Am Sonntag des 15. September fertigte ich zum genauen Anpassen des Abgas-Rohrbogens beim Abgas-Borddurchlass für den Inox-Schweisser eine technische Zeichnung an.
Dann wollte ich schon vor Wochen beim Bugspriet, wo die Ankerkettenführung seitlich durch eine 10mm dicke Inox-Platte abgegrenzt ist, eine zusätzliche 2mm dicke und nach vorn abgerundete
Inox-Platte von 130x80mm aufsetzen. Dies abgerundete Platte sollte das vor neun Monaten neu montierte Drahtseil-Wasserstag - dies ersetzte das Ende 12.2018 auf See gebrochene Rundeisen-Wasserstag
- vor etwaigen Kardelenrissen an der Kante der Ankerkettenführungsplatte schützen. Dazu fertigte ich als erstes eine weitere kleine Zeichnung (da kann ich doch mein Wissen aus der 4jährigen
Maschinenzeichner-Lehre mal wieder umsetzen) an und übertrug sie anschliessend auf ein Reststück einer Inox-Platte, die ich dann morgen noch auf das richtige Mass zuflexen werde. Und nach dem
Bohren von zwei 10mm-Löchern kann diese Platte dann in den kommenden Tagen während der Montage der neuen Genua-Rollanlage eingesetzt und verschraubt werden. Um 1100 tuckerten wir in unserem Dingi
zum Boot des Schweissers Jean-Phillipe um ihm den Abgas-Winkel vorbei zu bringen. Leider ist er nächste Woche, wie übrigens auch heute Sonntag, voll mit Aufträgen ausgebucht und somit werde ich
Morgen den weiteren uns auch bekannten Inox-Schweisser Phillipe in seiner Werkstatt in Faa‘a, beim Airport von Papeete, aufsuchen. Dies ist doch etwas Dringend, da ich derzeit - bei noch ruhigem
Wetter - den Boots-Motor ohne das Abgassystem nicht laufen lassen. Dabei möchte ich aber das Risiko nicht eingehen, bei einem aprupten Wetterwechsel nicht gleich den Motor starten zu können. Auf
der Weiterfahrt zur Marina Taina legten wir zuerst noch bei Gilles‘s Gros Balou an um ihm nochmals au-revoir zu sagen, da er nach einem Kurztörn nach Moorea Mitte Oktober für zwei Monate
nach Frankreich zurückkehrt. Einen weiteren Boxenstopp gab es bei der Gemeos von Alex um bei ihm mal sein spezielles Spi-Leinenführungs-System mittels einem am Bugspriet befestigten Snatch-Block
anzugucken. Und ich muss gestehen, dies könnte auch für uns noch eine hilfreiche Variante sein. Anschliessend suchten wir noch das Pink Coconut auf um, neben dem Abarbeiten von Mailpost, für
unseren anstehenden Rollanlagentausch die entsprechende Furlex-Montage-Dok mit einem begleitenden Youtube-Video zu downloaden. Zum Lunch gönnte sich Sandra eine Pizza und ich mir einen Hamburger
mit Reis. Nach 1700 steuerte uns Sandra mit dem Dingi wieder zu unserem Boot zurück, wobei wir noch einen kurzen Schwatz mit unseren Freunden auf der hinter uns liegenden Coral Trekker
dazwischen schalteten. Nach der Ankunft auf der KYORY stellte Sandra auf meinem Notebook als erstes eine abfolgerichtige Dok für die Montage der Genua-Rollanlage zusammen. Nach dessen
Studium schrieb ich weiter an meinen Reiseberichten, von denen ich nun in den kommenden Tagen - oder doch erst Wochen - einige in den KYORY-Blog übertragen möchte.
Ja, und dann wollte Sandra nach unserem z’Morge vom 16. September für mich mit dem Schweisser Phillipe telefonisch einen kurzfristigen Termin zur Anpassung unseres
Abgas-Rohrbogens vereinbaren. Aber während der derzeitigen Yachti-Hochsaison hier in der Südsee scheinen alle Bootstechniker übervolle Auftragsbücher zu haben, denn auch Phillipe kann keine Zeit
frei schaufeln um unser doch eigentlich kleines Problem zu lösen. So entscheide ich mich kurzfristig die in Fare Ute bei Papeete befindliche TechniMarine aufzusuchen. Sandra wird in der
Zwischenzeit mit dem Honda-Geni unser Batterien wieder nachladen und auch einige meiner Blog-Reiseberichte redigieren, da ich diese in den kommenden Tagen endlich in den Blog übertragen möchte.
So bestieg ich gegen 1030 den Bus der mich in die City von Papeete rein bringt und zu Fuss geht’s gleich weiter zur am Rande der Hafenanlage befindlichen TechniMarine. Dort suche ich kurz nach
1100 im Marine Office den Technischen Leiter (TL) auf und zusammen gehen wir in die Werkstatt zum Inox-Schweisser Frodo und ich schildere den beiden meinen Wunsch den 90°-Inox-Rohrbogen zu
durchschneiden um ihn bei 115° neu zu verschweissen. Beide machen mich auch hier auf die Tage hinaus voll ausgelastete Werkstatt aufmerksam und bei der Offerte des TL von 200USD für diesen
30Min-Job bleibt mir vorerst die Luft im Hals stecken. Also 80 bis 100USD könnte ich für diese Arbeit ja noch akzeptieren! Ich erlaubte mir dann mit freundlichen Worten etwas zum Offertpreis zu
sagen und erwähnte meine Situation mit dem Boot vor Anker, was ohne startklaren Motor für mich halt bei einem Wetterumschlag ein Restrisiko bedeutet. So erklärt sich dann Frodo auf mein
„betteln“ hin bereit diese Arbeit auf privater Basis nach dem heutigen Feierabend um 1500 für 100USD auszuführen. Mit diesem Vorschlag bin ich einverstanden und setze die kommenden gut drei
Stunden für einen weiteren eingeplanten Besuch in einem speziellen Kugellager-Shop ein. Aber leider ist dieser Laden auf der anderen Seite von Papeete und somit kann ich mich mit 5Km Fussmarsch
hin und zurück gleich sportlich betätigen. Immerhin finde ich dann im „Roulement of Tahiti“ das gewünschte Ersatz-Kugellager für den Windgenerator sowie zwei Gummi-O-Ringe für nur 19USD. Auf dem
wieder langen Weg zurück in die TechniMarine vertilge ich ein Sandwich, heisst hier übrigens Casse-croute, mit einer Cola. Erfreut kann ich dann bei der TechniMarine meinen angepassten Rohrbogen
entgegen nehmen, wobei ich auf den ersten Blick mit der Arbeit zufrieden bin. Gegen 1600 marschiere ich wieder in die Stadtmitte und ich erwische gleich einen Bus der mich nach Punaauia in die
Marina Taina zurück bringt. Nach einem noch unterwegs an Sandra gesandten SMS holt sie mich gleich beim Dingi-Pier ab und tuckert mit mir zur KYORY. Dort angekommen verliere ich
natürlich keine Minute und verziehe mich mit dem angepassten Rohrbogenstück bereits um 1730 unter das Cockpit. Wenige Minuten später habe ich den Rohrbogen mittels vier Schlauchbriden zwischen
dem Gummi-Borddurchlass und dem Abgasschlauch festgezogen und ich bitte Sandra den Motor zu starten. Aber das darf es nun doch einfach nicht sein, denn verdammt nochmal das zurückfliessende
Abgaswasser spritz an drei Punkten des neu verschweissten Rohrbogens nur so raus. Somit erhält Sandra meinen „Befehlsschrei“ den Motor sofort wieder abzustellen. Gleich baue ich den Rohrbogen
wieder aus und krieche raus aus der Enge unter dem Cockpit. Dann befülle ich den mit einem Holzzapfen auf einer Seite verschlossen Rohrbogen mit Wasser und siehe da, wir können mit einem roten
Filzstift vier kleinere Löcher ankreuzen, wo stetig Wasser durchtröpfelt. Okay, „langsam dureschnufe“ und weiterhin positiv in die Zukunft schauen! So bleibt mir also nichts anderes übrig, als
morgen wieder nach Papeete reinzufahren und die Verantwortlichen der TechniMarine aufsuchen! Verständlicherweise verspüre ich für heute Abend keinen grossen Hunger mehr, ein Yogi mit ein paar
Datteln genügt mir, und bald ziehen wir beide uns in die Kojen zurück und ich versuche mich mit einigen Seiten eines Kindle-Buches von diesem Rohrbogen-Problem abzulenken.
Und auch der 17. September hake ich unter den Begriff „Haare ausreissen“! ab Gestaltet sich aber schwierig für mich, da ich ja seit längerem zu meinem Bärtchen auch
die Haare meistens kurz stutze! Also belass ich es auch bei dieser anhaltend blöden Rohrbogen-Geschichte bei einem „Schmunzel, schmunzel“! Denn nach meinem neuerlichen auftauchen gegen 1100 in
der TechniMarine schauten die beiden verantwortlichen, dies nach meiner „beeindruckenden“ Rohrbogen-Wasser-Demo, etwas belämmert drein. Frodo versprach mir mit etwas roten Ohren die bezeichneten
Punkte neu zu verschweissen. Um 1330 konnte ich dann, ich suchte zwischenzeitlich in der City das 3B-Restaurant auf um etwas Mail-Post zu erledigen, den nun Überzeugung von Frodo sicher dichten
Rohrbogen wieder abholen. Chnellen Schrittes verliess ich die TechniMarine und irgendwie war ich auf einmal verunsichert und machte beim vor dem Marina-Eingang stehenden Roulotte einen Stopp. Ich
bat um etwas Wasser und führte auch hier meinen Wassertest durch! Es ist doch einfach frustrierend, denn durch den Rohrbogen tröpfelte an zwei Stellen immer noch Wasser. So, nun hatte gar ich mal
genug, schnurstracks suchte ich nochmals die TechniMarine-Verantwortlichen auf und liess - unter der Überschrift „Mit solche gefährlicher Arbeitsqualität kann doch die TechniMarine nicht
Bootsarbeiten ausführen!?“ meine aufgestaute „Luft“ raus! Ohne auf eine Antwort zu warten verliess ich die Marina mit meinem Rohrbogen und machte mich auf den Weg zurück nach Punaauia. Auch die
mich beim Marina Tina-Pier abholende Sandra konnte meine Story fast nicht glauben. Ich werde nun bei Patrick, unserem Elektrik-Spezialisten nachfragen, ober er uns einen wirklich seriösen
Inox-Schweisser vermitteln kann. Und wer nun denkt, dass diese Geschichte bald einen zufriedenstellenden Abschluss findet, täuscht sich gewaltig. Aber ich mag nun nicht mehr über diese
„Unendliche Rohrbogen-Geschichte“ weiter zu schreiben. Einzig so viel: Erst im Folgemonat, am 16. Oktober (!) konnte ich mit Umschiffung weiterer Umwege von einem pensionierten französischen
Schweisser das gewünschte nun aber komplett neue Rohrbogen-Teil mit Kosten von 150USD in Empfang nehmen!