Vom 26. Mai - 16. Juni 2020 packen wir weitere Unterhaltsarbeiten an, wobei uns Squalls und länger andauernde Mara‘amu-Schlechtwetterphasen etwas ausbremsen!

Am Dienstag, 26.Mai wollten wir eigentlich das Carameline Internet-Restaurant in Maharepa aufsuchen um einiges an Mail-Post zu erledigen. Da aber gemäss Weather forecast auf den Mittag zu starke Squalls von 30Kn über uns hinweg fegen sollten, verblieben wir sicherheitshalber auf der KYORY. So bereite ich halt an Bord einige Mail-Antworten im Word vor und Sandra widmet sich der auch schon lange mal eingeplanten mühseligen Konfiguration, der sich auf meinem Laptop in der Calibre-Bibliothek befindlichen restlichen 1.800 Bücher für mein e-book. Anschliessend begann sie dann mit dem mühseligen und über einige Tage dauernden downloaden dieser Bücher auf meinen neuen Kindle Oasis. Womit mir also bald gegen 3.300 Bücher (1.500 sind im Kindle schon abgespeichert) aus den verschiedensten Genres zur Leseauswahl zur Verfügung stehen! Da könnte ich ja über die kommenden neun Jahre täglich ein Buch lesen! - Schmunzel, schmunzel! Liebe Sandra, für diese nervenaufreibende Arbeit vielen herzlichen Dank!
Zwischen 1300 - 1600 zogen dann die angesagten Squalls, aber nur mit Böen-spitzen von 20Kn, mit begleitend leichtem Regen über uns hinweg. Abends um 2000 hatten wir wie vereinbart SSB/KW-Kontakt mit Robi von der CORAL TREKKER. Bereits um die Mittagszeit gingen sie, zusammen mit der ISIS, SE von Raiatea in der Bay hinter der kleinen Ile Tipaemau vor Anker. Robi hatte kurz vor unserem Aufruf noch Probleme an seinem nahe bei Riff gelegenen Ankerplatz. Denn als drehende Winde von gegen 20Kn aufkamen „kratzte“ es an seinem Unterwasserschiff und in einer Blitzaktion half im Günter, der im tieferen Wasser seine ISIS gut verankern konnte, Anker auf zu gehen um die CORAL TREKKER etwas weiter vorne sicherer zu verankern. Morgen wollen die beiden Crews mit ihren Kats zur Baie Faaroa hinüber fahren und dort vor Anker gehen, um dann anschliessend mit einem Dingi den etwas abenteuerlichen Fluss Riviere Aoppomau hinauf zu exploren. 

Sandra und ich suchten dann über die wettermässig sich hier etwas beruhigenden Folgetagen des Öfteren mal das Carameline auf, wobei ich vor allem im Mail-Briefkasten sowie in den Blog-Reiseberichten einiges nachzuerfassen hatte. Und für den Blog sind es wie immer die Abarbeitung der Fotos mit entsprechenden Kurztexten, die mir beim downloaden Stunde um Stunde wegfressen. Bei einer dieser kurzen Dingi-Fahrten nach Maharepa hinüber war ich bei wenig Swell alleine unterwegs und auf einmal drehte der Outboarder-Prop nicht mehr und so hatte ich die etwa 100m entfernten KYORY mittels paddeln zurück zu legen. Natürlich baute ich nach meiner Ankunft den Outboarder gleich ab und platzierte ihn auf einer Cockpit-Backskiste. Schnell war das diesmal kleine Problem mit dem entzwei gebrochen Propeller-Sicherungs-Scherstift gefunden, den ich gleich umgehend ersetzen konnte.

Nachfolgend für meine Blog-Leserinnen und Leser noch etwas zur auch hier in der Südsee übers Jahr sich verändernden Wettersituation, wobei wir hier in Französisch Polynesien (FP) von einer der angenehmsten Varianten des tropischen Klimas verwöhnt werden. Denn wir haben hier in FP keine Jahreszeiten wie es sie zB in der Schweiz mit den Frühling-, Sommer-, Herbst- und Winter-Monaten gibt! Obwohl hier die Temperaturen das ganze Jahr über recht ähnlich sind, unterscheidet man dennoch zwei Jahreszeiten: Die „Trockenzeit“ von Mai bis Oktober mit den eigentlich selten auftretenden Hurricanes und die „Regenzeit“ von November bis April mit 10 - 13 Regentagen. Die Durchschnitts-Temperaturen bewegen sich bei erfrischenden Passatwinden kaum schwankend von Mai bis Oktober mit 8 Sonnenstunden bei tagsüber 30° und nachts 22° sowie von November bis April mit 7 Sonnenstunden bei tagsüber 33° und nachts 25°! Und die Wassertemperatur liegt von Mai bis Oktober bei 26° und von November bis April bei 28°!

So ab dem 31. Mai hatte uns nun der hier alljährlich aus SSE auf uns einblasende kühlere Mara‘amu, mit nächtlichen Temperaturtiefs von um die 22°, für einige Wochen fest im Griff. Und wie es halt der Mensch so hat, man zieht abends nicht gleich ein langärmliges Shirt über und riskiert schon mal einen Schnupfen. Diesmal erwischten wir in diesen Tagen beide eine blöde Nasen- und Hals-Erkältung, wobei Sandra noch etwas Fieber hatte. Wir mussten dann in den Folgetagen akzeptieren, dass uns doch eine hartnäckige Erkältung in Besitz genommen hat, die wir in dieser Corona-Zeit natürlich nicht auf die leichte Schulter nahmen. Wir warfen gleich die entsprechenden Medis - damit sind wir auf der KYORY vorbildlich ausgestattet - ein und tranken literweise Wasser. Und mit dem ab der Badeplattform aus der See rauf geholtem und aufgewärmten Salzwasser spülten wir noch und noch unsere Nasen durch. Auch atmeten wir in der Pantry mittels dem mit einem Tuch abgedeckten Kopf über einem Becken die heissen Salzwasser-Dämpfe ein. Begleitend stiegen vermutlich die Umsatz-gewinnzahlen für Papiernastüchli - nein, hier gibt es keine Tempo‘s - für den Magasin-Inhaber sicher auf ein für ihn erfreuliches Hoch! Und in diesen nun doch etwas kühleren Nächten, tagsüber bleibt es ja meistens bei den gewohnten 30°, trage sogar ich wieder ein Pyjama, wenn auch nur aus einem T-Shirt und Shorts bestehend, und bedecke mich sogar bis zum Hals rauf zusätzlich mit etwas ähnlichem wie einer Wolldecke! - Schmunzel, schmunzel! Aber weniger erfreulich war für uns beide, dass wir diese hartnäckige Erkältung in den Folgetagen einfach nicht loswurden. Verständlich, dass wir dann unser Arbeitspensum nicht wunschgemäss durchziehen konnten und dabei vor allem etwas leichteren Jobs nachgingen. So putzten wir alle Wassereingangs- und  Abwasserschläuche mit den Bord-Durchlassventilen durch, ersetzten den Süsswasserfilter und nahmen uns auch das Reinigen der Watermaker-Anlage vor.

Am 3. Juni überraschte uns vormittags um 0900 aus NNE ein Squall nach dem andern, die mit Böenspitzen von 42Kn über uns hinweg fegten! Natürlich hielten wir uns in diesen Stunden abwechselnd im Cockpit auf um bei Ankerproblemen jederzeit entsprechend agieren zu können. Die Strömung und die Böen drückten uns dabei gegen 1200 immer näher auf den sonst im akzeptablen Abstand hinter uns liegenden Katamaran IMPULSO eines brasilianischen Ehepaares zu. Leider waren die beiden noch kurz nach 0800 im Dingi an die Küste gefahren und ihr Kat war in diesen Stunden somit verweist. Da wir aber wussten, dass der Skipper nur 20m Kette draussen hatte und hinter ihm schon die Bommies nach seinem Unterwasserschiff lechzten, hätte der Kat eh keinen zusätzlichen Meter Anker-kette mehr auslegen können. Da wir in diesen Minuten der IMPULSO stetig näher kamen, entschieden wir uns, von unseren ausgefahrenen 35m Kette deren 10m rein zu ziehen. So konnten wir die Sache doch um einiges entspannen und es bestand keine Gefahr mehr eines etwaigen Zusammenputsches! Begleitend kamen nun noch Blitz und Donner dazu, was wir Segler in einer solchen Schlechtwetterphase am meisten fürchten, denn ein Blitz könnte in den Mast einschlagen und unsere Elektrik/Navi-Geräte und Kabel „verbraten“ - was dann ein richtiges Fiasko mit stattlicher Kostenfolge wäre! Gegen 1400 beruhigte sich die Situation dann aber doch etwas und auch die Brasilianer kamen in ihrem Dingi wieder zurück zum Katamaran und waren Happy, dass zwischenzeitlich nichts passiert ist. Dann ging es wieder etwas entspannter in den weiteren Nachmittag und Abend hinein und nachts konnten wir bei gespenstischer Ruhe wieder bestens schlafen.
Am 4. Juni kontaktierten wir ein weiteres Mal die Yamaha-Servicestelle in Papeete, um nach dem Stand der Reparatur unseres Reserve-Outboarders zu fragen, der ja bereits im Januar dieses Jahres, anlässlich unseres Tahiti-Aufenthaltes, von einem deren Techniker bei uns abgeholt wurde. Einmal mehr mussten sie uns vertrösten, da infolge der Corona-Pandemie die Anlieferung des in Japan bestellten Ersatzteils nicht geklappt habe. Man werde dann nach erfolgter Reparatur, mit akzeptablen Kosten von ca. 250 CHF, telefonisch auf uns zukommen.

Am 8. Juni verfolgten wir gegen Abend vom KYORY-Cockpit aus einmal mehr das harte Training von einheimischen Frauen und Männern in ihren Vaa'as! Tagtäglich können wir aus nächster Nähe diese engagierten Paddler bestaunen und vielfach werden diese Vaa'as, wie auch heute, von einem Trainer aus seinem kleinen Motorboot aus betreut!
 

Neben den nicht immer locker von der Hand gehenden Werkel-Jobs auf der KYORY, begleitend mit immer wieder über uns hinwegbrausenden Squalls und Mara’amus, bringen gerade in solchen Tagen die verschiedenen Treffen mit Freunden und Bekannten die notwendige Abwechslung. So hatten wir zum Beispiel am 13. Juni auf 1500 endlich mal unsere Freundin Vehia, eine 35jährige Hawaii’anerin die hier auf Mo’orea lebt, im KYORY-Cockpit zu Gast. Nach einem Apero verwöhnten wir sie bei einem frühen z’Nacht mit Poulet-Teriyaki und Kartoffel-Gratin. Nach einem interessanten Gespräch über verschiedenste Themenkreise brachte Sandra sie kurz nach Sunset gegen 1800 mit dem Dingi wieder zurück zu ihrem Motorrad, das sie beim MBC-Restaurant parkiert hatte.
Und am Spätnachmittag des 14. Juni durften wir um 1600 mit Erwin&Lambrini von der österreichischen SAGITTA bereits wieder zwei liebe Freunde auf der KYORY zum z’Nacht willkommen heissen. Dabei brachten sie von dem auf ihrer vergangenen Segel-Etappe gefangenen 1.5m langen Mahi Mahi vier feine Filets mit, die nach einem Mix-Salad nur so auf der Zunge dahin schmelzten! Die beiden mussten übrigens vor zwei Tagen ihren Nachttörn von Fare/Huahine in die Cooks Bay von Mo’orea, bei struben Wetterbedingungen mittels zwei langen Aufkreuz-Etappen Hart am Wind absegeln. Und der auf diesem Trip von ihnen an Bord gezogene Mahi Mahi kostete die beiden zwei zusätzliche Stunden bei dieser eh schon ungemütlichen Gegen-an-Segelei in bockigen Wellen!
Natürlich waren Sandra und ich auch in diesen Tagen auf der KYORY stets am irgendwas werkeln. So ich unter anderem am 14. und 15. Juni am Klopfen und Reinigen der Ankerkette auf dem Vordeck, was sitzend oder kniend von meinem Kreuz nicht unbedingt honoriert wurde. Aber nach einer jeweils wohlverdienten Dusche konnte ich Grufti die Kreuzgegend mittels Voltaren Gel doch jeweils etwas beruhigen! Und Sandra widmete sich in dieser Zeit dem Cockpit-Niedergang, den sie mit einem weissen Farbanstrich wieder zu altem Glanz erstrahlen liess. In diesen Tagen erholten wir uns auch so langsam wieder von unserer blöden Erkältung.

Und anlässlich einesweiteren abendlichen SSB-Kontaktes mit der CORAL TREKKER in Raiatea gab es für uns am 16. Juni eine überraschende Neuigkeit von der ISIS-Crew: Beide Katamarane konnten zwischenzeitlich, nach dem Auftragen der neuen Antifoulings, wieder eingewassert werden und auch die beiden Crews haben mit den bockigen Mara’amus zu kämpfen. Aber das absolute News-Highlight kommt von der ISIS, denn Günters Agentin konnte ihm die erfreuliche Mitteilung machen, dass sie seinen Katamaran einem Interessenten aus New Zealand verkaufen konnte, der die ISIS im August in Papeete übernehmen möchte. Somit begleiten also Günter&Judy die befreundete CORAL TREKKER-Crew von Robi&Sumi nicht auf der für Ende Juni einge-planten gut 2wöchigen Segelpassage nach Fiji! Dies bedeutet nun, dass die ISIS-Crew bald wieder zu uns nach Mo‘orea und dann später nach Papeete zurück-kehren wird. Somit wird die CORAL TREKKER-Crew dann alleine, oder möglicherweise in Begleitung eines norwegischen Einhandseglers, gegen Ende Juni die Segel-Etappe nach Fiji unter den Bug nehmen.Dabei freuen uns wir natürlich für Günter, müssen aber trotzdem schmunzeln, denn wieder einmal mehr entwickelt sich aus einem „Goodbye“ ein neuerliches „Hello again“!