Am Folgetag des 9. April ging es bei seit letzter Nacht stärkerem Swell um 0900 zum Pier rüber und Charlene führte uns nach dem Dingi-Lift mit ihrem Quad direkt zum
Haus von Pawl&Sue. Vor dem Haus trafen wir vier Schweizer - Julian&Pauline sowie Sandra und ich - im Vorgarten auf Daphne, der Mutter von Pawl, die alleine den oberen Stock bewohnt. Und
Daphne pflückte uns als erstes gleich mal als Willkommensgeschenk ein paar Kilos Guave von einem der Bäume, die wir in zwei von ihr organisierten Plastiksäcke abfüllten. Anschliessend lud sie uns
noch für einen Schwatz zu Thé und Kaffee in ihre Wohnung ein und dabei erlebten wir auf Pitcairn die Musik-Überraschung Nr. 2! Vorab muss ich aber unbedingt folgendes festhalten, noch nie
habe ich eine solch in jeder Beziehung rüstige 87jährige Dame, wie diese einfach bezaubernde Daphne kennen gelernt - ihr Mann ist vor drei Jahren verstorben -, die noch so viel Jugend mit Power
und Humor ausstrahlt! Gleich führt uns Daphne voller Stolz in ihr Wohnzimmer und ich glaube es einfach nicht, was meine Augen erfassen!? Wir kommen vor lauter Staunen gar nicht zum Sprechen und
mich befällt als erstes ein eigentlich unpassender lauter Lachanfall und ich bringe dabei so langsam die folgenden Worte über die Lippen: „Das glaub ech eifach ned, das cha doch ned wohr si!? Jo,
verflext nonemol, mer send doch do im Nirgendwo i de Metti vom Pazifik!?“
Denn Daphne hat als grösster Elvis-Fan von Pitcairn - oder vermutlich von ganz Französisch Polynesien - alle Wände ihres Wohnzimmers wie in einem Museum mit den verschiedensten Elvis-Andenken, da
sind einige wirklich auserlesene Raritäten dabei, voll abgedeckt! Dies alles ist natürlich vor allem auch für mich als grosser Elvis-Fan eine Riesenfreude, hier „am Ende der Welt“ auf diesen -
nicht nur nach meiner Überzeugung - grössten Sänger, ob er damals Blues- Gospel oder C&W-Musik interpretierte, erinnert zu werden! Und auch ist für mich gut nachvollziehbar, dass Daphne
- wie auch ich - bereits vor Jahren mal Memphis/USA, die Heimatstadt von Elvis besuchten. Dabei hätten wir uns Stundenlang über unsere unvergesslichen Memories aus längst vergangenen Tagen
austauschen können - die wir eben als echte Elvis-Fans nur so aus dem Ärmel hervorzaubern konnten: Dabei va an das Graceland, Elvis Wohnhaus mit angrenzender Pferdeweide sowie dem nahen
Heartbreak-Hotel und dem grossen Museum. Aber auch der kurzen Beale Street in Memphis Downtown mit seinen unvergesslichen Blues-Lokalen. Oder an die einige Meilen entfernte Musik-City der
C&W-Musik von Nashville mit der GrandOle Opry sowie dem neueren Musiktempel und den verschiedensten Livemusik-Bars!
Nebenbei erzählte uns Daphne noch, dass sie zusammen mit ihrem Sohn Pawl eine breitgefächerte Elvis-Dokumentation mit all seinen Ton- und auch seiner diversen Kino-Filmen besitze. Davon konnten
wir uns dann, nach herzlicher Verabschiedung von Daphne, einen Stock tiefer in der Bar von Pawl&Su überzeugen. Pawl hat sich hier eine wirklich unglaubliche Dokumentation von Ton- und
Bildaufnahmen aus der Elvis-Ära angelegt, wobei er uns gleich mal alle Elvis-Filme auf eine unserer Harddisk kopierte. - Hier in Pitcairn auf diese Weise wieder an Elvis erinnert zu werden, das
ist doch wirklich eine Rüüdig verrockte Geschichte!
Aber dieser Montag vom 9. April 2018 sollte für uns vier Schweizer noch weitere unvergessliche Erlebnisse in petto haben! So hatten wir vier bereits gestern auf heute Mittag im Hause von
Darralyne&Tura ein Pitcairn-Schlemmer-Menue zu 20USD p/Person reserviert! Dabei bekochte uns Darralyne zusammen mit ihrer Schwester Charlene, wobei sich dieser vielseitige und wirklich
reichhaltige Lunch wie folgt zusammen setzte: Vier verschiedene Salate mit ua frischem Chabis, Rübli, Gurken, Tomaten und Rote Beete. Dann tischte Darralyne diverse Platten mit zwei verschiedenen
Fischfilets, Pouletbrüschtli und Pouletschenkel sowie Bratkartoffeln und Pommesfrites auf! Und all diese Gänge waren einfach ober-fein gekocht und zubereitet! Dabei hätte va ich
„Süss-Süchtiger“ davon ausgehen sollen, dass Darralyne sicher noch mit etwas Dessert aufwarten wird! Und so kam es, dass ich auch vom reichlichen Dessert-Angebot nicht nur einige Löffel ihres
selbst zubereiteten Vanille-Glaces mir schmecken liess sondern ich auch noch Platz für Creppes und Mango hatte! - Liebe Darralyne, herzliche Gratulation und Danke für deine Kochkünste!
So machten wir uns gegen 1400 bestens gesättigt und gut gelaunt auf den Weg zurück zu Pawls Bar, wo wir bald eine feuchtfröhliche und aufgestellte Runde den heutigen Geburi von Sue feierten!
Neben uns vier Schweizern sowie Pawl&Sue waren noch dabei, die Sozialarbeiterin Fran und der Treasury-Mann Kaerry sowie der pensionierte und sich hier auf Pitcairn zur Ruhe gesetzte Banker
Leslie! Dabei entpuppten sich die drei Pictairn’ianer noch als ausgezeichnete Sänger, so zB mit der unvergleichlichen Interpretation von „Swing Lou, Sweet Chariot“! Leider mussten wir um 1630
diese Geburi-Feier bereits wieder verlassen, da wir mit Charlene auf 1700 unseren Dingi-Lifttermin vereinbart hatten. Aber vorher mussten wir Pael&Su noch versprechen auf den morgigen Besuch
bei ihnen, eine Schweizer-Flagge mitzubringen, auf der wir uns vier Schweizer zu verewigen hätten. Diese Landes-Flagge würde dann als erste überhaupt an der Wand ihrer Bar aufgehängt! Diesen
Wunsch können wir natürlich nicht abschlagen und wir werden hier morgen mit einer Schweizer-Flagge auftauchen! - Schmunzel, schmunel!
So schlenderten wir bald einmal mehr zur Bounty Bay hinunter, wo heute sogar bereits vier Quads auf dem Pier abgestellt waren! Diesmal empfingen uns die beiden Jungs Kimiora und Jaden sowie ihrer
kleine Schwester Cushana von Charlene. Zusätzlich gab uns heute auch noch der junge Pitcairn-Mayor Shawn die Ehre und wir konnten mit ihm ein paar Worte wechseln. Und bald tuckerten wir mit
unseren zwei Dingis, bei nun diesen Abend schon etwas zu nehmendem Swell, wieder an unsere Ankerplätze zurück. Um 1830 gab es für uns zwei im KYORY-Cockpit, dies verständlicherweise
aufgrund des „reichhaltigen“ Lunches bei Darralyne, nur eine Chinese Soup zum z’Nacht! Dabei reflektierten wir miteinander die auch heute wieder eindrücklichen Insel-Erlebnisse, wobei wir immer
wieder auf die unglaubliche Gastfreundschaft dieser kleinen Pitcairner Gemeinschaft zu sprechen kamen! Gegen 2100 zogen wir uns in die Kojen zurück und nach ein paar Kindle-Seiten fielen wir
trotz - oder vielleicht wegen - heftigen Schaukelbewegungen in einen gesunden Schlaf!
Am 10.4.2018 knipse ich um 0600 einen schönen Sunrise über der Wallis und dem noch gestern hier vor Anker gegangenen Katamaran Dacdalus
Adventure aus Kanada mit einer 2er Crew aus ex-Jugoslawien. Auf 0800 machten wir uns bei heute noch etwas stärkerem Swell auf die kurze Dingifahrt zur Pier hinüber. Etwas hinter uns folgte
die Wallis-Crew und wieder assistierte uns Charlene beim Dingi-Parking. Nach unserer Ankunft unternahmen Julian&Pauline über die nächsten Stunden eine weitere kleine Bergwanderung
und Sandra und ich suchten als erstes Kaerry auf um nochmals ein wenig Bargeld in USD zu beziehen. Anschliessend schlenderten wir zum etwas verfallenen Häuschen von „Thursday October Christian
II“ (dies war wirklich sein Name), ein Grosskind vom Bounty Meuterer Fletcher Christian, der hier am 27.5.1911 im Alter von 91 Jahren verstarb. Dann suchten wir nur wenige Schritte unterhalb,
unsere neue Freundin Fran in ihrem schön eingerichteten, von der NZL-Pitcairn-Verwaltung zur Verfügung gestellten Fertigelement-Bungalow auf. Die erst vor einem Monat aus NZL hierher gezogene
Fran, spricht übrigens noch ein gutes Deutsch, übernahm im Auftrag der Inselverwaltung die verantwortungsvolle Aufgabe als Sozialbetreuerin der Inselbewohner. Auch dies ist eine der von der
Inselverwaltung initiierten Massnahme, um solch traurige wie im 2004 passierten Geschehnisse frühzeitig zu erkennen und somit auch zu verhindern. Wie sie uns erzählt, ist dies verständlicherweise
eine sensible Aufgabe und in diesen, ihren ersten paar Wochen auf Pitcairn versucht sie vorerst mal einfach ein Vertrauensverhältnis zu den derzeit 47 Inselbewohnern aufzubauen. - Liebe Fran, wir
wünschen dir weiterhin viel Kraft und Geduld bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe!
Gegen 1100 machten wir uns auf den Weg zu Pawl’s Bar rauf, die wie Su uns gestern informierte, in diesen Stunden noch verwaist war. Wir switch‘ten uns gleich
nochmals ins WiFi ein und erledigten noch einige Mail-Post. Um 1200 trafen dann auch Julian&Pauline wieder im Pawl’s ein und aufgrund des vor der Bounty Bay stärker werdenden Swell‘s suchen
wir gleich mal unsere „bekannten“ Wetterseiten auf und entscheiden, dass wir uns morgen Mittag mit unseren Booten noch für eine Nacht in die nahe und etwas ruhigere Down Rope Bay verschieben.
Wobei wir dann am Folgetag Pitcairn in Richtung den Gambiers wieder verlassen würden. Etwas nach 1300 trafen auch Pawl&Su wieder in ihrem zuhause ein und wir informierten sie über diesen
Entscheid, den sie gut nachvollziehen konnten. So befestigten wir dann noch mit einer „kleinen Zeremonie“ die im Rucksack mitgebrachte Schweizer Flagge, mit unseren Insignien drauf, an die
Bar-Rückwand! Somit hängt nun hier auf Pitcairn Island als erste ausländische Landesfahne unser „Weisses Kreuz im roten Feld“ an der Wand von Pawl‘s Bar! - Schmunzel,
schmunzel!
Und da wir bereits um 1500 beim Pier unten wieder unsere Dingis einwassern, verbleibt uns nur noch eine Stunde um uns von Pawl&Su ganz herzlich zu verabschieden!
Innig herzen wir auch diese neuen Freunde und machen uns ein letztes Mal „kurz und schmerzlos“ auf den Weg zur Pier der Bounty Bay hinunter! Hier überraschte uns dann auch noch Fran, die mit
ihrem Quad angerauscht kam um uns nochmals zusammen mit Charlene, begleitend mit überall etwas feuchten Augen, zu verabschieden! So tuckerten wir vier Schweizer, mit wehmütigen Blicken und unter
den letzten Winke-Winke zurück zur Pier, ein letztes Mal mit unseren Dingis hinaus in die Bounty Bay, wo unsere Wallis und KYORY bereits einen kleinen Tanz im weiter zunehmenden
Swell aufführten! Nach unserer Ankunft bei der KYORY platzierten wir bei nicht gerade einfachen Bedingungen unter grossem Gehopse umgehend den Outboarder am Heckkorb und das Dingi
auf dem Vordeck. Die restlichen Vorbereitungn vor dem morgigen Anker auf können wir dann noch morgen Vormittag erledigen. So sassen wir um 1730 im KYORY-Cockpit und schauten bei unserem
z’Nacht mit Spaghetti-Bolognese auf die Pier der Bounty Bay hinüber und waren uns mehr als einig: - Ihr lieben Pitcairnerinnen und Pitcairner, wir können und werden eure Gastfreundschaft,
verbunden mit einer Herzlichkeit die seinesgleichen sucht nie, aber gar nie vergessen! Wir wünschen euch für die Zukunft viel Kraft, Freude und Glück in eurer kleinen
Gemeinschaft!
So wechselten wir, etwas nach der Wallis-Crew, am 11.4.2018 mit Anker auf um 1400, während einer 30minütigen Fahrzeit von der Bounty Bay in die Down Rope
Bay. Wir fanden dann gleich hinter der Wallis auf gutem Sandgrund unseren Ankerplatz auf 23m Tiefe und setzten 80m Kette! Anschliessend holte ich unsere vollen acht 20Ltr.-Diselkanister
ins Cockpit und zusammen füllten wir damit gleich wieder unsere beiden Tanks voll. Dann erledigten wir auch noch alle restlichen Arbeiten, damit wir dann gegen Morgenmittag ohne Stress unsere
Rückfahrt nach Rikitea auf Mangareva in Angriff nehmen können!