Als Schweizer werde ich von meinen Seglerkollegen bei solchen Diskussionen immer wieder auf die erfolgreiche Schweizer Bankszene angesprochen. Dies mit den stets
sich wiederholenden zwei Standard-Fragen:
1. „Warum bringen aus der ganzen Welt die Anleger so viel Geld in die
Schweiz?“ und
2. „Wie hoch ist eigentlich die Summe dieser in der Schweiz verwalteten
Vermögen?“
Also halte ich mal die Antworten auf diese zwei Fragen hier fest:
Zur ersten Frage: Warum verwaltet die Schweiz so viel vom weltweiten
Anlagevermögen?
Die Schweiz steht sinnbildlich für eine Lebenswerte Umgebung, in der Wohlstand und Sicherheit zum Standard gehören. Neben der hohen Lebens-qualität ist die Schweiz
vor allem auch ein sicherer Staat. Die politische
Stabilität ist sowohl für Arbeitsgeber als auch für Arbeitnehmer ein wichtiger
Faktor. Die Schweizer leben eine sehr direkte Demokratie und können sich
dank Abstimmungen besonders stark an politischen Entscheidungen
beteiligen. Und da die Schweiz seit 1815 in keine Kriege mehr verwickelt
war, bewegt sie sich in einer aussergewöhnlich wirtschaftlichen und politi-
schen Stabilität. Denn im Jahre 1815, während dem Wiener Kongress, hatte
sich die Schweiz bis in die heutige Zeit hinein zur immerwährenden Neutralität verpflichtet!
Und Aufgrund dieser vor erwähnten Punkte ist es doch gut nachvollziehbar,
dass für viele Anleger die Schweiz ein sicherer Hafen ist, um den dortigen
Banken ihre Anlagegelder anzuvertrauen. Sie besitzt dadurch einen hervor-
ragenden Ruf als Finanzplatz und weltweit gelten die Schweizer Banken mit
zu den sichersten sowie stabilsten Finanzinstituten. Und auch deren
Angestellte zählen mit ihrer Seriosität und Vertrauenswürdigkeit zu den
weltweit führenden Finanzberatern. Einen weiteren positiven Einfluss hatte
aber auch der über die letzten Jahre gegenüber dem USD und EURO
kontinuierlich an Wert gewonnen CHF. Aber dieser teure Franken hemmt
gerade derzeit leider wieder unsere stark vom Export abhängige Wirtschaft
und einzig die im Ausland ihre Ferien verbringenden Schweizer profitieren
vom für sie erfreulichen Wechselkurs!
Zur zweiten Frage: Wie hoch ist die Summe all dieser in der Schweiz
verwalteten Vermögen?
Nun, die Schweiz ist seit Jahrzehnten weltweit eindeutig die Nummer 1 bei
der Vermögensverwaltung. So verwalteten per Ende 2017 die 253 Schweizer
Banken insgesamt ein Vermögen in der Höhe von 7‘423 Mia. USD! Der
relative Anteil von ausländischem Kundenvermögen liegt bei 48 Prozent.
Dabei ist die Schweiz seit Jahren Weltmarktführerin im grenzüberschrei-
tenden Private Banking, denn mit 28% Marktanteil werden mehr als ein
Viertel des weltweit grenzüberschreitend verwalteten Vermögens in der
Schweiz verwaltet!
Aber ich möchte an dieser Stelle auch die Kehrseite dieser Medaille ansprechen: Denn von den heute total 7.9 Mia. Menschen der Welt-bevölkerung besitzen deren 80% so
gut wie nichts! Aber 1% dieser Welt-bevölkerung besitzen 43% des Weltvermögens! Dabei haben die reichsten 300 Leute auf dieser Welt das gleiche Vermögen wie die ärmsten 3 Mia.(!) Menschen dieses
Planeten!
Somit ist es mehr als verständlich, das irgendwann in nicht so ferner Zukunft soziale Spannungen den gesellschaftlichen Zusammenbrüchen folgen werden!
Jedem von uns muss es doch klar sein: Mit der Weltwirtschaft stimmt was nicht! - Es darf und kann doch nicht sein, dass eine so kleine Gruppe so viel Vermögen
besitzt!
Nun wenden wir uns noch der Frage zu: Warum denn auch heute noch durch unsere Staaten so hohe Goldreserven angehäuft werden?
Die Goldreserven der Länder lassen sich aus dem gleichen Grund erklären, warum auch Privatpersonen Gold kaufen sollten: Das Edelmetall ist eine zuverlässige
Absicherung gegen Krisen und Inflation. Besonders Letzteres spielt für Staaten eine wichtige Rolle. Durch die Reserven können sie ihre Kaufkraft wahren. Entscheidend ist auch der Wechselkurs,
denn der Goldpreis wird in US-Dollar angegeben. Das Gold dient also ebenfalls als Risikoausgleich zu Schwankungen des Dollar-Kurses. Russland und China sind zwar in der Top-Ten Liste der Staaten
mit den größten Goldreserven weltweit zu finden, im Verhältnis zu ihren Gesamtdevisenreserven ist ihr Goldbestand jedoch relativ gering. Deshalb gehen, wie schon Vorgangs erwähnt, diese beiden
Länder in den letzten Jahren dazu über, immer mehr von diesem Edelmetall aufzu-kaufen.
Dabei werden übrigens von einigen Staaten auch grössere Anteile ihrer Edelmetallreserven immer noch im Ausland gelagert. Dies macht durchaus Sinn, denn im Falle
einer Krise können die Gold-Barren schneller verkauft werden. Deshalb sind zB für EU-Staaten vor allem die USA, Kanada, Großbritannien und auch die Schweiz als Lagerorte wichtig, da hier eine
andere Währung als der Euro vorherrscht.
Warum aber die Goldreserven vieler Länder immer noch so hoch sind lässt sich vor allem historisch begründen:
Bis zum Ersten Weltkrieg herrschte in Europa und Amerika der Goldstandard vor. Dieser besagte, dass die Geldmenge eines Landes stets durch seinen Goldbesitz gedeckt
sein muss. Wer in Besitz von Geld war, war also stets dazu berechtigt, dieses in Gold umzutauschen. Deshalb machte es für Staaten Sinn, eine große Menge des gelben Edelmetalls anzusammeln. Nach
dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges benötigten die Kriegsteilnehmer aber dann entsprechendes Kapital, um ihre horrend hohen Kriegsausgaben stemmen zu können. In der Folge wurde der Goldstandard
in ganz Europa abgeschafft.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurde in vielen Ländern versucht, den Goldstandard wiederherzustellen. Der Goldpreis wurde jedoch höher angesetzt, um eine
größere Geldmenge zur Verfügung zu haben. Wirklich stabilisieren konnte sich der Standard aber nicht mehr. Das lag vor allem daran, dass einige Länder, zum Beispiel Frankreich und die Vereinigten
Staaten, in dieser Zeit viel Gold aufkauften. Das sorgte für eine Verschiebung der Reserven weltweit. Einige Länder konnten dadurch ihren Mindestbestand an Edelmetall nicht mehr aufrechterhalten.
Die Folge waren die damals zahlreichen Banken- und Wirtschaftskrisen überall auf der Welt. Schließlich lösten sich bis ins Jahr 1933 viele Länder von diesem Goldstandard.
So wurde dann nach dem Zweiten Weltkrieg das sogenannte Bretton Woods-
System beschlossen. Die Mitgliedsstaaten richteten ihre Währung nach dem Dollarkurs aus, der wiederum an den Goldpreis gebunden war. Schließlich stieg die
Dollar-Geldmenge jedoch immer weiter an, was dazu führte, dass die USA ihre Währung nicht mehr mit ihren Goldreserven decken konnten. Die anderen Länder versuchten deshalb, ihre Dollarreserven in
Edelmetall umzutauschen. In dieser Zeit häuften auch viele andere Staaten eine große Menge an Gold an, die zum Teil bis heute noch in den USA lagert.
Aber auch dieses System kam im Jahr 1973 zum Scheitern. So gab dann im Januar 1973 die Schweizerische Nationalbank SNB die Stützkäufe von Dollars nach starkem Druck
auf den Wechselkurs des Dollars auf. Womit die Schweiz übrigens damals das erste Land war, das seinen Wechselkurs freigab. Das System von Bretton Woods brach dann einen Monat später im Februar
1973 endgültig zusammen!
Nach wie vor besitzen die Vereinigten Staaten die größten Goldreserven und mit einigem Abstand folgt Deutschland. Hier die Rangliste von 2018 mit den weltweiten
Goldreserven in Tonnen:
1. USA 8.133t
2. Deutschland 3.668t
3. Italien 2.451t
4. Frankreich 2.436t
5. Russland 2.113t
6. China 1.852t
7. Schweiz 1.040t
8. Japan 765t
20. Österreich 280t
Resümee zu diesen Diskussionsabenden mit den verschiedensten Themen aus dem Wirtschaftsbereich:
Nach all diesen vielfach von uns Seglern nur oberflächlich diskutierten Themenbereichen sind wir doch alle gleicher Meinung: Unsere Regierungen müssen zusammen mit
dem Volk doch endlich was gegen unsere allgemeine „Ist mir doch egal“-Mentalität und die Gleichgültigkeit mit der wir die sozialen und ökologischen Fehlentwicklungen einfach so akzeptieren
unternehmen! Wenn wir dabei nicht auch noch das Erbe unserer Kinder aufbrauchen und zerstören wollen! Auch wenn es dabei schwierig ist vor allem gegen die Macht und Geldgier der Politiker
und deren verbündeter Grosskonzerne anzukom-men!
Wenn wir dabei noch begleitend die Weltbevölkerung von 7.9 Mia. im Jahre 2018 und den Klimawandel auf unserer Erde berücksichtigen, führt dies alles unweigerlich auf
das nahe Ende unseres Blue Planet mit all seinen Lebewesen hin! Und ich wiederhole mich an dieser Stelle einmal mehr: Denn für das Jahr 2050 werden auf dieser Erde gemäss der UN 9.7 Mia. und auf
2100 13.2 Mia. Menschen prognostiziert! Dabei zweifelt keiner unserer weltweit namhaften Wissenschaftler mehr an der seit Jahrzenten errechneten Tatsache, dass diese Erde - mit den Ressourcen die
sie uns zum Überleben noch zur Verfügung stellt - maximal 13.4 Milliarden Menschen tragen kann!
- Dann schon mal Tschüss ihr Erdenbewohner!
Trotz diesem vorgängigen nicht gerade erfreulichen Resümee noch dieses Zitat:
„Mutige Menschen haben aber schon in alten längst vergangenen Zeiten überlebt, weil sie Hoffnung hatten! Denn wo es Hoffnung gibt – gibt es auch Leben! Und ohne
Hoffnung wäre unser Leben ohne Licht!“
30. Juni 2019
Franz X. Lang / SY KYORY / Switzerland