand zu. Wir
zogen das Dingi, dies auf den zwei Rädern erst noch problemlos, den Strand hinauf unter eine Kokospalme. Dann quatschten wir die drei freundlichen Marquesianer an, die hier gleich hinter dem
Strand mit dem Bau eines kleinen Häuschens beschäftigt sind. Wir informierten uns bei ihnen über etwaige Wanderwege, Trinkwasser, Früchten-Kauf und der Abfallbeseitigung. Mit den dabei erhaltenen
Infos wussten wir nun das für uns wichtigste: 1. Jawohl es gibt hier matschige Fusswege in die Bay’s von Hatuatua, Hatavea und die einiges weiter entfernte Hatiheu Bay. 2. Das hier an der Beach
bei den wenigen Häuschen vorhandene Wasser kann ohne Bedenken abgezapft und getrunken werden. 3. Die einten oder anderen neben den Fusswegen auf dem Boden liegenden Früchten dürfen mitgenommen
werden. Oder man kauft bei Moana ein, der in der etwa 90min. entfernten Hatuatua Bay eine kleine Früchte- und Gemüsefarm besitzt. 4. Abfall darf auch hier, einzige Ausnahme sind auf einer
Feuerstelle leicht brennbaren Sachen, natürlich nicht beseitigt werden. Und der Rest wie Kunststoff, Glas, Blech muss nach Hatiheu oder Taiohae gebracht werden. Okay, dann werden wir uns dieser
Tage mal ein kleines Feuerchen am Strand anmachen und den Rest des Abfall's bringen wir natürlich zurück nach Taiohae!
Wir entschieden uns gleich den hinter dem Strand entlang führenden Weg durch die Kokospalmen-Haine und den vereinzelten Häuschen in Richtung Osten zu Moana zu
wandern. Nach wenigen Minuten kamen wir beim kleinen Open-air Kirchlein vorbei und näherten uns einem frei stehenden Häuschen, wo wir auf einen etwa 40jährigen Marquesianer mit drei Hunden
trafen. Wobei in diesem Fall das Wort Häuschen um einiges übertrieben ist. Denn Natiki, lebt hier in der Anaho Bay, ähnlich wie wir es schon auf anderen Inseln gesehen haben, in einfachen
Verhältnissen. Es haben sich hier in der Bay etwa zehn weitere Klein-Familien als Fischer und Selbstversorger angesiedelt. Dies im Gegensatz zu den alten Wahlfangzeiten wo Anaho als damals kleine
Stadt gegen 10‘000 Einwohner zählte! Dabei führt übrigens auch noch heute keine Autostrasse in die Anaho Bay. Somit wird hier alles mittels Pferden oder Taxibooten zu den Bay-Bewohnern
transportiert. Vereinzelt stehen hier in Strandnähe und leicht erhöht an den Hügeln das einte oder andere Ferienhäuschen, da die Marquesianer hier gerne ihre Ferientage verbringen. Nun noch ein
kleiner Beschrieb von Natiki’s „my home is my castle“: Unter dem von sechs Holzpfosten gestützten Dach befindet sich ein einziger Raum, der mit zwei Matratzen direkt auf dem Boden als Schlafraum
dient. Dabei ist dieser Raum auf der Rückseite mehrheitlich offen, einzig an der Kopfseite ist eine einfache Wand von etwa 1m höhe fixiert und der Rest darüber sowie die beiden Seiten sind noch
mit farbigen Tüchern abgedeckt. Ausserhalb befinden sich unter freiem Himmel ein Gas-Kochherd sowie zwei kleine Arbeitsplätze um die Mahlzeiten vorzubereiten und auf der Strandseite noch ein
Tisch mit vier Plastikstühlen wo die Mahlzeiten eingenommen werden oder auch nur gequatscht wird. In solch einfachen Verhältnissen leben noch viele Einwohner auf den Marquesas Inseln. Dies
vereinzelt auch in Kommunen friedlich und glücklich zusammen mit weiteren Familienmitgliedern oder auch Freunden. Und bei jahraus und jahrein, stetigen um die 30° warmen Tagen und angenehmen
Nächten mit um die 26° muss hier ja wirklich niemand frieren und die hie und da durchziehenden Gewitter werden als Segen für diese immerwährend grünen Inseln empfunden! Bevor wir uns wieder auf
den weiteren Weg machten informierte uns Natiki noch, dass Moana heute Morgen mit seinen schwer mit Früchten und Gemüsen beladenen Pferden in die Hatiheu Bay auf den Markt geritten sei und dann
jeweils erst wieder am späteren Nachmittag zurück auf seine Farm reite. Dabei erwähnt er noch, dass Moana auf seinem Farmgelände noch eine kleine Pension mit ebenso kleinem Restaurant betreibe.
Und bevor wir uns verabschieden schenkt er uns noch eine unserer geliebten Brotfrüchte! Sandra und ich entscheiden uns dann nicht bis in die Hatuatua Bay weiter zu gehen sondern nur bis zum
Hügelübergang, der die beiden Bay’s voneinander trennt. Denn von dort aus können wir dann sicher einige eindrückliche Fotos, erhöht über Anaho, von unserer Bay knipsen. Erfreulicherweise kann ich
noch Festhalten, dass wir bis anhin wirklich nur vereinzelt von den hier sonst zu Tausenden uns plagenden NoNo’s oder Moskitos gepickt wurden! Der Weg führt uns dann noch eine Weile dem
Sandstrand entlang, teilweise versetzt mit Lavasteinen, und steigt bald leicht an den Hügel hinauf. Hie und da sind im Gestrüpp noch die alten Grundmauern von Wohnstätten der früheren
Häuptlings-Dynastien ersichtlich. Auch noch heute führt übrigens, wie hundert Jahre zuvor, in jedem Dorf und in jeder Bay ein angesehenes Clan-Oberhaupt das Zepter. Auf einmal müssen wir auf dem
schmalen Weg noch drei Pferden, die hier ihre Lieblings-Gräser oder Pflanzen fressen, umrunden - was mit der Pferdeliebhaberin Sandra auch wieder seine Zeit braucht. Und aufgrund der vereinzelten
Gewitter die dieser Tage immer wieder über die Insel hinweg ziehen, waten wir bald nur noch im Pflotsch gegen an! Dabei entscheiden wir uns - und das als zwei Spezies des „Schweizer Bergvolkes“ -
erst auf dem Rückweg die Flip Flops gegen die Wander- und Sportschuhe einzutauschen. Sandra trägt sogar wegen der stetigen Rutscherei - zwei Schritte nach vorn und dann wieder einer zurück - ihre
Flip Flops in der Hand und geht Barfuss! - Schmunzel, schmunzel! So gehen wir noch einige weitere Minuten bergan bis wir zu einem Aussichtpunkt gelangen, der uns eine eindrückliche Übersicht auf
die unter uns sich ausbreitende Anaho Bay mit der dort vor sich her dümpelnden KYORY bereithält. Nun geniessen wir für einige Minuten diesen einfach herrlichen Ausblick und knipsen
unsere gewünschten Erinnerungsfotos. Dann putzen wir soweit es hier oben eben in Ermangelung von Wasser geht, mit einem Päckli Papier-Nastüechli lachend unsere dreckigen Füsse! Und über den
restlichen Dreck streifen wir unsere Socken über und ich steige in meine seit Jahren mich begleitenden Wanderschuhe und Sandra in ihre Sportschuhe. So geht es schon bald und erst noch um einiges
Trittfester zügig den Weg zurück in Richtung der Anaho Bay. Etwa auf halbem Weg kommt auf einmal eine Karawane von fünf Pferden auf uns zu, die von einem Reiter in rotem T-Shirt angeführt wird.
Das Rätsel ist schnell aufgelöst, denn es handelt sich um den Farmer Moana, der sich nach erfolgreichem Marktbesuch in der Hatiheu Bay auf dem Weg nachhause befindet. Er anerbietet sich, da er
ausnahmsweise morgens nochmals zur Hatiheu Bay reitet, uns dann auf dem Rückweg gegen 15:00 die von uns gewünschte Früchte bei den Baumeistern vorbei zu bringen. Gerne geben wir ihm die
Bestellung von einigen Pampelmusen und Mangos sowie grünen Tomaten auf. Und schon verschwindet Moana mit seiner Pferde-Karawane um die nächste Ecke.
Punkt 13:00, nach vier Stunden doch soweit gemütlicher Wanderung - auch Sandra hat es gefallen und klatscht mit mir ab -, erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt
bei unserem Dingi. Aber wirklich nur ein paar Meter davon entfernt bekomme ich beim zufälligen Anblick meiner sich auflösenden Wanderschuhe einen Lachanfall! Denn die dicke Sohle des rechten
Schuhs hat sich komplett gelöst und auch die des linken Schuhs wird bald nachfolgen. Sowas habe ich noch nie erlebt und ich kann es fast nicht glauben was da passiert ist. Okay, ich besitze diese
Wanderschuhe schon über Jahre und trug sie schon in Griechenland und auch in der Karibik bei einigen anspruchsvollen Wanderungen. Ob das wohl mit dem Salzwasser oder mit der Feuchtigkeit zu tun
hat? Was soll‘s, in Papeete werde ich mir wohl ein paar neue beschaffen können. So plauderten wir dann noch kurz mit unseren „Häusle-Bauleuten“, die gerade mit dem betonieren der Grundmauern
beschäftigt waren. Dabei war ich überrascht, dass auf diesem Bauplatz einfach alles vorhanden ist, um ein wirklich stabiles Haus aufzustellen. Dies von Armierungseisen, über Plastikrohre für
Wasser- und Elektroleitungen, qualitative gute Holzbalken sowie Wellbleche für die Dachabdeckung, wobei das alles aus Papeete mit der Tapaoro9 nach Taiohae verschifft wurde. All dieses
Material wurde dann auf kleinere Versorgungboote umgeladen und in die Anaho Bay gefahren. Auch die für ein solches Bauprojekt notwendigen Maschinen sind vorhanden, die, da hier keine
230V-Leitungen in der Bay hinführen, von einem Dieselgenerator betrieben werden.
Auf der Rückfahrt von der Bay zur KYORY unternahmen wir noch einen kurzen Stopp bei der Leonor und quatschen kurz mit Christian über unsere
gemeinsam Atuona/Festival-Wochen von Ende 2015. Er lebt übrigens seit Jahren mehrheitlich in Papeete und segelt mit seiner 40ft-Bavaria, wobei er im 2016 eine neue Yanmar-Maschine mit neuem
Saildrive anschaffen musste, des Öfteren zwischen den Inseln von Französisch Polynesien herum. Er besitzt übrigens die Captain-Patente für Frachter- sowie Kreuzfahrtschiffe und da er als
ehemaliger Armee-Offizier immer nur Männer um sich hatte, wählt er nach Möglichkeit immer nur Frauen als Crew-Verstärkung aus. Natürlich erzählen wir uns von gemeinsamen Seglerkollegen, wobei er
ua seinen näheren Freund Gilles von der Siloe Bone erwähnt. Als ehemaliger Vertreter eines Watermaker-Produzenten hätte er ihm in Tahiti noch vor wenigen Wochen die dringend notwendigen
Ersatzteile für seinen Watermaker bestellen können. Christian wird nun gleich Anker auf gehen, da seine Begleiterin morgen früh nach Papeete zurück fliegen wird. Dazu segelt er am Nachmittag der
Nordküste von Nuku Hiva entlang, um die nahe dem kleinen Insel-Airport im SW gelegene Haahopu Bay anzusteuern. Nach unserer Rückkehr auf der KYORY gingen wir, nach dem fixieren des
Dinigi‘s an der Reling wieder schnorcheln, wobei Sandra noch in einem Squall einen kurzen Ausflug ins nahe Reef unternahm. Zum frühen z’Nacht um 17:30 brätelte Sandra unsere letzten Kartoffeln,
nicht so tragisch wir haben nun ja noch eine Brotfrucht an Bord, und zu ein paar scharfen Würstchen gab es noch eine Pfeffersauce dazu.
Währendem Sandra in der Pantry beschäftigt war „sezierte“ ich noch im Cockpit mittels Beil und Messer eine Kokosnuss. Und beim anschliessenden abtrennen des
Kokosnussfleisches von der harten Rinde, ich war schon beim letzten Stück, passierte es. Unter grossem Druck schlipfte ich mit dem spitzen Messer ab und schnitt mir es betzeli z’tüüf in den
linken Zeigfinger. Ein kurzer Schrei mit einem nachfolgend lauten „Scheisse!“ und Sandra war zur Stelle. Sie unterbrach ihren Pantry-Job und begleitend mit ein bisschen Jammern vom Patienten
desinfizierte Sandra sofort sehr professionell die blutende Wunde mit Merfen flüssig. Dann gab sie ein wenig antiseptische Wundsalbe auf den Wundverband und entliess mich zur Erholung in’s
Patientenzimmer - ähm, in meine Koje! Bei diesem 1.-Hilfe-Einsatz von Sandra gilt es aber noch zu berücksichtigen, dass sie eigentlich kein Blut oder solche Wunden sehen kann. Und in Anbetracht
dessen: Sandra du bist über diesen Schatten gesprungen und hast ruhig und richtig reagiert! Und der Patient hat erst noch überlebt! - Schmunzel, schmunzel! Nach dieser kleinen Verzögerung mundete
uns das z’Nacht speziell gut und dem Patienten wurden sogar zwei kleine Hinano-Bierchen zugestanden! Später übertrugen wir noch unsere heute geknipsten Bilder auf den Laptop. Gleich anschliessend
textete ich noch über zwei Stunden am aktuellen Blog-Reisebericht. Da ich das Schreiben mit dem 10Fingersystem nie gelernt hatte, spielt es ja keine Rolle welche Finger ich nun, leicht
handykapiert, bei meinem über Jahre erfolgreich eingesetzten „Adler-System“ einsetze! - Ha, ha! Bevor wir uns in die Kojen zurückzogen vereinbarten wir noch, Morgenvormittag wieder
schnorcheln zu gehen, dann nach dem Lunch an den Strand zu fahren um den Inhalt unseres vollen Wäschesackes zu waschen.
So verbrachten wir am 21.2.2017 einen lockeren Vormittag mit einer Schnorchelrunde bevor es um 12:30 Reis an dicker Currysauce mit Champignons zum z’Mittag gab.
Anschliessend warteten wir noch einen aufziehenden Squall ab und befüllten gegen 14:30 unser Dingi mit dem Wäschesack, einem kleinen Waschkübel und Waschmittel sowie unseren Wasserkanistern um
bei der Baustelle gleichzeitig noch frisches Trinkwasser zu bunkern. Nach der Ankunft am Strand widmete sich Sandra der Wäsche, dies mit meinem Kommentar: „Wann hattest du schon mal bei einer
Grosswäsche eine solch traumhafte Aussicht!?" Nun, ich konnte ihr ja mit meinem verbundenen Finger nicht gross assistieren und befüllte in der Zwischenzeit unsere mitgebrachten Kanister mit
Frischwasser oder quatschte mit den Häuslebauern. Kurz nach 15:00 war dann Sandra mit der Wäscherei fertig und schon reitete Moana auf seinem Pferd auf uns zu und überbrachte uns die bestellten
Früchte und Tomaten. Und für 4 grosse Pampelmusen, 6 Mangos und 1kg Tomaten mussten wir ihm nur umgerechnet 10 CHF bezahlen! Bevor wir uns mit dem schwer beladenen Dingi auf den Weg zur
KYORY machen konnten, schenkten uns die Jungs von der Baustelle noch eine grosse Bananenstaude! Dies quitierten sie mit einem schelmischen Lachen und der Bemerkung: „Vielleicht kommt ihr
ja morgen wieder zum Strand rüber und habt zwei, drei Hinano oder ein Fläschchen Rum für uns mit dabei?“ Natürlich gehen wir normalerweise nicht auf solche Alkoholwünsche ein, aber hier in der
Abgeschiedenheit der Anaho Bay werde ich mal, mit dem Einverständnis von Sandra, einen Ausnahme machen. Nach 16:00 fanden wir uns wieder auf der KYORY ein, hängten auf dem Vordeck unsere
Wäsche auf, füllten das mitgebrachte Wasser in die Trinkwassertanks um, verstauten unsere Früchten und hängten die Bananenstaude am Geräteträger auf. Nach einem späten Suppen-z’Nacht sassen wir
noch bis 22:00 im Cockpit und erzählten uns, unter gelegentlichem schmunzeln, Geschichten aus früheren Lebensjahren.
Am 22.2.2017 hielten uns vier durchziehende Squall’s vom ernsthaften Arbeiten ab! Also gaben wir uns „gezwungenermassen“ dem dolce-far-niente hin! Auch halten wir
übrigens heute einen unserer hie und da dazwischen geschalteten Früchtetage ein! Aber immerhin konnten wir am Spätnachmittag vor dem Durchzug des letzten Squall’s noch die trockene Wäsche von der
Leine nehmen. Kurz nach 17:00 liessen wir das Dingi ins Wasser, pumpten noch ein wenig Luft in deren drei Luftkammern nach und tuckerten zum Strand. Wir überreichten dann den Jungs, wie gestern
versprochen, eine fast volle Rum-Flasche und bunkerten gleichzeitig für uns noch 60Ltr. Trinkwasser. Nach der Rückkehr zur KYORY durchsuchten wir in meinem Laptop den C-Datenträger nach
weiteren noch nicht auf einen USB-Stick übertragenen Musiktiteln. Wir wurden dann vor allem in einer uns von Andreas geschenkten Datei fündig. Sandra übertrug dann eine grosse Titel-Auswahl von
total 15GB auf einen unserer leeren Stick’s. Und schon ist unsere „Musicbox“ ein bisschen breiter mit internationalem Pop, Irish folk etc. gefächert - was vor allem Sandra’s Stimmung anhebt! -
Dies weil halt hie und da auf der KYORY schon auch deutsche Schlager oder Volksmusik aus dem Alpenraum zu hören sind - und ich mich dabei noch so gerne von unserer Melanie Oesch
berieseln lasse! Da muss für einmal nur Sandra „Schmunzeln!“ - Ja, ja, aber meine kitschige Ader behalte ich bei! Übrigens verheilt auch meine 2x täglich neu verbundene Fingerwunde soweit gut,
denn ich versuche sie vor allem von jeglichem Wasserkontakt fern zu halten. Nach dem frühen Früchte-z’Nacht mit einer Pampelmus und Bananen liest Sandra in ihrem Kindle-Buch weiter und ich
schrieb im Blog-Beitrag über unsere neusten Erlebnisse der vergangenen zwei Tage. Es ist übrigens immer noch so, dass ich um unsere kleinen Geschichten nieder zu schreiben, einfach in der
richtigen Stimmung sein muss - und das gelingt mir dieser Tage ganz gut! Nun ist aber um 21:45 genug für heute und auch ich suche in meiner Koje gleich den gerechten Schlaf! - Ond
Tschüss!
Na ja, das mit dem Suchen nach gerechtem oder verdientem Schlaf funktioniert dann doch auch nicht immer! Denn wie schon tagsüber schüttelten uns auch in der Nacht
auf den 23.2.2017 zwei starke Squall’s mit begleitenden Böen ein wenig mehr als auch schon. Dabei ruckelte die wohl durch die Kettenkralle entlastete Ankerkette eindeutig mehr als sonst in
solchen Wettersituationen. Auch wenn dies nicht so tragisch ist, schlief ich natürlich ein bisschen unruhig bis in den Morgen hinein. Um 06:30 kontrollierte ich auf meinem morgendlichen Deckcheck
natürlich auch die Ankerkette und stellte fest, dass sich in etwa 7m tiefe die Kette direkt auf Grund um einen Korallenkopf verheddert hat. Somit konnte die KYORY natürlich nicht mehr
mit der voll ausgelegten Kette von gegen 40m schwoien. Ich entschied, dass wir nach unserem z’Morge gleich Anker auf gehen und leicht versetzt, noch weiter weg von den ersten Korallenköpfen, in
der etwas tieferen Bay-Mitte neu ankern. So packten wir es dann auch an und ohne Probleme beim Anker auf, gaben wir um 11:30 bei einer tiefe von 13m gegen 50m Kette aus und schon lag die
KYORY wieder friedlich an ihrem neuen Ankerplatz. So konnten wir dann auch beruhigt einen weiteren Schnorchelausflug unternehmen, wobei ich aber diesmal, als ich um 13:00 wieder auf der
Badeplattform stand von Kreuzschmerzen geplagt wurde. Sandra meinte, dass der Auslöser vermutlich mein verkrampftes Flossenschlagen sei. Kann sein und ich legte mich für einige Minuten in die
Koje. Zwischenzeitlich bereitete Sandra unser z’Mittag zu, heute wieder unsere geschätzte Brotfrucht mit Würstel! Die verbleibenden Nachmittagsstunden verbrachten wir mit unserer liebsten
Freizeitbeschäftigung dem Lesen. Übrigens hatten wir heute einen Squall-freien Tag bei stetigem Sonnenschein und nur vereinzelter Bewölkung. Während unserem z’Nacht mit einer dicken Chinese soup
plagten uns aber hunderte von nicht-pickenden kleinen Mücken. Da diese Dinger ja immer vom Licht angezogen werden, begnügten wir uns mit nur einem Windlicht - und prompt flogen sie wie früher die
Kamikaze-Piloten in den sicheren Tod! Bei schon dunkler Nacht, erst einige wenige Sterne lugten zwischen den Wolken hervor, erblickte Sandra die Positionslichter einer in die Bay einfahrenden
Yacht. Diese ging dann mit eingeschaltetem Decklicht in etwas grösserem Abstand zum Reef und zu uns vor Anker. Dann wollte es Sandra noch genauer Wissen und holte das Fernglas aus dem Salon. Und
gleich stellte sie fest, dass es sich um den Catamaran Destiny, eine 43ft Privilege, der deutschen Crew von Uli und seiner Frau handelte. Die beiden hatten letzte Woche die Taiohae Bay
noch vor uns verlassen, dies mit dem Plan sich auf einer Nachtfahrt nach Hiva Oa wieder ans nächtliche Segeln zu gewöhnen. Denn auf ihrer nachfolgenden ca. 3 Wochen dauernden Segeletappe wollen
die beiden nämlich das gut 2‘000sm entfernte Hawaii ansteuern. Dazu hatte Uli in Taiohae bei Kevin und Henry noch kleine Zettel aufgehängt, dies mit dem Hinweis, dass er für die Segel-Etappe nach
Hawaii noch ein zusätzliches Crew-Mitglied sucht. Dies leider ohne Erfolg und er bittet uns diese von ihm vergessenen Zettel doch nach unserer Rückkehr in Taiohae zu entfernen. Machen wir doch!
Gegen 21:00 hatten wir genug von der Mückenplage im Cockpit und verschoben uns in den Salon. Zusammen holten wir uns am Laptop noch eine neue Sailmail-Wettervorhersage über drei Tage ein. Die
umgehend eingegangenen Grib files brachten für uns keine Überraschungen, einzig dass Morgen der Wind stetig aus N auf Nuku Hiva trifft, ansonsten derzeit immer aus NE. Wir vereinbaren, das wir so
am kommenden Montag, also nach einer Woche Aufenthalt in dieser einfach beeindruckenden Umgebung, die Anaho Bay zu verlassen um die weitere Umsegelung der Insel anzugehen. Währendem Sandra noch
in der Pantry beschäftigt war beendete ich - dies erst noch Up-to-date - den aktuellen Blog-Beitrag. Gegen 22:00 zogen wir ab in die Heia!
Zum Freitag, 24.2.2017 gibt es nicht viel zu erzählen. Infolge bereits frühmorgens regnerischen Squall’s trafen wir uns erst um 09:00 zum Frühstück! Aber immerhin
besann ich mich, vor dem z’Morge wieder meine jeweils ca. 20Min. dauernden Stretching-Übungen auf dem Salonboden durchzuführen. Und da es sich gut anfühlte, nahm ich mir vor dieses
Streching-Programm ab sofort weiter durchzuziehen. Dies wenn ich jeweils morgenfrüh als erster durch die KYORY geistere und auch abends, bevor ich als letztes Crew-Mitglied die Koje
aufsuche! Der Auslöser dazu waren die gestern nach dem Schnorcheln mich plagenden Kreuzschmerzen. - Und ich höre dazu mein sprechendes Gewissen Sandra, mit leicht nach oben angewinkelten
Mundecken, jetzt schon: „Ähm Papi, häsch du höt morge dini Üebige wörkli scho gmacht?“ - Ha, ha!
Nachdem die Squall’s dann wieder vom Sonnenschein abgelöst wurden und mein Finger einen neuen Verband erhielt, verbrachten wir die restlichen Morgenstunden beim
Lesen im Cockpit. Als Highnoon schon lange vorbei war, gab es zum Lunch die restliche Brotfrucht an einer Tomaten/Champignon-Sauce. Gegen 14:30 starteten wir noch unseren Honda-Geni um die
Batterien wieder voll aufzuladen und besprachen, welche kleinen Jobs wir bis zu unserem Anker auf von kommendem Montag noch abarbeiten wollen. Wir einigten uns auf eine 7Punkte-Liste mit diversen
Jobs: So zB das Eliminieren von kleineren Rostspots auf dem Deck, im Cockpit und im Mittelgang. Das Ersetzten einzelner sich von den Bodenplatten lösenden Anti-slip-strips sowie das Reparieren
des losen Pantry-Wasserhahns. Dann „schenkten“ wir uns am Spätnachmittag weitere Lese-Stunden und so neigte sich auch dieser Tag unter dem Slogan „Another day in Paradise“ dem Ende zu! Gegen
18:00 ging die nebenan liegende Destiny Anker auf und machte einen kurzen Stop neben uns. Uli und seine Frau verabschiedeten sich nun definitiv zu ihrer 3Wochen dauernden Etappe nach
Hawaii. Wir wünschten ihm noch eine weiterhin spannende Langfahrt mit zügiger Überquerung des Äquators und immer genügend Wasser unter dem Kiel! Ein mehrmaliges Winke-Winke und bald entschwand
die Destiny unter einbrechender Dämmerung in Richtung Bay-Ausfahrt! Beim anschliessenden Deck-Rundgang mussten wir feststellen, dass aus der Bug-Luftkammer des an der Reling platzierten
Dingi’s etwas Luft entweicht!? Auf meinen ersten Check hin kann ich äusserlich keinen Schaden ausmachen. Ich pumpte diese Kammer mit Luft nach um dann morgenfrüh das Problem genauer anzuschauen.
Trotzdem amüsierten wir uns dann später vor dem Laptop noch köstlich beim Schauen des Spielfilms „Handyman“ mit dem Schweizer Komiker Marco Rima!
Samstagmorgen, 25.2.2017/05:45: Ich erwache eigentlich jeden Morgen immer so plus/minus zwischen 05:30 - 06:00. Umgehend muss ich jeweils sofort aufstehen, denn ich
habe nie zu den Menschen gehört, die Zeit brauchten, um wach zu werden. Dabei bin ich schlagartig wach und normalerweise sogar fröhlich um mich gleich einer kleinen Katzenwäsche zu unterziehen.
Mit Shorts und T-Shirt bekleidet knipse ich am Navipanel das Ankerlicht aus und drehe eine Kontrollrunde auf dem Deck. Dabei muss ich feststellen, dass aus der Dingi-Bugkammer über Nacht wieder
Luft entwichen ist. Nun morgen gehen wir wieder an Land und ich werde dann mal diese Luftkammer genauer unter die Lupe nehmen. Ja, und ab diesem frühen Morgen folgen nun wieder die
Dehnungs-Übungen auf dem Salonboden Anschliessend bereite ich wie immer das Morgenessen vor und decke dazu den Cockpittisch. So ab 07:00 versuche ich mit angenehmem Tonfall in Richtung Bugkabine
nach „Sandra“ zu rufen. Sobald ihr Bestätigungs-Signal „Mhhh!“ oder „Johhh!“, meistens nach zweimaligem Rufen, bei mir in der Pantry angekommen ist, setze ich auch noch das Wasser für ihren
Minzenthé und meinen Kaffee auf. Somit ist dann nach weiteren fünf Minuten das z’Morge fertig im Cockpit aufgetischt. Und schon erscheint Sandra, nach einem kurzen Badaufenthalt, mit einem noch
leisen „Guete Morge!“, zu Tisch! Nach weiteren fünf Minuten taut sie immer mehr auf und langsam ist sie auch ansprechbar! - Schmunzel, schmunzel! Okay, vielleicht habe ich es betzeli übertrieben,
aber nachdem Sandra beim Gegenlesen in dieser Textpassage nichts verändert hat wird es wohl in etwa so stimmen! Aber zur Ehrenrettung von Sandra, ist dieses für sie nicht so einfache
frühmorgendliche Aufstehen, nur die halbe Wahrheit! Denn sie ist auf der KYORY wirklich eine Perle. Auch neben ihrem seglerischen Job und den Nebenjobs im Haushalt, vieles auf
freiwilliger Basis, kocht sie dafür manchmal das z’Mittag und/oder z’Nacht gleich an einem oder auch an zwei Tagen hintereinander. Und ich darf hier festhalten, dass ich mich jedes Mal auf ihre
neuen Eigen-Kreationen freue!
Unterdessen ist es 09:00 geworden und wir starten gemeinsam mit unseren für heute vorgenommenen kleineren Unterhaltsarbeiten: Als erstes entfernen wir die vereinzelt
sich gelösten braunen Safety-walk-strips auf dem Salonboden und auf zwei Treppenstufen. Dazu wird die alte Leimschicht weggekratzt und die Flächen mit Aceton gereinigt. Und nach dem trocknen
werden die neuen selbstklebenden Strips, leider gab’s diese in Atuona nur in schwarz zu kaufen, verklebt. Anschliessend baue ich den seitlich der Pantry eingebauten Abfallcontainer aus, um den
sich darüber befindlichen und leicht losen K/W-Wasserhahn wieder fest zu ziehen. Das ist auch schnell erledigt, aber um die Kakerlaken-Überreste und deren Scheissdreck auf der Bodenfläche,
unterhalb des Containers, sauber aufzunehmen will Sandra unseren Staubsauger einsetzen. Und da dieser Watt-fressende rote Kobold mir nicht zu viel Batterien-Saft abzieht starte ich den
Bootsdiesel um die dazu notwendigen 230V über den Dynawatt-Geni zu generieren. Okay, wenn wir schon mal wieder richtig Pfus haben, lassen wir begleitend noch den Watermaker mitlaufen. Wenn schon,
denn schon, werden gleichzeitig auch die Lade-Kabel meines Laptops- und die der Kindle e-books in die Steckdosen gesteckt! Und da ich morgen noch mit Unterstützung des Freediver-Tauchsystems den
Propeller reinigen will, lade ich auch noch mittels unserem kleinen Ladegerät die Batterie dieses Diving-Systems auf. Dann staubsaugt Sandra alle Bodenplatten der KYORY und putzt die
Dachluken während dem ich den Raum des Kühlbox-Kompressors und zwei Venti‘s entstaube. Gegen 14.00 beenden wir unsere „Arbeits-Besessenheit“ und ich bereite zum z’Mittag einen Mixtsalad zu, ua
mit den von Moana vor kurzem gelieferten fein schmeckenden Tomaten! Nachdem ich alle am Haushaltstrom angehängten Gerätekabel entfernt hatte, stelle ich den Nanni-Diesel gegen 16:00 auf off!
Wieder kehrt auf der KYORY stille ein und ich schneide für uns zwei zum Dessert eine weitere Pampelmuse zu. Übrigens enthalten die Pampelmusen aus dieser Gegend hier sehr viele Kernen,
was wir bis anhin so noch nicht kannten. Was aber dem Geschmack dieser Frucht keinen Abbruch tut. Da wir heute mit dem Watermaker unsere Trinkwassertanks wieder voll aufgefüllt haben, müssen wir
auch nicht dringend zum Strand fahren. Somit checke ich dann halt erst morgen das Problem mit unserer Dingi-Bugkammer. Bis die Dämmerung herein bricht widmen wir uns wieder unseren bekannten
Freizeitbeschäftigungen. Nach dem z’Nacht hören wir noch bis gegen 22:00, ab unserem neu geladenen Musik-Stick, einige der schönsten Hits aus den verschiedensten Musik-Genres längst vergangener
Tage. Ich meine wirkliche Musikgeschichte aus den Sixties bis in die Gegenwart. Dabei ist es immer wieder spannend von den eigenen „Ohrwürmern“ Geschichten zu erzählen, die Jahrzehnte - dies in
meinem Fall - oder bei Sandra bis Jahre zurück liegen. Wann und warum hörten wir zB dannzumal gerade diesen oder jenen Hit liebend gerne? Welche Sängerin, welcher Sänger oder welche Gruppe bleibt
uns bis in unvergesslicher Erinnerung? Inwieweit können uns Musiker oder die Musik allgemein beeinflussen? Usw.! - Erstaunlich, wie sich da Tochter und Papi auf facettenreiche Art noch von ganz
anderen Seiten neu entdecken!
Am 26.2.2017 weckt mich frühmorgens gegen 06:00 ein Squall, der mal kurz einige schwere Regentropfen auf die KYORY schüttet! Also stehe ich gleich auf und
ziehe mein morgendliches Standard-Programm durch! Während unserem dann bereits wieder bei herrlichem Sonnenschein abgehaltenen z’Morge besprechen wir die heute noch zu erledigenden Punkte, da wir
Morgen Anker auf gehen wollen um unsere Insel-Umrundung fortzusetzen. Als erstes erfassen wir in unserem Seekarten-Plotter unsere restlichen drei Routen bis nach Taiohae, von wo aus wir ja am
15.2.2017 zu unserem Törn um Nuku Hiva gestartet sind. Anschliessend holen wir über Sailmail die Wetterdaten der folgenden drei Tage ein. Die dabei bereits nach zwei Minuten eingegangenen
Grib-Dateien zeigen uns auf, dass wir über unseren gewünschten Zeitabschnitt bei durchschnittlich 1.4m Wellenhöhe selten mal N- oder E-Wind von über 10kn haben werden. Da lassen wir uns dann
morgens einfach mal überraschen, wie bockig es wird und ob wir mal bei dem geplotteten drei Stundentörn auch die Segel setzen können. Gleich anschliessend übermitteln wir, auch per Sailmail, an
unseren Seglerfreund Andreas in Deutschland einige aktuelle Infos mit einem für ihn sicher überraschenden Vorschlag. Denn infolge unseres vor kurzem gefällten Entscheides, in diesen Wochen nicht
bis zu den um einiges südlicher gelegenen Gambier’s zu segeln, können wir nun noch einige zusätzliche Tage hier im Norden der Marquesas verbringen. Das eröffnet uns die Möglichkeit, Andreas eine
kleine Freude zu bereiten und ihn am 6. März, wenn er mit dem Flugi wieder auf Nuku Hiva landet, auf dem ca. 90 Minuten von Taiohae entfernten Flughafen abholen. Warten wir doch mal seine Antwort
ab. Ich stürze mich dann noch um 12:30 in meiner Taucherkluft unter das Heck der KYORY um den Propeller zu reinigen. Und nachdem ich ihn von allem Bewuchs, bereits mit einigen sich schon
wieder festgesaugten Barnacles, mittels Stahlbürste und Spachtel abgeschabt hatte, kehrte ich nach 30 Minuten „Abenteuer unter Wasser“ wieder wohlbehalten auf die Badeplattform zurück. Also die
Anschaffung dieses innovativen Freediver-Tauchsystems hat sich für mich schon ein paar Mal bezahlt gemacht. Und während wir um 13:30 beim Lunch sassen, von Sandra zubereitete Pasta, entdeckte sie
bei der Bay-Einfahrt ein Segelboot, bei dem es von ihr gleich richtig getippt um die SABA unserer sympathischen Seglerfreunde Jean-Francois&Brigitte handelt. Beim passieren der
KYORY begrüssen wir uns herzlich und sie laden uns auf 17:00 gleich zu einem Apéro auf die SABA ein. Auch die beiden hatten wir schon anlässlich des Atuoner-Tanzfestivals im
12.2015 näher kennen gelernt.
Gegen 15:00 pumpte ich an der Reling nochmals die Dingi-Bugkammer auf, liessen das Dingi ins Wasser und wir befüllten am nahen Strand unsere Wasserkanister mit
weiteren total 65Ltr. Trinkwasser. Dabei checkte ich ein bisschen genauer die Dingi-Bugkammer, konnte aber auf‘s erste keinen Defekt ausmachen und so werden wir nun das Dingi nach der Rückkehr in
Taiohae einem genaueren Check bei Kevin unterziehen. Nach der Rückkehr zur KYORY füllte ich die mitgebrachten Wasserkanister in die Tanks ein und Sandra gönnte sich noch eine Dusche auf
der Badeplattform. Um 17:15 tuckerten wir mit einer Flasche Weissen im Gepäck zu der gleich nebenan vor Anker liegenden SABA. Wir zogen dann ein kühles Bier dem Wein vor und für Sandra
gab’s einen „Pastis 51“. Bei Brotfrucht-Chips und einer kalten Mix-Suppe (aus Pampelmuse, Gurken, Zwiebeln und Limetten) erzählten wir uns natürlich die wichtigsten Gschechtli’s unserer über die
vergangenen Monate erlebten kleinen Abenteuer. Auch waren wir dann wieder auf dem neusten Stand was die die einten oder anderen, uns gegenseitig bekannten Langfahrtenfreunde so alles erlebt
hatten. Als erstes erwähnten sie noch, dass auch sie heute mit Start in der Controllers Bay die ganze Zeit bis hierhin unter Motor fahren mussten.
Die beiden Mitfünfziger sind übrigens mit ihrer in einfach vorbildlichen Zustand befindenden 46ft-Benneteau seit ein paar Jahren, jeweils von ihrem temporären
Domizil Papeete aus, in Französisch Polynesien unterwegs. Die beiden hielten sich aber über die vergangenen 30 Jahre schon mehr als öfters in den Gesellschafts Inseln auf, wobei Brigitte mal
während drei Jahren auf Raiatea als Lehrerin tätig war. Nun wollen sie aber in etwa zwei Jahren ihre SABA verkaufen und versuchen, im seit 30 Jahren in ihrem Besitz befindlichen Haus in
der Nähe von Nantes/F wieder Fuss zu fassen. Wobei es Brigitte gleich mal tschuderet bei dem Gedanken, dass dort um diese Zeit einiges andere Temperaturen herrschen! - Schmunzel, schmunzel! Bevor
wir um 19:30 wieder zurück zur KYORY schipperten gab uns Jean-Francois noch einen USB-Stick mit auf den Weg. Darauf abgefüllt ist die uns Seglern bekannte Excel-Tabelle mit den
Tiden-Unterschieden aller Tuamotus Atolle. Auch diese aktuelle 2017-Ausgabe ist für uns Segler eine grosse Hilfe, um die genaue Zeit für die kniffligen Ein- und Ausfahrten der Atoll-Pässe zu
finden. Dies natürlich vor allem für Segler wie wir, die in den Tuamotus das erste Mal mit der Pässe-Problematik konfrontiert werden. Morgen werden wir ihnen den USB-Stick, mit unseren gestern
von ihrer Bay-Einfahrt drauf kopierten Fotis, wieder zurück bringen. Später wärmte sich Sandra noch die Mittagsresten auf, während ich keinen Hunger verspürte. Dann hielt ich im
KYORY-Blog noch unsere neuesten Erlebnisse fest und irgendwann nach 21:00 zogen wir uns in die Kojen zurück.
Die Nacht zu 27.2.2017 verlief soweit wieder ruhig und nach unserem z’Morge gingen wir den kleinen Jobs nach um etwa gegen 10:00 Anker auf zu gehen. Wir versuchen
eigentlich immer die KYORY soweit Segelfertig vorzubereiten, dass wir zB auf See nicht unvorbereitet in schlechtes Wetter geraten könnten. Unser Nachbarlieger Jean-Francois suchte uns
später noch mit dem Dingi auf der KYORY auf und er gab uns weiteres Wissenswertes an Insiderwissen über seine vielen Tuamotus-Besuche weiter. Während die Minuten nur so an uns vorbei
zogen schwärmte er uns dabei vom Süd-Pass-Schnorcheln, verfolgten wir gleich zusammen auf dem Plotter, auf ihrem Lieblings-Atoll Fakarava vor. Nachdem er wieder zur SABA zurück tuckerte
gingen wir wieder unserer weiteren Arbeit nach, mit dem Wissen, dass wir nun halt erst so gegen Mittag die Bay verlassen würden. Alles nicht so tragisch, da wir ja nur einen Törn von gegen drei
Stunden vor uns haben. Und bevor wir das Dingi an Bord nahmen machten wir noch einen Kurzbesuch bei der SABA um wie vereinbart noch unsere Visitenkärtli auszutauschen. Gleich
anschliessend zogen wir den Outboarder an die Reling rauf und platzierten das Dingi gut festgezurrt auf dem Vordeck. Und ein bisschen später als geplant startete ich um 11:45 die Maschine und
Sandra zog, mit Wassereimer und Putzbürste bewaffnet, einmal mehr nur langsam die Ankerkette an Bord, da sich bereits wieder einiges an Bewuchs und kleinen Müschelis an den Kettengliedern
festgesetzt hatten. Endlich war dann um 12:10 der Anker an Bord und Sandra tuckerte an der SABA vorbei, ein letztes Winke-Winke, der Bay-Ausfahrt entgegen. Bald drehte Sandra an ihrem
Lieblingsplatz auf See, als Steuerfrau und KYORY‘s 1. Offizier, um die Halbinsel und der bald auf BB erscheinenden Hatiheu Bay vorbei. Und über die folgenden zwei Stunden
beeindruckten uns die einfach vielfältigen und bizarren Hügelformationen auf dieser leider nur unter Motor erfolgten Fahrt der N-Küste von Nuku Hiva entlang. Dies da der NE-Wind nur vereinzelt in
Erscheinung trat um in die Genua zu blasen, damit wir genügend Speed zum Segeln hätten Bei unserem Heading von 270° schoben uns immerhin die stetig aus E auf das Heck der KYORY
treffenden Wellen mit zusätzlichem Speed von gegen 6kn nach Westen. Wir wiederholten uns dann beide noch des Öfteren, wie uns diese abwechslungsreiche Nordküste einfach immer wieder von neuem
fasziniert und vor dem Eindrehen um die NW-Huck ging es aufgrund der wilderen See es betzeli ufe ond abe. Alles kein Problem und Sandra suchte dann auf der Höhe des Flughafens wieder den Platz am
Bugkorb auf, da uns mal wieder für einige Minuten eine grössere Gruppe von Delfinen begleitete. Bei ihrem Surfen auf der Bugwelle waren die Delfine nicht so zimperlich beim Belegen des besten
Surf-Platzes denn sie schubsten sich dabei regelrecht davon weg. Bald kamen wir in der Abdeckung der W-Seite der Insel wieder in ruhigere Gewässer und konnten unser heutiges Etappenziel die
Haahopu Bay ausmachen. Bei der Einfahrt in diese kleine Bay, wir werden das einzige Boot sein, löste ich den jeweils 3fach gesicherten Anker vom Bugspriet und liess in ein wenig über Wasser
hängen. Für das Anker ab-Prozedere wechselten nun Sandra und ich wie immer unsere Positionen, sie übernahm ihren Platz beim Bugkorb und ich setzte mich ans Steuer. Nach einer unter Schleichfahrt
gedrehten Bay-Runde liess Sandra, nachdem ich das Boot mit der Schnauze im Wind abgestoppt hatte, die Ankerkette um Punkt 15:00 bei einer Tiefe von 9m sukzessive runter fallen und unter langsamer
Rückwärtsfahrt gab sie total 40m aus. Jeweils zum Schluss versuche ich dann noch mit ein bisschen zusätzlichem Rückwärtsschub den Anker tiefer in den Sand zu ziehen. Aber leider wollte unser
Anker ab-Standard-System heute überhaupt nicht klappen, denn der Anker slippte, vermutlich auf einer grossen Lavaplatte einfach so Meter um Meter mit der KYORY immer weiter zurück. So
gab es heute für mich eine kleine Premiere, denn zum ersten Mal seit ich im 2012 zur See fahre, slippte der Anker auch beim zweiten und dritten Versuch frischfröhlich über den Grund. Und erst um
15:45 bei unserem vierten und letzten Versuch klappte es endlich, bei einer Tiefe von 7m und 35m Kette waren wir mit der Haltekraft unseres Rocna-Ankers zufrieden - und ich gönnte mir als erstes
ein kühles Hinano! Anschliessend wurde alles aufklariert und die KYORY war bereit für einen 2tägigen Bay-Aufenthalt. Da es beim nächsten von uns anvisierten Ziel um die Hakatea Bay (oder
auch Daniel’s Bay) handelt, möchten wir dann dort schon drei Tage verbringen. Denn wenn wir unseren Langfahrtenfreunden glauben können, soll diese unvergleichlich schöne Bay, trotz den vielen
dort beheimateten NoNo’s, ein absolutes Must sein!
Übrigens erhielt diese Bay im Oktober 2011 wegen einem traurigen Vorfall weltweites Aufsehen. Denn die deutschen Stefan&Heike besuchten mit ihrem Catamaran
Baju, damals auf ihrer Blauwasserfahrt Rund-um-die-Welt, auch die Marquesas Inseln. So ankerten sie in der Hakatea Bay (Daniel’s Bay) wo diese Geschichte dann ihren Lauf nahm. Anlässlich
eines von Stefan Ramin mit einem Marquesianer gemeinsam unternommenen Jagdausfluges in die gleich hinter der Bay von Hakaui liegenden Berge, wurde Stefan von seinem Begleiter am 9.10.2011
ermordet. Nachdem gleichnamigen Buch seiner Lebenspartnerin und Mitseglerin Heike Dorsch, drehte das ZDF einen eindrücklichen Film unter dem Titel „Blauwasserleben“, der im 12.2015 erstmals im
Fernsehen ausgestrahlt wurde.
Lasst euch aber beim etwaigen anschauen dieses Filmes von der Szenerie, im Vergleich mit unseren Fotos, nicht in die Irre führen, denn der Film wurde nicht hier auf
Nuku Hiva an den Originalschauplätzen gedreht, sondern einige Jahre später weiter nördlich von hier auf Hawaii!
Nun wieder zurück auf die ruhig vor Anker liegende KYORY in der Haahopu Bay von Nuku Hiva: Da es auf unserer heutigen Fahrt als spätes Mittagsmahl nur die
restlichen Bananen und je einen Früchteriegel zu verspeisen gab, servierte Sandra gegen 18:00 eine richtig dicke Chinese-Soupe. Anschliessend überarbeitete ich die heute über hundert von uns
geknipsten Fotos. Auch bei der später zusammen angeschauten Dia-Präsentation dieser Aufnahmen zeigten wir uns immer noch begeistert von der Schönheit dieser Nordküste von Nuku Hiva. Und während
einer weiteren Kindle-Lesestunde im dunklen Cockpit verzichteten wir auf unser sonst immer obligates abendliches Kerzenlicht, um ja keine Mücken anzulocken. Nach einem positiven GPS-Check unserer
Ankerposition zogen wir uns gegen 22:00 in die Kojen zurück.
Auf den 28.2.2017 verbrachten wir eine ruhige Nacht, ohne den noch in der Anaho Bay von Jean-Francois uns gegenüber erwähnten Swell. Nach unserem z’Morge schliff
Sandra die uns schon lange störenden kleinen weissen Farbspritzer auf den diversen Korkflächen im Cockpit weg, dies waren noch Erinnerungen aus unserem Atuoner Shipyard-Aufenthalt. Und ich hielt
währenddessen unseren aktuellen Blog-Beitrag auf dem neusten Stand. Um 13:30 bereite ich das z’Mittag zu, wobei heute ein Mixed-Tex-Mex, bestehend aus Reis, Bohnen und Mais sowie einem Tomaten
und Zwiebeln-Salat mit Oliven serviert wurde. Da wir uns zwischenzeitlich entschieden, hier in der Bay das Dingi nicht einzuwassern deckten wir es wieder mit seinem Cover ab. Dann veränderten wir
ein wenig das Bullenstander-System, da nachts der Grossbaum unter den verschiedensten Bootsbewegungen lauter als auch schon krächzte - und der Senior an Bord hie und da deswegen aufwacht! -
Schmunzel, schmunzel!
Gegen 16:00 gibt’s für die Crew auch heute noch etwas Freizeit - etwas freie Zeit oder auch Mussestunden genannt! Wobei viele unserer Leserinnen und Leser, die im
derzeit sicher um 10° bis gar 30° kälteren Europa zu Hause sind, davon ausgehen oder gar der Überzeugung sind, das wir auf unserem Mikrokosmos KYORY eh immer nur Ferien, begleitend mit
Jubel, Trubel und Heiterkeit haben! Aber, wer wirklich detailliert unsere Beiträge näher mitverfolgt wird sich auch schon mal gesagt haben: Also so easy ist eine Langfahrt dann doch auch nicht!
Und so ist das Leben auch auf der KYORY, alles Schöne müssen wir uns zuerst hart erarbeiten! - Aber trotzdem ist für uns beide das Wissen, unendlich viel freie Zeit zu haben einfach das
höchste aller Gefühle!
Dann wollten wir es am 1.März 2017 wissen und entschieden uns während dem z’Morge, nach einer windigen Nacht mit viel Swell, gleich anschliessend Anker auf zu gehen
und die im SW gelegene Traum Bay von Hakatea (Daniel’s Bay) anzusteuern. „Gentleman start your engines!“ Dies war in den 50/60ziger Jahren des letzten Jahrhunderts jeweils der Startaufruf zum
24Stunden-Autorennen von Le Mans, wobei ich damals immer mit unserem Freiburger Gentleman-Rennfahrer Jo Siffert mitfieberte! Diese Episode ging mir heute Morgen durch den Kopf als Sandra meinte:
„Papi, alles unter und auf dem Deck ist kontrolliert und du kannst den Motor starten!“ Also drehte ich umgehend Zündschlüssel unserer Maschine und Sandra zog um 09:10 das Ankergeschirr problemlos
auf’s Deck. Auch heute tuckerte die KYORY, wieder mit Sandra am Steuer, vorerst langsam aus der Haahopu Bay um mit Kurs in Richtung Süden der W-Küste von Nuku Hiva entlang fahrt
aufzunehmen. Und ja, leider war es auch auf dieser gut 2.5 Stunden dauernden Etappe so, trotz einem 20minütigen Versuch unter voller Genua zogen wir auf dieser bald sehr bockigen Etappe die
Motorfahrt vor. Und es artete dann auf der letzten Stunde dieser Fahrt noch zu einer wirklich wilden Reiterei aus. Denn schon vor der Umrundung der SW-Huck hatten wir die Wellen von über 1.5m mit
begleitendem Wind von über 20Kn mehrheitlich voll auf den Bug. Wobei in den vereinzelt nun höheren Wellen unser Speed schon mal kurz von 4Kn auf 0.5Kn runter gedrückt wurde! Aber nach dem
eindrehen in die Hakatea Bay (Daniel’s Bay) war dieser Galopp über den Wellen nur noch Schnee von gestern! Denn diese wild-romantische Bay, sie wirkt wie ein 360°-Theater, ist wirklich einfach
Traumhaft! Und sie ist rundherum von ca. 500m hohen, in den verschiedensten Farben glitzernden Bergen eingerahmt. Ja, nun können wir die Schwärmerei unserer lieben Langfahrtenfreunde für diese
Bay mehr als nur nachvollziehen! Nun hoffen wir einfach, dass die ab Morgen über zwei Tage dauernde Regenphase über Nuku Hiva mal nicht zu fest in unsere Richtung gegen den Westen
zieht!
Jetzt aber fertig geträumt auf der KYORY, denn Punkt 12:00 wird die Fahrt abgestoppt und es erfolgt ein problemloses Anker ab. In der Bay liegen noch zwei
uns bekannte Segelboote, die portugiesische Ana Isabel und die englische Sea Looner von Roy hier vor Anker. Der ca. 65jährige Einhandsegler Roy ist bereits 2x um die Welt
gesegelt und sein letzter Stop hier in der Hakatea Bay war vor ziemlich genau 30 Jahren. Was er wohl alles auf See und an Land schon so erlebt hat? Während dem anschliessend von Sandra
zubereiteten Pasta-Lunch fuhr hinter uns die Cato Negro von Abel&Francoise in die Bay ein und suchte etwas westlich von uns ihren Ankerplatz. Und keine fünf Minuten später lief noch
die 57ft-Yacht Outer Rim unter deutscher Flagge ein. Wir liessen gegen 15:00 unser Dingi zu Wasser, setzten den Outboarder drauf und fuhren zur Cato Negro rüber um
Abel&Francoise willkommen zu heissen. Dabei kann ich noch anfügen, dass die beiden hier in der Bay schon fast Stammgäste sind. Denn sie haben sich mit der einheimischen Familie von
Teiki&Kua angefreundet, die hier im nahen Dörfchen Hakaui als Selbstversorger mit sechs weiteren Marquesianern leben. Wir vereinbaren noch, dass wir um 17:30 zusammen mit Abel in der nebenan
liegenden Hakaui Bay zu einer Wasserstelle fahren und uns später auf der Cato Negro zum Apéro treffen. Nach unserer Rückkehr auf der KYORY laden wir uns noch die Wetterdaten für
die kommenden drei Tage runter. Dies mit der Prognose, dass uns der 3. und 4. März einiges an Regen bringen sollte. Eigentlich möchten wir am 4.März wieder zurück nach Taiohae fahren um dann am
6. März Andreas, er hat uns zwischenzeitlich sein Ankunftsdatum bestätigt, vom Flughafen abzuholen. Kurz nach 17:30 fahren Sandra und ich mit dem Dingi zur Cato Negro rüber, wo uns Abel
bereits in seinem Dingi erwartet um uns die Wasserstelle zu zeigen. Er fährt uns voraus in die Hakaui Bay hinein und wir tuckern mit unseren Dingis bei einsetzender Hightide knapp an den
Uferfelsen entlang in Richtung Flussmündung. Damit wir keine Bodenberührung haben, müssen wir sogar den Aussenborder noch ein wenig schräg stellen. Bald fahren wir in einen kleinen romantischen
Fluss hinein. Bereits nach etwa 200m erreichen wir die Wasserstelle und befüllen uns die mitgebrachten Kanister mit Trinkwasser. Umgehend fahren wir wieder zurück zu unseren Booten und nach dem
um leeren der Kanister in die Wassertanks schnappe ich mir aus unserer Kühlbox eine Flasche Weissen und wir suchen die Cato Negro auf. Bei Chips, Nüssli und Chorizo diskutieren und
quatschen wir über die verschiedensten Themen, so ob zB die rechtspopulistische Marie Le Pen (wie Trump in den USA) bei denen im Mai anstehenden französischen Präsidentenwahlen auch ihre Chance
habe. Darauf die klare Aussage von Abel&Francoise: Non, nous sommes pas les Etats Unis ou Grece! Okay, schau me mol! Die beiden hatten übrigens ihre vor zwei Jahren in der Marina des Rio
Dulce in Guatemale gekaufte 42ft-Yacht auf hartem Kurs über Kuba, Jamaica in die Karibik gesegelt. Anschliessend führte auch ihre Langfahrt über die ABC-Inseln durch den Panama-Kanal und dann
über den Pacific in die Marquesas. Wobei Francoise eine kurze Flugreise der 4wöchigen Pacific-Überquerung vorzog und für diese Wochen ihren Crew-Platz gerne einem anderen Mitsegler überliess. Wie
bereits letztes Jahr werden sie nun, nach dem aufsuchen der Tuamotos und Gesellschafts Inseln, auch die kommende Cyclon saison in Frankreich verbringen und ihre Yacht wieder für etwa fünf Monate
bei Vincent in der Shipyard von Atuona an Land stellen. Kurz bevor wir um 22.00 auf die KYORY zurückkehrten, vereinbarte ich mit Abel morgens um 08:00 seinen Freund Teiki in der Hakaui
Bay aufzusuchen. Nach unserer Ankunft bei der KYORY fixierten wir immer abends noch das Dingi an der STB-Reling und suchten danach gleich unsere Kojen auf!
Und so stieg ich am 2.3.2017 um 08:00, bei der Vorbeifahrt von Abel bei der KYORY in sein Dingi und wir tuckerten zum Strand der Hakatea Bay. Wir zogen sein Dingi unter eine Palme und machten uns auf den ca. 20 Minuten dauernden Weg zu Teiki auf. Vorerst führte dieser Wanderweg noch der lavasteinigen Küste entlang bevor es durch neben dem Weg wachsenden Sträuchern und Palmen weiter ging. Bald erreichten wir das kleine Dörfchen Hakaui und besuchten zuerst Mathias&Monette, beide um die 70zig, die hier auch eines dieser einfach gezimmerten Häuschen bewohnen. Als ehemaliger Strassenbau-Vorarbeiter zogen sich er und seine Frau nach seiner Pensionierung vor 15 Jahren in diesen verträumten Flecken Erde zurück! So leben auch sie hier als reine Selbstversorger und ihr zusätzliches Einkommen generieren sie, wie eigentlich viele hier auf diesen Inseln lebenden Marquesianer, von der in Hülle und Fülle zur Verfügung stehenden Kokosnüsse, die an der Sonne zu Copra verarbeitet werden und alle drei Wochen nach Papeete ausgeschifft werden. Auf dem gleichen Weg werden auch die verschiedensten hier geernteten Früchte nach Papeete ausgeliefert. Da zB für 1 Sack Copra, à 25kg, in Papeete 400 FP (4 CHF) pro kg bezahlt werden ist dies ein lukratives Geschäft und spült den Einheimischen schnell mal 2‘000 - 3‘000 CHF pro Monat in die Haushaltkasse. Zusätzlich verwöhnen die beiden, aus ihrer technisch über die Jahre stetig weiter ausgebauten Küche, auch gerne mal uns Langfahrtensegler mit den verschiedensten marquesischen Menus zu einem Gegenwert von 10 CHF. Nach ein bisschen freundlichem Chit chat gingen Abel und ich noch ein bisschen weiter dem Weg entlang, der nach etwa 2 Stunden beim mit 300m höchsten Wasserfall der Erde enden würde. Übrigens verzichten Sandra und ich auf diesen 4stündigen Ausflug, da leider beim Zustieg nur etwa 70% des Wasserfalls einsehbar sind - und ich schon einige wirklich schöne Wasserfälle, va auf meiner karibischen Lieblingsinsel Domenica aufgesucht hatte. Kurz darauf kamen wir an einem katholischen Mini-Kirchlein vorbei und Abel erzählte mir, dass diese Stätte von Monette, mit Unterstützung von Mathias, erbaut worden sei und von ihr auch liebevoll gepflegt werde. So würde zB hier diesen Herbst Teiki&Kua, die seit 7 Jahren zusammen leben, sich das Jawort geben! Nach weiteren fünf Gehminuten trafen wir auf Paul, der sich entschieden hat von jedem hier vorbei kommenden Wanderer doch gleich mal 1‘000 Polynesien Franc FP (10 CHF) einzuziehen, was 1malig auf den Marquesas ist! Paul erklärt, dass dieser kleine Unkostenbeitrag in seiner in Taohae lebende aufgeteilt werde, die hier dafür so alle zwei Wochen für einen stets gepflegten Wanderweg schauen würden. Also die meisten Segler, ich eingenommen, denken über sowas nicht gross nach und bezahlen dann halt diesen Beitrag, ob er gerechtfertigt ist oder nicht. Aber dies kommt beim hier sich bestens auskennenden Abel nicht gut an und es entwickelte sich eine stets lauter werdende Diskussion. Nach ein paar Minuten kamen noch von der Outer Rim Thomas&Nathalja mit einer ihrer kleinen Töchter des Weges. Als Paul auch von ihnen Wegzoll verlangte, zeigte sich auch Thomas verwundert über dieses Ansinnen und war auch nicht bereit diesen Betrag zu bezahlen. Nun, wir entschieden uns dann zusammen hier umzukehren um noch bei Teiki vorbei zu schauen, dem Abel noch Unterstützung bei einem elektrischen Problem versprochen hat. Dabei folgte uns Paul und als wir bei Mathias&Monette vorbei kamen ging die Wegzoll-Diskussion von neuen los. Die kein Ende nehmen wollende und zwischen Paul und Abel stetig lauter geführte Diskussion hörte auch Teiki bei sich zuhause und dann steigerte sich die Geschichte noch weiter. Denn nun schrien sich die Machos der Comune, Paul und Teiki, die Gesichter keine 5cm voneinander entfernt an und Abel zog schon mal seinen Rucksack ab um bei einer etwaigen Rauferei Teiki zu unterstützen. Dabei gilt es noch zu berücksichtigen, dass wenn hier auf den Marquesas irgendjemand die Faust ausfährt, er umgehend von der Gendarmerie abgeholt und eingebuchtet wird! Bevor dann aber der zündende Funke rüber sprang und es zur Explosion kommen konnte schaffte es Mathias, die Streithähne zur Vernunft oder wenigstens zu einem Waffenstillstand hin zu bewegen. Die deutsche Familie verzichtete dann an diesem weiteren Intermezzo im „paradiesischen“ Hakaui teilzuhaben und machte sich auf den Weg zurück zu ihrer Yacht. Abel und ich begleiteten Teiki zu seinem nur etwa 100m weiter südlich liegenden Häuschen. Natürlich wurde über diese eben passierte Geschichte noch weiter diskutiert und es stellte sich heraus, dass die hier lebenden Marquesianer geteilter Meinung sind und auch die Gemeindebehörde von Taiohae nicht eitel Freude an diesem Einzelgang von Paul hat! Aber irgendwann war diese Geschichte ad acta gelegt und Abel, als gelernter Elektriker, konnte den Batterieregler in Teikis zuhause wieder zum Leben erwecken. Eigentlich wollten sich Abel und ich mit unseren „Frauen“ heute von Teiki’s Frau Kua bekochen lassen, da auch sie auf Wunsch gerne die Seglergemeinde mit den verschiedensten Leckereien verwöhnt. Leider muss aber Kua wegen einer Infektion noch bis nächsten Mittwoch im Spital von Taiohae verbleiben. Teiki erzählt uns, dass gegen Ende März ihre Küche noch mit einer neuen Kühltruhe ausgestattet werde, die den benötigten Strom über drei begleitend angelieferte Solarpanel‘s beziehen kann. Somit kann dann Teiki ein wieder mal auf der Jagd erlegtes Wildschwein oder eine wilde Ziege schlachten und auch entsprechend lagern. Ja, liebe Leserinnen und Leser, auch für Sandra und mich ist es auf unserer Langfahrt in solchen Momenten schon eindrücklich zu spüren, dass hier mal vor Jahren die Zeit angehalten wurde! Aber trotzdem ist uns bewusst: Auch hier geht die Zeit vorwärts und nicht zurück! So, nun sollten sich Abel und ich langsam wieder auf den Weg zurück in unsere Anker Bay machen. Nachdem ich von Teiki noch für 1‘000 FP einiges an Früchten, wie Pampelmusen, Mangos, Ananas, Mangos und Banen, direkt von den Bäumen und Stauden gepflückt und in meinen Rucksack gestopfte hatte verabschiedeten wir uns herzlich vom gschaffigen Teiki. Um 11:30 erreichten wir Abel’s Dingi, zogen es zurück in die See und bei einem kurzen Zwischenstop enterte ich wieder die KYORY. Dann wärmte Sandra den gestrigen Rest unseres Pasta-Lunches auf, mit Pampelmuse-Schnitzen zum Dessert, und ich erzählte ihr die heute Morgen erlebte marquesische Macho-Geschichte! Müde legte ich mich anschliessend in die Koje und gegen Abend schrieb ich wieder im KYORY-Blog. Dann begutachteten wir ein weiteres Mal die angesagten Wetterprognosen über die kommenden zwei Tage, die uns viel Regen mit Starkwinden bringen sollten. Also für die KYORY sollte dies mit dem guten sandigen Ankergrund kein Problem geben. Gegen 19:00 servierte Sandra im Cockpit noch einen saftigen Salat mit den restlichen Tomaten und Zwiebeln, bevor wir uns noch den deutschen Film „Fack you Göthe“. Eine verrückte Geschichte von Lehrern und Schülern aus der heutigen Zeit an einer Schule in Deutschland! - Also ich hoffe mal, dass es an den Schweizer Schulen schon noch ein wenig gesitteter zugeht!? So um 22:00 suchten wir dann unsere Kojen auf.
Der Freitag, 3.3.2017 ist eigentlich schnell erzählt. Denn es stürmte uns schiffte eigentlich den ganzen Tag. Wir hatten sogar die einte oder andere Böe von über
40Kn abzuwettern und es donnerte und blitzte in den Bergen, wie ich es so hier in den Marquesas noch nie erlebt habe. Aber alles ging für uns ohne Stress vorüber und auch das Ankergeschirr der
KYORY hielt vorbildlich. Wir stellten einzig mal den Grossbaum ein wenig steiler, damit das sich im Lazyjack leicht angesammelte Wasser besser ablaufen konnte. Aber auch bei solchen
Wetterbedingungen kann doch das einte oder andere erledigt werden. So wechselten wir alle drei unserer Wasserfilter für das Trinkwasser und den Watermaker. Das Nach unserem z’Mittag eingeplante
reinigen des Wasserpasses durch Sandra wie auch einen geplanten Besuch des Strandes und der Hakaui Bay verschoben wir aus aufgrund der Wetterkapriolen auf Morgen. Während sich Sandra am
Nachmittag mehrheitlich dem Kindle widmete textete ich weiter an meinem aktuellen Blog-Beitrag. Zum z’Nacht bereite Sandra Spaghetti mit Erbsli&Rüebli an einer Bechamel-Sauce zu. Wörkli
wieder fein und ich freue mich bereits auf den Rest zum morgigen Lunch. Nun ist es 21:30 und meine Augen sind etwas müde geworden von meinem weiteren texten am hellen Laptop-Bildschirm - und ab
geht es in die Koje!
Während dem Frühstück vom 4.3.2016 fällten wir den Entscheid, unsere Insel-Rundfahrt heute Nachmittag mit der etwa 1stündigen Rückfahrt nach Taiohae abzuschliessen.
Aber vorher wollen wir noch im nahen Hakaui Teiki aufsuchen und uns bei Mathias&Monette mit einem marquesischen Essen verwöhnen lassen. Das wurde dann auch gleich in die Tat umgesetzt und
gegen 09:00 legten wir ab und auf der Fahrt mit dem Dingi zum Strand brachten wir Abel&Francoise noch einen UBS-Stick vorbei. Darauf enthalten war der von ihm gewünschte Film
„Blauwasserleben“, mit dem tragischen hier im 10. 2011 zu Ende gegangenen Langfahrtenlebens von Stefan Ramin. Auch hatte Sandra noch einige über die letzten Tage von uns gemachten Fotos der
Cato Negro, so auch während dem gestrigen stürmischem Wetter, abgespeichert. Dann tuckerten wir gleich zum Strand weiter und zogen das Dingi unter eine Palme. Und nach der kurzen
Wanderung war dies nun auch für Sandra der erste Besuch in der Nachbars Bay Hakaui. Auf diesem Weg trafen wir noch beim Durchwaten des kleinen Flusses auf den Tourist Guide Eric aus Taiohae, der
drei Gäste zum Wasserfall führen wird. Übrigens trug ich beim queren dieses steinigen Flusses festes Schuhwerk während sich Sandra nur mit ihren Flip-Flops und die restlichen Meter gar noch
Barfuss ging! Dies trotz der Mahnung von Eric, dass im Fluss die Steine mit stachligen Müschelis bewachsen sind. Okay, wer nicht hören will muss fühlen - dazu später mehr!
Mit grosser Freude empfing uns wenig später in Hakaui der marquesische Naturbursche Teiki, ca 35jährig, dem wir als Tauschgeschenk eine von uns erst einmal benützte
Bratpfanne sowie einige Leinenstücke mitbrachten. Wir verbrachten dann etwa eine Stunde bei Teiki, wobei er uns einige Episoden aus seinem Leben erzählte. So erstellte er sein Häuschen nicht etwa
auf den Grundmauern des verfallenen Häuschens seines Vaters, sondern etwa 20m davon entfernt. Das werde hier so gehandhabt, altem lasse man seine Ruhe und so werde etwas Neues in unmittelbarer
Nähe erstellt! Seine zukünftige Frau Kua hat einen 11-jährigen Sohn, der in Papeete zur Schule geht und während dieser Zeit dort bei seinen Grosseltern lebt. Der Junge will dann nach Beendigung
der Schule, nicht nur während den Ferien, hier für immer bei seiner Mutter und Teiki in Hakaui wohnen, denn er habe kein Interesse weiter zur Schule zu gehen oder was zu lernen. Dazu meinte
Teiki, auch er habe damals als Junge den gleichen Weg eingeschlagen und sein gesamtes Wissen, wie man als Selbstversorger in dieser üppigen Natur überlebt, habe er von seinem Vater erlernt. Bevor
wir uns von ihm verabschieden beschenkt er uns noch mit Brotfrüchten und Mangos. Sandra und ich suchen anschliessend Mathias&Monette auf, die uns herzlich begrüssen und sich freuen, dass wir
heute bei ihnen zum Lunch bleiben wollen. Vor allem Monette ist ein bisschen aus dem Häuschen und wird für uns gerne auf 12:30 ein reichhaltiges Essen zubereiten. Nach einem kurzen Schwatz
vereinbaren wir, dass Sandra und ich bis dann noch ein wenig die Umgebung durchforschen und nach Fotosujets suchen. So machen wir uns auf den Weg zum Strand, kommen dabei am Fluss mit der
Trinkwasserstelle vorbei und passen auf, dass wir auch weiterhin nicht von einer - wie eben passiert - herunterfallenden Kokosnuss erschlagen werden! Um einige Eindrücke dieser wilden, aber von
den wenigen Bewohnern schön gepflegten Landschaft reicher, kehren wir nach einer Stunde wieder zu Mathias&Monette zurück. Zwischenzeitlich hat sie für uns einiges zum Essen, 1‘000 FP/Menue,
vorbereitet und sie bittet uns gleich zu Tisch. Bald stehen vor uns diverse Schalen mit an feinen Saucen zubereiteten Poisson cru, Ziegenvoressen, Reis, Papayasalat und gebratenen Bananen. Zum
Trinken gibt es Wassermit vermischtem Zitronensaft und Zucker. Während dem Essen erzählten wir uns natürlich gegenseitig diverse Geschichten und stellten fest, dass schon einige unserer
Langfahrtenfreunde hier ihre Gäste waren. Dabei unter anderem auch unser Freund Andreas, der die beiden schon gegen Ende 2016 zweimal aufgesucht hatte und unter anderem dabei Mathias beim
Kokosnuss schlagen unterstützte. Um 14:00 verabschiedeten wir uns herzlich von Mathias&Monette und schrieben uns ihre drei folgenden noch an uns gerichteten Wünsche hinter die Ohren: „1.
Versucht doch einige Tage nach der Rückkehr von Andreas ihn zu motivieren, dass er zusammen mit euch, vor dem Verlassen der Insel als unsere Gäste bei uns zum Lunch vorbeikommt!“ „2. Würden
wir anschliessend an dieses Essen mit euch in die Hakatea Bay zurückgehen, um dann wieder mal ein Segelboot von Innen anzuschauen!“ „Und 3. Würden wir uns freuen, wenn ihr uns zu diesem Besuch
zwei Baguette und flüssiges Waschmittel mitbringen könntet!“ Dann drückten sie mir noch einen Plastiksack mit einer kalten 1.5Ltr.-Flasche des feinen Cirtonwassers sowie den restlichen
Bratbananen zu! Natürlich werden wir uns bemühen, dass den beiden herzensguten Marquesern diese drei Wünsche in Erfüllung gehen! Gegen 14:00 wandern wir wieder, nach diesen zwei uns
beeindruckenden Besuchen, zurück in die Nachbarsbucht zu unserem Dingi und besteigen nur wenig später wieder die KYORY.
Umgehend platzieren wir den Aussenborder an der Reling und fixieren das Dingi auf dem Vordeck. Und nach den positiv verlaufenen Standard checks geht’s um 15:45
problemlos Anker auf und Sandra steuert die KYORY bei starker Bewölkung aus der Bay-Einfahrt hinaus der S-Küste der Insel entlang. Und mit dieser abschliessenden Etappenfahrt, auch
wieder unter Motor, fand unsere mit den Anker-Aufenthalten 17 Tage dauernde Umrundung der Insel von Nuku Hiva in der Bay von Taiohae ihren Abschluss.
Bei unterwegs mässig bewegter See und moderaten Winden erfolgte nun am Samstag, 4.3.2017 um 17:00 hier in Taiohae, in der heute bereits etwa 25 weitere Segelboote
und Katamarane vor Anker liegen, für einige Wochen unser letztes Anker ab-Prozedere in einer Tiefe von 15m mit 40m ausgelegter Kette! Wir entschieden gleich das Dingi wieder Seetüchtig
vorzubereiten und fixierten es wie immer die Nacht hindurch an der Reling. In den Minuten danach tauchten über den Bergen bald dunkle Wolken auf, es fing an zu regnen und vereinzelte Böen zogen
mit über 30Kn über uns hinweg. Und auf einmal donnerte und blitze es wie bei einem starken Schweizer Sommergewitter. In solchen Minuten sind dann die Nerven von uns Skippern, auch bei mir auf der
Stahl-Slup KYORY, mehr als sonst angespannt, denn wir hoffen, dass einfach keine Blitze in unsere Bootsmasten einschlagen! Aber alles ging nochmal gut und der Squall zog nach gut einer
Stunde weiter gegen Westen. Nach diesem aufregenden Feuerwerk am Himmelszelt verbleiben wir noch ein wenig im sicheren Salon der KYORY. Von dort aus kann ich euch von den Nachwehen
erzählen, die Sandra bei ihrer morgendlichen Flussquerung in Flip-Flops einfing: So versuchte sie, die bei dieser Fluss-Durchquerung an beiden Fusssohlen eingefangenen zehn Muschelspitzen mittels
einer Pinzette wieder raus zu ziehen. Leider kam ich als „Chirurg“ nicht in Frage, da Sandra bei solch schmerzempfindlichen Aktionen selber Hand anlegen muss. Da sie dabei aber nur drei der
Spitzen rausziehen konnte, entschieden wir uns dann am kommenden frühen Dienstagmorgen den Spital von Taiohae aufzusuchen. Dies, da an einem Sonntag nur dringendste Notfälle betreut werden und
jeweils an einem Montagmorgen der Warteraum von Einheimischen überfüllt ist. Okay, dann soll ihr ein Arzt die restlichen Muschelspitzen raus operieren und ich hoffe, dass sie in der Zwischenzeit
keine Entzündung einfangen wird. Zum z’Nacht bereitete ich noch Reis zu, den ich unter die restliche aufgewärmte Bechamelsauce mit den Erbsli&Rüebli mixte. Bevor wir unsere Kojen aufsuchten
liessen wir uns diese erlebnisreiche Insel-Umrundung von Nuku Hiva noch als Laptop-Diashow an unseren müden Augen vorbeiziehen!
So, nun verbleiben wir über die kommenden Wochen hier in Taiohae, füllen unser Lebensmittellager nach, treffen sicher auf die einten oder anderen uns bekannten
Langfahrtensegler und bereinigen noch kleinere KYORY-Bobochen!