So sitzen wir am 24. Juli um 0800 beim z’Morge im KYORY-Cockpit und nehmen uns anschliessend genügend Zeit um unsere vor erwähnten Listen auf den neusten
Stand zu bringen, wobei die Liste mit der Überschrift „Tahiti-Reparaturen/Unterhaltsarbeiten“, mit allen grösseren und auch kleineren Arbeiten eine volle A4-Seite umfasst. Unser weiteres Vorgehen
planen wir für den heutigen Tag wie folgt: Als erstes werden wir den für uns stets bei Boots-Problemen hilfreich und beratend zur Seite stehenden Michel vom hier ansässigen Marine-Zubehörladen
aufsuchen, um bei ihm den einten oder anderen Tipp einzuholen was vor allem unsere Genua-Rollanlage, sowie die Probleme bezüglich der Ankerwinsch und des Dynawatt-Alternators betreffen. Gesagt,
getan und so tuckern wir gegen 1100 mit dem Dingi an Land und steuern direkt auf Michel‘s Marine-Laden zu. Als erstes melden wir uns auch bei ihm wieder freundschaftlich zurück und diskutieren
mit ihm mögliche Vorgehen bei der definitiven Bestellung unserer Genua-Rollanlage und eines Ankerwinsch-Elektromotors. Aber auch er kann uns soweit keine zusätzliche Unterstützung für einen
etwaigen Import über sein Geschäft anbieten und somit werden wir dann während unserem Besuch im „Cote Jardin“ dort gleich über Internet, wie von uns bereits vorsondiert, als erstes diese neue
Genua-Rollanlage in New Zealand bestellen und wegen den anderen Problemen uns weiter umschauen. Und per Zufall treffen wir bereits auf unserem Weg zum Carrefour noch vor dem Marina Office auf
einen französischen Seglerkollegen den wir von unseren diversen aktuellen Elektro-Problemen erzählen. Und dabei geht für uns ein erstes Türchen auf, denn Patrick ist, was wir bis anhin nicht
wussten, ein bestens ausgebildeter Boots-Elektriker. Da seine Yacht nur unweit von der KYORY an einer Mooring liegt schaut er gleich morgen Nachmittag mal kurz bei uns vorbei, um
prioritär das Ankerwinsch-Problem von der Elektrik her zu checken. Wir schlendern dann gegen 1230 weiter in Richtung Carrefour und stellen in „unserer“ WiFi-Ecke im „Cote Jardin“ unsere Laptops
auf. Als erstes erfassen wir die Mail zur Bestellung einer „Furlex-Genua-Rollanlage“, dies mit ergänzenden technischen Angaben und schicken diese an den uns aus einer im 2016 erfolgten
Ersatzteil-Lieferung bekannten Kjell der Firma Sailution in Aukland/NZL. Und dabei werde ich dieser in Englisch abgefassten Mail einmal mehr von Sandras ausgezeichneten Englisch-Kenntnissen
verwöhnt! Dann schicke ich eine weitere Mail an den SVB Bremen für die Offerte eines Elektro-Ankerwinschmotors. Und nach dem wir uns um 1400 eine „Quattro Formaggi“-Pizza geteilt hatten, widmeten
wir uns noch bis 1700 dem Lesen und Beantworten von Mails von zu Hause und auch von Seglerfreunden, die an den verschiedensten Orten in der Südsee unterwegs sind. Alsdann brechen wir bald wieder
in Richtung Marina auf und tuckern mit unserem Dingi zur KYORY zurück. Dann gönnen wir uns im Cockpit noch eine dicke Suppe und gucken vor dem Aufsuchen der Kojen noch einen
Hollywood-Schinken!
Am 25. Juli tuckern wir nach dem z’Morge zur Marina hinüber um nochmals nachzufragen, ob wir va wegen unserer nicht einsatzbereiten Ankerwinsch, nicht doch noch ein
paar Tage an der Privat-Mooring verbleiben dürften. Diesmal treffen wir auf den mit uns gut bekannten Marina Manager Philippe und klagen ihm unser „Leid“. Dies ohne Erfolg, denn er muss auch uns
gegenüber festhalten, dass er und der Mooring-Langzeitmieter dies einfach aus versicherungs-technischen Gründen nicht erlauben könne. Da wir über die vergangenen Jahre schon gesamthaft über sechs
Monate an einer der Marina-Moorings lagen, fragten wir nach einer freien Mooring. Leider muss auch er uns bestätigen, dass in diesen Hochsaison-Wochen einfach keine dieser Moorings noch frei
wären. Er wollte dann aber doch noch wissen, wie viel Tonnen denn die KYORY so auf die Waage bringe! Als wir ihm gegenüber die Zahl von 20t erwähnten schüttelte er den Kopf und
informierte uns über die seit 1. Juli geltenden Mooring-Vorschriften. Es dürfen nur noch Yachten bis zu einem Max.-Gewicht von 15t an die Moorings! Dies weil beim letzten Mara’amu-Unwetter im
Februar bei zwei Booten die Mooringleine riss. Beim anschliessenden Abdriften „tütschte“ eines der Boote einen Katamaran und daraus ist noch ein Versicherungsfall offen und es werden nun alle
Mietverträge entsprechend angepasst. Mit integriert ist nun, dass bei diesen von den Mietern unterzeichneten Verträgen, die Marina keine Verantwortung für gerissene Leinen übernimmt und auch
keine Yachten über 15t an den Moorings festmachen dürfen. Okay, dann wird hier die 20t schwere KYORY also nie mehr an einer Mooring liegen dürfen und so bleibt uns nun definitiv nichts
anderes übrig als diesen Nachmittag mit unserer defekten Ankerwinsch ins Ankerfeld zu verschieben! Wir informieren dann Philipp noch, dass wir so gegen Ende August für den Austausch der Rollgenua
mit der KYORY gerne das im Marina-Besitz befindliche Werks-Dock aufsuchen würden. Dies sei kein Problem meint Philipp und wir sollen einfach so eine Woche vor dem Termin im Office den
Tag vorreservieren.
Nach unserer Rückkehr zur KYORY verlässt gerade das vor uns liegende Boot seine Privat-Mooring und auf unsere Schiff-zu-Schiff-Nachfrage meint der Skipper,
dass er erst am kommenden Samstag (in zwei Tagen) wieder zurück kehren werde. Frech und kurz entschlossen entscheiden wir uns gleich von unserer jetzigen okkupierten Privat-Mooring an diese vorne
dran liegende Mooring zu wechseln. Unsere Marina Office-Freunde können ja auch nicht immer all ihre Mooring Areas kontrollieren! Nach dem Lunch erscheint dann der Boots-Elektriker Patrick auf der
KYORY und nimmt sich unserer defekten Ankerwinsch an. Nach einem Check des von mir abgedeckten Winschen-Motors ist er der Meinung, dass das Problem eher in den Kabelanschlüssen oder beim
Relais zu finden sei. Und so war es dann auch, die Relaisbox bekam etwas Wasser ab und der Plus-Anschluss korrodierte leicht. Mit seinem kurzen Telefonanruf bei Michel im Marine-Laden durfte ich
mit Freuden zur Kenntnis nehmen, dass Michel ein genau solch benötigtes Relais zu 95 CHF auf Lager hat. Da Patrick diesen Nachmittag noch einen weiteren Termin auf einer anderen Yacht hat, wird
er uns bezüglich unseren noch offenen Alternator-Problemen in den kommenden Tagen mal wieder aufsuchen. Natürlich holte ich mir dann gleich bei Michel die neue Relaisbox ab und montierte sie an
ihrem Ort in der Vorpiek. Und welch ein „Wunder“, als Sandra gegen 1700 auf die Fernsteuerung drückt surrt die Ankerwinsch wie in „alten“ Zeiten! Somit fällt also in diesem Fall keine
Neu-Investition in einen Elektromotor aus NZL oder Deutschland zu 600 CHF oder gar mehr an! - Uff!
Am 26. Juli entschieden wir uns nach dem z’Morge gleich die Mooring zu verlassen um für die KYORY im nahen Ankerfeld einen Platz vor Anker zu suchen! So
lagen wir bald im aufgrund der Hochsaison überfüllten Ankerfeld soweit ruhig vor Anker. Dabei aber etwas verunsichert, da drei Boote in unmittelbarer Nähe - an eigentlich in diesem im Ankerfeld
von Skippern unerlaubt versenkten Gewichten - an Moorings festgelatscht sind. In den Folgetagen kamen wir auch je nach Swell und zusätzlichem Wind nahe an diese Boote und so gingen wir 3x Anker
auf um uns jeweils ein bisschen zu verschieben. Da in diesen Wochen hier aber stets ein Kommen und Gehen von Yachten stattfindet, hatten wir irgendwann genug davon und wählten einen für uns
akzeptablen Ankerplatz in einer Gruppe bei nur vor Anker liegenden Yachten aus. Und seitdem finden auch keine Fast-Annäherungen mehr statt.
So, nun gehe ich mit meinen jeweils aktuell gehaltenen News doch etwas zügiger durch die kommenden Wochen. Hier aus diesen schnell an uns vorbeiziehenden Tagen, beim
Abwerkeln von kleineren Rep- und Unterhaltsarbeiten, einige weitere Highlights. So überraschte unser lieber Freund Dave von der Maluhia uns am 28. Juli per Dingi auf der KYORY,
wobei er sich derzeit mit seiner Kim noch in der City Marina von Papeete aufhält. Dabei konnten wir uns gegenseitig wieder auf den neusten Stand bringen, so wird die Maluhia über die
kommenden Wochen Tikehau und Rangiroa absegeln und anfangs September wieder Papeete anlaufen. Am 29. Juli suchten wir erstmals seit unserer Rückkehr per Bus Tahiti auf und besorgten vormittags
einige Sachen für die KYORY, so ua eine 20m lange und 1.5m breite Plastikfolie um beim bald mal erfolgenden Austausch der Genua-Rollanalge diese auf einer sauberen Fläche am Boden
zusammen-setzen zu können. Auch besorgten wir uns endlich mal ein 50mm-Plastikrohr von 1m Länge um den Gashebel vom Dingi-Outboarder bequemer bedienen zu können.
Zum Lunch trafen wir im 3Brasseur nun doch noch auf Jürg&Thanpitcha, die mal geplant hatten zwischen Mai - Juli von Apataki aus mit der Melanie durch
einige weitere Tuamotus Atolle und die Society Inseln zu segeln. Auch war dabei vorgesehen, dass wir uns mal irgendwo an einem Ankerplatz treffen wollten. Aber leider kam dann ein solches Treffen
auf Grund der uns beiden nicht immer wohl gesinnten Wetterlage und eines Bootsunfalles der Melanie nicht zustande. Dazu dann anschliessend in diesem Textblock noch einige Details zu
diesem wirklich blöden Unfall. Nach dem Lunch mit der Melanie-Crew schlenderten Sandra und ich an der Markthalle vorbei zum AlainAfflelou-Optikergeschäft. Dort hatten wir mit unserer
Freundin und Optiker-Angestellten Marail für mich einen Termin vereinbart. Ich habe nämlich seit einigen Wochen Sehprobleme mit den vor zwei Jahren in diesem Optiker-Geschäft gekauften zwei
Brillen mit Variolux-Gläsern. Dabei bleichten die Gläser aussen schleichend aus und ich hatte dadurch schon längere Zeit wie leichter Nebel vor meinen Augen. Marail hatte das Problem schnell
eruiert, denn vor zwei Jahren hatte ich mich entschieden - dies aber voll vergessen - die Gläser aussen mit einer Folienschicht zu überziehen, die meine Augen zusätzlich vor der Reflexion am
Laptop-Screen hätten schützen sollen. Aber da ich mich ja mehr draussen an der Sonne - mit zusätzlich starker Reflexion vom Seewasser - aufhalte als drinnen vor dem Laptop wurden nun diese
Brillengläserschichten von der Sonne sukzessive ausgebleicht. Also müssen nun die Brillengläser ersetzt, respektive wieder neue Gläser - diesmal aber ohne diese Folienschicht - in Frankreich
bestellt werden. Bei einem einfachen Sehtest stellte Marail noch fest, dass sich meine Sehfähigkeit - ich bin übrigens Weitsichtig - interessanterweise über die vergangenen zwei Jahren gar leicht
verbessert hat. Mal schauen, vielleicht kann ich wieder eine meiner alten noch behaltenen Brillen aufsetzen. Auf den 2. September konnten wir einen Sehtest-Termin beim Augenarzt - weilt derzeit
noch in den Ferien - vereinbaren und möchten dann gleichentags bei Marail die Brillengläser-Bestellung auslösen. Und so nach zwei Wochen sollten die neuen vier geschliffenen Gläser aus Frankreich
hier eintreffen und somit kann ich dann ab dem 18. September das traumhafte Polynesien wieder in seiner voller Farbenpracht geniessen.
Aber nun nochmals kurz zum Bootsunfall der Melanie-Crew zurück. Gegen Ende Juni tuckerten Jürg&Thanpitcha unter Motor mit mit ihrem Boot für einen
Tankstopp von der City Marina Papeete zur Marina Taina hinunter, um dann anschliessend für weitere Ferientage nach Moorea hinüber zu segeln. Aber es sollte halt nicht sein, denn auf der Höhe des
Hotels Intercontinental, vor der Einfahrt in die Marina Taina Area wurde die Melanie ohne deren Verschulden auf der BB-Seite von einem Taucherboot gerammt - da deren Skipper beim hier
nicht so starken Bootsverkehr gerade vollauf am Handy beschäftigt war! Das ging so schnell, das Thanpitcha - die als Ausguck vorne im Bugkorb stand - sowie der das Steuer bedienende Jürg nur noch
schreien konnten und Jürg auch keine Chance mehr hatte ein Ausweichmanöver einzuleiten. Bei diesem Crash blieb wohl die Melanie-Crew unverletzt, aber vom Taucherboot lag ein
Crew-Mitglied noch gegen einen Monat mit verschiedenen Verletzungen im Spital und der Skipper trägt noch heute ein Rückenkorsett. Der Sachschaden an der Melanie, mit eingedrücktem
Süllbord und abgebrochenen Relingpfosten, belief sich dann auf total 25.000 USD. Die Reparatur, die eigentlich gleich anschliessend auf der Hard der TechniMarine geplant war, zog sich dann aus
Ferien-Absenzen einiger Beteiligten sowie wegen Problemen mit der Versicherung des Unfallverursachers bis gegen Ende Juli hin. Somit mussten von der Melanie-Crew auch die geplanten
Ferientage auf Moorea gestrichen werden. Thanpitcha verliess dann Ende Juli wieder Polynesien und Jürg überführte anfangs August die Melanie wieder zur „Überwinterung“ nach Apataki und
er kehrte Mitte August für einige Monate nach Europa zurück. So hatten sich die beiden natürlich ihre 3monatigen Südsee-Ferien doch etwas anders vorgestellt!
Aber auch in einer solch paradiesischen Umgebung wie der Südsee werden wir Langfahrtensegler immer wieder mal von solchen, wie der Melanie passierten
Bootskollision und leider auch von noch tragischer verlaufenen Unfällen betroffen! Auf einige dieser unglücklich abgelaufenen Geschichten von uns bekannten Segler-Crews - die eben auch das
Langfahrtenleben so schreibt - gehe ich zusätzlich in einem am 18.8.2019 erfassten Blog-Reisebericht ein.