Abenteurer/Abenteurer?

Ein Abenteurer sehnt sich nach einem weiteren Abenteuer!
Vor allem vor dem definitiven Absprung in Las Palmas zur Atlantik-Überquerung spürte ich in mir wieder die Kraft, die mich beflügelte, meiner Neugier, meiner Sehnsucht nachzugeben um endlich wieder was Neues zu wagen! Und ähnlich wie bei meinen früheren Reisen, hörte ich schon Monate vor dem Start zu diesem Abenteuer den in meinem Innern eingebrannten Herzenswunsch „Einmal noch im Leben!“  - Einmal noch im Leben wochenlang, nur die KYORY und ich, über den Atlantik und dann gar über Jahre vielleicht Rund-um-die-Welt zu segeln! Und somit begann auch dieses Abenteuer mit der Entscheidung, in meinem doch scho es betzeli fortgeschrittenen Alter, nochmals was Verrücktes zu wagen. Also verzichtete ich wieder mal auf das Gewohnte und die vermeintliche Sicherheit in der Schweiz. Dies im Tausch für das Unbekannte, die Neugier und das Wagnis! Dabei ist mein stetiger Begleiter vor allem die Sehnsucht, die mich antreibt nach neuen Abenteuern zu suchen - und die mich dabei weiter verändern wird.
Übrigens lässt sich ja mein Stammbaum nicht bis Marco Polo zurück verfolgen. Auch bin ich nicht mit dem von mir bewunderten Bertrand Piccard verwandt. Aber irgendwie glaube ich schon, dass auch in meinen Adern ein bisschen Abenteuer-Blut fliesst! Dabei ist für mich immer das Bedürfnis, meinen eigenen Horizont zu erweitern stärker als jegliche Angst vor dem Unbekannten. Somit verlasse ich diesmal unseren alten Kontinent mit einem Segelboot und nehme mein Schicksal wieder in die eigene Hand. Auf mich alleine gestellt muss ich auf dieser Reise jeweils bei Problemen nach Antworten und neuen Lösungen suchen. Aber eigentlich ist doch für uns alle jede Situation, die anders ist als unser Alltag, schon an und für sich ein kleines Abenteuer. Ich für mich muss nun einfach mit neuen mir noch anzueignenden Verhaltensweisen darauf reagieren können. Dabei hoffe ich, dass ich sukzessive lerne, das einte oder andere auch bei mir noch brach liegende Potenzial, in Extremsituationen mobilisieren zu können!


Abenteuer und Abenteurer - beschrieben aus der Sicht der Wissenschaft.
Ich gestatte mir hier zu diesem interessanten Thema „Warum suchen Menschen Abenteuer?“ zwei namhafte Wissenschaftler zu Worte kommen zu lassen, die auf diese knifflige Frage Antworten zu geben versuchen.

Bettina Graf, Sozialpsychologin: Die Triebfeder der Abenteuerlust ist eine urmenschliche Eigenschaft: Neugier! Und der Mensch entdeckt während seiner Abenteuer nicht nur fremde Länder oder Situationen, sondern auch sich selbst. Sein Körper schwitzt, zittert, das Herz rast, immer wieder steht er vor wichtigen Entscheidungen: Gehe ich diesen oder jenen Weg? Soll ich es wirklich wagen? „Abenteuer sind eine Riesenmöglichkeit zum Lernen“, sagt Bettina Graf. Eine Möglichkeit auch nur „Wiederaneignung der Intuition. Man ist dem Alltag entrissen, es gibt keine Routine, keine festen Verhaltensmuster. Man erlebt, wer man wirklich ist. Das ist eine fast meditative Erfahrung.“ Und mit jedem gemeisterten Wagnis wächst das Selbstwertgefühl. Abenteuer sind also etwas, das dem Menschen guttut. Sie sind die Jagd nach dem Gefühl, lebendig zu sein. Eine Erfahrung, für die manch einer sogar sein Leben riskiert.
 
Karl Bette, Soziologe: Was ein Mensch unternimmt, was er unterlässt - das hängt auch von der Welt ab, in der er lebt. Karl Bette sieht im Lebensumfeld den eigentlichen Grund für das eingehen von Abenteuern. In der überversicherten Moderne, argumentiert er, macht sich Langeweile breit: Menschen berühren im Arbeitsalltag keine Erde mehr, keinen Baum. Sie gehen in der Masse unter, fühlen sich wie Hamster im Laufrad - fremdbestimmt. „In dieser Klemme aus Sicherheit und Langeweile stecken wir alle. Abenteuer bieten eine Gegenwelt zum Alltag. Bei ihnen wirken die Dinge eindeutig. Es geht um heiss oder kalt, um hungrig oder satt. Und Abenteuer bieten Situationen, in denen wir auch wirklich scheitern können.“ Der Abenteurer wagt es demnach, seine sichere Welt zu verlassen - anders zu sein. Für Bette ist Individualisierung innerhalb der Massengesellschaft der wichtigste Grund dafür, dass so viele Menschen ein Abenteuer wagen.

Mein Resümee dazu: Na ja, wenn ich diese Zeilen dieser beiden Wissenschaftler so vor meinen Augen vorbei ziehen lasse stelle ich fest, dass auch irgendwie vom Abenteuer-Virus befallen bin! Dabei würde ich mich sogar auf ein zweites oder drittes Leben freuen, denn ich hätte noch einige Abenteuer im Hinterkopf die ich noch so gerne umsetzen würde. Aber ich will mich dabei nicht etwa beklagen, hatte ich ja doch bis anhin ein wirklich spannendes und teilweise auch abenteuerliches Leben - das eh schon locker für zwei Leben gereicht hätte!