Und endlich, am 20. Juni können wir um 0800 während unserem z’Morge feststellen, dass dieses uns über Tage und Nächte etwas beschäftigte Tief definitiv weiter
gezogen ist. Wir entscheiden uns noch vor dem Mittag zum Südpass zurück zu segeln um dann dort endlich wieder auf unsere Segler-Freunde Silvio&Patricia der Barbarossa sowie der
Fortune Light von Mikael&Lena zu treffen. Die beiden derzeit noch im Nachbar-Atoll von Tahanea vor Anker liegenden Boote haben uns über Sailmail vorinformiert, dass sie bei nun auch
bei ihnen nachlassendem Wind in den kommenden Tagen zum Fakarava-Südpass segeln werden. Wir unternehmen bei diesem nun wirklich wieder herrlichem Wetter nochmals einen Ausflug zur Beach hinüber.
Beim schlendern auf diesem einfach paradiesischen Strand entlang klicken wir noch einige Erinnerungs-Fotis und verabschieden uns, bis zu unserem Wiedersehen gegen Ende Jahr, von Liza&Dorian!
Bald finden wir uns wieder auf der KYORY ein und um 1140 geht es, mit einem 360°-Dreher um das von unserer Ankerkette umgarnten Bommie, soweit problemlos Anker auf zurück zu
Südpass. Mit vorerst 15Kn Wind, leider auf die Schnauze, haben wir keine Lust aufs aufkreuzen und motoren mit etwa 6Kn Speed bei stets bockiger See gegen Süden. Dabei kreuzen uns etwas querab
noch unsere Freunde der Heritage, die wir aber über das VHF nicht erreichen. Bei zunehmendem SE-Wind auf 22Kn und weiterhin bockigen Bedingungen gehen wir um 1315 auf 14m Tiefe, leider
ist keine Mooring frei, mit 55m Kette und den daran befestigten drei Floating-Schwimmbojen Anker ab. Wobei der Anker diesmal beim Fakarava-Südpass auf der Position 16°30.32‘S/145°27.47’W zu
liegen kommt. Vor uns entdecken wir an den Moorings liegend die Olé und die KIKAM. Den Rest des Tages verbringen wir auf der KYORY und gegen 1730 serviert Sandra im
Cockpit bei untergehender Sonne ein z’Nacht mit einem scharfen Würstli/Bohnen-Mix sowie Bratkartoffeln - und natürlich dürfen dazu ein Bloody Marie für Sandra und für mich ein Hinano-Bierchen
nicht fehlen!
Nachdem sich Sandra gegen 2000 in ihre Koje zurück hat, hole ich aus der Kühlbox ein zweites Bierchen und mache zum Abschluss meines heutigen Geburi-Tages keinen
speziellen Boxenstopp - aber es gehen mir wieder Mal einige bewegenden Gedanken zu meinem bis anhin wirklich abenteuerlichen Langfahrtenleben durch den Kopf:
Ich bin nun über fünf Jahre, davon drei Jahre mit Sandra, mit der KYORY auf den verschiedensten Ozeanen auf Langfahrt unterwegs. Und immer noch bin ich
jeden Tag, ob tagsüber oder nachts, aufs neue fasziniert von diesem Blick auf die weite See, gegen die Sonne und das grosse Himmelszelt! Denn aus dem Meer sind wir ja mal gekommen und vielleicht
gehen wir in einigen Jahrhunderten auch wieder dorthin zurück. Aber vorerst, im hier und heute, mache ich aus meinen geschenkten späten Lebensjahren noch eine spannende Geschichte daraus. Wenn
mir jeweils solche Gedanken durch den Kopf gehen, macht es mich aber vielfach auch traurig, warum so wenige Menschen den erweiterten Wert unseres doch einzigartigen und faszinierenden
Lebens nicht etwas mehr schätzen - und warum sie dabei so wenig unternehmen und vielleicht etwas mutiger werden, um zu versuchen dieses grosse Geschenk „Leben“ so lang wie möglich zu bewahren!
Dabei denke ich aber auch an einige meiner schweizer Freunde, die es geschafft haben in ihrem jetzigen Lebensabschnitt noch was spannendes zu unternehmen. Das kann wandern in den Schweizer Bergen
sein, ein Ausflug ins Südtirol oder in die Toscana oder warum nicht mit einem Camper kreuz und quer durch fremde Länder fahren. Oder gar eine heute nicht mehr so teure
Kreuzfahrt-schiffreise buchen, die sie ins Mittelmeeer, in der Karibik oder eben sogar in der Südsee führt! Derzeit unterstütze und motiviere ich übrigens einen 45jährigen Schweizer
Kollegen, der sich in den Kopf gesetzt hat - dies bereits nach Erlangung sämtlicher notwendigen Segel-Permits und begleitender Fachaus-bildung im Segeln und der Bootstechnik - in naher Zukunft
auch mal auf Langfahrt „Rund-um-die-Welt“ zu gehen! Und wenn ich dabei beim einten oder anderen „Sprung ins kalte Wasser“ aus meinem Freundeskreis vielleicht mit meinen Blog-Geschichten
mitbeteiligt war, freut es es mich umso mehr!
Nun, ich geniesse diese Jahre auf der weiten See in vollen Zügen - vor allem die Zeit die ich dabei noch zusammen mit meiner Tochter Sandra verbringen darf - und die Träume kommen dabei auch
weiterhin nicht zu kurz. Dies wenn sie auch nicht immer ans gewünschte Ziel führen. Denn ich finde eh nur den richtigen Weg, wenn ich wirklich weiss was ich noch will, wobei ich mich stets
getraue vor allem meinen Gefühlen zu folgen. Und wenn es jeweils in meinem Leben etwas schwierig oder kompliziert wurde trennte ich mich nie von den folgenden Gedanken: Dass es dabei das
wichtigste ist, dass ich meine Träume und Hoffnungen nicht los lasse oder gar verliere sondern stets versuche sie fest zu halten! So habe ich auch den Glauben an mich nie verloren und motiviere
mich unter der mir gegebenen Freiheit auch weiterhin Tag für Tag aufs Neue! Dabei habe ich nie ein schlechtes Gewissen, wenn ich tue was ich für richtig halte. Hätte ich dies jeweils getan, wäre
meine spannende Lebensgeschichte wohl in ganz anderen Bahnen verlaufen. Aber dann wäre ich vielleicht in den vergangenen Jahre unzufrieden durch die Welt gewandelt - so wie viele andere Menschen
auf dieser Erde! Denn ich glaube an das Recht, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn das hie und da für mein persönliches Umfeld etwas enttäuschend oder schmerzhaft ist. Dabei bin
ich überzeugt, dass ich auch in meiner hoffentlich noch Jahre dauernden Lebensabschlussphase (ha-ha), dies bei soweit guter Gesundheit, auf dem richtigen Weg bin. Denn letztendlich entscheide nur
ich selbst, wie ich auch meine restlichen Lebensjahre gestalten werde! - So, zwischenzeitlich ist es 2130 und auch mich übermannt die Müdigkeit und ich suche meine Koje auf!
Am 21. Juni sieht Sandra nach unserem z’Morge, dass vor uns eine Yacht ihre Mooring verlässt, wobei es sich zufälligerweise um diejenige Boje handelt an der wir
schon vor zwei Wochen fest machten. Natürlich gehen wir so schnell wie möglich Anker auf, das aber seit ein paar Wochen einige Minuten mehr Zeit benötigt. Denn um die Korallenköpfe (Bommies) zu
schützen ankern wir nun in solchen Korallengebieten stets mit einer Floating chain. Dabei befestigt Sandra jeweils an der in die Tiefe fallenden Ankerkette, erstmal so 20m nach dem Anker und
nochmals 10m danach an einer Leine je zwei Hartschalen-Schwimmbojen. So wird dann die Kette mittels dieser Schwimmbojen etwa 2 Meter unter der Wasseroberfläche gehalten und schwebt so über den
Bommies. So können wir mehrheitlich vermeiden, dass sich die Ankerkette um Bommies wickelt, diese verletzt und auch das spätere Anker auf gehen erschwert oder sich das Boot in ein
Kurzstag-Position verwickelt.
Kaum liegen wir nun fest vertäut an der Mooring hören wir über den VHFKanal 16 einen PanPan-Report (Dringlichkeitsmeldung)! Der Meldung entnehmen wir, dass in
unserer Nähe ein Katamaran auf slip ging und auf das Motu Koka Koka, liegt etwa auf halber Strecke zwischen Hirifa und dem Südpass, aufgelaufen ist. Dabei vermeldet der Skipper, dass Wasser in
den STB-Bug eindringt. Er benötigt va dringend eine starke Bilgenpumpe, um das eindringende Wasser raus zu pumpen. Dem anschliessenden Funkverkehr folgend hören wir zu unserer Beruhigung, dass
ein grösseres Dingi der privaten Tachcharter-Yacht French Polynesian Master zu ihnen unterwegs ist. Dabei geht aber leider noch wichtige Zeit verloren, weil der Catamaran-Skipper - trotz
mehrmaliger Nachfrage - keine genaue Position mitteilte und so das auf dem Weg zu ihm befindliche Dingi zuerst von der See her, und nicht innerhalb des Atolls, dem Havaristen zu Hilfe eilen
wollte. Wie wir dann zwei Tage später hörten, ging diese Geschichte zum Glück nochmals gut aus, der Bug konnte leergepumpt und behelfsmässig abgedichtet werden. Der Skipper überführte dann seinen
Kat in die Carenage des Nachbar-Atolls Apataki, wo die notwendige Reparatur erfolgen konnte.
Da sich auch diesen Nachmittag die See weiterhin noch etwas bockig präsentierte und dabei im Südpass die Sicht durch aufgewirbelten Sand stark beeinträchtigt wird,
verzichteten wir auf heutige See-Aktivitäten. Dafür backte ich einen weiteren Cake, diesmal einen Vanille Cake, und Sandra backte ein weiteres Weissmehl-Körnli-Brot. Abends hielt uns über SSB
wieder Jürg über die Aktivitäten mit seiner Melanie auf dem laufenden. Derzeit befinden sie sich in Taiohae/Nuku Hiva und haben gestern diese vielseitige Insel per Auto über Berg und Tal
befahren. Wie eingeplant wird nun morgen früh seine Frau Ann die Melanie verlassen und mit der Aranui5, dem kombinierten Kreuzfahrt-Frachter, über Rangiroa, Bora Bora nach Tahiti
schippern. Derweil sich Jürg nun morgens nochmals den Dingi-Unterboden vornehmen will und auch das Lager beim Ruderschaft-Bootsdurchlass der Melanie etwas gängiger machen
will.
Da sich der derzeit über 2m hohe Seegang draussen auf See noch nicht gross zurück bilden will, informiert uns am Morgen des 22. Juni die Barbarossa
von Tahanea aus, dass sie sich nun doch erst diese Nacht zusammen mit der Fortune Light auf den Weg zu uns machen wollen. Da es auch hier in der Lagune hinter dem Riff immer noch etwas
kabelig ist, beschenken uns Sandra und ich mit einem weiteren lazy-day! Während es sich Sandra zB mit einem Buch auf dem Salondach gemütlich macht, besteige ich für einen Kontrollgang den Mast
und knipse dabei natürlich wieder einige gelungene Fotis aus der Vogel-Perspektive. Später widme ich mich wieder dem texten für Blog-Beiträge im Word, wobei ich ja noch einiges aufzuholen
habe.
Dann ist es am 23. Juni soweit, um 0615 fahren die Barbarossa und die Fortune Light von Tahanea herkommend durch den Südpass und gehen unweit von uns vor Anker! So kommt es also
heute zu einem wiedersehen, nachdem wir diesen Mai die Gambiers vor diesen beiden Booten verlassen hatten. Umgehend tuckerten Sandra und ich mit dem Dinge zu ihnen rüber und mit Buss-Bussy
hiessen wir sie hier im Fakarava-Südpass herzlich willkommen. Und beide Crews verneinten jede Müdigkeit und so vereinbarten wir um 1000 zu einer gemein-samen Südpass-Schnorchelrunde aufzubrechen.
So kam es auch und bei diesem drift-snorkeling gelingen Sandra wieder einige eindrückliche Unterwasser-Fotis dieser hier verschiedensten lebenden Meeresbewohner. Etwas nach 1200 suchen wir
zusammen das Restaurant auf und treffen hier auf weitere uns bekannten Segler-Crews. Am Nachmittag organisierte Sandra auf vielfachen Wunsch verschiedenster Crews einen weiteren Pizza-Schmaus im
Lodge-Restaurant von Manihi&Tila. Dann freuten wir uns auf den 1800-Termin, den wir waren zu einem z’Nacht auf die Barbarossa zu Silvio&Patricia eingeladen. Dabei mussten
natürlich von uns vier wieder viele Erlebnisse aus den vergangenen Wochen an den Mann und auch an die Frau gebracht werden. Wir hatten einfach wieder viel Spass miteinander und freuten uns auf
weitere gemeinsame Aktivi-täten, so sprachen wir uns bereits für eine weitere morgendliche Schnorchel-Runde auf 1000 ab.
Und so kam es auch, am 24. Juni brachen wir nach einem gemütlichen z’Morge gegen 1000 wieder mit den anderen Crews zum Südpass auf. Leider mussten wir uns heute mit
unseren Dingis durch eine bockige See kämpfen. Beim anschliessenden Schnorchelgang war somit die Sicht im Südpass auch nicht bestens und unsere Clique fand sich bereits kurz nach 1100 zu einem
Umtrunk im Pass-Restaurant ein. Gegen 1300 suchten wir bereits wieder unsere Boote auf und vereinbarten uns gegen 1800 mit den anderen Crews beim Motu Aito Paradise zum Pizza-Essen - mit stets
reichhaltigem Salat und dem Hauskuchen als Dessert - zu treffen. Nach einem Nachmittags-Nickerchen tuckerten wir dann auch wir zum Motu Aiko, wo wir auf die mit uns befreundeten Crews der
Caramor, Barbarossa, Fortune Light und KIKAM trafen. Lustig war auch bei dieser über die Sprachgrenzen hinaus gehenden Zusammenkunft das Baby-lonische
Sprachengewirr, wobei wir uns unter mehrsprachigen Seglern mehrheitlich in Englisch unterhalten. Speziell diesen Abend mit am Tisch sitzenden Schweden, Italienern, Deutschen sowie französisch-
und deutschsprachige Schweizern! Nach dem Essen führte uns Manihi noch durch die wirklich zauberhaft gestalteten Häuschen seiner Ferien-Lodge. Auf alle Fälle kam auch diesen Abend der Humor nicht
zu kurz, bevor wir uns etwas nach 2100 wieder in unsere Dingis setzten und unsere Boote ansteuerten.
Am 25. Juni war um 0830 wieder Schnorcheln mit Silvio&Patricia angesagt und gegen 1100 fanden wir uns wieder auf unseren Booten ein. Während dem Lunch
entschieden wir uns, morgen unsere Mooring-Leine los zu werfen um das in der Mitte des Atolls liegende Pakokota anzusteuern. Beim dortigen Yacht Service von Matthieu&Agnes haben wir dann auch
endlich wieder guten WiFi-Empfang und wir können dabei erst noch unsere Laptops an 230V anschliessen. Auch weitere mit uns befreundete Boote wollen morgen weiter ziehen und bis rauf nach Rotoava
zum Nordpass zu segeln. Anschliessend beschäftigte ich mich beim Blog-Texten am Laptop währenddem Sandra mit Patricia eine reine Frauenrunde bestritt. Diesen Nachmittag beantwortete ich im
weiteren noch einige Sailmails und mittels unserem Diesel produzierte ich über den Watermaker 150Ltr. Süsswasser. Gegen 1800 fand sich Sandra wieder auf der KYORY ein und nach einem
unseres nun letzten Mix-Salat - so langsam geht uns das Frischgemüse wie auch die Früchten aus - ziehen wir uns in die Kojen zurück.