Teil 1: Auf unseren Yachten wird auch mal über verschiedenste Wirtschafts-Themen diskutiert! So zB über Top-Gehälter, AG’s und Verschuldung!

Je nach Zusammensetzung unserer Diskussions-Runden sprechen wir jeweils, neben normalen Problemen aus dem Seglerleben, auch über Themen die gerade aktuell sind oder uns einfach sonst wie interessieren. So war an einem dieser mal einiges länger dauernden Diskussions-Abenden der Auslöser zu Wirtschafts-Themen, die völlig überdrehten Manager-Gehälter sowie die Unmöglichkeit einer dieser Herren für die horrenden Schulden aus dem Banken-Crash von 2007 in Verantwortung zu ziehen. Begleitend schauten wir uns dann das dabei eine gewichtige Rolle spielende AG-Gebilde näher an. So führte das einte zum anderen und bei weiteren Diskussionen wendeten wir uns noch den Verschuldungen von uns bekannten Staaten zu. Dann waren auch mal der weltweite Lebensstandard mit Messgrösse des BIP, den Goldreserven sowie die Schweizer Vermögensverwaltung für uns weitere interessante Themen.

Aber vielleicht stellen sie nur schon beim Durchlesen obiger Überschrift fest, dass mal diese wieder trockene Thematik für sie nicht von Interesse ist. Dies kann auch ich gut nachvollziehen und sie klicken sich dann ganz einfach zu vielleicht einem für sie spannender zu lesenden Blog-Reisebericht weiter!

Die unverschämt hohen Gehälter von Top-Managern!
Der zufällig gelesene Zeitungsartikel über die im 2007 und 2008 an Stephen Schwarzmann, damaliger CEO der US-Finanzinvestor-Gruppe „Blackstone“, löste diese Salär-Diskussion aus. Denn das noch im Banken-Crash-Jahr 2007 an ihn ausbezahlte Jahres-Salär in der Höhe von verrückten 350 Mio. USD, steigerte sich, infolge Ausschüttung von Aktien-Paketen, im 2008 auf unglaubliche „703 Mio. USD“!  - Übrigens sollte diese „Blackstone-Group“ meinen Lesern aus dem „9/11“-Manifesto-Beitrag noch in „bester“ Erinnerung sein! Also dieses Salär war doch wirklich der Ausreisser in astronomische Gehalts-Höhen! Aber die heutigen weltweit einfach unverschämt hohen Jahresverdienste sogenannter Spitzen-Manager bewog mich dann nach-träglich, zu diesem und weiteren von uns angesprochenen Wirtschaftsthemen - wobei ich unsere Diskussionsflut wie stets mit ergänzenden Internet-Recherchen aufarbeitete - diese nachfolgend noch etwas tiefer in die Themen gehende Abhandlung zu schreiben.

Drehen wir nun doch das Salär-Rad erstmal um die 30 Jahre zurück. Im 1977 verdiente ein Top-Manager das 36-fache eines Arbeiters seiner Firma, im 1993 war es schon das 131-fache und im 2007 war es dann das unglaublich 369-fache eines Arbeiterlohnes! Wo ist da der Realitätssinn, die Selbsteinschätzung und die soziale Kompetenz dieser Firmen-Verantwortlichen geblieben! Dies alles ist doch einfach abnormal und die Frage sei uns gestattet:
Wo führt uns diese Art - mit solche n Auswüchsen bei Manager-Salären - von Kapitalismus oder freier westlicher Marktwirtschaft wohl noch hin?!

Nachfolgend eine Rangliste von im 2017 an Top-Manager in Europa ausbezahlten Jahres-Gehälter:
1. Roche, Schweiz, S. Schwan                 13 Mio. USD
2. Anheuser-Busch, Belgien, C. Brito        12.5 Mio. USD
3. UBS, Schweiz, P. Ermotti                       12.5 Mio. USD
4. SAP, Deutschland, B. Mc. Dermott        11 Mio. USD
5. Novartis, Schweiz, J. Jimenez               10.7 Mio. USD
6. BA Tobacco, N. Durante                        10.2 Mio. USD
 
Hier noch die ersten drei Spitzenverdiener von Ennet dem Teich und wir stellen fest, dass die Unsitte solch horrender Spitzengehälter aus den USA stammt:
1. Expedia, D. Khosrowshahi             94.6 Mio. USD
2. CBS-TV, L. Moonves                      56.4 Mio. USD
3. Viacom Media, P. Dauman             54.1 Mio. USD

Dabei sollten wir uns über die Gehaltsansprüche solcher Manager nicht ärgern - denn das bedeutet bereits Akzeptanz - sondern einfach laut lachen! Denn wer meint, dass seine Leistung mehr als das 20fache wert ist von dem, was ein durchschnittlicher Angestellter verdient, der hat ein gefährliches Problem mit seinem Selbstbild und gehört entlassen! Dies vor allem aus Mangel an Realitätssinn, Selbsteinschätzung, Anstand und sozialer Kompetenz!
 
Dass es aber auch anders gehen kann, zeigt uns Japan auf. Dort verdient kein Top-Manager mehr als das 20-fache des Durchschnittsverdienstes eines Arbeiters in seiner Firma. Dem erst noch eine Obergrenze von max. 800‘000 USD gesetzt sind!

Das Problem bei diesen horrenden Salären liegt in den Regularien der Aktiengesellschaften (AG)!
Denn solche Salär-Auswüchse sind leider vor allem unter den Regeln der beschränkten Haftung in einer Aktiengesellschaft (AG) möglich! Denn eine AG ist auch für die „persönliche Bereicherung“ ihrer Manager zuständig - aber eben „nicht“ für die „persönliche Verantwortung“! So ist für die Moral in einer AG niemand persönlich zuständig - allenfalls höchstens für gefälschte Bilanzen!
Und wer kam übrigens für die durch die grossen Banken - natürlich AG’s mit beschränkter Haftung - im 2007 verursachte Finanzkrise auf? Nein, keine ihrer hohen Gehälter und Bonusse abzockende Spitzen-Manager oder Verwaltungs-räte mussten mit ihrem Privatvermögen haften! Sondern einzig deren betroffenen Staaten, respektive deren Steuerzahler - also einmal mehr das Volk - hatte für diese Schäden und Schulden aufzukommen!

Wir alle - da meine ich auch uns mit eingeschlossen - sollten bei diesem Thema einen Boxenstopp einlegen und doch mal über die Bücher gehen. Denn wir alle sollten unsere Gier nach immer Mehr endlich zur Ruhe kommen lassen. Also sollte das Ziel unseres Strebens kein Mehr an Geld und Gütern sein. Denn diesbezügliche Umfragen zeigen doch immer wieder das gleiche Ergebnis auf: Die Menschen sehnen sich nach einem Mehr an sinnvoller Freizeit, Aufmerksamkeit, Geborgenheit, Liebe, Zufriedenheit und Gesundheit - und eben nicht nach einem Mehr an Besitz!

Wie steht es in diesem Zusammenhang um die Verschuldungshöhe von einigen uns bekannten Staaten!
Schauen wir uns dabei die Rangliste der Staatsverschuldung - in Prozenten des BIP im 2018 - von einigen uns bestens bekannten grösseren und auch kleineren Ländern an:

1. Japan, 236%
2. Griechenland, 191%
3. Libanon, 157%
4. Italien, 130%
5. Barbados, 129%
6. Jemen, 128%
14. USA, 108%
18. Bhutan, 100%
29. England, 86%
35. Österreich, 78%
57. Deutschland, 60%
102. China, 51%
113. Schweiz mit 42%!

Am Beispiel Japan sind diese %-Zahlen wie folgt zu interpretieren: Im Jahr 2018 beträgt also Japans Staatsverschuldung 236% des BIP. Das heißt: Die gesamte Volkswirtschaft Japans müsste 2,36 Jahre arbeiten und die Erlöse vollständig an die Gläubiger des japanischen Staats abgeben, um diese hohe Staatsschuld zu tilgen. Und dabei fallen auch während dieser Zeit erst noch weitere Schuld-zinsen sowie staatliche Ausgaben an!

Solch hohe Staatsschulden bergen natürlich die Gefahr, dass in- und auslän-dische Investoren ihr Vertrauen in einen Wirtschaftsstandort verlieren. Auch können durch die Nachfrage des Staates nach Krediten die Zinssätze für den Staat sowie auch die Bürger und Unternehmen steigen; somit wird die private Nachfrage nach Krediten durch die öffentliche Nachfrage verdrängt, wodurch das private Investitionsvolumen abnimmt. Dabei kommt dann ein Staat, bzw. die Zentralbank dieses Staates, in die Versuchung die Schulden durch Inflation zu entwerten; und die Folge davon ist, dass Gläubiger und Sparer schleichend enteignet werden!

Die globale Verschuldung hatte übrigens schon im 2017 mit einer sich kaum vorstellbaren Zahl von 184 Billionen USD ein historisches Hoch erreicht! Dies entspricht 225% des globalen Bruttoinlandproduktes (BIP). Rein rechnerisch beträgt die Verschuldung pro Kopf der Weltbevölkerung mit 86.000 USD mehr als das Zweieinhalbfache des durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommens. Auch ist diese weltweite Verschuldung heute größer als vor der Finanzkrise im 2007, die damals das Ergebnis einer geplatzten Kreditblase war.

Hier noch passend zu diesem Thema am Beispiel der USA einige unglaubliche Zahlen zu deren Kreditkarten-Verschuldung! Dabei dürfen nur wenige Länder auf der Welt zu finden sein, in denen die Konsumenten stärker verschuldet sind als in den USA! Die US-Bürger stehen bei Kreditkarten-Schulden mit knapp über einer Billionen Dollar in der Kreide, bei Auto- und Studentenkrediten sind es 2,8 Billionen Dollar. Dazu kommen dann noch schlanke 14,7 Billionen Dollar für Immobilienkredite (mortgage loans). Aber neben den Privathaushalten sind auch kleinere wie grössere US-Firmen stark verschuldet!
Weitere 1,6 Bill. Dollar entfallen in den USA auf Kreditkarten- und andere Teilzahlungskredite, die variable Zinsen tragen. 190 Mill. der knapp 280 Mill. US-Bürger besitzen insgesamt rund 1,2 Mrd. Kreditkarten. Im Schnitt haben die Amerikaner jeweils mehr als sechs Kreditkarten! Pro US-Haushalt betragen die Kreditkartenschulden mehr als 8400 Dollar und deren Bürger finanzieren jährlich Käufe im Wert von 1,4 Bill. Dollar mit Plastikgeld-Krediten. Auch besitzen bereits 80 Prozent der 18- bis 20-jährigen Amerikaner Kreditkarten, wobei es sehr gut nachvollziehbar ist, dass etwa 15 Prozent aller US-Bürger mit grösseren Kreditproblemen zu kämpfen haben.
- Ob uns bei all diesen weltweiten Finanzproblemen bald mal die nächste Krise
  bevorsteht?

27. Juni 2019
Franz X. Lang / SY KYORY / Switzerland