Uiuiui, diese paar wilden Tage und teilweise auch Nächte sind uns Seglern hier auf der Sandbank vor Maharepa/Moorea scho es betzeli meh as soscht
i‘gfahre!
Alles begann gegen High Noon am Freitag des 31. Januar. Kurz nach 1200 fegte der erste Squall mit 30er Böen und viel Regen nur so über uns hinweg und die Ankerkette
und das Boot fingen an zu knirschen. Von 1300 bis gegen 1600 war es nur unwesentlich ruhiger und ich hielt mich stets auf Ankerwache, zusätzlich mit der Foto-Kamera in der Hand, im Cockpit auf.
Dann ging die ganze Geschichte um 1600 von neuem los, nur fegte nun ein nasser Squall nach dem andern mit Böenspitzen von bis zu 35Kn über uns hinweg! Erst gegen 1800 ging der Wind, bei stets
andauerndem Regen, auf etwas über 20Kn zurück. Auch die anschliessende Nacht hindurch bewegte sich der Windmesser selten mal unter 20Kn und verständlicherweise schliefen wir, wie auch die anderen
Crews, nur wenige Stunden, da wir doch einige Cockpitbesuche mit Ankerwache übernahmen.
Aber am 1. Februar nahm gegen 0700 die Windstärke wieder zu und die Böen steigerten sich auf über 35Kn. So peitschte bereits ab frühmorgens wieder ein Squall nach
dem andern über uns hinweg! Dann wurde es dramatisch, ich war gerade im Salon am Vorbereiten unseres z’Morge, als ich aufgrund der peitschenden Winde und des Knarren des Bootes Günters VHF-Aufruf
und Judys Schreie von der nahen ISIS aus zu uns hinüber nicht hören konnte.
So bekamen die beiden in der Zeit vom 0715 bis 0740 folgendes Spektakel geboten, das sie uns später wie folgt erzählten: „Wir konnten bei diesen Bedingungen einfach
nur tatenlos zuschauen, wie sich der etwa 50m seitlich auf der STB-Seite von eurer KYORY entfernte 50ft-Katamaran KAZE-SAN langsam auf Slip ging. (Auf Slip heisst, dass in diesem Fall
der Kat seinen Anker - der sich dabei nicht mehr in den Grund eingraben konnte - mit vermutlich nur ca. 20m Kette einfach über den Grund schleifte!) Der Kat schaukelte dann langsam an der
KYORY vorbei und driftete auf den schmalen Durchgangskanal, zwischen unserer Sandbank und des nahen Küstenriffs, zu. Die im Kanal stets vorherrschende starke Strömung hat dann aber den
Kat für kurze Zeit wieder in Richtung unserer Sandbank getrieben. Die dabei aber weiterhin um die 30Kn pfeiffenden Winde waren dann aber doch stärker und trieben den Kat durch die Strömung über
den Kanal hinweg auf das Küstenriff zu! Und gegen 0745 hat sich dann die KAZE-SAN in einigen der Korallen und Bommies des Riffs festgesetzt!“
- Wobei übrigens die Eigner dieses Katamarans nicht etwa darauf Ankerwache
schoben, nein, sie hielten sich in diesen Stunden sicher noch gemütlich in ihrem nahe gelegen Haus auf!!!
Erst zu diesem Zeitpunkt, ich hatte gerade im Salon den Frühstücks-Tisch gedeckt, kamen auch ich und Sandra dieses eben passierte Spektakel mit. Denn als ich um 0750
zum Niedergang raus guckte entdeckte ich die auf dem Riff vor dem MBC-Restaurant liegende KAZE-SAN! - Ach du liebe Scheisse!
Inzwischen konnte vermutlich jemand von den Anwohnern die Kat-Eigner informieren, die dann gegen 0830 in ihrem Dingi, ausgerüstet mit einem 30PS-Outboarder, angedüst
kamen. Da in diesen Minuten wohl der Wind auf 25 Kn zurück ging, zogen in kurzen Abständen aber weiterhin Squalls mit viel Regen über uns hinweg. Wie unser Bekannter Gilles von der
Cochinelle, die etwas weiter hinten vor Anker lag, liess auch Günter gegen, 0840 sein Dingi, mit einem 20PS-Outboarder ausgestattet, ins Wasser um beim Versuch den Kat vom Riff zu
schleppen mitzuhelfen! Da mein Dingi nur mit einem schwächeren 8PS-Outboarder ausgerüstet ist verblieb ich an Bord der KYORY.
Aber um 0910 hatten es die Dingifahrer geschafft, gemeinsam konnten sie den Kat frei bekommen und ihn für eine erste Kontrolle neben die ISIS schleppen! Nachdem der Eigner
vermutlich bei einem Unterwasser-Schnorchelgang keine nennenswerten Schäden an seinem Kat feststellten konnte, verschoben sie die KAZE-SAN gegen 1000 wieder an ihren alten Ankerplatz
unweit der KYORY! - Und man glaubt es kaum - es ist wirklich für uns Skipper auf diesem Ankerfeld schwer nachvollziehbar - um 1030 verliessen die KAZE-SAN-Eigner ihren Kat
in ihrem Dingi und düsten zurück in ihr wohliges Haus! Und auch die kommende Woche über schauten die beiden nicht mehr nach ihrem Katamaran!!!
Am späteren Nachmittag des 1. Februar beruhigte sich dann das Wetter, womit wir die erste Depressions-Runde, die nächste ist auf den 6. Februar angesagt, geschafft hätten! Aber über die kommenden
Tagen sollte hier zwischen dem 2. bis 5. Februar vorerst etwas Ruhe, was die Wettersituation betrifft, einkehren!
So liegen am 3. Februar weiterhin die ISIS wie auch die KAZE-SAN neben uns friedlich im türkisblauen Wasser über dieser einfach herrlich gelegenen
und nur 3m tiefen Sandbank. An diesem späten Nachmittag kam Wiedersehensfreude auf, denn nach ihrem längeren Törn durch die Society Islands, der sie bis nach Maupiti führte, gingen unsere
weiteren österreichischen Freunde Hansjörg&Susanne mit ihrer YSSABEAU, eine 60ft-Outremer, neben der ISIS vor Anker. Diesmal hat sie neben ihrem Skipper ein mit ihnen seit
30 Jahren befreundetes Ehepaar für drei Wochen mit an Bord. Am späteren Nachmittag schaute noch Hansjörg bei uns vorbei und er lud uns zwei auf 1900 spontan zum Dinner mit seiner Crew ins
gegenüberliegende MBC-Restaurant ein. Dabei ist es auch vor allem für die über einige Wochen mitsegelnden Gäste auf Langfahrten-yachten stets spannend und interessant sich bei Gesprächen auch mal
mit Crews anderer Yachten auszutauschen. So verbrachten wir, wie stets bei solchen Gelegenheiten, auch mit der erweiterten YSSABEAU-Crew einen geselligen Abend bei feinen Menues sowie
nem guten Gläschen Roten und wir fühlten uns in dieser Runde richtig wohl! - Liebe Hansjörg&Susanne nochmals vielen herzlichen Dank für diese Einladung!
Dann ging es ab dem 4. Februar Schlag auf Schlag, denn als erste Yacht verliess unser Ankerfeld bereits um 0820 der wirklich schöne und beeindruckende
Katamaran YSSABEAU. Hansjör&Susanne wollen nun mit ihrer Crew in den kommenden Wochen über die einiges südlicher gelegenen Austral Islands gegen E ins Gambier Archipel gelangen. -
Dazu wünschen wir ihnen viel Glück und Segelspass, sowie stets genügend Wasser unter den Katamaran-Kielen!
Und am 5. Februar ging um bereits 0745 auch noch der zweite hier gelegene österreichische Katamaran ISIS von Günter&Judy Anker auf, um über die etwas
nördlicher gelegene Passausfahrt (nur für Kats bis vielleicht 1.5m Kieltiefe geeignet), so gegen Mittag die in Papeete gelegenen City Marina zu erreichen. Sie werden dort an einem Steg festmachen
und Judy’s 21jährige Tochter Denise, die gerade aus Thailand einfliegen wird, für einen 2wöchigen ISIS-Ferienaufenthalt auf dem Airport abholen. Auch werden sie dort in der Marina wieder
auf unsere gemeinsamen Freunde der Schweizer CORAL TREKKER-Crew Robi&Sumi mit ihrer 27jährigen Tochter Jina (wurde hier dann Sandras engste Freundin) treffen. Die CORAL
TREKKER ist unterwegs von Fakarava nach Tahiti mit ihrem 25jährigen Sohn Jay und seiner Freundin Rahel, die für einen 3wöchigen CORAL TREKKER-Ferienaufenthalt dabei sind.
Die beiden Skipper haben übrigens schon vor Wochen auf Anfang Februar für ihre beiden Katamarane einen Haul-Out bei der Carenage von Raiatea reserviert, um an ihren Unterwasserschiffen neue
Antifoulingschichten aufzutragen. Robi und Günter werden nun vorab noch zusammen in Papeete auf Einkaufstour gehen, um das dazu notwendige Verbrauchsmaterial, wie Primer, Antifouling, Farbrollen,
Pinsel etc. zu organisieren.
Während diesen Februar-Tagen waren Sandra und ich, wenn es die Wettersituation zuliess, stets mit Arbeiten auf der KYORY ausgelastet und das Coronavirus war ja zu
dieser Zeit, auch unter uns Langfahrtenseglern, noch kein allzu grosses Diskussions-Thema! Dabei herrschte hier in Französisch Polynesien immer noch eine entspannte Südsee-Atmosphäre mit sich auf
dem Wasser tummelnden Touristen, die in Ausflugsbooten oder mit lärmigen Waterjets unterwegs waren. Auch trainierten stets Schüler und die Va‘a-Clubs morgens und abends in ihren
Auslegerbooten.
Aber an diesem Abend des 5. Februar hatten wir während dem Sunset zwischen 1800 - 1900 schon etwas gewöhnungsbedürftige Farborgien am Himmel über uns! Der Wind nimmt
sukzessive auf über 15Kn zu und die See fängt an sich zu kräuseln. Dies alles im Wissen, dass über den morgigen Tag die zweite uns von den Wetterfröschen prophezeite starke NNW-Depression über
uns hinwegfegen wird!
Und so ging es mit ansteigenden Winden auf 20Kn und vereinzelten noch „normalen“ nassen Squalls durch Nacht in die Morgenstunden des 6. Februar hinein. Und auch in
dieser dunklen Nacht suchte ich jeweils so alle zwei bis drei Stunden das Cockpit auf, um vor allem unser Ankergeschirr zu überwachen.
Aber dann ging von einer Sekunde auf die andere Punkt 0900 wieder die Post ab! Ohne Vorwarnung stiegen die Winde, mit begleitenden 1m-Wellen, von 25Kn über 30Kn bis
zu Spitzenböen mit 42Kn! Wohl zog die KYORY mit ihren 20t die mit 40m genügend ausgelegte Kette stramm, aber unser 33kg-Rocna-Anker hat sich schon von Wochen feste in den Grund
eingegraben. Auch die bei der Depression vor fünf Tagen auf dem Küstenriff gestrandete KAZE-SAN, diesmal ist immerhin der Eigner an Bord, wehrt sich diesmal tapfer den
Naturgewalten.
Was man aber nur bei Vergrösserung der angefügten zweiten Foti entdecken würde ist, dass diesmal die sich etwas weiter hinten im Ankerfeld befindliche kleine 30ft-Yacht Aquipi-Nui, seit
Tagen niemand an Bord, um 0920 auf Slip ging. Sie driftet dann - wie auf der dritten von mir gezoomten Foti gut zu sehen - nur etwa zwei Meter hinter dem Heck der Winsome vorbei in den
Kanal hinein. Gestoppt hat sie dann erst - wäre auf der vierten Foti bei wieder entsprechender Vergrösserung im Hintergrund zu entdecken - als sich der nachgeschleppte Anker im Riff der
Passausfahrt verfing. Diesmal zerrten dann nach kurzer Zeit der KAZE-SAN-Eigner(!) mit seinem Dingi und ein Fischer mit seinem stark motorisierten Fischerboot die Aquipi-Nui
frei und schleppten sie an ihren alten Ankerplatz zurück, wobei sie dann deren Anker vorbildlich in den Grund einzogen. Um 1600 schwebte der letzte Squall über uns hinweg, aber der Swell blieb
noch weiterhin bei etwa 20Kn Wind erhalten.
Auch über die drei folgenden Tage und Nächte hatten wir immer noch ein bisschen Rest-Swell, aber soweit doch wieder herrliches Wetter. Die Va’a-Paddler trainierten
wieder fleissig und auch flitzten stets mal meine ungeliebten Wasserjets den Kanal rauf und runter und der Sunset vom 9. Februar beein-druckte uns wieder mit
seiner "standardmässigen" Farbenpracht.
Und auch die Polynesische "Navy" (wir sind seit längerem mit einigen der Crew-Mitglieder befreundet) hielt mit ihrer „riesigen“ Armada, die eigentlich nur aus dem
60m langen Patroulienboot ARAGO sowie den beiden 90m langen Fregatten PRAIRIAL und BOUGAINVILLE besteht, hie und da ein kleines „Flottenmanöver“ in unserer Umgebung ab!
- Schmunzel, schmunzel!