Auf unserer gegen 1.000sm langen Segel-Passage von Tahiti zu den Gambier Islands werden wir nach vier Tagen durch einen lauten „Ur“-Knall jäh gestoppt!

Endlich überzeugt uns ein Wetterfenster und am Weihnachtsabend vom 24.12.2018/1700, bei bewölktem und grauem Himmel werfen wir vor der Marina Taina in Punaauia/Tahiti unsere Leinen los. Sandra und ich sind mit der KYORY gut gerüstet um die Direkt-Passage mit den etwa 950sm zu unserem Cyclon-Hole in den Gambiers anzugehen. Gemäss Wetterprognose erwarten wir über die ersten paar Tage so 8-12Kn Wind aus mehrheitlich NNE mit einigen kleineren nassen Squalls. Gemäss unserem Fahrtenplan umfahren wir vorerst unter Motor zügig die N-Seite von Tahiti und werden bereits gegen 2000 von einem dicken Squall eingefangen, der uns über gut eine Stunde mit seinen 25Kn-Böen, begleitend mit 1.5m-Wellen und einiges an Blitz und Donner nicht mehr frei geben will. Begleitend bestätigt uns auch das Radar, dass dieser Squall ausnahmsweise stationär verbleibt. Somit findet in diesen Abendstunden auf der KYORY auch definitiv kein Weihnachtsessen statt! Kurz nach 2400 durchfahren wir immer noch unter Motor bei ähnlichen Begleitumständen zwei weitere Squalls, wobei wir auch von diesen beiden so richtig gefordert werden. Gegen 0230 sind die Squalls wohl verschwunden aber weiterhin fegen Böen von 15-25Kn über uns hinweg und in den Morgen hinein schwächt sich die Geschichte dann doch es betzeli ab. In den folgenden Stunden säuselt der Wind mit nur noch etwa 5Kn. aus NE. Um 0900 des 25.12. entscheiden wir uns den gut 400m hohen Atoll-Kegel von Meetia im E zu umfahren und etwas später - dies nach 12 Motorstunden - endlich die Segel zu setzen, um dann direkt auf die Gambiers zuzuhalten. Aber es soll verflixt nochmals vorerst noch nicht sein, denn auch nach 1200 haben wir mehrheitlich fast Flaute bei immerhin etwas weniger hohen Wellen. Dann endlich können wir kurz nach 1300, wir fahren am Rande eines weiteren Squalls, vorerst unsere 150%-Genua auf 90% ausrollen und der nun so stetige 22Kn NNE-Wind bringt unser 20t-Boot auf 080° mit gut 5Kn voran. Natürlich kommt nun auf der KYORY so langsam etwas wie richtige Freude auf!
 
Ab 1800 geht es mit nur noch um die 10Kn Wind gemächlicher auf N zu. So kommen wir, wenn auch mit abwechselnden Winden von 5Kn bis 10Kn, weiterhin gut in den neuen Tag des 26.12. hinein. Gegen 0900 werden wir mit gegen 20Kn Wind beschenkt und umgehend setzen wir nun auch noch unser Gross ins 2. Reff. Und gleich geht mit vereinzelt über 6Kn die Post ab! Zwischen 1300 bis 1530 haben wir fast wieder Flaute. Aber mittels Nachspannen der Schoten sowie des Barberholers und dem Zupfen an den Genua-Lieks können wir immerhin unsere beiden Segel wenigstens so stehen lassen. Es geht nun wohl bei durchschnittlich 10Kn Wind mit so 3.5Kn Speed ruhig in den Abend und in die Nacht des 27.12. hinein - aber leider werden wir bei einem Kurs von 115° etwas zu stark gegen SE abgedrängt.
Also entscheiden wir uns um 0700 aufzukreuzen und unser neuer Kurs steht nun mit 020° (!) an. Dieser Kurs gegen NNE passt uns natürlich gar nicht, aber in dieser Situation beissen wir in den sauren Apfel und hoffen so später wieder gegen E aufkreuzen zu können. Mit wieder zurückgehenden Winden geht es durch den weiteren Vormittag in den Mittag hinein. Um 1300 erblicken wir voraus sich einige sich neu bildende Squalls, die wir uns auch auf dem Rader detaillierter angucken. Wir rollen vorsichtshalber die Genua ein und lassen das Gross im 2. Reff stehen und fahren unter Motor auf einem angepassten Kurs von 100°. Nach drei kleineren abgewetterten Squalls fahren wir um 1415 zum Gross wieder die Genua auf 80% aus. Aber mit ansteigender Wellenhöhe auf um die 2m ist es uns zu bockig und wir wechseln wieder zum Amwind-Kurs auf 030°.  Die nachfolgenden Stunden haben wir wenigstens die Squalls nur rund um uns rum und wir entscheiden uns definitiv die KYORY nun einfach bis auf weiteres gegen NNE laufen zu lassen. Also vielleicht über Tahanea hinaus zu segeln um dann erst in ein oder auch zwei Tagen wieder auf E-Kurs zu gehen. Auch unser Barograf zeigt uns seit unserem Aufbruch in Papeete die normalen Auf- und Ab-Ausschläge und rechnen mit keinen gröberen Wetterüberraschungen. So geht es erstmal problemlos auf den Abend zu und weiter in die Nacht des 28.12. hinein. - Übrigens haben sich zu unserem Glück auf dieser Segeletappe bei uns beiden noch keine Anzeichen von Seekrankheit gemeldet, wobei Sandra aber prophylaktisch hin und wieder mal eine Cilotron-Tablette schluckt!

Mit stets so 22Kn Wind geht es durch die Nacht und mit begleitenden gut 5Kn Speed in den neuen Morgen des 28.12. hinein. Durch den Vormittag haben wir noch zwei nasse Squalls mit den standardmässigen 25Kn-Böen abzuwettern, wobei immer noch das Gross im 2. Reff steht und die Genua auf 80% ausgerollt ist. Bei wenig Bewölkung und blauem Himmel geht es auf High-Noon zu und mit den wieder auf 2m angestiegenen Wellen kommt die KYORY gut zurecht und prescht durch diese holprige See.
Aber von einer Minute auf die andere wurden wir von einem aus achterlich auf STB herandüsenden Squall von 35Kn Windstärke und viel peitschendem Regen überrascht. In diesen Stunden habe ich Steuerwache und da die KYORY sukzessive bis zum Sülbord auf die BB-Seite gedrückt wird schreie ich nach Sandra, die auch gleich durch den Salon gedüst kommt!. Und als ich um die Genua zu reduzieren sukzessive in den Wind eindrehe hören wir beide gegen 1400 einen kurzen fürchterlichen Knall! Ich gucke sofort neben der Sprayhood nach vorne zum Vorstag der Genua-Rollanlage. Dabei muss ich feststellen, dass das Vorstag mit der Rollanlage lose im Bugkorb hin und her baumelt. Verflixte Scheisse; natürlich war nun mein erster Gedanke: Bitte einfach kein gerissenes Vorstag, damit nicht im schlimmsten Fall noch der Mast runter kommt! Als erstes konnten wir vorerst mal die KYORY im Wind halten und so noch vom Cockpit aus die Genua vorsichtig und langsam einrollen. Anschliessend bewegte ich mich bei dem anhaltend böigen und nassem Wetter vorsichtig nach vorn zum Bug und nach einem Blick unter den Bugspriet hatte ich den Auslöser des Knalls gefunden. Unser 10mm-Wasserstag, das den Bugspriet nach unten zum Bug zieht, ist gleich unter dem Bugspriet entzwei  "gebrochen"! Okay, nun sofort den Mast zusätzlich sichern, da der Bugspriet etwas nach oben verdreht wurde und nun die beiden Achterstage ergänzend lose wurden. Als nächstes versetzten wir unser auf dem Vordeck fixiertes Dingi gegen den Mast hin und setzen unseres am Mastfuss fixierte Reserve-Fockstag mit der Hand-Spannkurbel auf einem freien Vordeckring. Mit dem dann fest zugedrehten Reservestag konnten wir auch den Mast wieder voll nach vorne ziehen, womit auch die zwei Backstage wieder unter Spannung standen. So, nun konnten wir bei etwas The aus der Thermoasflasche etwas durchatmen.  Ich kletterte dann, gesichert von Sandra, für einen Sicherheitscheck noch in den Masttop rauf und fixierte im Masttop eine zusätzliche Sicherheits-Leine, die ich nach dem Abstieg auf dem Vordeck fest latschte. Anschliessend liessen wir auch gleich noch das Gross in den Lazyjack fallen um zusätzlich den Mast zu entlasten. Die am Vorstag baumelnde und natürlich nicht mehr einsetzbare Genua-Rollanlage fixierte ich beidseits der Furlingrolle mit kleinen Leinen am Bugkorb. Der Bugspriet kann nun auch nicht weiter nach oben verbogen werden, da nun das Vorstag mit der Rollanlage und dem Mast aufgrund des gesetzten Reserve-Fockstages genügend entspannt wurde. - Und natürlich können wir auch ermessen, welches Glück wir hatten, dass vor allem der alte überdimensionierte Mast diesen Unfall uberstanden jat! 

Ja und dann entschieden wir uns verständlicherweise mit der „flügellosen“ KYORY gleich das nahe Fakarava-Atoll anzusteuern, um dort bei Matthieu in Pakokota, ein neues Wasserstag zu organisieren. Diese letzten 20 Motorstunden mit dem ersten eingeplanten Stopp in Rotoava waren dann für uns mit der wackligen Rollanlage im Bugkorb ein nochmals bockiger Ritt bei stets etwas über 20Kn E-Wind und anhaltend blöden 2m-Wellen auf die Schnauze! 
Aber alles ging doch noch gut und bei Slacktide fuhren wir dann am Samstag, 29.12. um 1000 durch den Fakarava-N-Pass und nun schnaufen wir erstmal hier in Rotoava es betzeli durch. Im neuen Jahr schauen wir dann nach einer Lösung für das gebrochene Wasserstag. Um dann hoffentlich einige Tage später, bei einem uns genehmerem Wetterfenster, doch noch step-by-step die Gambiers anzusteuern. Und so ein weiteres Mal in der unvergleichlichen Inselwelt der Gambiers - mit einigen uns befreundeten Seglern - auch die kommende Cyclon season bis April 2019 zu verbringen.

Somit bleibt unserer anschliessender Langfahrtenplan, trotz diesem Pech mit dem gebrochenen Waterstay,  vorerst bestehen, dh dass wir dann nach der Cyclon Season gegen Mitte 4.2019 die Gambiers wieder in Richtung W verlassen, um dann vielleicht nun doch mal die etwas südlicher liegenden Austral Islands - werden unter dem Jahr jeweils nur von wenigen Yachten angesteuert  - aufzusuchen. Und wie dann unsere weiteren Pläne mit der KYORY aussehen werden, entscheiden wir dann ab Mai 2019 step-by-step!

Somit wünschen wir all unseren Blog-Leserinnen und Lesern auf diesem Wege no „Es guets nöis Johr!“. Mögen all eure Wünsche, bei stets bester Gesundheit, auch im 2019 in Erfüllung gehen!