Für die Blog-Leserinnen und Leser wieder mal etwas Auffrischung zum Bordleben auf einer Langfahrtenyacht!

Für die Blog-Leserinnen und Leser wieder mal etwas Auffrischung zum Bordleben auf einer Langfahrtenyacht!
Immer noch werde ich des Öfteren von ausserhalb der Langfahrtenszene stehenden Freunden und Bekannten mal angefragt, vor allem da ich mich jetzt wieder alleine auf dem Mikrokosmos KYORY befinde, wie denn mein Leben sich so abspielt, wie sich mein Essensplan präsentiert oder wie ich dem körperlichen „Einrosten“ entgehe! Okay, gerne erzähle ich nachfolgend wieder mal von diesem nicht zu unterschätzenden Aussteiger-Dasein auf meiner Langfahrtensegelyacht KYORY.

Also fange ich gleich mit der für mich in meinem Alter speziell wichtigen gesunden Ernährung an. So lege ich bewusst, vor allem auch während dieser langatmigen Rep-Phase und den Corona-Lockdowns, ein starkes Gewicht auf folgende Punkte: Ich achte auf abwechslungsreiches Essen für dessen Zubereitung ich mir auch stets genügend Zeit einsetze und es macht mir jeweils auch einigen Spass. Das sind ua verschiedenste dicke Suppen, viel Salate, Teigwaren mit verschiedensten Saucen, Reis, Kartoffeln, Fisch, Poulet, Lamm-Würstli, wobei ich aber grundsätzlich schon seit Jahren wenig Fleisch in meinen Essensplan aufnehme. Natürlich fehlen auch mal Spiegeleier auf Speck mit Käse überbacken, ein Raclette oder ein kaltes Plättli mit Salami und diversen Käsesorten nicht. Auch gibt es tagtäglich zum Dessert stets 2x Früchten, wie Äpfel, Orangen, Bananen, Pampelmusen, Avocados oder Mangos und ich fahre ausserdem nach Datteln ab. Und als süchtiger von Schlemmersachen, wie Schoggi, Kekse, Nüssli, Chips und Patisserie, kann ich all dieses Zeugs in diesen Monaten nicht an Bord haben - da ich diese Süss- oder Salz-Sachen gleich innert Sekunden “wegputzen“ würde! Und anschliessend würde ich gar nochmals alle möglichen Schapps durchstöbern, um vielleicht doch noch auf etwas Süsses zu stossen! Da ich als in dieser Hinsicht auf der KYORY enthaltsam lebe, gönne ich mir dafür jeweils bei meinen Landgängen stets ein Eiscream! Ob nur eine Magnum-Almond oder einen Coup mit Schlagsahne - das brauche ich einfach um meinen Zuckerspiegel im „Gleichgewicht“ zu halten und die Verdauung anzuregen! Man(n) gönnt sich ja sonst nichts! - Schmunzel, schmunzel!
Und wenn ich mal wieder über Stunden im Casa Bianca mit WiFi-Connection am Laptop sitze, gönne ich mir schon auch mal eine Pizza mit einer Cola. So kann ich auch hier mit Freude festhalten, dass ich mich über die vergangenen paar Monate von meinem 73kg leichten Fliegengewicht verabschiedet habe und derzeit wieder mein normales „Kampfgewicht“ von 80kg geknackt habe! - Also bekoche ich mich doch alleine auch ganz gut!

Und was bei vielen Seglern, nicht erst gegen Abend, ein Problem ist kenne ich zum Glück nicht. Es ist der Alkohol-Konsum, der bei mir in wirklich geordneten Bahnen verläuft. So gönne ich mir einzig hie und da - und dies nicht mal alltäglich - ein kleines spritziges Hinano-Bierchen. Auf Wein verzichte ich in diesen Monaten, da die entkorkte Flasche dann eh zu lange unangetastet in der Kühlbox stehen würde. Und da ich selten bis nie erkältet bin habe ich auch keinen Rum an Bord. Somit trinke ich prioritär literweise kaltes Wasser aus der Kühlbox und versüsse es hie und da mit ein wenig Orangen- oder Minzensirup. Auch bin ich eher der Kaffee- als Tee-Trinker und so alle paar Tage gibt es auch mal ein Glas Milch.

Trotz meinen doch derzeit anstrengenden Unterhaltsarbeiten widme ich mich nach dem frühmorgendlichen aufstehen während ca. 20 Minuten stets der körperlichen Ertüchtigung. Dies beinhaltet immer einen 18 Übungen umfassenden Stretching-Teil, die jeweils mit 3 Hantelübungen und Fingerdrücker sowie mit etwas Kondition-Treppensteigen beim Niedergang abgeschlossen wird. So will ich va meinen kleinen Wehwehchen, wie hie und da den Schmerzen in Kreuz, Nacken und rechtem Ellbogen entgegenhalten. Wobei ich übrigens selten bis nie ein Schmerzmittel einnehmen muss. Einzig vor dem Schlafen gehen muss ich ja seit Jahren je eine Tablette gegen mein RLS-Syndrom (unruhige Beine) und das Blasenproblem einnehmen. Und dann folgt ja noch die im vergangenen Jahr von meinem Augenarzt in Papeete prognostizierte GraueStar-Ops, die ich nun bis Ende dieses Jahres mal angehen sollte! Ansonsten bin ich soweit aber als 73jähriger Grufti doch noch gut erhalten!  - Ha, ha, ha!

Der Mikrokosmos KYORY!
Und da sich mein Leben auf dem ca. gut 20qm kleinen, stets etwas schaukelnden Mikrokosmos KYORY auf dem Wasser abspielt, zeige ich an dieser Stelle wieder einmal auf, dass sich dieses „traumhafte“ Langfahrtenleben scho es betzeli vom Leben in einem Haus oder einer Wohnung auf dem Festland - mit jederzeit stets fliessendem Wasser und Stromversorgung unterscheidet. Nachfolgend zeige ich dies mittels einiger Beispiele gerne wieder mal auf, wie sich das Leben auf einer Yacht so abspielt und die Leserinnen und Leser erkennen dann schon wo die Unterschiede zu ihrem Zuhause liegen:
Also grundsätzlich bewegte ich mich mit der KYORY in den vergangenen Jahren stets im gleichen weiträumigen Fahrtengebiet von Französisch Polynesien (FP)-. Dies in der wohl unvergleichlich traumhaften Südseenatur - die aber zuweilen eben doch auch unberechenbar sein kann.
Dabei scheint hier in FP mehrheitlich wohl die Sonne und die Temperatur bewegt sich Jahraus/Jahrein um die 30°, mit mal trockener oder dann wieder feuchter Luft. In den Monaten Januar bis März haben wir Regenzeit, wo einige nasse Squalls mehr als sonst über uns hinweg ziehen. Diese können schon mal auf gegen 40Kn Windgeschwindigkeit ansteigen und die See einen für uns Yachten unbequemen Swell von ca. 1m Höhe erzeugen. Eigentlich liegt auch Tahiti, wo ich mich seit 8.2020 aufhalte, jeweils von Dezember bis April in der Hurrikan Zone. Aber da diese Saison hier nur der abgeschwächte El Nina wirkt, sind wir bis anhin von stärkeren Tiefs verschont geblieben.

Somit ist auch verständlich, dass ich eigentlich keine grossen Auslagen für Kleider habe. Denn ich trage ja auf dem Boot stets nur die Badehose und bei Landgängen ziehe ich mir eine Shorts und ein T-Shirt an. Natürlich stürze ich mich bei speziellen Anlässen schon mal in lange Hosen und ziehe ein langärmliges Hemd an. Und auch nachts benötige ich bei Temperaturen von hier in Tahiti um die 26° kein Pyjama und ich lege einzig ein leichtes Leintuch über mich.  
Auf der KYORY befinden sich übrigens zwei Kabinen, wobei die von mir besetzte Mittelkabine eine Koje von 1.85m x 1.25m ausweist und die Bugkabine eine Koje von 1.8m x 1.45m. Im Salon ist noch eine sogenannte Hundekoje mit einer Matratze von 2.35m x 0.75m eingebaut, die ich aber mehrheitlich als Stauraum zweckentfremde. Alle Kojen sind mit speziellen 15cm hohen mittelharten Calypso-Matratzen ausgestattet. Das WC ist mit einem Lavabo und einer elektrischen Toilette sowie etlichen Schabs ausgerüstet und die Dusche befindet sich ja draussen auf der Badeplattform. Und diese Erfrischung bei dem vielen Schwitzschüben nehme ich, je nach Job, 1- 2x täglich in Anspruch!  

Wenn ich mich tagsüber auf der KYORY aufhalte und es nicht regnet sind alle fünf Luken auf Deck und Salon sowie die zwei Sprayhood-Luken mit dem Niedergang-Zugang für eine gute Durchlüftung des Bootsinneren stets offen. Dies auch nachts wobei ich dann den offenen Niedergang einzig mit dem Moskitonetz abdecke. Demgegenüber schliesse ich aus Sicherheitsgründen bei Landgängen alle Luken und den Niedergang, denn auch überraschend schnell eintretende nasse Squalls würden mir im Bootsinnern keine Freude bereiten  
In der Freizeit zum Lesen sowie zum Essen halte ich mich grundsätzlich immer an der frischen Luft im Cockpit auf. Nur bei Regen ziehe ich mich in den Salon ins Innere des Bootes zurück. In diesem Salon befindet sich eine bequeme Sitzecke mit einem Tisch für sechs Personen. Die Pantry ist mit einem kardanisch aufgehängten Gas-Kochherd/Backofen, einer 100Ltr.-Kühlbox, einem Spülbecken und genügend Arbeitsfläche ausgerüstet. Auch sind alle notwendigen Pfannen, Schüsseln, Teller und Bestecke sowie Kochzusätze und Kräuter in schnell erreichbaren Schapps zugänglich. Grosse Beachtung muss man übrigens auf einem Boot, vor allem in der Pantry, auch der stetigen Sauberkeit schenken. Ansonsten haben die Ameisen wie auch die hier sogar fliegenden Kakerlaken bald ihren Spass - und es ist dann schon wichtig zu wissen, welche Produkte gegen diese Viecher wirklich etwas nützen! - Schmunzel, schmunzel!

Gerade in diesen Tagen musste ich bei der Mobil-Tankstelle meine zwei leeren 20kg-Gasflaschen austauschen, die mir übrigens jeweils für über ein Jahr ausreichen. Dieser Austausch ist aber jeweils auch für mich noch starken Mann schon eine Plackerei. So tuckere ich hier mit dem Dingi zu einem kleinen Pier, der sich gleich hinter dem an die Marina angrenzenden McDonalds befindet. Dann befestige ich jeweils eine der Gasflaschen auf meinem Einkaufswägeli und bewege mich - weil dies einfach der kürzeste Weg ist - damit locker durch einige Tischreihen der McDonalds-Gartenwirtschaft bis zur angrenzenden Mobil-Tankstelle. Nach dem Flaschentausch (28CHF/Flasche) geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück zum Dingi um mit der zweiten Flasche das gleiche Prozedere durchzuführen. Und mit beiden vollen Gasflaschen geht es im Dingi wieder zurück zur KYORY, wo sie in der Lager-Backskiste gut verzurrt werden.

Auch musste ich letzter Woche wieder mal einen Waschtag einlegen, wobei ich jeweils den Wäschesack und das Waschmittel ins Dingi verfrachte und hinunter zum Laundry-Bereich (mit 4 Waschmaschinen und zwei Tumblern ausgestattet)  der Marina Taina schippere. Kosten für je zwei Maschinen- und Trockner-Gänge total umgerechnet 25CHF.   

Das für das Leben auf dem Boot notwendige Süsswasser (als Trinkwasser und zum Kochen und Abwaschen sowie zum täglichen Duschen) produziere ich auf den Segeltörns mit dem Wassermacher per 230V (55Lt./Stunde) über den mitlaufenden Motor. Aber hier vor Anker suche ich jeweils bei den alle paar Tage Mal stattfindenden Dingi-Fahrten zur Marina Taina eine dortige Zapfstelle auf und befülle meine im Dingi mitgenommenen Kanister von je 1x 35Ltr. und 3x 5Ltr. womit ich so jeweils zu total 50Ltr. Frischwasser komme.

Hier noch etwas zur auch lebenswichtigen Stromversorgung auf einer Langfahrtenyacht: Mit dem Zukauf von zwei weiteren Solarpanelen im 7.2020 ist nun mit deren total 480W und dem Windgenerator jeweils bereits um die Mittagszeit die Service-Batteriebank von 400Ah vollgeladen und ich bin wirklich Autark. Somit muss ich zur ergänzenden Stromproduktion nie zusätzlich den Motor oder Generator zuschalten. Für den Motorstart und die Bedienung der elektrischen Fallwinsch befindet sich getrennt eine zweite stets vollgeladene 360Ah fassende Nass-Batteriebank an Bord. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass so in etwa alle vier Jahre die Batterien ausgetauscht werden müssen. Auch fallen bei den diversen Elektro-Komponenten, wie auch am Motor, immer mal wieder defekte auf. So musste ich dieser Tage noch am Reserve-Motoren-Geni einen neuen Regler ersetzen, den ich übrigens aus Frankreich anliefern musste.

Und bei längeren Segeletappen, zB meisterte ich die Einhand-Passagen  über den Atlantik in 28 Tagen und Nächten sowie die über den Pazifik in 40 Tagen und Nächten. Da wird man alleine an Bord schon mal bis an die Grenzen der eigenen Physis und Psyche gefordert. Hier noch einige ergänzende Zahlen dazu: Bei der vom 21.2. - 21.3.2014 dauernden Atlantik-Passage segelte ich 3.180sm ab, was 5.820Km entsprechen. Bei der vom 25.6. - 4.8.2015 dauernden Pazifik-Passage  waren es 4.233sm, was 7746Km entsprechen! Nächtliche Kurswechsel mit Veränderung der Segelgarderobe, Behebung von Reparaturen auch bei bockiger See und ungezählte Nachtwachen mit 20 Minuten-Schlafsequenzen fordern einem alles ab. Wobei ich aber weitere Aufgaben, wie Navigation, Logbuch nachtragen, Kochen, Wäschetag, Putztage usw. hier gar nicht anspreche.
Aber nie werde ich diese beiden Passagen vergessen können, vor allem auch all die damit verbundenen unvergesslichen Momente auf den unendlichen Weiten dieser Ozeane mit ihrer wilden Natur. Eine mir bis dannzumal unbekannte Welt voller Schönheit, Geheimnissen und auch gefahren. Bei absoluter Stille, während dabei an Dutzenden von Tagen und Nächten die KYORY nur unter Segel und der Windsteueranlage durch die Wellen zog, konnte ich bleibende Bilder in mir aufnehmen. Nur einen Meter über der Wasserlinie, im Cockpit oder auf einem auf Deck befindlichen Kugelfender sitzend, ist mein Blick auf die unendlich weite, meistens tiefblaue See gerichtet. Dabei nehme ich unvergessliche Bilder der gleichmässig ruhig oder auch wild anlaufenden Wellen, der vereinzelt weissen Wolken am vielfach herrlich blauen Himmel in mir auf! Aber die KYORY in der gleiche See, nur wenige Stunden später bei einem bockigen regnerischen Squall mit pfeifenden Winden vom um die 30Kn durch die ansteigenden Wellen zu leiten ist stets eine grosse Herausforderung. Wenn dabei diese hohen Wellen jeweils mit grossem Garacho auf die KYORY zu donnern und dann ihren Weg unter dem Bug suchen,  wird eine solch kleine Segelyacht - nur 13m lang, 4m breit, 1.9m Tiefgang, 15m Masthöhe und einem Gesamtgewicht von 20t - wie ein der See ausgelieferter Spielball für einige Momente auf die Seite gedrückt, wird kurz etwas abgebremst und kommt ins stampfen. Dies lasse ich ohne Angst auf mich zukommen, habe aber stets einen grossen Respekt gegenüber diesen Naturgewalten. Und neben den Bildern der unendlichen Freiheit auf See, ist genau dieses Gegensätzliche, was das Meer so anziehend für mich macht. Dann kommt bei mir noch die ausgeprägte Sehnsucht dazu; ein Gefühl das mich seit meiner Jugendzeit durchs Leben begleitet hat. Und zu guter Letzt sehnte ich mich in all den Jahren immer mal wieder nach dem Geruch von Abenteuer, das mich dann aus dem Alltagstrott hinaus, in die weite Welt begleitete. - Und beim Erreichen solcher Ziele ist einfach nur eine grosse Erleichterung und Befriedigung und auch ein gewisser Stolz auf die erbrachte Leistung spürbar!

Und wie präsentiert sich mein weiterer aktueller Lebensalltag.
So, ich komme nun wieder zurück zu meinem heutigen normalen Lebensalltag auf der KYORY zurück: Meine Food-Einkäufe, hier in Tahiti fast so teuer wie in der Schweiz, erledige ich abwechselnd in den ca. 500m von der Marina Taina entfernten Magasin bei der Mobil-Tankstelle oder im grosszügig ausgestatteten Carrefour. Dann trage ich jeweils die ca. 20kg schweren Einkaufstaschen und den Rucksack - gutes Gewichtstraining - zurück zum Dingi-Pier bei der Marina und tuckere zurück zur KYORY. Übrigens die einte 12 Jahre alte und immer noch strapazierfähige Plastik-Einkaufstasche ist noch gross mit dem Namen des Schweizer Einkaufsriesen Migros beschriftet. Da sprach mich dieser Tage mal ein nahe an der Schweizer Grenze lebende Österreicher beim Verlassen des Carrefours an und brachte mich mit dem alten Migros-Werbeslogan "Ah, s‘Mami chauft alles bi de Migros!“ zum Lachen.

Und da ich auf einem Boot im Element Wasser lebe, habe ich jede Woche einen mehrstündigen Arbeitseinsatz, als sogenanntes „Abenteuer unter Wasser“ durchzustehen. Dabei muss ich den Wasserpass, das Unterwasserschiff mit Ruder und Propeller mittels 40er-Schmirgelblock, Spachtel und Drahtbürste von allem Grünbewuchs und vereinzelten Müschelis befreien. Diese für mich anstrengende Arbeit - ist aber ein wirklich gutes Konditions-Training - erledige ich jeweils mit dem Freediver-Tauchgerät, das mit einem über eine Batterie betriebenen Kompressor für eine Tauchzeit von gegen jeweils eine Stunde ausgestattet ist. Für weitere Tauchgänge muss jeweils die Batterie wieder nachladen.
Übrigens muss bei einer Yacht alle 2-3 Jahre auf dem Unterwasserschiff ein so genannter Antifouling-Farbanstrich aufgetragen werde und dazu muss jeweils die Yacht für einige Tage in einer Marina an Land (Haul out) gestellt werden. Für diesen Haul out fährt man bei der Marina in ein spezielles Bassin, dort wird die Yacht von einem fahrbaren Travellift aus dem Wasser gehoben und wird gleich anschliessend vom Traveller zu einem Standplatz gefahren, wo die Yacht auf stabile Stelzen gestellt wird. - Und dann können die Arbeiten am Unterwasserschiff beginnen!

Auch das Thema der im zweiten Halbjahr 2020 noch Blog-Reiseberichte darf hier nicht fehlen, denn ich kann gut nachvollziehen, dass meine treuen Blog-Leserinnen und Leser doch hie und da - auch während dieser Rep-Phase - an den Abenteuern der KYORY teilhaben wollen. Aber über die vergangenen Monate war ich, neben einigen jeweils erfassten Last News im Blog nicht mehr aktiv. Dies weil ich einfach viel an anstrengenden Arbeiten zu erledigen hatte und immer noch habe. Ich kann mich dann jeweils abends nicht immer aufraffen und motivieren, um im Word neue Reiseberichte niederzuschreiben. So schreibe ich zB gerade jetzt am Salontisch diese Zeilen, scho es betzeli übermüedet, abends um 2200 des 10.3.2021 bei schwülen 30° und 80%tiger Luftfeuchtigkeit!
Und bis ich dann mal zufrieden mit meinen jeweiligen Texten bin - stets ändere ich was ab oder setze was neues hinzu -, braucht es einfach unzählige Stunden und auch die Bilderauswahl ist jeweils mit den Downloads eine zeitintensive Angelegenheit. Auch finden die vielen Gedanken zu meinen Südsee-Geschichten in meinem Kopf nicht immer den schnellsten Weg in die Word-Date, will heissen, ich muss in der richtigen Stimmung sein, dass die Ideen dann auch nur so aus mir heraus sprudeln.
Aber hier in der Mitte des Pazifiks ist dies eine Sisyphos-Arbeit und setzt bei der hier vorherrschenden WiFi-Langsamkeit enorm viel Geduld und auch Zeit voraus.  Denn es kommt erschwerend dazu, dass ich auf der KYORY keine kostengünstige und einigermassen schnelle WiFi-Verbindung zur Verfügung habe. Zum übertragen der Texte und ausgewählten Bilder benötige ich einfach eine schnelle WiFi-Verbindung und diese habe ich hier nur im Marina-Restaurant Casa Bianca, wo ich dann die Texte und auch Bilder in den Blog übertragen kann. Und auch das beantworten der tagtäglich eingehenden Mails sollte ich doch innert einer akzeptablen Zeit beantworten. - Bitte versteht, wenn dies einfach manchmal länger dauert.

Nun, trotzdem gönne ich mir abends im Salon auch mal das gucken eines Movies an und im weiteren bin ich ja erst noch eine süchtige Leseratte, wobei ich spätabends in der Koje liegend aufpassen muss, dass mir der Kindle nicht mal die Zähne einschlägt - wenn mir beim Einschlafen der kurz vorher noch über dem Gesicht schwebende Kindle runter auf die Nase platscht!  - Schmunzel, schmunzel!    
     
Also liebe Leute, es passieren auf Langfahrt mit einer Segelyacht im Südsee-Paradies von Polynesien, mit ihrer überschwänglichen Natur über und unter dem Wasser, wirklich unglaublich schöne und unvergessliche Momente. Da gehören zu den beeindruckensten Erlebnissen sicher die vielen Schnorcheltrips mit dem beobachten von Rochen, Mantas, Delfinen, Haien und vor allem Walen, wie auch beim Bewundern der Korallen-Kolonien mit ihren farbenprächtigen kleinen Fischen! Mit dazu gehört auch das faszinierende Kultur-Erlebnis mit dem alljährlichen und in den schillersten Farben sich vor Tausenden von Zuschauern sich präsentierende Wettbewerb des “Heiva-Tanz- und Singfestivals in Papeete/Tahiti“!
Aber auch auf einer Langfahrt wird einem nichts geschenkt, denn alles muss hart erarbeitet werden und noch täglich lerne ich eh stets was Neues dazu. Diese Herausforderung einer Langfahrt war für mich neben dem Reiseabenteuer der gewichtigsten Aspekte in meinem Alter noch ein solches Projekt anzugehen. Wobei es natürlich schon auch hilfreich ist, wenn man ein gewisses Feeling für die wirklich komplexe Technik einer Yacht hat.

Und nun meine Leserinnen und Leser vermutlich rauchen eure Köpfe ober der grossen Fülle dieser vielen Infos zum Langfahrtenleben schon ein bisschen!? Wer von euch sucht auch die Freiheit und hätte neben dem Mut, die Neugier, die Begeisterung und die Entschlossenheit ein solches Langfahrtenprojekt anzugehen? Wo ist nun die nächste Generation von jungen und junggebliebenen  Langfahrtenseglern?  - Schmunzel, schmunzel!

Zum definitiven Abschluss dieses Reiseberichtes aber noch dies:
In meinen Jugendjahren  verschlang ich nur so die mich stets vereinnahmenden Bücher von Saint-Exupery, die mich emotional aufwühlten und meine Sehnsucht nach fremden Ländern nur noch intensiver werden liessen! Er schaffte es dabei immer wieder, mich mit seiner unvergleichlichen Erzählkunst und seiner Menschlichkeit zu fesseln, egal ob er nun zum Beispiel neben seinem „Der kleine Prinz“ mit den weiteren Büchern „Nachtflug“ oder „Wind, Sand und Sterne“, in denen er von den Nächten in der Wüste erzählte oder von einem Flug über das weite Meer. Es war, als ob ich jeweils neben ihm im Cockpit sitzen würde und direkt an diesen verzauberten Geschehnissen teilhaben konnte. So zitiere ich die nachfolgenden Zeilen aus einem seiner Bücher und vielleicht werden auch sie, wie ich vor Jahrzehnten, vom Abenteuer gepackt:

„Vor jedem von uns Erdenbürger liegt das Leben wie das unendliche Meer, an dessen Ufer wir stehen und das sich ins Unbekannte verliert. Heute liegt es glatt, aber morgen kann der Sturm es zerwühlen. Es hat dabei ruhige und sonnige Tage, aber auch unergründliche Tiefen mit seinen Schönheiten und seinen Schrecken. Wir können wohl am Ufer bleiben und ängstlich in die Ferne blicken. Dann erfahren wir aber nie, ob wir dem Sturm auch gewachsen sind, wir erleben nie die Schönheit der Meeresnacht und die Geheimnisse der Tiefe. Und wenn wir nicht hinausfahren, dann können wir nie heimkehren. Wenn wir die Ferne nicht kennen, erfahren wir auch nie, was Heimat heisst. So fahren wir also hinaus, um dieses Leben zu leben, jeder auf seine Weise und im Wissen, dass helle und dunkle Tage ihren Sinn haben, und das das Helle vom Dunkeln lebt!“