So gingen wir am 15. Juli um 0800 Anker auf und als 3er-Armada nahmen wir die 20sm nach Tiputa unter den Kiel und während die KYORY unter Motor lief,
segelten neben uns die Isis unter Genua und die Coral Trekker unter Genua und Gross bei leicht bewölktem, aber herrlichen Wetter gegen Norden. Bis kurz vor Tiputa hatten wir
mittels Watermaker unsere Wassertanks wieder aufgefüllt und auch unsere Batterien hatten wieder vollen Saft. Wir steuerten gleich das Ankerfeld vor dem Hotel Kia Ora an und dann wollte Sandra wie
eigentlich immer per Fernsteuerung den Anker in die Tiefe verabschieden. Betonung auf „wollte“, aber der Ankerwinsch-Elektromotor reagierte nicht! Diesmal war es nicht wegen etwaiger Überlastung
der 100A-Winsch-Sicherung oder der 3A-Sicherung an der Fernsteuerung, nein, der Motor versagte einfach, trotz Klick-Klick des Relais, seinen Dienst! Und dabei haben wir vor zwei Jahren noch in
Atuona/Marquesas eine komplett neue Ankerwinsch, eine Lofrans Cayman 88, einbauen müssen. Dies weil damals der Elektromotor in seinem abgedeckten Cover - übrigens oberlausig mit nur zwei
Schrauben festgeschraubt - voll Wasser war und nicht mehr repariert werden konnte.
Also entfernte ich gleich unter böser Vorahnung auch diesmal wieder den Motorcover und verdammt nochmal, der Motor lag wieder zu einem Drittel im Wasser! Gleich
versuchte ich mittels einer Zahnbürste, soweit ich dazu kam, den hinteren Teil des Motors mit den Kohlebürsten zu reinigen und sprayte nach dem trocknen alles mit einem speziellen
Elektro-Schutzfilm ein. An dieser Stelle muss ich noch festhalten, dass ich um den Elektromotor auszubauen, die auf dem Deck platzierte und gut verschraubte sowie mit Sikaflex abgedichtete
Ankerwinsch als Ganzes demontieren müsste! Und dies ist auf der KYORY aus technischen Gründen nicht so einfach und wäre vor allem nicht in kurzer Zeit zu erledigen. Okay, leider machte
dann der Motor auch nach meiner Reinigungsaktion keinen Wank und da keine Mooring frei war, blieb uns nichts anderes übrig als den Anker mit 42m Floating Chain mechanisch auf 13m tiefe
auszusetzen! Dies mit dem Wissen im Voraus, dass dann beim späteren Anker auf-Prozedere unsere Armmuskeln wohl ein bisschen brennen werden!
Und nun wie weiter! Sandra und ich waren schnell gleicher Meinung, dass wir unter diesen Umständen auf den Besuch von Tikehau verzichten und uns nur vor Makatea an
eine der dortigen Moorings legen würden, um dann anschlies-send die Marina Taina im NW von Tahiti anzusteuern. Dabei muss ich noch erwähnen, dass in Makatea nur im Westen an drei für Segler
vorhandenen Moorings die Boote befestigt werden können, da es rund um die Insel keinen Ankergrund gibt. Also suchten wir gleich unsere Freunde der Coral Trekker und Isis auf um
sie über unseren Ankerwisch-Schaden zu informieren. Natürlich konnten sie unseren Entscheid nachvollziehen und die Coral Trekker wird nun auf der Etappe nach Tahiti am 18. Juli Tikehau
und später Makatea ansteuern, während dem die Isis hier in einigen Tagen vier neue Chartergäste aus Österreich in Empfang nehmen wird. Okay, wir können hier in den Tuamotus bei unserem
Ankerwinsch-Problem nichts weiter unternehmen und so versuchen wir diese blöde Sache mal vorerst aus unseren Köpfen fern zu halten. Sandra ging später noch mit Jina, Robi und Julien beim
sogenannten Aquarium vor der Passausfahrt auf eine Schnorchel-tour, wobei an diesem Nachmittag eine starke Strömung vorherrschte und somit die See infolge des aufgewirbelten Sandes sehr trübe
war. Unterdessen machte ich mich auf der KYORY in Sache Ankerwinsch schlau und blätterte vorerst mal den SVB-Bootszubehör-Katalog durch um dann von Tahiti, New Zealand oder Deutschland
aus einen neuen Elektromotor zu organisieren. Übrigens war es für mich zu diesem Zeitpunkt klar, dass eindeutig der Motor das Problem ist. So haben wir also nach unserer Rückkehr nach Tahiti,
neben der Genua-Rollanlage, ein gröberes Problem mehr zu lösen!
Am Tag drauf schlenderten wir zusammen mit unseren Freunden ein weiteres Mal durch das Dorf und ergänzten bei Einkäufen unser Food Lager. Anschlies-send fuhren Robi,
Sandra und ich mittels Taxi ins etwa zwei Meilen entfernte Dorf Avatoru und füllten zwölf 20Ltr.-Kanister Diesel und Benzin für unsere beiden Boote ab. Danach klinkten wir uns beim Tiputa Pass in
der härzigen Pension Josephine ins Internet ein und abends trafen wir drei Crews uns bei einem geselligen z‘Nacht im Chez Lilli Restaurant zu einem weiteren temporären Abschied, um dann in Tahiti
wieder aufeinander zu treffen! So verliess am 18. Juli bereits um 0615 die Coral Trekker-Crew ihren Ankerplatz und tuckerte unter gegenseitigem Winke-Winke an uns vorbei in Richtung
Passausfahrt! Da Sandra am späteren Nachmittag hinter uns eine freie private Mooring erblickte, wollten wir diese Chance gleich packen, um dann frühmorgens des 20. Juli etwas lockerer zur
Makatea-Etappe aufzubrechen. Und der liebe Isis-Skipper Günther unterstützte uns dann mit seiner zusätzlichen Manneskraft beim Anker aufholen mittels unserer Armmuskeln. Dies wie auch
das Festmachen an der Mooring klappte bestens und anschliessend sassen wir noch zu einem Hinano in unserem Cockpit zusammen. Am folgenden Tag schlenderten wir dann nochmals durch das Dorf und auf
der Rückfahrt zur KYORY verabschiedeten wir uns bei der Isis von Günther&Judy um anschliessend unser Boot für die morgenfrüh beginnende Etappe reisefertig
aufzuklarieren!
So lösten wir am 20. Juli bei bedecktem Himmel und etwas Nieselregen um 0700 die Mooringleine und tuckerten durch die Ausfahrt-Abkürzung in den Tiputa-Pass hinein.
Wir querten bald die Pension Josephine, um gleich weiter durch den auch diesen morgen wieder etwas bockigen Pass hinaus auf die ruhigere See zu gelangen. Nach dem dies geschafft war drehten wir
bald mal bei 15Kn E-Wind und 1.5m Swell auf einen Kurs von 280° ein. Gegen 1000 setzten wir im NW von Rangiroa die Segel mit der Fock1 und dem Gross im 3. Reff und die zugeschalte
Bäru-Windsteueranlage hielt uns problemlos auf Kurs. Wir kamen unter herrlichen Segelbedingungen zwischen Rangiroa und Tikehau mit etwa 4.5Kn gut vorwärts, aber bald machten die aus SE auf uns
treffenden 1.5m-Wellen doch es betzeli zu schaffen und bremsten unseren Speed. So geht es in die Nacht hinein und der Bäru kann immerhin unseren fadengraden Kurs mit 205° auf Makatea und Tahiti
zu gut halten! Gegen 0300 nehmen die Böen auf 25Kn zu und die auf BB die KYORY treffenden Wellen sind inzwischen auf gegen 3m angewachsen! So ist es für uns abwechselnd im Cockpit Wache
schiebenden Segler nicht so gemütlich und es ist schwierig nur mal einige Minuten vor sich hin zu dämmern! Aber alles hat mal ein Ende und beim Wachewechsel um 0700 von Sandra zu mir, klart
erfreulicherweise der Himmel wieder auf. Aber aufgrund der immer noch aufgewühlten See entschieden wir uns, auf den Besuch von Makatea zu verzichten und gleich Tahiti anzusteuern. Schon etwas
übermüdet von dieser bockigen Nacht segeln wir dann immerhin den ganzen Tag über ohne grossen Wetterveränderungen zügig gegen Westen. Da wir gegen Mitternacht die NW-Ecke von Tahiti erreichen
werden, haben wir uns entschlossen - trotz unserer “fehlenden“ Ankerwinsch - beim Pt. Venus die Nacht zu verbringen um nicht in der Dunkelheit bei der Marina Taina nach einer freien Mooring
zu suchen oder im dort sicher überfüllten Ankerfeld einen Ankerplatz zu ergattern oder gar vor der Passeinfahrt driftend die ersten hellen Morgenstunden abzuwarten! So steuert der Bäru unser
Böötli weiterhin auf einem etwas angepassten Kurs von 215° auf das schon von weit weg hell flunkernd zu erkennende Tahiti zu. Gegen 2300 finden wir uns beide bei fast Vollmond und klarer Sicht im
Cockpit ein und holen nach dem Abbau des Bäru- Ruders und Windfahne unter Motor unsere beiden Segel runter und tuckern auf die Tao Tehe Bay beim Pt. Venus zu. Bei der Bay-Einfahrt stellen wir
fest, dass hier keine weiteren Yachten vor Anker liegen und so erreichen wir um 2350 unter sehr ruhigen Bedingungen unseren vorher auf der Navionics-Seekarte des iPads ausgewählten Ankerplatz.
Leicht lässt sich der Anker sukzessive über die Winsch-Gypsy mit 30m Kette auf 8m fallen und wir klarieren noch trotz vorgerückter Stunde unser Deck auf. Und kurz nach 0100 des eben angebrochenen
neuen Tages ist die müde KYORY-Crew in ihren Kojen verschwunden und findet umgehend den ersehnten und auch verdienten Schlaf!
Am Morgen des 23. Juli sitzen Sandra und ich um 0830 bereits wieder, soweit gut erholt und erst noch bei schönstem Wetter, beim z’Morge im Cockpit zusammen. Um 1020
gehen wir unter Handbetrieb der Winsch-Gypsy langsam aber fast mühelos Anker auf und fahren unter Motor der Küste entlang an Arue mit der TechniMarine vorbei. Bald umfahren wir das Riff wieder
kurz auf der Aussen-seite und drehen in den Pass zum Hafen von Papeete ein. Da wir diese 2-stündige Strecke stets unter Motor befahren, wollten wir noch mittels unserem Dynawatt-Alternator etwas
230V-Strom produzieren um unsere diversen Akkus aufzuladen. Mit der Betonung auf wollte, denn nach dem Streiken der Ankerwinsch kündigt nun auch noch die Dynawatt-Anlage uns ihren Dienst auf! Was
bleibt uns anderes übrig, als jetzt auch noch dieses Problem unserer Tahiti-Reparatur-Liste hinten anzufügen! Aber wir lassen uns trotzdem den Tag nicht vermiesen und drehen mit der
KYORY gleich hinter dem Riff in den Kanal gegen Süden ein. Vor dem Kreuzen der hier bis zur See reichenden Landepiste des Papeeter Airports von Faa‘a holen wir vom Tower noch deren
notwendige Passage Clearence ein. Und bald fahren wir an der Hotelanlage des Intercontinental vorbei und schon haben wir das grosse Anker- und Mooringfeld der Marina Taina von Punaauia vor uns.
Leider haben wir dann kein Glück eine freie Marina-Mooring zu finden und entscheiden es betzeli frech die KYORY am Ende der ersten Mooring Area um 1235 an einer privaten aber unbesetzten
Mooring festzumachen. Umgehend lassen wir das Dingi zu Wasser und befüllen vorerst unsere Wasserkanister am Dingi-Pier und suchen dann das gegenüber liegende Marina Office auf um sie über unsere
unerlaubte Mooring-Besetzung zu informieren. Die uns bestens bekannte Office-Mitarbeiterin Constance möchte dabei schon festgehalten haben, dass wir morgen diese private Mooring wieder verlassen
sollten und da derzeit auch keine Marina-Moorings frei sind halt doch vor Anker gehen müssten. In dieser Situation bringt auch das Erwähnen unseres Ankerwinsch-Problem nichts und wohl oder übel
werden wir uns bald mal ins Ankerfeld verschieben müssen. Wir begeben uns anschliessend zu Fuss zum nahen 24h-Magasin und besorgen uns noch einiges an Food, dabei va frische Baguettes. Und nach
der Rückkehr auf die KYORY füllen wir als erstes die Wasserkanister in die Tanks und sitzen gegen 1800 im Cockpit beim z’Nacht, und bestaunen hier nun wieder den abendlichen und meistens
auch farbenprächtigen Sonnenuntergang! Da wir immer noch in den Knochen etwas Müdigkeit verspüren, entscheiden wir uns, erst nach dem morgigen Frühstück im Detail unseren Listen
„Tahiti-Reparaturen/Unterhaltsarbeiten“ und „Tahiti-Material/Ersatzteil-Einkäufe“ zu widmen!