Es kam aber über die letzten zwei Jahre, seit meinem Rückenunfall, einfach einige weitere unerfreuliche Dinge zusammen. Begleitend mit meinen dadurch hie und da
schon etwas nachlassenden Kräften musste ich akzeptieren, dass ich des Öfteren nur noch funktionierte. Und aufgrund meiner nun halt auch altersmässig, bin doch auch schon 77zig, etwas
angeschlagenen Gesundheit, signalisierte mir mein Körper doch mit den KYORY-Arbeiten etwas zurückzufahren um wieder zusätzliche Stärke aufzubauen! Es war schon einiges zu viel des Guten
und ich brauchte eine längere Phase um meinem Körper und Geist die Möglichkeit zu geben, mit all diesen Unannehmlichkeiten wieder klar zu kommen.
Und da ich auch bei meinen gesundheitlichen Herausforderungen keine Berührungsängste habe, diese hier festzuhalten, kann ich euch nachträglich darüber informieren,
dass mich anfangs April leider ein für mich überraschend auftretendes Tief erwischte - dem ich den Namen «Kleine Situationsbedingte Depression» gab! Dabei mag ich dann wohl in solchen
für mich unerfreulichen Zeiten gegen aussen als ausgeglichen erscheinen - vermutlich bin ich unter solchen Umständen nicht der einzige - aber es fällt mir halt in solchen Situationen schon auch
schwer meine tieferen Gefühle zu zeigen. Somit ist es für mich dann einfacher zu kämpfen, dies ohne gross wütend zu werden, als eben auch solche Schmerzen offen zu zeigen! Wobei ich mich aber
nicht etwa auf einem Verdrängungs-Trip befinde, sondern ich höre schon auf meinen soweit noch gesunden Menschenverstand. Dies im Wissen, dass eben solche Situationen halt schon auch eine gewisse
Verarbeitungs-Zeit benötigen! Aus den einten oder anderen Gesprächen mit Freunden aus meinem näheren Umfeld konnte ich entnehmen, dass dies auch schon bei einigen anderen Seglern vorgekommen ist
und als normale Krankheit betrachtet werden kann - wenn sich daraus nicht eine ernst zu nehmende Depression entwickelt!
Dazu erreichte mich dann leider am 9. Mai noch die traurige Nachricht vom Hinschied eines mir nahestehenden Schweizer Freundes, die mich zusätzlich mehr als nur
durchschüttelte! Wobei dann aber nach einigen Tagen, gerade diese für mich schwer zu akzeptierende Nachricht - wie schnell ein Leben vorbei sein kann - mich wieder zur Besinnung brachte und ich
mich dann schnell wieder erholte und in meine Arbeiten stürzte! So konnte ich mich um den 15. Mai herum wieder «Gesund schreiben» und diese Krankenakte nach inzwischen eh bereits wieder
vergangen gut zwei Monaten sogar mit einem - Schmunzel, schmunzel - definitiv schliessen! - Ja, so werden wir auch in unseren späten Lebensjahren immer mal wieder «zum Tanz»
aufgefordert!
So war ich mit meiner Leere durch diese Phase auch nicht gerade hoch motiviert, jeweils umgehend eingehende E-Mails zu beantworten oder längst überfällige
Blog-Beiträge zu verfassen. Dabei spielt noch mit, dass ich jeweils anschliessend diese Texte erst noch ein paar weitere male überarbeite, bis ich dann mit dem Endprodukt wirklich zufrieden bin!
Auch musste ich mich in den vergangenen paar Monaten vielfach disziplinieren und engere Grenzen setzen - damit auch ich mich der Gesundheit willen - den
Ablenkungsversuchen mittels Handy, iPad und Laptop erfolgreich entgegensetzen konnte! Denn seit Jahren versuchen doch all die Streaming-Dienste und digitalen Medien uns rund um die Uhr mit ihren
nie endenden Beiträgen zu beschallen oder zu beschäftigen. Wobei ich begleitend vor allem an die vielen jungen Menschen denke, die auf diesem Wege von diesen digitalen Medien manipuliert und
leider auch süchtig gemacht werden!
Dabei ist nach meiner Überzeugung einen der wichtigsten zu fällenden Entscheide der - da kommt auch wieder mein soweit gesunder Egoismus zum Tragen -, doch
grundsätzlich nur für sich selbst zu schauen! Zu entscheiden, eben nur das zu tun, was mir guttut und dabei auf die «raubende» Kraft anderer Aufgaben sowie Verpflichtungen zu verzichten.
Und dies im Rahmen meiner gegebenen Möglichkeiten auch wirklich zuzulassen, um mich weiterhin für das Leben zu entscheiden das ich primär wirklich Leben will! Und dabei ist dies für mich jeweils
der wichtigste Entscheid, den ich in etwas dunkleren Zeiten in meinem Leben für meine Psyche und Physis zu treffen habe! Wobei ich - alleine auf der KYORY lebend - meine Probleme nicht
einfach so verdrängen kann, um darauf zu warten, dass vielleicht Unterstützung von aussen kommt!
So erlebt doch jeder von uns immer mal wieder gute und auch schlechte Phasen, die im stetigen Auf und Ab unseres ansonsten faszinierenden Lebens zu bewältigen sind!
Aber ein Rezept wie man solche Probleme aus der Welt schaffen kann, gibt es nicht! Da sind wir alle nur «Menschen» und so ist dann jeweils doch jeder sein eigener "Glückes
Schmied"!
Und wenn man dann, wie ich in meinem mit Abenteuern gespickten Leben, noch die grenzenlose Freiheit sucht, da muss man einfach zuerst einige der im Wege stehenden
Brücken abbauen! Dabei verspürte ich schon mein ganzes Leben hindurch eine tiefe Verbindung zu meinen eigenen Wurzeln, die in den über zwei Jahrzehnten verbrachten Jugendjahre auf unserem
Bauernhof auf dem Lindenberg im Luzerner Hinterland der Schweiz entstanden sind! So vertiefte sich mit der Zeit auch meine Verbundenheit mit der Natur stetig weiter, dies vor allem auch bei den
mit der KYORY bald verbrachten zwölf Jahren auf See! Wobei ich ja während diesen spannenden Seefahrerzeit wirklich den einten oder anderen Kampf mit den Naturgewalten auszutragen
hatte!
Wenn ich heute an meine bereits vergangenen Lebensjahre denke, komme ich nicht drum herum festzuhalten, dass das Leben nach meiner Überzeugung wie ein Abenteuer
gelebt werden sollte! Ansonsten wird es zum Beispiel für mich, der ich leidenschaftlich neugierig bin, sehr schnell langweilig! Dazu kommt, dass einem doch das Leben nicht gerade viel garantiert.
Wobei für mich das Leben, über Jahre alleine auf einem Segelboot, durch diese Tatsache noch um einiges intensiver zu spüren ist!
Denn vor allem die Mutter Natur - neben den vielen weltweit «kranken» Politikern - regiert doch seit einigen Jahren über unser Leben und manchmal wird es
wirklich sehr, sehr grausam! Und wenn ich mir überlege, was da so alles auf dieser heutigen chaotischen Welt abgeht, schätze ich hier in Französisch Polynesien die Sicherheit und ruhige
Atmosphäre ohne solch weltpolitische Konflikte! Dabei wird übrigens die Welt nicht von denen zerstört, die Böses tun, sondern von denen, die ihnen «tatenlos» zusehen! Nun, zu diesen
beiden Themen folgt von mir in einem späteren Beitrag noch mehr!
- An dieser Stelle möchte ich noch anfügen, dass ich mir bewusst bin, dass ich begleitend bei einigen mir nahestehenden Menschen noch in der Schuld stehe und ich mir
einfach wünsche und hoffe, dass sie meine nicht immer einfach zu verstehenden Entscheide trotzdem noch mittragen!
-> Übrigens habe ich mir bei längerem Schreiben angewöhnt, wie gerade in diesen Stunden sitzend am Laptop, die von meinem Körper ausgesendeten Signale doch
ernst zu nehmen. Also suche ich alle ca. 30 Minuten das Bootsdeck auf, um die Augen zur Entspannung in die Ferne schweifen zu lassen sowie vor den abendlichen Fitness-Einheiten meine Rücken- und
Hals-Muskulatur mit ein paar Stretching-Übungen aufzulockern!
Wobei mich zusätzlich stets meine Fotokamera begleitet, um die mich hier tagtäglich immer wieder beeindruckenden Naturschauspiele bei vielfach absoluter Stille
abzulichten! Denn dieses Leben auf See fasziniert mich einfach stets von neuem. Ob dabei tagsüber, bei tief blauem Himmel oder aufgelockerter Bewölkung, die Sonne mit Licht und Schatten spielt
sowie bei Sunset ein Schauspiel in den verschiedensten farbenprächtigen Aufzügen präsentiert oder die aufgewühlte See mit ihren Böen um die Wanten pfeift! Aber das Dasein in solchen Momenten, in
diesem einfach unvergleichlichen, facettenreichen und bezaubernden Französisch Polynesien, findet immer wieder sein Ende und holt mich jeweils einiges später schon wieder ins wirkliche Leben
zurück!
Leider passierten gerade über die vergangenen Wochen und Monate zwei wirklich traurige Geschehnisse in meinem engeren persönlichen Umfeld. Dies mit einem Todesfall
in meinem engsten Freundeskreis und den Ereignissen um den Hurrikan Beryil in der Karibik! Dabei wurde ich arg durcheinander gewirbelt, ansonsten ich doch ein aktiver und positiv eingestellter
Mensch bin, und diese Geschehnisse zwangen mich nicht nur zum Nachdenken, sondern es ging schon einiges tiefer!
Ein Abschied für die Ewigkeit!
Anfangs Mai nahm mein Beschäftigungsgrad auf der KYORY um einiges ab, dies aufgrund einer traurigen mich am 9. Mai aus der Schweiz erreichten Nachricht!
Dabei musste mir Christine mitteilen, dass mein Freund, ihr geliebter Roland nach 79 Lebensjahren verstorben ist. Dies traf mich wie ein Hammer in meinem Innersten, war doch Roland vor allem
während meinen noch in der Schweiz verbrachten Jahre ein sehr enger Freund von mir. Und auch auf meiner Langfahrt mit der KYORY begleitete er mich als mein in der Schweizer stationierter
"Stützpunktleiter", vor allem mit stets hilfreichen Wetterinfos bei den Atlantik- und Pazifik-Etappen! Auch werde ich die vielen mit ihm auf unseren Harleys verbrachten Töff-Touren über die
Alpenpässe oder an den Plattensee nach Ungarn nicht vergessen!
Wie ich das auf der KYORY öfters mache, suchte ich auch in jenen Tagen gegen Abend das Vordeck auf und bewunderte nach dem Eindunkeln einmal mehr das
funkelnde Sternenmeer über mir. Und bald war ich mit den auf mich eintreffenden Worten "Wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchten die Sterne der Erinnerung!“, in Gedanken bei meinem
unvergesslichen Freund Roland. Es ist schwer einen lieben Menschen zu verlieren und zurück bleiben nun auch bei Christine nur Trauer, Verzweiflung, Tränen und die Fragen nach dem Warum! Aber auch
ich kann ihren Schmerz nicht lindern, den sie empfindet und sie noch eine lange Zeit begleiten wird. Dies aber im Wissen, dass sie im Kreise ihrer Familie und Freunden mit der Trauer nicht
alleine ist! - „Die Zeit kann nicht alle Wunden heilen, doch sie lehrt uns, mit dem Unbegreiflichen zu leben.“
Ergänzend war es tröstlich für mich zu wissen, dass Roland nicht lange leiden musste. So ist es doch eine Gnade, nach einem erfüllten Leben auch sanft einschlafen zu
dürfen! Es sind einfach Augenblicke, in denen man innehält, Momente, die einem die eigene, unabwendbare Vergänglichkeit vor Augen geführt wird.
Und du,
lieber unvergesslicher Freund Roland: "Bitte schau nun von oben herab gut zu Christine und beschütze sie auf ihrem weiteren Lebensweg!"
So geht auch mein Weg aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft hinein!
In einer Welt, die mit der Sorge um die Zukunft geprägt ist, komme ich erst recht nicht umhin, meinen gegenwärtigen Aufenthalt hier in Französisch Polynesien einmal
mehr als den Ort des Lebens zu schätzen. Dabei sind all die wunderbaren hier mit Sandra, meinen Langfahrten-Freunden und Polybesiern erlebten Momente für mich einfach einzigartig und
unvergesslich!
Die Vergangenheit ist vorbei und eh nicht mehr zu ändern, wobei die Zukunft erst noch ungewiss und dabei nichts garantiert ist. Also konzentriere ich mich auf das
jetzige Leben und geniesse es so gut ich kann. So betrachte ich alle in den Folgejahren noch auf mich zukommenden Momente und Ereignisse als Geschenks-Bonus! Dabei bin ich dankbar für alles, was
ich bis anhin erleben durfte und was ich noch vor mir habe!
Verständlicherweise erfüllte mich in jenen Mai-Tagen schon eine traurige Einsamkeit auf der ruhig vor Tahiti liegenden KYORY! So liess ich mit feuchten
Augen meine Gedanken an die schönsten Erinnerungen mit Roland vor mir ablaufen und begleitend zogen weitere Gedanken aus meinen vergangenen und zukünftigen Lebensjahren an mir
vorbei:
So fühle ich mich nach diesen über zehn Jahren andauernden Langfahrt nun hier in Französisch Polynesien einfach glücklich und ruhig und habe auch keine Angst vor der
weiteren Zukunft. Wenn ich vor fünfzehn Jahren nicht die Schweiz verlassen hätte, um mein Segelboot-Projekt in Angriff zu nehmen, wäre mein Leben doch völlig anders verlaufen! Aber einmal mehr in
meinem Leben hatte ich mich im 2008 entschieden, mit viel Mut den Absprung in ein neues und noch verrückteres Abenteuer zu wagen, ohne mir gross Gedanken zu machen, was alles für Prüfungen auf
mich zukommen würden! Begleitend kam aber die Magie dazu, alleine mit einem Segelboot die wilde Natur der Ozeane zu durchpflügen und ich liebe die Herausforderung, mich mutig in ein neues
Reiseabenteuer zu stürzen!
Natürlich hatte ich dadurch in meinem Leben das eine oder andere "Normale" verpasst, und darum bin ich auch dankbar so zu leben, wie ich es mir schon in
meinen Jugendjahren erträumt hatte. Aber so überbekommt einem begleitend mit den Jahren das schleichende Gefühl, dass die Kontakte mit Familie und Freunden zu Hause nicht mehr so ganz dasselbe
sind wie noch in früheren Zeiten! Aber das bringt einfach das Reisen mit dem Kennenlernen von anderen Menschen und Kulturen begleitend mit sich. Wobei man sich dabei ungewollt sukzessive
verändert und nicht mehr derselbe Mensch ist, wie noch vor dem Antritt zu einem solch jahrelang andauernden Abenteuer! Ich aber an dieser Stelle schon klar festhalte, dass meine bestehenden engen
Freundschaften unzerstörbar sind und bis zu unserem Lebensende halten werden!
So waren für mich all die erlebten Reiseabenteuer, mit den vielen immer wieder auftretenden Auf und Abs, eh die schönsten Geschenke, die ich mir selbst machen
konnte! Und das erleichtert mir nun auch weiterhin aktiv und glücklich meinen Lebensabend in Angriff zu nehmen und ihn dann hoffentlich auch zu geniessen!